Wie blickte die Welt auf Hitlers Aufstieg?

7 Antworten

Die Machtergreifung der NSDAP im Februar 1933 hat die Welt überrascht. Die Welt hat bestimmt auch von den unruhigen Zeiten in der Weimarer Republik etwas mitbekommen, aber bestimmt waren Länder wie Großbritannien, Frankreich und die USA überzeugt, dass Männer wie Franz von Papen oder Kurt von Schleicher die NSDAP im Griff hätten und die Weimarer Republik wieder stabilisieren könnten. Dass sie dagegen sogar zum Steigbügelhalter der NSDAP fungieren würden, damit hat niemand gerechnet.

Das Meisterwerk der Regisseurin Leni Riefenstahl 'Triumph des Willens' (das in Wirklichkeit ein Meisterwerk des Regisseurs Willy Zielke war) lieferte ein Erklärungsmodell für den Aufstieg der NSDAP und für den Aufstieg Hitlers. Das Propaganda-Werk Goebbels prägte Bilder des deutschen Faschismus in den Köpfen der ganzen Menschheit und generierte zigtausend Fans für den Nationalsozialismus auf der ganzen Welt und tut dies bis heute.

Selbst innerhalb Deutschlands stand man mit einer gewissen Fassungslosigkeit vor dem Phänomen Nazis. Man konnte gar nicht glauben, dass das Volk der "Dichter und Denker" so einem Schwätzer zujubelt und hielt es für eine vorübergehende Sache. Viele Juden, die für Deutschland im ersten Weltkrieg gekämpft hatten oder Industrielle, die ihren Beitrag zur deutschen Wirtschaft geleiset hatten, verließen sich auf ihre für das Land geleisteten Dienste und fühlten sich nicht in Gefahr.

Selbst als die Progrome und Deportationen begannen flüchteten sich viele noch in Zweckoptimismus.

Es gab allerdings viele im Land, die das klarer sahen und einfach nur weg wollten. Im Smithonian Institut sind erst vor wenigen Jahren die originalen Dokumente der Familie Frank (also der Familie von Anne Frank) aufgetaucht. Daran kann man sehr deutlich sehen was sie alles versuchten, um auszureisen und wie das von den amerikanischen Behörden unmöglich gemacht wurde. Einreisestimmungen wurden immer weiter verschärft und ständig neue Dokumente angefordert, die man nur bei bestimmten Stellen hinterlegen konnte. Das alles geschah eher unterschwellig und nicht offen feindlich gegenüber Migranten und wurde direkt vom Präsidenen veranlasst.

Otto Frank versuchte alle Familienmitglieder aus dem Land zu bekommen, doch der Familienzuzug war problematisch und die Uhr tickte. Er hätte problemlos ein Visa bekommen können. Als die Anordnung für Margot Frank kam, sich zum Transport zu melden, schaffte er Fakten und sie tauchten unter.

Mit diesem Schicksal steht die Familie Frank nicht alleine. "Die Endlösung der Judenfrage" entstammt zum Teil auch dem Problem das sie nicht aus Deutschland raus kamen. Komplette Schiffe, randvoll mit Juden wurden nach Deutschland zurück geschickt. Hafenarbeiter verhinderten deren Anlandung und die Erlaubnis zum Verlassen der Schiffe wurde verweigert. Verzweifelte, die im Hafen von Bord sprangen wurden wieder aufs Schiff gebracht. Antisemitismus war kein rein deutsches Phänomen.

Im Ausland war man genauso begeistert über die Flüchtlingsströme aus Deutschland, wie heute über die aktuellen z. B. aus Afghanistan oder Syrien. Da die deutschen Behörden versuchten die Juden ohnen ihr Vermögen aus dem Land zu bekommen, irrten diese zumeist mittelos durch die Welt auf der Suche nach einer neuen Heimat. Vermögend ist das schon eine schlimme Sache, aber ohne Geld einfach elendig. Das macht natürlich keinen guten Eindruck und bestätigte damit viele Voruteile und Verschwörungsmythen.

Es gab Organisationen, die versuchten zu helfen. Nach England oder USA z. B. gelang es viele Kinder zu retten. Doch über allem stand die Frage: "Wer und wie bezahlt man das?" Doch das war eigentlich eher der Verdienst privater Organisationen und Untergrundorganisationen.

Völlig losgelöst von dem Flüchtlingsproblem stellte sich die politische Einstellung.

Das britische Königshaus hat deutsche Wurzeln und viel Verwandtschaft in Deutschland. Der abgedankte König Eduard VIII war in seiner Heimat in Ungnade gefallen. Zu gerne sonnte er sich in dem Jubel, der ihm in Deutschland empfing. Die Nazis erhofften sich dadurch Prestigegewinn in der Welt und empfingen ihn mit allen Ehren. Dafür kassierte er in seiner Heimat viel Kritik.

In England und USA gab es viele Menschen, die begeistert waren und versuchten Ableger der NSDAP zu gründen. Diverse Reiseberichte aus Deutschland gefielen ihnen. Die Ordnung, Sauberkeit und Romantik verblendete sie.

Politiker wie Churchill oder Roosevel sahen das schon kritischer. Nur wollte man nicht in einen Krieg hineingezogen werden. Das sollten sie in Europa schön ohne sie ausmachen. In Ländern Japan oder Italien war man begeisterter. Sie waren selber dabei oder hatten schon auf Militarismus und Totalismus umgeschwenkt. Man lud sich gegenseitig ein, feierte sich und schloss Freundschaften.

Die unmittelbaren Nachbarn wie Frankreich oder Polen war sehr unwohl bei dem Erstarken Deutschlands. Man bestärkte schnell noch Beistandsverträge, die man dann zu spät einhielt. Eigentlich hoffte jeder, dass es nicht so schlimm wird. Russland glaubte sich sicher, schließlich gab es einen "Nicht-Angriffs-Pakt".

In der internationalen Presse überschlug man sich. In England war man nicht zimperlich und erfand viele neue Schimpfwörter für die Hunnen. Anfangs war man noch zögerlich abwartend, bis klar wurde wohin die Reise geht. Als die Olympischen Spiele 1936 anstanden riefen besonders die USA zu deren Boykott auf, und nahm dann selber doch teil. Diese Spiele gerieten zu einer beeindruckenen Weltklasseveranstaltung ohne Gleichen und setzte neue Maßstäbe für alle weiteren Olympiaden. Man war wieder wer. Die Welt wollte glauben, dass die da in Berlin sich an die Regeln halten.

Desinteressiert.

Faschismus war zu der Zeit nichts ungewöhnliches.

Die dachten, wir werden uns auch mit dem arrangieren.

Ab der Rheinlandbesetzung hat sich das allerdings geändert.

Da zeigte sich zum ersten Mal, was Hitler von Verträgen hielt.

Bewundernd. Das war ja der Anfang vom bitteren Ende für uns Deutsche und die Welt.

Woher ich das weiß:Hobby – 50 Jahre private Forschung als Hobby