Wenn laut unserer Regierung Bevölkerungswachstum nötig ist, damit in Deutschland weiterhin alles klappt…?
… wieso ist dann in Japan, wo die Bevölkerung offiziell schrumpft, der Service überall besser, die Züge pünktlicher, die Straßen sauberer, die Schulabgänger besser gebildet, die Alten gesünder und die Städte sicherer als hier?
5 Antworten
Ich halte Bevölkerungswachstum auch für keine Lösung von Problemen, sondern für das Resultat der (anderweitigen) Lösung aller Probleme. Speziell halte ich nichts von Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung.
Warum in Japan so vieles noch besser läuft als in Deutschland läuft hat aber sicherlich etwas mit der massiven Verschuldung Japans zu tun. Wenn diese Blase mal platzt, dann gute Nacht Japan.
Weil die Japaner gesellschaftlich eine ganz andere Einstellung zum Dienst an der Allgemeinheit und zum Zurückstellen des eigenen Egos haben. Die Ehre der Pflichterfüllung notfalls bis in den Tod, die früher die Samurai als eigene Kaste für sich beanspruchten, nimmt heute jeder dort für sich in Anspruch. Egal in welchem Bereich, im Beruf, in den Schulen, in Sicherheitsbereichen, überall ist man bereit, sein bestes zu geben, und stellt dafür auch private Wünsche hinten an. Dort fühlt sich heute jeder als Samurai. Nicht das Schwert macht den Krieger, sondern die persönliche Ehre, dargestellt durch Pflichterfüllung. Mit Alter hat das nichts zu tun, da kann man noch einen 90jährigen in eine wichtige Stelle setzen und er wird sein bestes leisten, so gut er noch kann, und die Kinder lernen schon von kleinauf, wie ein echter Japaner zu sein hat. Das ist eine Sache des Nationalstolzes.
Ganz richtig. Nicht Quantität, sondern Qualität zählt. Bürgergeld empfangen statt selber zu leisten - da würden sich Japaner in Grund und Boden schämen, und ihre Familien und ganze Umgebung mit, das wäre die totale Schande, genug um Seppuku zu begehen.
In Deutschland wird lieber gespart als z.B. in die Bahn investiert.
Das Resultat kannst du beim Zugfahren erleben. :)
Japan macht das anders, aber auch das hat einen Nachteil: die japanischen Schulden sind enorm. Aber bislang geht das noch recht gut.
Dienstwagen werden anscheinend weiterhin gefördert, aber bei E-Autos wird schon wieder gespart. So ist das eben in Deutschland.
Und Japaner haben eine andere Erziehung (mehr Gehorsam und Disziplin) und eine andere Einstellung zur Leistung (was auch Nachteile hat neben Vorteilen). Und sie haben eine ganz andere Einstellung zu Waffen als z.B. die USA, das macht Japan zu einem der sichersten Länder der Erde.
In Japan gelten Hierarchien noch etwas, man gehorcht den Eltern, den Lehrern und dem Chef natürlich. Bei uns wird auf allen Ebenen widersprochen, was freilich auch Vorteile hat (wir haben mehr Mitbestimmung und sind nicht so "untertänig"), aber eben auch Nachteile (Leistungsbereitschaft ist nicht zu 100% da).
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dort die Bauern so wie bei uns protestieren würden. Auch der Regierung folgt man dort eher als bei uns (bei uns wird ständig über die Politik geschimpft).
Japan setzt sehr stark auf strategische Maßnahmen zum Umgang mit den Folgen des extremen Personalmangels, zB automatische Supermarktksssen, Pflegeroboter, Streichung von Zugverbindungen, damit die verbliebenen Züge durch das vorhandene Personal betrieben werden können, in der Folge ziehen mehr Menschen aus ländlichen Gebieten weg, so dass dort zB Pflege oder ÖPNV weniger notwendig ist.
Ein ganz wichtiger Punkt ist auch, dass in Japan vergleichsweise geringe Renten gezahlt werden, weswegen viele dort nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters mit 65 noch bis hoch in ihre 70er oder sogar 80er weiter arbeiten gehen.
Aber es funktioniert erstaunlich gut. Wenn man den Service in Japan gewöhnt ist, erscheint einem Deutschland wie die Steinzeit.
Warum soll es auch nicht funktionieren?
Den Vergleich mit der Steinzeit finde ich allerdings nicht sehr treffend. Das war ja, je nach dem, welche steinzeitliche Epoche du nimmst, noch vor der Sesshaftwerdung in unserem Kulturkreis.
Service im modernen Sinne setzt ein gewisses Maß an Arbeitsteilung und kommerzieller Struktur voraus und das, was in modernen Gesellschaften die Funktion des Service ist, wurde ja in steinzeitlichen Gesellschaften als Unterstützung innerhalb von oder auch zwischen Stammesverbänden geleistet. Und wo ist da der Vergleichspunkt zum modernen Deutschland?
Ich hatte vorhin noch einen wichtigen Aspekt vergessen, den ich eben als letzten Absatz meiner Antwort ergänzt habe.
Dafür sind in Japan die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter und die Suizidrate eine der höchsten der Welt...
Mir ist eine ums doppelte höhere Suizidrate lieber als eine ums fünffache höhere Mordrate, ehrlich gesagt.
Suizid ist dort gesellschaftlich akzeptiert als ultimatives Statement. Nicht wie in den christlich sozialisierten Ländern, wo Suizid als billige Flucht vor schlechten Lebensumständen oder geistige Störung kriminalisiert wird.
Dann ist es aber doch offensichtlich eher eine Frage der Einstellung, als des Bevölkerungswachstums, ob ein Staat funktioniert, oder nicht?