Wenn Ihr die Lebenswege Eurer ehemaligen Mitschüler verfolgt, sind diejenigen die Top-Schulnoten hatten auch im späteren Berufsleben die Erfolgreichsten?

5 Antworten

Statistisch ja, im Einzelfall nein.

So viel ich weiß haben fast alle Mitschüler (außer einem), die mit mir Abitur gemacht haben, hinterher studiert und eine Hochschulprüfung oder ein Staatsexamen erfolgreich überstanden. Praktisch alle haben geheiratet und die meisten haben mehrere Kinder. Jetzt, über 50 Jahre nach dem Abitur, leben diese alle in einigermaßen günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen mit langjährigen Partnern zusammen. Einer wurde später Leiter der Universität und des Forschungszentrums Karlruhe und steht jetzt in Wikipedia. Ein anderer wurde Universitätsprofessor und Dekan der Fachschaft Betriebswirtschaft der Universität Franfurt. Ich selbst bin "nur" Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik geworden.

Den damaligen Klassenleiter der Abiturklasse habe ich in den vergangenen Jahren mehrmals, teilweise mit der Klassensprecherin, besucht. Zu den stattgefundenen "Klassentreffen" wurden auch die ehemaligen Lehrer eingeladen. Einmal ist sogar der Schulleiter dazugekommen.

Einer der besten Schüler hat sich in Indien mit Hepatitis angesteckt und hat dann den Kontakt zu den übrigen abgebrochen. Ein zweiter guter Schüler hat zwar ein Fachhochschulstudium abgeschlossen, scheint aber dann in Ehezerwürfnissen gewesen zu sein und hat ebenfalls den Kontakt zu allen anderen abgebrochen.

Der Rest stellt immer noch eine Gemeinschaft dar, die sich alle paar Jahre mal trifft. Die Feier zum 50-jährige Abitur mußten wir wegen Korona verschieben. Zur verschobenen Feier sind dann noch etwa 15 Mitschüler gekommen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.

Sebbele  27.03.2024, 18:49

haha 15 Mitschüler. Wir waren > 220 im Abiturjahrgang

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Hab vor einiger Zeit unseren Jahrgangsbesten von der Realschule getroffen, mit dem ich mich gut verstanden habe. Er hat wie ich berufl. Gymnasium gemacht und E-Technik studiert. Er ist mit einer Professorin verheiratet.

notting

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Nein, nicht zwangsläufig.

Lustig finde ich, dass die damals großmauligen "Coolen" diejenigen sind, die die "spießigsten" Lebensläufe hingelegt haben.

Und, wie ich beim Abitreffen nach 20 Jahren feststellen konnte, sich auch charakterlich nicht sonderlich weiter entwickelt haben.


Sebbele  27.03.2024, 18:50

nach außen cool, nach innen kleine ängstliche spießer. kennt man

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Wir hatten letztes Jahr tatsächlich Klassentreffen (Abschlussjahrgang 2007) und ich muss sagen: Einige aus meiner Stufe reüssierten vielleicht bei der Volksbank oder Sparkasse oder in Maschinenfabriken und Behörden in "höheren Stellungen" oder haben Abi gemacht und wurden Lehrer, einer auch auf dem zweiten Bildungsweg, aber das war's. Berühmt wurde keiner, überhaupt hat meine triste Heimatstadt keinen einzigen Promi hervorgebracht, weder sportlich noch im Entertainment, noch nicht mal einen C-Promi.

Die "coolen Stars" von damals und großen Sprüchebeutel sind allesamt in eher niedrigen Stellungen zu finden, das war augenfällig - Industrie, Handwerk, alles Facharbeiter im normalen Bereich, typische Arbeiterklasse nach Tariflohn. Im öffentlichen Dienst oder in einem Büro ist keiner. Charakterlich war ich letztes Jahr der Ansicht, dass man allen anmerkt, keine 17 und keine 20 mehr zu sein; die Runde war erwachsen geworden. Verblüfft hatte mich, dass der freakigste Nerd der Stufe drei Kinder und eine erzbiedere Frau hatte und ein extrem biederes Leben führt - und ein damals oft belächelter russlanddeutscher Mitschüler, der etwas leichtgläubig und bis in die Oberstufe weinerlich war, hat seinen Traumberuf verwirklicht, von dem er schon damals immer geredet hat: Er ist Netzwerkadministrator geworden und damit den Schreihälsen und den "Coolen", die sich beim Patron in der schmutzigen Halle abrackern, sicher weit voraus - weil er ein super EDV'ler damals schon war. Offenbar kam es ihm zugute, dass er sich damals schon von zuhause aus ins Internet der Schule gehackt hatte... ich bewundere seinen Weg ehrlich - und er hat die Schule damals gerade so bestanden gehabt, er hatte am Abschluss in jedem Fach eine Vier wie in den Jahren vorher.

Laut einer Lehrerin sei ich (Abschluss-Schnitt 2,3 oder 2,4 - ich war damit einer der Besseren, aber bei Weitem keiner der Besten) der einzige, der es aus meinem Jahrgang zu was gebracht habe - ich war zumindest mal DIE Nachwuchshoffnung der CDU meiner Heimatstadt und ich sollte zum Kreistags- und Landtagskandidaten aufgebaut werden, habe aber eine Parteikarriere ausgeschlagen, weil ich mich nicht verraten und verkaufen wollte. Nur so viel: Ich bin gesellschaftlich in meiner Wahlheimat sehr arriviert und ein Mann, auf den man sich gern beruft, der für gute Arbeit steht und als seriös und nett wahrgenommen wird.

Die damalige Überfliegerin meiner Klasse, die damals mit dem Einser-Schnitt von Bord ging, ist Sachbearbeiterin in irgendeinem Metallbaubetrieb und offenbar inzwischen Mitglied der Geschäftsleitung - ich weiß aber aus erster Hand von ihrem Chef (sehr seriöser Typ), dass sie mit ihrem Chef befreundet ist und halt da rein rutschte. Fraglich, ob sie das unter normalen Umständen auch geworden wäre; sie ist menschlich zwar ganz in Ordnung, aber sehr speziell und man muss ihre Art echt ertragen können. Ihre beste Freundin, die damals auch immer nur Top-Noten hatte, hat irgendwas studiert, aber sie ist vor der 30 an Krebs gestorben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, es gibt eine Korrelation zwischen Abschlussnote und beruflichem Werdegang. Aber "beruflicher Erfolg" definiert sich einfach zu unterschiedlich für jeden.
Manche verstehen darunter "Studium und Promotion", andere "selbständig werden und viel Geld verdienen". Wieder andere machen Karriere als Fach- und Führungskraft in angesehenen Industrie-Konzernen. Oder sind in der Politik und der öffentlichen Verwaltung untergekommen. Oder verwalten das geerbte Millionenvermögen.