Wie geht ihr als Christen mit Wut und Zorn um?

23 Antworten

Salü NicolePeu

Die Weisungen und Vorgaben der christlichen Religion und der Bibel als Grundlage sind - vorab gesagt - eine gute Richtlinie, an welche man sich halten kann und die man selbst auch deuten und interpretieren muss.

So auch, dass man seinen Nächsten so lieben soll, wie sich selbst. Nun kann es doch vorkommen, dass Deine Wut oder Dein Zorn sich aus welchen Gründen auch immer auf Dich selbst richtet und stelle Dir vor, Du würdest dann mit Deinen Mitmenschen so umgehen, wie Du es in diesem Moment gerade mit Dir sälber tätest... Das würde die inhaltliche Aussage der Nächstenliebe ja rein logisch erfüllen, trotzdem wäre es schlecht gegenüber Deinem Umfeld.

Als Wegweiser ist die Bibel und die Schrift - zusammen mit all den Inhalten und auch dem Satz der Nächstenliebe - doch ein schöner Wegweiser, der Dir das Fehlermachen durchaus erlaubt. Was wären wir denn, wenn wir keine Fehler machen dürften? Und dazu gehört es auch, auf jemanden wütend oder zornig zu sein.

Dem Christen ist es nicht verboten, Zorn oder Wut zu verspüren. Es gibt genügend Passagen in der Bibel, bei welchen Gott selbst Zorn und Wut gesäht hat. Daraus zu lernen ist doch viel wichtiger. Daran zu wachsen schön und erfüllend.

Ausserdem: Deine wut und Dein Zorn kann sich gegebenenfalls doch nach etwas oder jemandem richten, das oder der vielleicht gut daran tut, dieses Gefühl auch einmal zu spüren zu kriegen. Du schadest damit ja niemandem, im Gegenteil, bringst einen anderen Menschen vielleicht dazu nachzudenken und ihm beizubringen, dass er eventuell ein Stück zu weit gegangen ist. Und damit hast Du dieser Person vielleicht auch ein Stück geholfen. Dieser Gedanke kann unmöglich gegen die Idee des Christentums sein.

Man sollte sein Bestes tun. Und sollte man mal ausgleisen, dann ist das keine Katastrophe, sondern die Möglichkeit zu erkennen, dass etwas falsch gelaufen ist. Könnten wir das nicht, wie wären wir sonst in der Lage, Probleme zu lösen?


NicolePeu 
Beitragsersteller
 20.03.2017, 13:44

Puuuh ... ok ... darüber muss ich nachdenken. Tolle Antwort, danke dir.

"Wut" ist eine heftige Emotion, der ein Christenmensch nicht nachgeben sollte. Denn die Wut setzt den Verstand des Menschen außer Kraft und kommt der Tollheit gleich. Das ist aber ein Zustand, in dem der Mensch unberechenbar ist und sich, auch wenn er es vielleicht nicht will, dennoch einer Sünde schuldig machen kann.

Anders dagegen der "Zorn"! Papst Gregor d. Gr. hat geschrieben: "Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht!" Sofern der Zorn berechtigt ist und sich nicht zur Wut steigert, steht er zur Vernunft nicht im Gegensatz, sondern arbeitet mit ihr zusammen. Daher kann Zorn nützlich sein, und der Christenmensch braucht vor ihm nicht zurückzuschrecken. Denn es widerspricht in keinem Falle der Liebe zum Nächsten, das Böse, das diesem droht oder dem er sich hingibt, zu bekämpfen!

MfG

Arnold

Ich selber bin Atheist und hilfsbereit gegenüber jedermann der "nachweislich" Hilfe braucht (Nachbarschaftshilfe, Tiernothilfe). Was ich aber hasse sind Menschen (Christen), die die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft der anderen ausnutzen und nur ihren eigenen Vorteil daraus ziehen. In solch einem Fall hört die "Nächstenliebe" bei mir sofort auf. Sich für dumm verkaufen lassen sollte sich niemand.

Ich, als Atheist, fühle mich nur meinem Gewissen gegenüber verantwortlich und damit bin ich bisher meistens gut gefahren.


NicolePeu 
Beitragsersteller
 20.03.2017, 13:24

Also, wenn sich jemand Christ nennt und die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft anderer ausnutzt, um seinen Vorteil daraus zu ziehen, ist er in meinen Augen absolut kein Christ, denn das ist KEIN christliches Verhalten. Und wenn jemand Hilfe braucht, gibt es glaube ich tatsächlich nicht viele Menschen, die nicht helfen würden.

Das mit dem Gewissen kann ich nachvollziehen, das ist eine gute Sache.

Sandkorn  20.03.2017, 14:19
@NicolePeu

Ich habe im Laufe meines Leben schon einige Menschen kennengelernt die sich als "Christen" ausgegeben haben, im Kirchengemeinderat tätig waren und Mitglied im Posaunenchor sowie Leiter des CVJM waren (z.B. mein gewesener Personalchef, späterer Chef), dabei aber keinerlei Skrupel gegenüber dem Personal hatte was die Bewertung/Wertschätzung ihrer Arbeit betraf.

Wo immer es möglich war wurde den Nichtchristen "reingedrückt", daß ihre "Leistung allenfalls mittelmäßig" war obwohl lt. Arbeitsbuch und Meinung des Abteilungsleiters die Leistungen sehr gut waren. 

Ich habe, für mich jedenfalls, schon vor 44 Jahren beschlossen, daß ich nur das tun werde was ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann, ganz egal was andere davon halten und habe in diesem Sinne auch mit Erfolg meine drei Kinder erzogen. 

so wie andere christen auch

ich versuche diese emotionen zu beherrschen

gelingt aber nicht immer, da gott gar nicht daran denkt, mir dabei zu helfen.

Ich habe kein Problem damit, wenn diese Antwort gelöscht wird 

Das Problem ist, dass das Christentum keinen gesunden Umgang mit Zorn und Wut kennt. Wenn Wut das ist, muss sie immer vergeben werden. Jesus ist ein Rollenvorbild, was mit einer Geduld vergibt, die von keinem Menschen leistbar ist. Versucht man "was würde Jesus tun" zu leben, nimmt man seelische Schäden. Da wird man bestialisch zu Tode gefoltert und sagt "vergib Ihnen". 

Auch die andere Wange hinzuhalten, verkraftet nicht jede Psyche in jeder Situation. 

Ärger ist nichts schlimmes. Ärger gehört zu dir und mir. Man stelle sich mal vor jemand sagt: " Ich bin gerade fröhlich- Dann atme ruhig und zähle bis 10". 

Passendes Zitat "James Hetfield: St. ANger round my neck- he never gets respect". 

Wie man mit Ärger ohne ihn runtertzuschlucken gesund umgehen kann: John Lee: Facing fire"- Sachbuch. 


verreisterNutzer  20.03.2017, 14:08

hi,Archimedeshiwi,

dann hast du wohl noch keinen Menschen erlebt, der sich anhand von Gottes Wort verändert hat?

Ich schon. einschließlich meiner Person.

Und du hast nicht ganz Recht damit, daß solche Verhaltensweisen stillschweigend gebilligt werden.

Lies mal das Buch Galater, Kpitel 5. Dort steht als Fazit für u.a. Streit , Wutausbrüche usw."daß die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht erben werden " (Vers 21)

Ich erlebe es auch täglich, daß man die "Kraft" erhält, die" über das Normale hinausgeht", wenn man sich wirklich aufrichtig bemüht und daran arbeitet.

Denn nur , wenn man daran arbeitet, und sich ändern möchte, kann man diese Verhaltensweisen "verlernen"

Sandkorn  20.03.2017, 15:15
@verreisterNutzer

... dann hast du wohl noch keinen Menschen erlebt, der sich anhand von Gottes Wort verändert hat?

Doch, das habe ich, leider war diese Veränderung aber nicht zum Positiven. 

Mein Nachbar, in seiner Jugend noch ganz normal (sag ich jetzt mal so), hat sich im Laufe der Jahre dahingehend verändert, daß er seine Frau samt der vier Kindern seelisch kaputt gemacht hat mit seinem "Religionswahn". Frau und Kinder mußten 2 x wöchentlich sowie sonntags abends zum Gebetskreis bzw. zur Bibelstunde gehen, samstags und sonntags war jeweils von 8.00 bis 9.00 Uhr zu Hause eine Bibellesung angesagt bei der die ganze Nachbarschaft zuhören durfte/mußte, da dies immer bei offenem Fenster statt fand, egal ob Sommer oder Winter.

Auch ein normal "nachbarschaftliches Gespräch" war im Laufe der Zeit leider nicht mehr möglich, da seine Gesprächsinhalte nur noch von Jesus, Glaube, Auferstehung und Gebet handelten.

Seit seinem Tod, vor zwei Jahren, ist die Familie förmlich aufgeblüht, pflegt Kontakt zu den Nachbarn, die Kinder, die zwischenzeitlich allesamt ins Ausland ausgewandert waren, wohnen teilweise wieder hier in der Nähe und besuchen ihre Mutter regelmäßig. Wir pflegen seither ein schönes, wirklich enges und vertrauensvolles Verhältnis und sind, egal was passiert, immer für einander da.



verreisterNutzer  20.03.2017, 16:22
@Sandkorn

Das ist keine gute Entwicklung.

Schade.

Aber ich habe halt viel Gutes erlebt.

Mehr kann ich dazu nicht sagen!

Archimedeshiwi  20.03.2017, 17:47
@verreisterNutzer

Schön für dich. Wenn dein Leben mit deinem Glauben besser ist, so weit so gut. 

Aber zu behaupten man könnte seine Wut verlernen, ist schlichtweg gelogen, oder du bist nicht ehrlich zu dir selber. 

Aggression und Wut gehören zu den wichtigen Kräften des Menschen. 

Niemand darf sich unsozial verhalten, aber ohne Aggression und Wut, könnten wir andere nicht verteidigen. 

Ich habe niemanden getroffen, der sich durch Gottes Wort geändert hat. Ich habe Leute getroffen die sich geändert haben und dann unbedingt wollten, dass nicht sie diese Veränderung bewirkt haben, sondern, dass es durch ein übernatürliches Wesen geschah. 

Archimedeshiwi  20.03.2017, 17:51
@Archimedeshiwi

Glaubst du denn die schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA wäre geschehn, wenn die Schwarzen nicht wütend über ihre Behandlung gewesen wären? Wut ist nicht immer nur schwarz und weiß. Man muss sie annehmen und sie akzeptieren und sie kennen lernen. ERst dann kann sie einen nicht mehr überwältigen. WEnn ich meine Wut wegsperre lebe ich ihn Angst vor ihr, als wäre sie ein Tiger der mich vernichten kann. 

Du musst sie kennen und handeln lernen.  

verreisterNutzer  21.03.2017, 08:30
@Archimedeshiwi

Danke, daß du mir nicht glaubst :-(

Daß es möglich ist, zeigen Beispiele aus der Bibel.

Daher ist meine Veränderung oder die Veränderung anderer , die Christen geworden sind und vorher vielleicht sogar kriminell waren, nichts Außergewöhnliches.

Wenn du noch niemanden getroffen hast, dann bist du in diesem Punkt recht weltfremd.

Es gibt zum Beispiel auch ständig in den Medien Berichte darüber.

verreisterNutzer  21.03.2017, 08:33
@Archimedeshiwi

Archimedeshiwi,

nein, ich muß nicht alles kennenlernen, was mir und anderen zum Schaden gereichen kann.

Wenn Wut da ist, kann sie kanalisiert werden.

Es muß nicht erst Blut fließen, damit ich einsehe, daß ich mich ändern müßte!

Archimedeshiwi  21.03.2017, 14:37
@verreisterNutzer

Was schadet ist der falsche Umgang mit Wut. Es schlecht zu machen, sie nur zu empfinden ist keine Lösung. Wer Wut gleich mit dem ungezügelten Vergießen von Blut assoziiert, hat überhaupt keinen Zugang zu seinen seelischen Regungen. 

Archimedeshiwi  21.03.2017, 14:44
@verreisterNutzer

Die Bibel ist ein fiktiver Text und taugt deswegen nicht als Beispiel. 

Wer seine Wut verflucht, macht sie umheimlich stark und schadet der eigenen seelischen Gesundheit. Lerne deine Wut akzeptieren. Das Schwert ist in jedem und immer im Raum. Man kann sagen, ich kann jemanden verletze, deswegen fasse ich es nie an. WEnn du es dann doch anfasst, ist unbeabsicht der Kopf des anderen ab. Oder du fasst es an und übst, so dass du dich angemesen und ohne abgetrennte Gliedmaßen benutzen kannst. 

Deine Lösung ist zu sagen "Es existiert mit der richtigen spirituellen Einstellung überhaupt kein Schwert". 

Archimedeshiwi  21.03.2017, 14:45
@verreisterNutzer

Wenn wir schon bei der Bibel sind. Das Vertreiben der Händler aus dem Tempel war kein Akt der Aggression oder Wut benötigt? Ist da jemand gestorben? 

NicolePeu 
Beitragsersteller
 20.03.2017, 13:21

Warum sollte ich deine Antwort löschen? Vielen Dank dafür :o)

Archimedeshiwi  20.03.2017, 17:53
@NicolePeu

Weil sich religiöse LEute sehr schnell beleidigt fühlen und die Antworten löschen lassen. In diesem Fall hätte es mir aber ernsthaft leid getan, dich zu beleidigen, da du eine sehr wichtige und persönliche Frage stellst, die mich auch beschäftig ( Umgang mit Wut).