Wie kam es zum „Anschluss“ (Deutsches Reich und Österreich)?

4 Antworten

Nein, das Hitler-Regime hat systematisch Druck auf die damalige österreichische Regierung ausgeübt, einer Vereinigung des Landes mit dem Deutschen Reich zuzustimmen. Andernfalls drohten sie tatsächlich mit einer militärischen Invasion.

Zudem hatte die damalige Regierung unter Schuschnigg einen Großteil der Bevölkerung gegen sich, die mit der wirtschaftlichen Lage vollkommen unzufrieden war und den Anschluss an Nazi-Deutschland verlangte.

Zudem waren weite Teile der österreichischen Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt schon von den Nazis unterwandert, welche die Stimmung immer mehr anheizten.

Im März 1938 hielt Schuschnigg dem Druck nicht mehr stand und stimmte mit starkem Widerwillen zu, um Hitler von einem gewaltsamen Einmarsch abzuhalten und den Frieden weiterhin zu gewährleisten. Denn auch intern drohten zunehmend bürgerkriegsähnliche Zustände.

Nun... es wäre auch gewaltsam erobert worden, aber dafür bestand keine Notwendigkeit - im Gegenteil. Wenngleich der Volksentscheid erst nachträglich erfolgte und größtenteils tatsächlich auch (für propagandistische Zwecke) fingiert war. Also so von wegen über 99% für den Beitritt ins deutsche Reich. Das tatsächlich eher nicht.

Es gab sehr wohl Gegner und Leute die dies nicht begrüßten oder sogar vehement ablehnten. Mitunter vor allem diejenigen, bei denen es den Verlust von Macht und Stellung bedeutete oder die auch berechtigte Angst vor den Nazis haben mussten. Allgemein politische Gegner und vor allem Juden und allgemein unerwünschte Personen.
Somit war es in gewisser Weise schon auch erzwungen, vor allem im politischen Rahmen mit Drohungen. Die gewaltsame Variante wurde in Aussicht gestellt.
Also das Österreich von sich gekommen wäre und gefragt hätte ob es auch Teil sein darf, das war nicht der Fall. Das ging schon klar von Deutschland aus.

Aber größtenteils begrüßte das österreichische Volk es sehr wohl und mitunter sogar mehr als nur begeistert. Also die Mehrheit hätte man wohl gehabt. Bestimmt keine 90%, aber dennoch hätte sich eine wahrscheinlich recht klare Mehrheit gefunden. Also ich denke 2/3 der Bevölkerung wäre da zumindest offen gewesen und 1/3 (davon) wohl sogar begeistert. Das übrige Drittel dann diejenigen die es ablehnten oder wenig davon hielten.

Ein Umstand der im Nachhinein natürlich geleugnet wurde und in starke Distanzierung Österreichs zu den Deutschen bis in die heutige Zeit resultierte.
Man wollte natürlich nicht die (Mit-)Schuld und Konsequenzen tragen.
Man sei ja neutral gewesen und von den bösen Deutschen besetzt worden *hust
Zumindest verhalf das zu einer deutlich günstigeren Position, um nicht erneut mit Gebietsverlusten und hohen Reparaturzahlungen etc. konfrontiert zu werden.
Man galt somit eher als Opfer. Dennoch gab es eine Besatzung der Alliierten, eine Entnazifierung und wirtschaftliche Konsequenzen.

Aber so die Darstellung Österreich wäre besetzt worden, stimmt einfach nicht.
Frankreich wurde besetzt und auch Polen.
Und ein passenderer Vergleich wäre Tschechien, da man auch hier keinen offenen Krieg führen musste, aber hier lehnte es die tschechische Bevölkerung auch tatsächlich mehrheitlich und fast sogar einheitlich ab.
In Österreich war das eben einfach nicht der Fall!
Wäre es so oder so nicht gewesen! Da wäre es eher wahrscheinlich gewesen, dass sich Österreich auf einmal einem Teil seiner eigenen Bevölkerung hätte entgegenstellen müssen.

Zumal sich Österreicher und Deutsche im sprachlichen, kulturellen, geschichtlichen und einfach auch gesellschaftlichen Sinne vor allem in früheren Zeiten sehr nahe standen und oft auch der Wunsch einer Einheit gehegt wurde.
Und auch hier gab es ähnliche Frustration über den Ausgang des ersten Weltkriegs und die Hoffnung auf Vergeltung und sozusagen Wiedergutmachung der Schmach und Verluste, wodurch sich eben auch wie bei den Deutschen viele dem Nationalismus und eben auch Nationalsozialismus zuwandten.
Da gab es eben auch insgesamt sehr starke Parallelen zum deutschen Volk.
Man sollte auch berücksichtigen, das es auch in Deutschland bzw. dem deutschen Reich viele Menschen gab, im Vergleich wahrscheinlich nicht weniger, welche die Nazis ablehnten und fürchteten oder auch einfach fürchten mussten.
Also in dem Sinne könnte man genau so gut sagen, auch das Deutsche Reich wäre von den Nazis besetzt worden und in der Hinsicht wäre das genau so wenig falsch.

Wir sollten auch nicht vergessen, dass Hitler selbst Österreicher war, was natürlich auch bei vielen gut ankam und auch das Denken unterstrich, dass es vom ethnischen Standpunk ein Volk ist. Vor allem zu den Süddeutschen Nachbarn hatte man ohnehin ein sehr enges Verhältnis. Ein Österreicher der das Deutsche Reich anführt, macht es leicht sich als Österreicher als dazugehörig zu sehen, zumindest natürlich leichter als würde da ein Preuße (Norddeutscher) sitzen. Das hatte eben auch einen Einfluss.

Im Endeffekt:

Österreich wurde NICHT gewaltsam erobert und ich denke das wäre so oder so auch nicht passiert. Die Volksabstimmung erfolgte aber eigentlich erst im Nachhinein und war mehr symbolischer und propagandistischer Natur.
Das deutsche Reich stellte auf politischer Ebene ein Ultimatum, das man zu akzeptieren hatte, weil ansonsten eben Keule und dem wurde ohne Widerstand folge geleistet. Im Grunde überquerte man dann ungehindert die Grenze und stellte die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen, was die mehrheitlich akzeptierte und teils eben auch offen und ehrlich begrüßte.
Wer dies jedoch nicht tat oder klar als Gegner der Nationalsozialisten in Erscheinung trat, der wurde verfolgt und oft eben auch umgebracht.
Was auch auf unerwünschte Personen zutraf. Insgesamt gab es wohl bis zu 80.000 Menschen die dem zum Opfer fielen.
Aber eben zum Vergleich - Deutschland mit einer Bevölkerung die diese um den Faktor 10 überstieg (Ö - 6.7 Millionen | D - 67 Millionen), fielen auch die deutschen Opferzahlen recht ähnlich mit bis zu 600.000 Menschen aus.
Also letztlich Österreich war nicht weniger Opfer als Deutschland.
Bestimmt weniger Täter. Aber in der Regel sind Mitläufer ja auch allgemein nicht diejenigen, die sich durch Initiative auszeichnen (also nicht treibende Kraft) und dennoch gab es eben auch österreichische Nazi-Verbrecher, Überzeugungstäter und Mitglieder.
Mitunter hat die Opferrolle teils auch dazu geführt, dass Nazi-Ideologien in Österreich sogar eher überdauerten oder eher relativiert werden. Weil man selbst habe sich ja nichts zu schulden kommen lassen, da wäre es ja auch weniger problematisch.
Eine sehr problematische Denk- und Sichtweise.

Zunächst gab es einen Einmarsch in Österreich unter dem
Jubel der Bevölkerung und später eine Volksabstimmúng.

Hitler kam und die Ostmark hat ihn mit Fähnchen und Gejubel empfangen. Natürlich haben die (damals in Österreich eigentlich verbotenen) Nazis entsprechende Vorarbeit geleistet.