Wie funktionierte das eigentlichfrüher?

8 Antworten

War bei uns in den 70er Jahren auch noch so - aber die Ansprüche waren auch andere: Damals hatten wir drei Kinder keine Handys mit Flatrate (inkl. der Eltern heute wären das schon 5 x Flatrate gewesen), nix Netflix & Co. - was ja schließlich auch jeden Monat bezahlt werden muss und Imbiss (heute eben auch Dönermann pp.) gab es bei uns genau einmal im Jahr: Wenn wir von unserem Urlaub auf dem Bauernhof zurückkamen und der Kühlschrank leer war, dann gab es mal Hähnchen und Pommes.

Es gab ein "Familienauto" mit welchem der Vater zur Arbeit fuhr und samstags den Wocheneinkauf mit Mutti erledigte - nix zwei Autos und da gibt es noch so einiges, was - außer der momentanen Situation mit den Preissteigerungen - heute den Leuten das Geld aus der Tasche zieht.

Die Kosten waren früher halt viel geringer, aber auch die Ansprüche.

Ein Auto kostete damals umgerechnet nur 5000,- Euro, aber es gab halt auch keine Klimaanlage, keine Assistenzsysteme, kein ABS, keine Airbags, noch nicht mal eine Zentralverriegelung oder elektrische Fensterheber.

Mit den Häusern war es ähnlich. Die reinen Baukosten waren niedriger, aber die Häuser und die einzelnen Zimmer waren auch viel kleiner. Mein Kinderzimmer in einem Haus, das in den 1960er Jahren erbaut worden ist, war nur ca. 6m² groß (3 x 2m).

Und auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten, wie Nahrung, Kleidung und Versicherungen waren VIEL niedriger. Man hat zwar auch weniger verdient als heute, aber halt im Verhältnis nicht SOOO viel weniger.

Die Ansprüche waren anders:

Heute hat jede Familie 2 Autos, keines älter als 3 Jahre und mit Navi, Standheizung, Headup Display...

Früher hatte man einen 10 Jahre alten Ascona mit ... Kasettenradio.

Man hat heute mehrere Flatscreens, mehrere Smartphones, Tablets, PCs... Natürlich jedes Jahr das neueste I-Phone für 1500€.

Früher einen (!) 72cm (nicht Zoll!) Fernseher und ein Telefon von der Post.

Netflix, Prime, Disney Channel, Dazn, Sky... Internet Flatrate für 40€, Smarthome, Alexa, Philipps Hue usw.

Früher? Nichts davon!

Heute fährt jede Familie mehrmals im Jahr in den Urlaub: Aida, Skiurlaub, Wellness Urlaub, Musicalurlaub...

Damals fuhr einmal im Jahr mit dem Zelt an die Adria.

Heute macht man Schwarz Licht Minigolf, Bouldern, Stand Up Padelling, Sushikurse, Rumseminare, ..

Unsere Großeltern waren einmal pro Woche für DM 7,- kegeln. Bier inklusive.

Heute gibt es Dry Aged Beef vom Wagyu Rind, Dein Opa hatte Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat auf dem Teller.

Heute: E-Bike, früher Fahrrad

Heute: 50 Paar Sneaker für je 200€, früher 3 Paar Schuhe.

Verstehst Du, warum man sich früher eher ein Haus leisten konnte?

Lebe wie Dein Opa und in 10 Jahren wohnst Du im eigenen Haus!

Das war nie so.

Während der Vater einer Erwerbsarbeit nachging, führte die Mutter zuhause allerlei Arbeiten aus, die für Ernährung, Kleidung und Hygiene erforderlich waren.

Dabei wurden wenige bis keine Maschinen, oder nur einfache Maschinen im physikalischen Sinne, s. d. weder für die Maschinen, noch für die Betriebsmittel noch für einen Treibstoff Geld aufgewändet werden musste.

Stell Dir vor, in diesem "Früher" gab es noch nicht mal in jedem Haushalt eine Waschmaschine! Bügeleisen waren schon elektrisch, aber Dampfbügeleisen? Bettwäsche wurde mühsam gemangelt usw. usf.

Kleidung wurde deutlich länger getragen und – neben Unterwäsche –, eher im Wochenrhythmus gewechselt. Kleider wurden selbst "gewirkt" (stricken, häkeln, nähen) und von großen Geschwisterkind zum nächsten weiter gereicht.

Teppiche und erst recht Teppichböden waren wertvoll oder selten, Teppiche wurden ausgeklopft oder im Schnee gereinigt!

Als Medium neben der Zeitung gab es Radio und einen einfachen Röhrenfernseher. Zum Anfang genau je ein Gerät für den ganzen Haushalt!

Ein eigener Garten (teilweise sogar noch eigene Hühner oder ein Schwein) waren erforderlich, um genug Gemüse und Obst zu haben. Marmelade und Obstkonserven wurden selbst eingekocht Bestimmte Speisen waren selten oder besonderen Feiertagen vorbehalten, so etwas wie Fleisch oder gar Pommes Frites.

Autos waren ein aufkommender Luxus für mehr Freizügigkeit, ein Urlaub nicht in einem deutschen Gasthof oder auf einem Zeltplatz an einem deutschen See oder an der Küste war zunächst Holland und die Adria ("Teutonengrill"). Flugreisen? Vergiss es!

Keiner möchte mehr so leben, aber mit diesen "einfachen" Bedingungen, war es auch möglich bspw. mit Nachbarschaftshilfe (und von Kollegen) ein Haus hoch zu mauern – mit einfachsten Einrichtungen. Mehr wahr wohl nicht drin.

Aus der Sicht jeder Generation war wohl „früher alles besser“…

Doch man vergisst immer so gerne, dass "früher" deshalb z.B. ein Gehalt als Familieneinkommen ausreichend war, weil die Ansprüche nicht mit heute zu vergleichen sind.

Es gab kaum den Haushalt erleichternde Geräte (Teppiche wurden geklopft, Wäsche mit der Hand gewaschen...), die gekauft und repariert werden mussten, geschweige denn Smartphone, Computer, iPad, Spielkonsole.

Obst und Gemüse kam oft aus dem eigenen Garten (und wenn etwas Saison hatte, gab es dies über Wochen in jeglicher Form), Marmelade wurde selber eingekocht, Fleisch gab es nur einmal pro Woche, Socken wurden gestopft, Kleidung selbst genäht oder gestrickt, zu Weihnachten bekam jedes Kind (nur) ein Geschenk, in der knappen Freizeit ging man spazieren, fuhr mit dem Rad, machte ein Picknick oder schaute aus dem Fenster.

Eine Familie hatte vielleicht ein Auto (und nicht zwei oder drei...) und wenn man sich Urlaub überhaupt leisten konnte, ging es zu fünft im Käfer auf den Campingplatz. 

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
verreisterNutzer  01.12.2023, 10:33

So nämlich...ob das besser war? Wir kannten es ja nicht anders und sind auch ohne Handy, Netflix & Co. und Erdbeeren nur im Sommer groß geworden ;-)

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isebise50  01.12.2023, 10:41
@verreisterNutzer

Zu meiner Zeit erlebten wir noch echte Abenteuer (und nicht nur virtuelle) und nicht für jedes Kinkerlitzchen wurde gleich nach der Polizei, dem Ordnungsamt, dem Jugendamt oder dem Anwalt gerufen. Wir genossen bis zu einem gewissen Grad „Welpenschutz“ und durften Kind/Jugendlicher sein, Blödsinn und Fehler machen, ohne dass es ernsthafte Konsequenz gab.

Ich kommunizierte mit echten Menschen, die man ansehen und anfassen konnte und habe Freundschaften im Verein, in der Jugenddisco, an bestimmten Treffpunkten etc. geschlossen und nicht im Internet.

Ich wurde noch nett „angemacht“, ohne dass sich die Jungs Gedanken darüber machen mussten, ob das denn unter „sexuelle Belästigung“ fällt.

Wir hatten ein grünes Wählscheibentelefon und ansonsten gab es Absprachen - der Rest war grenzenlose Freiheit ohne Helikoptereltern und Mamataxi.

Meine Kinder finden das „bedauernswert“…

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verreisterNutzer  01.12.2023, 10:44
@isebise50

Ja bei mir auch - außer das Telefon - das war orange (ein betrunkener Telefonverkäufer der Post hatte versehentlich das, statt dem grünen mitgebracht, werde ich nie vergessen 😉)

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isebise50  01.12.2023, 11:08
@verreisterNutzer

Wobei ein Telefon (und erst recht ein Fernseher) kein Standard waren.

Hat man bei anderen Leuten telefoniert, legte man 20 Pfennig auf die Samtunterlage neben das Telefon.

Als ich Kind war, gab es insgesamt genau 3 Sender und die Fernbedienung des Fernsehers war ich...

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verreisterNutzer  01.12.2023, 11:17
@isebise50

Ja, aber wir hat 5 Sender - die beiden aus der DDR noch dazu, mit dem Sandmännchen, hihi...Wir hatten das erste Telefon so um 1978 rum, weil wir in eine andere Stadt gezogen sind und um dann mit Oma und Opa telefonieren zu können, vorher hatten wir auch keines.

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