Wie kann ich harmonisch mit meinem egoistischen Vater umgehen?
Ich versuche nicht zu weit auszuholen.
Wir sind eine Immigrantenfamilie.
In meiner Kindheit hat mein Vater keine große Rolle in meinem oder dem Leben meiner Geschwister gespielt.
Er war immer da und hat Geld verdient, aber an der Erziehung, Schulangelegenheiten oder Gesundheitfragen seiner Kinder war absolut unbeteiligt.
Mein Mutter hingen war sehr bemüht und zielstrebig ihre Pflichten als Mutter ihr Kinder gegenüber mehr als gerecht zu werden. Dazu kommt, dass ihr unsere Schule, Gesundheit und Hygiene außerordentlich wichtig waren bzw. sind.
Sie hat Teilzeit gearbeitet, dreimal täglich gekocht, immerzu geputzt. Dazu kam jeglicher Schulkram, Ärztetermin, Einkauf einfach alles.
Es durfte niemals nie das Auto für Termine, Großeinkäufe oder nächtliche Apothekengänge benutzt werden. Aber er hat das Auto genutzt, wenn es um ihm selbst ging und hobbybaumarkteinkäufe.
Sehr selten mit gefühlt 100 Diskussionen und immer Tagelang im Vorraus konnte meine Mama ihn überreden Getränke oder halt schwere Einkäufe, die notwendig waren, das Auto zufahren. Er war der einzige mit Führerschein. Später als wir Kind nach und nach autofahren konnten, gab es jahrelang Diskussionen, warum wir jedes Wochenende mit dem Auto Wasser kaufen gehen und warum wir nachdem wir vom Krankenhaus entlassen wurden jetzt noch nachts zur Apotheke fahren wollen. Antibiotika und Schmerzmittel... Ist auch vorgekommen, dass man nachts 4h mit den Öffis unterwegs war für Medikamente, während das Auto in der Garage stand.
Bis wir alle Mitte/Ende Zwanzig waren, war mein Vater wirklich unbeteiligt in unserer Erziehung. Er kam nicht ins Krh, wenn seine Kinder oder Frau dort aufgenommen wurden, Notfälle überlass er den ältern Kindern und meiner Mutter, er war meist genervt wenn wir Schmerzen hatten und/oder krank waren, Elterngespräche ging er, so lange die Lehrer und Ärzte nicht ihn konkret verlangten, aus dem Weg.
Dazu muss man sagen mein Vater ist Sprachbegabt er kann neben Deutsch zwei weitere Sprachen fließend in Wort und Schrift (ich würde behaupten zwischen C1 und Muttersprache). Drei weitere Sprachen kann er sehr sehr gut sprechen. Er ist nicht dumm. Er ist ein Akademiker und ist geografisch sehr interessiert. Andere Menschen erleben meinen Vater als helfenden Menschen. Zwar etwas unbedacht, aber äußerst hilfsbereit. Das steht konträr zu seiner Beziehung zu seiner eigenen Familie.
Er hat sich bemüht, wenn wir geheiratet haben. Ab der Verlobung hat er sich eingebracht. Auch bei Trennung stand er uns bei. Aber alles davor also wenn wir etwas angekündigt haben, große eheprobleme angesprochen haben, berufliche und rechtliche Schwierigkeiten hatten, war er immer desinteressiert.
Ganz oft haben wir ein Thema besprochen, bei ihm im Wohnzimmer. Die ganze Familie will eine Lösung finden und mein Vater ist Abseits und macht den Fernseher immer lauter und verlangt, dass wir unsere Gespräch wo anders führen sollen. Und weigert sich an dieser familiären Runde zu beteiligen.
Das alles hat mich immer wütend gemacht. Aber seit ich Mutter bin... Ich halte diese Wut nicht aus.
Meine Mutter ist so verbittert. Früher habe ich sie dafür verurteilt. Aber es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Er ist so egoistisch, egozentrisch. Wenn er dann mal etwas erledigt hat, war er aufgebracht und hat eine Gegenleistung verlangt. Ihm ist nicht bewusst, dass gekocht, geputzt, gewaschen und so weiter wird. Er will eine absurde Gegenleistung, wie den Keller ausmisten lassen von meiner Mutter, irgendetwas umständliches im Keller oder am Auto putzen lassen. Und jetzt kommt der clue: meine Mutter hält das alles instand! Ohne dass er es erwähnt. Sie ist einfach so. Aber er will es in diesem Moment sofort, weil er es sagt. Er hat etwas für sie getan, jetzt muss sie etwas für ihn tun. Ich werde so wütend.
Alles was er erledigt ist für das Wohl der Familie oder es geht um ein Kind (Gesundheit oder Schule).
Meine Mama kann wirklich nicht gut Deutsch. Früher noch viel schlechter und trotzdem sie war bei jedem Schul-, Arzt, Anwalts-, Bank-, Notar oder sonstwasTermin. Hat immer darauf geachtet, dass die Kontoauszüge keine Auffällig haben. Falls ja, hat sie uns gezwungen, die Sache zu Recht zubiegen. Mein vater sagt er sei Alleinverdiener gewesen. Aber meine Mama hatte mehrere Jobs, wir haben Zeitungausteilen und kleiner Putzjobs übernommen seit wir 10Jahre alt waren. Seit wir 14 waren immer zwei Jobs gehabt, wir alle wegen meiner Mutter. Dadurch konnte der Kredit 12jahre früher abgezahlt werden.
Mein Vater will Respekt von uns Kindern in einem unangemessenen Ausmaß. Will nie, dass wir anderer Meinung sind. Ist immer sehr schnell aufs äußerste gekränkt von jedermann.
Er hat uns Schule machen lassen und uns nicht eingesperrt und jedes Kind hatte ein eigenes Zimmer. Dafür bin ich tatsächlich dankbar. Aber ich denke es hat ihn einfach nicht wirklich interessiert was wir machen.
Es fällt mehr sehr sehr schwer mit ihm gelassen umzugehen. Gibt es Tricks die mir helfen einfach mit dieser Wut klar zu kommen?
1 Antwort
Akzeptiere Deinen Vater so, wie er ist. Denn ändern wirst Du ihn nicht. Ich habe das auch lernen müssen und ja, diese Wut kenne ich sehr gut! Trotzdem: Er hat nun einmal diesen Charakter und das einzige, was DU machen kannst, um Dich selbst zu schützen, ist Abgrenzung. Wie weit Du da den Rahmen steckst, musst Du selbst wissen. Das kann Dir niemand vorschreiben.
Aber noch ein paar Worte zu Deiner Mutter: Du stellst sie hier ein bißchen wie ein Opfer hin- er der Böse, sie die Gute, die alles macht, sich aufreibt bis zur Erschöpfung und dann diesen egoistischen Mann ertragen muss. Bedenke dabei immer, daß sie sich diese Rolle ausgesucht hat und bis heute nichts daran ändert! Sie möchte das so. Ja, das ist schwer zu verstehen, aber wenn es anders wäre, dann hätte sie über Jahrzehnte die Möglichkeit gehabt, sich zu trennen und ein neues Leben zu beginnen. Du musst ihr diesen Vorwurf nicht machen. Sie weiß das sicher alles selbst. Aber wenn man es nicht schafft, sich zu trennen (aus welchen Gründen auch immer), dann gibt es viele Wege, um sich Hilfe zu holen (sie hatte schließlich ja auch Euch).
Wenn Du es alleine nicht schaffen solltest, mit Deiner Wut umzugehen, dann hole Dir therapeutische Unterstützung. Alles Gute!
Ich verstehe Dich. Aber wie gesagt, das Zauberwort heißt hier "Abgrenzung"! Es ist nicht Deine Aufgabe, zu schlichten und für Harmonie im Haus zu sorgen. Du bist erwachsen und das Einzige, was Du tun musst, ist dafür zu sorgen, daß es DIR gut geht! Ich hoffe doch, daß Du eine eigene Wohnung hast! Denn sonst wird es schwierig...
Danke für deine Antwort.
... Ich bin eins der älteren Kinder.
Es fühlt sich so unmöglich an, sich rauszunehmen. Ich komme mit dem Desinteresse meines Vaters klar. Es hat sehr lange an mir genagt, aber wie Du sagst ich kann ihn nicht ändern. Er ist wie er ist.
Aber diese absurden Diskussionen mit meiner Mutter und die von ihn verlangten Respekterweisungen (selbst für meinen Kulturkreis ist das over the top), da Platz mir der Kragen.
Ich bin die schlichtende Person in unserer Familie, aber dieses zwei Dinge kann ich nicht regeln.. Da geb ich kein bisschen nach und halte die Stellung. Das ist auch nicht das Problem.
Ich will nur eine Taktik wie ich diese Wut nicht aufkommen lasse.
Er ist so resident gegen jedes Wort. Er hört auch nichts was ihn entkräftet. Er hat seine altlosen Gründe lässt sie dauerschleife laufen. Alles andere blendet er aus.
Ich kann nicht schlichten. Ich schaffe keine Harmonie in seinem Haus. Das habe ich akzeptiert. Soll er in Unruhe leben, wenn er das möchte. Aber wie kann ich diese Diskussionen einfach abschalten? Oder was kann ich machen damit ich mich nicht so aufregen?
Dabei will ich mich aber nicht von dem Rest der Familie distanzieren