Wenn man Atheist ist, wie werden Normen und Werte dann legitimiert und warum sollte man sich daran halten?

12 Antworten

Wenn man nicht an Gott glaubt, dann ist doch eigentlich die staatliche Obrigkeit das einzige, was mich zur Befolgung der Regeln bringen kann, oder?

Nur wenn man annimmt, dass auf jeden Fall eine Obrigkeit (staatlich oder göttlich) erforderlich sei, um Regeln einzuhalten. Es gibt aber noch andere Beweggründe, zum Beispiel die persönliche Überzeugung von der Sinnhaftigkeit der Regeln.

Du musst hier erstmal zwischen Moralbegründung und Moraldurchsetzung unterscheiden.

Auf der Ebene der Moralbegründung ist der „Wille Gottes“ völlig nutzlos. Das hat schon Platon mit dem Euthyphron-Dilemma gezeigt: Entweder, das, was moralisch richtig ist, ist das aus Gründen, die unabhängig vom Willen Gottes (bzw. einer Gottheit, Platon lebte in einer polytheistisch geprägten Umgebung) sind; dann brauchen wir den Willen Gottes zur Moralbegründung nicht. Oder das, was Gott will, ist moralisch richtig nur deshalb, weil Gott es will; es gibt aber keine anderen Gründe. Dann ist Gottes Wille letztlich pure Willkür, und es gibt keinen Grund, unser moralisches Urteilen daran auszurichten.

Was dann eine Moralbegründung ohne den Willen Gottes angeht, so verweise ich einfach auf die diversen derartigen Begründungen, die im Laufe der Philosophiegeschichte vorgenommen worden sind. Dazu solltest du auch noch bedenken, dass niemand das Nachdenken über Moral als „moralische tabula rasa“ beginnt; sondern wir haben immer schon bestimmte, sozial und whsl. zum Teil auch biologisch bedingte Moralvorstellungen, von denen aus wir über Moral nachzudenken beginnen. Ein großer Teil unseres Nachdenkens über Moral besteht richtigerweise darin, diese Vorstellungen zu systematisieren, zu verallgemeinern, von inneren Widersprüchen zu befreien und zu korrigieren, soweit sie bspw. unrealistisch sind, auf falschen Annahmen über Tatsachen beruhen oder den Zweck von Moraltheorien (namentlich: Ermöglichen des Treffens von Entscheidungen, Rechtfertigen eigenen Handelns vor anderen, Überzeugen anderer davon, dass die moralisch verpflichtet sind, etwas bestimmtes zu tun oder zu unterlassen) nicht erfüllen.

Was das Thema der Moraldurchsetzung angeht: Erstmal ist es einfach so, dass ein nicht unerheblicher Teil der Menschen grundsätzlich den Willen hat, sich moralisch richtig zu verhalten; d.h. es reicht dann die Einsicht, dass etwas moralisch richtig ist, damit es getan wird. Ansonsten kommen zur Moraldurchsetzung bspw. noch eudaimonistische Argumente (moralisch gutes Leben ist auch eher ein gelungenes bspw. glückliches Leben), aufgeklärter Egoismus, das Appellieren an Emotionen (die zwar für die Moralbegründung von untergeordneter Bedeutung sind, für die Moraldurchsetzung aber eine größere Rolle einnehmen können) oder der Umstand, dass moralische Forderungen an andere und moralische Rechtfertigungen für eigenes Verhalten an Überzeugungskraft verlieren, wenn man wenn man seinen eigenen Moralvorstellungen zuwiderhandelt, in Betracht. Auch hier braucht es also keinen Gott, und auch keine andere übergeordnete Instanz. 

Woher ich das weiß:Hobby

Moral ist kein Naturgesetz. Die Moral ändert sich, wenn sich die gesellschaft ändert. Prinzipiell überlegt man sich, wie man als Gesellschaft zusammenleben möchte. Die entspricht der eigenen Moral. Als Gruppe stellt man auch Normen und Regeln auf, um als Gruppe zusammenleben zu können.

Es gibt viele Menschen, die helfen, weil sie sich dadurch selbst gut fühlen. Manche tun es sogar bedingungslos, d.h. sie erwarten keine Gegenleistungen dafür. Das nennt man Altruismus.

Du hilfst also alten Menschen, weil es Gott gefällt. Würdest du es auch tun, wenn es Gott egal wäre?

Ich helfe z.B. alten Menschen, weil ich weiß, dass Gott das gefällt. 

Dieser Gedanke, gutes zu tun, weil du dich von der Strafe Gottes fürchtest, ist ein ganz falscher Ansatz.

Ist es nicht viel logischer zu helfen, weil du vielleicht auch mal auf Hilfe angewiesen bist, oder weil helfen glücklich macht. Das Leben ist ein geben und nehmen. Bist du schlecht zu den Menschen, sind sie auch schlecht zu dir. Du möchtest doch aber von deinen Mitmenschen gut behandelt werden, Komplimente und Anerkennung baut dich auf, macht dich Stolz und motiviert dich noch mehr gutes zu tun.

Kein Mensch braucht einen Gott um gutes zu tun, die persönlichen Bedürfnisse der Gemeinschaft regeln das ganz selbständig, wenn nötig durch Regeln und Verbote.

Die fiktiven Gottes Gebote sind die ersten Gesetzt, und auch diese wurden von Menschen erdacht, nur eben in einem Märchen verpackt.

Woher ich das weiß:Hobby – Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört.