Welches Abi ist schwerer (gewesen): Das von 1960, von 2000 oder von 2023?

2 Antworten

Ich glaube, die verschiedenen Abi-Jahre sind nicht direkt vergleichbar. Da gibt/gab es unterschiedliche Voraussetzungen. Das Folgende gilt/galt für Rheinland-Pfalz.

1960: Zu dieser Zeit konnte man nur auf das Gymnasium gehen, wenn man am Ende der 4.Klasse Volksschule die Aufnahmeprüfung geschafft hat. Je nach Schulart gab es unterschiedliche Haupt- und Nebenfächer. In allen Hauptfächer legten die Abiturienten eine schriftliche Prüfung ab. Erst am Tag des mündlichen Abiturs erfuhren die Prüflinge, in welchem Fach sie geprüft wurden. Als ich ein paar Jahre später ins Gymnasium kam, gab es die Aufnahmeprüfung nicht mehr. Bei unserem Abitur (mathematisch-naturwissenschaftliches G.) waren Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik schriftliche Prüfungsfächer. Wir wussten zwei Wochen vor dem Mündlichen in welchen Fächern wir geprüft werden.

Nach Einführung der "Mainzer StudienStufe", noch bestehende Form der Oberstufe, gab es drei Leistungskurse und der Rest waren Grundkurse. In zwei LKs wird man schriftlich geprüft, ein LK wird abgestuft, muss aber als mündliches Prüfungsfach genommen werden. Andere Fächer können oder werden, je nach Notenstand/Punktestand mündlich geprüft, maximal aber insgesamt drei Fächer.

Allein schon durch die Fächerwahl ist das Abitur meiner Meinung nach leichter, auch wenn in den LKs tieferes Wissen vermittelt wird, als bei unseren Hauptfächern. Da spielt aber auch die gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung eine Rolle, siehe die OECD-Studie von vor 2000, in der bemängelt wurde, in Deutschland gäbe es im Vergleich zu anderen Staaten viel zu wenig Abiturienten.

Ich finde diese Entwicklung nicht gut, sie führt zu einem Bildungsproletariat (arbeitslose Abiturienten, arbeitslose Akademiker), denn es fehlen die Arbeitsplätze für qualifizierte Fachkräfte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich hatte beruflich damit zu tun.
Regina3 
Fragesteller
 20.06.2023, 22:34

Und es fehlen jetzt schon Handwerker ...

1

Das Abi von 1960 ist nicht mit dem heute vergleichbar. Es gab keine LKs und Kurse, sondern Klassen. Wer aufs Gymmie gehen 'durfte' wurde quasi handverlesen, hing vor allem vom Status der Eltern ab UND man flog auch aus anderen Gründen als mangelhaften Leistungen von der Schule. Da es auch keinen NC gab, waren Noten auch nicht soo wichtig, haupsache war, dass man bestanden hat!

Der Vater von einem Kommilitonen war wohl der Primus seiner Klasse, hatte also quasi nur 1er! Weil er aber kleinen Verhältnissen stammte, wurde er FinanzBeamter, wo er sich aber nach ganz oben gearbeitet hatte. Seine deutlich 'dümmeren' und auch eher 'großspurigen' Mitschüler sind aber ALLE deutlich weiter gekommen! Promovierte Ärzte, Richter, Wissenschaftler, Professoren, erfolgreiche Manager, ...

Jedenfalls...Da das Abi seit Jahren immer einfacher wird, war es von den 3ern bestimmt 2000 am schwersten!

Regina3 
Fragesteller
 20.06.2023, 00:15

In unserer Verwandschaft gibt es viele (inzwischen natürlich ältere) Menschen, die in der Volksschule top-Noten hatten, aber dennoch nach 7/8 Jahren abgehen mussten. Das Gymi kostete, war einige km weg. Jeder Schüler hätte ein Rad gebraucht - undenkbar damals ...

0
Spikeman197  06.09.2023, 15:31
@Regina3

Meine Ma ist nach der 8. auf ne Hauswirtschaftschule und hat dann nach der 9. mit ner Ausbildung im Büro angefangen. DORT hatte sie soo gute Noten, dass sie ne Auszeichnung bekommen hat (was es vorher nie gab). Ihr Bruder (mein Onkel) wurde auf ne PrivatSchule geschickt und mit Nachhilfe zum Abi gepusht! In der Schule war meine Ma sicher nicht dümmer, aber als Mädchen durfte sie nicht Abi machen, da sie ja 'sowieso' mit Anfang 20 heiratet! Aber dadurch sind die Lebensläufe und Entwicklingen natl. deutlich unterschiedlich!

0