Wie kann ein Leitungsschutzschalter (MCB) auf Funktionstüchtigkeit geprüft werden?

4 Antworten

Ja, solche offiziellen Prüfgeräte gibt es nicht.
Die LS werden nur typengeprüft, bzw. beim Hersteller geprüft.
Für die Installationskontrolle ist das nicht vorgesehen.

Du müsstest also selber eine Testvorrichtung bauen.
Auf Kurzschluss zu testen (also die magnetische Auslösung) kann man einfach testen, indem man einen "sauberen", verschleissarmen Kurzschluss macht (z.B. mit einem Schütz). So testest du auch gleich noch, ob der Kurzschlussstrom trotz Leitungswiderstand auch am Ende deines Netzes erreicht wird.
(So ein Test-Kurzschluss-Schütz ist auch sehr praktisch zum Auffinden nicht angeschriebener LS..., brauche ich oft...)

Auf Überlast zu testen (also thermisch) wird's aufwendiger, da man ja verschiedene Überlasten anhängen und die Zeiten messen müsste.

Middlemen 
Fragesteller
 13.05.2020, 20:24

"(So ein Test-Kurzschluss-Schütz ist auch sehr praktisch zum Auffinden nicht angeschriebener LS..., brauche ich oft...)"

Dafür gibt es doch Leitungsortungsgeräte im zweipoligen Verfahren.

Damit lassen sich Leitungen und auch entsprechend verdrahtete Sicherungen finden.

0
atoemlein  13.05.2020, 20:49
@Middlemen

Ja schon. Aber das istzu mühsam, zu langsam, zu unzuverlässig, und bisweilen zu gefährlich, weil alles noch unter Spannung.
Wenn ich irgendwo an einem normalen Steckdosenkreis bis 16A spannungslos werden muss, ohne andere essentielle Gruppen oder Geräte anzuschiessen oder irgendwelchen PCs einen Datenverlust zu bescheren, dann ist so ein Kurzschlussmacher schlicht das Beste.

1
ProfDrDrStrom  14.05.2020, 00:07
Ja, solche offiziellen Prüfgeräte gibt es nicht...
...Du müsstest also selber eine Testvorrichtung bauen.

Soso, gibt es nicht?

Gibt es doch:

https://www.spselectronic.com/de/testsysteme/nach-branche/details/pruefsystem-fuer-1-4-polige-leitungsschutzschalter-bis-250-a/

Ok, nicht für Leitungsschutzschalter im eingebauten Zustand, aber immerhin kann man (mit genügend Kleingeld) so ein Prüfmoped kaufen...

Dein „Kurzschlussverursacher“ wäre zu gebrauchen, wenn er im Nulldurchgang den Kurzen macht, ansonsten begeistert mich die Idee nicht wirklich. Dürfte aber bei ansteigendem Strom schwierig bis unmöglich werden

Auch müsste gewährleistet sein, dass im Falle des Versagens des LS nicht im ganzen Haus das Licht ausgeht.

Es fehlt aber noch ein Amperemeter mit Peak-Funktion.

0
atoemlein  14.05.2020, 01:02
@ProfDrDrStrom

Das ist ja ein Prüfplatz, kein Prüf"gerät" (wie es vermutlich der Fragesteller meinte). Sowas "gibt's" eben nicht wirklich

Ich habe auch nicht gesagt, dass ich den Kurzschlussmacher zum Testen oder gar Messen eines LS bzw. Auslösestroms brauche.
Das war nur eine Nebenbemerkung. Ich brauche ihn zum Raushauen einer Sicherung, ohne Betriebsmittel oder Werkzeuge zu beschädigen...

0
ProfDrDrStrom  14.05.2020, 09:30
@atoemlein
Ich habe auch nicht gesagt, dass ich den Kurzschlussmacher zum Testen oder gar Messen eines LS bzw. Auslösestroms brauche.

Stimmt, Du brauchst ihn nicht dafür (glaube ich jetzt mal einfach).

Aber in Deiner Antwort schreibst Du:

Auf Kurzschluss zu testen (also die magnetische Auslösung) kann man einfach testen, indem man einen "sauberen", verschleissarmen Kurzschluss macht (z.B. mit einem Schütz). So testest du auch gleich noch, ob der Kurzschlussstrom trotz Leitungswiderstand auch am Ende deines Netzes erreicht wird.

Du empfiehlst damit das mit einem "Kurzschlussmacher" zu testen. -> Lümmel!

Wir beide hatten das Thema schon mal bei dieser Frage:

https://www.gutefrage.net/frage/abbsmissline-ls-v13-und-v16-ist--v--eine-ausloesecharakteristik-und-wie-ueberprueft-man-deren-einhaltung#answer-287188920

Theoretisch ist der Kurzschluss eine Möglichkeit Stromkreise zu zuordnen.

Ich würde jedem davon abraten, in einer Elektroanlage die sich in Betrieb befindet, das zu versuchen. Die Risiken die damit verbunden sind, stehen nicht im Verhältnis zum Nutzen.

Auf einer Bauststelle ohne angeschlossene Verbraucher, wäre es als Notlösung evtl. eine Möglichkeit.

Du produzierst massive Überspannungen, ggf. Gebäude übergreifend. Belastest das Netz mit unnötig hohen Strömen.

Sollten, ohne vorhergende Überprüfung, die vorgeschalteten Schutzorgane (Backupschutz) versagen, könnte das richtig böse Folgen haben.

Wogegen löst du denn den Kurzschluss aus, N oder PE?

0
atoemlein  14.05.2020, 14:01
@ProfDrDrStrom

ja, ich bin ein Strom-Lümmel...
Und du bist ein Archiv-Lümmel... Danke für den Hinweis auf mein früheres Thema.

Ich bin Praktiker, nicht Purist.

Wenn ich sehe, dass bei Umbauten oder Baustellen mit Werkzeugen oder Kabeln Kurzschlüsse produziert werden, um sie spannungslos zu machen, oder wegen Zweifeln an eingeschalteten Kreisen gearbeitet wird, so lobe ich mir meinen sauberen Kurzschlussmacher.

  • "Unnötig hohe Ströme" lasse ich nicht gelten. Ein Kurzschluss ist immer "unnötig". Aber viel kürzer als z.B. Anfahrströme, oder weniger schlimm als das öffnende Ausschalten induktiver Lasten.
  • Mein Kurzschliessen paralleler induktiver Lasten beansprucht zwar meine Kontakte mehr, killt aber genau die Spannungsspitzen und zudem die HF-Störungen.
  • Ein Ausschalten eines Hauptsschalters einer Unterverteilung ist diesbezüglich viel schlimmer! Da empfehle ich immer, vorher möglichst viele Elektronik auszustecken.
  • Eine sauber geplante Selektivität sollte ja verhindern, dass vorgelagerte Schutzorgane versagen.
  • im Prinzip kann ja jeder Netz-Teil und jedes Gerät jederzeit ebenso einen Kurzschluss auslösen. Das sollte nicht zu Schäden führen, genau dafür sind ja die Schutzorgane da. Jede Anlage muss also auf Kurzschlüsse "eingerichtet" sein.
  • Das mit den Impulsen ist mir klar, aber das gehört zu den Anforderungen an EMV, dass jedes Gerät und jede Installation ein Versagen eines andern Geräts aushält.

Wie gesagt, ich weiss schon, was "sich gehört", aber manchmal gibt es unter mehreren Übeln ein Geringstes.

0
ProfDrDrStrom  14.05.2020, 15:29
@atoemlein

Ich will Dich nicht bekehren, würde ich sowieso nicht schaffen. ;)

Es gibt hier Laien die mitlesen und für die sind absichtliche Kurzschlüsse denkbar ungeeignet.

Du vergleichst nicht Anlaufströme mit Kurzschlussströmen, oder doch? Der Vergleich hinkt nicht nur ein bisschen...

Anlaufstrom 10-15 fach - Kurzschlussstrom bis zum 40 fachen

Das, vor dem Trennen eines Hauptschalters, die Last vom Netz genommen sein sollte ist quasi die "6te" Sicherheitsregel. Ansonsten kann, bei entsprechendem Betriebsstrom, dass ein oder andere Gerät durchaus das Zeitliche segnen. Da stimmen wir zweifelsohne überein.

Das mit sauber geplant ist ja richtig, aber prüfst Du das auch vor deinen Kurzschlüssen?

Und ja, Anlagen sollten Kurzschlüsse aushalten. Jetzt mal im Ernst, es wird einem nirgendwo beigebracht auf diese Weise Stromkreise zu suchen, zumindest nicht von verantwortungsbewussten Elektrohandwerkern.

EMV gerechte Installationen sind heute immer noch die Ausnahme und nicht die Regel, auch wenn es anders sein sollte.

Ein Kurzschluss ist und bleibt ein Worstcase und ist nicht zur Stromkreissuche gedacht.

ABER: In aktuellen Installationen würde u.U. ein Kurzschluss (absichtlich oder eben auch nicht) den mittlerweile seit einigen Jahren geforderten Überspannungsschutz auslösen.

Mein Kurzschliessen paralleler induktiver Lasten beansprucht zwar meine Kontakte mehr, killt aber genau die Spannungsspitzen

Das stimmt nicht!

Hier krame ich als Archiv-Lümmel nochmal den Link aus dem alten Beitrag raus:https://www.phoenixcontact.com/online/portal/de?1dmy&urile=wcm:path:/dede/web/main/products/technology_pages/subcategory_pages/Surge_protection_causes_of_surges/233a22f2-eb0d-4895-affa-bee0b661f5ed

Zitat aus dem Link:

Entstehungsursachen

- Schalthandlungen (SEMP)

Schalthandlungen werden mit der Abkürzung SEMP bezeichnet. Dieser Ausdruck steht für Switching Electromagnetic Pulse.

Unter Schalthandlungen versteht man in diesem Zusammenhang das Schalten leistungsstarker Maschinen oder Kurzschlüsse im Stromversorgungsnetz.

Zitatende

Dein Kurzschlussmacher provoziert geradezu Spannungsspitzen. Es werden durch den hohen Kurzschlussstrom ebenfalls hohe Induktionsspannungen erzeugt.

Nochmal meine Frage von oben: Kurzschluss gegen N oder PE?

0
atoemlein  14.05.2020, 17:37
@ProfDrDrStrom

Das ist was von Theoretikern.
In einem 16A-Hausnetz sind Schäden fast ausgeschlossen (nicht aber beim öffnenden Abschalten induktiver Lasten!) .
Aber klar, wenn ich ein Unterwerk kurzschliesse, sieht es anders aus...

Gegen N natürlich. Sonst würde ich Erdschluss schreiben.

(Lieber Fragesteller, ich hoffe, ich langweile dich nicht zu sehr.)

0
atoemlein  14.05.2020, 23:23
@ProfDrDrStrom

Sorry, bin nicht auf alles eingegangen.

Ja, es ist eine Gratwanderung, Laien nicht zu Nonsense zu animieren, und vorsichtigen Interessierten etwas Hilfreiches zu sagen. Und natürlich langweile ich jetzt wohl den Fragesteller.

Den Kurzschlussmacher brauche ich in "Notfällen", nicht zum Spass.
2 erlebte Beispiele:

  • Labor mit vielen Personen, abgerissene Steckdosenabdeckung wegen Kabelstolperer. Ich kann weder die Personen evakuieren noch die Polizei hinstellen, um die nackte Steckdose zu bewachen, bis ich die Sicherung gefunden habe. --> Kurzschlussmacher bei Nachbarsteckdose und spannungsfrei ist's.
  • Wasserschaden, das Wasser rinnt aus der Gipsdecke in die Abdeckschale einer Verteildose an der Decke, drei Phasen + N in Klemmen dortdrin, das Wasser kocht bereits! --> Kurzschlussmacher im gleichen Raum, der vermutet über diese Dose erschlossen ist.

SEMP ist mir auch klar, insb. das hohe (Kurzschluss-)Ströme oder Stromänderungen nebst Funkenschlag, Lichtbogen auch Induktionsspannung verursachen. Aber ich grüble noch grad physikalisch, was passiert, wenn man einen Stromkreis kurzschliesst, an dem viel induktive Last hängt.

  • (Spannungs-)Lichtbogen ist klar, wenn man den Stromkreis öffnet
  • Was passiert aber, wenn die durch den Abbau des Magnetfelds induzierte Spannung selbst wieder kurzgeschlossen ist? Bei DC läuft es auf eine Serieschaltung der eigentlichen Quelle plus der Induktivität hinaus. Und somit wohl einfach eine Erhöhung des rein ohmisch begründbaren Kurzschlussstroms, also nebst mehr joul'scher Wärme wohl ev. mehr Funkenwurf oder eine Punktschweissung.

Mein Kurzschlussmacher für 16A-Kreise besteht aus einem Schütz mit 3 parallelen Kontakten für je In=40A. Bisher sah ich bei den Kurzschlüssen kaum eine Funkenbildung und kein Kleben der Kontakte. Deshalb meine Bezeichnung "sauber".

0

Ich gehe mal davon aus, dass bei ordentlichen LS die Konstruktion so gestaltet ist, dass Nichtauslösen oberhalb der zulässigen Werte beinahe unmöglich ist.

Testgeräte für einen echten Leistungstest müsste man, negativ denkend, immer direkt am LS aufklemmen, weil bei dessen Nichtfunktion sonst die Leitung gefährdet wäre, wenn man entfernt, von einer Steckdose aus, testet.

Bist du der Meinung man muss den Auslösstrom überprüfen. Also jeden LS-Schalter, bevor man ihn einbaut. Irgendwie muss man sich schon darauf verlassen was der Hersteller vorgiebt. Wenn z. B. B 16 draufsteht sollte eine Auslösung schon der Kennlinie entsprechen. Ein Gerät zum überprüfen kenne ich nicht.

Middlemen 
Fragesteller
 10.05.2020, 22:32

also werden sie lediglich werksintern und ggf. stichprobenartig geprüft ?

1

Lass Dir alle neu einbauen inklusive dem FI, dann weißt du, dass alle funktionieren.

Sind ja in Summe nur 30-40 EUR Materialkosten.