Welcher Waldanbau ist für die Natur am Besten?

mendrup  03.07.2023, 23:52

Was für eine Gegend ist das?

0815tommes 
Fragesteller
 03.07.2023, 23:55

NRW, Sauerland

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Es ist zwar, wenn auch nicht im Sauerland, mein Job, Waldbesitzer in einer ähnlichen Lage wie du zu beraten. Dennoch sehe ich mich, im Gegensatz zu einigen anderen, nicht in der Lage, aus der Entfernung eine Empfehlung auszusprechen.

Auch hier, wo ich das tue, müsste ich mir die Fläche vor Ort ansehen. Anhand von eventuell vorhandenen Unterlagen wie Standortskarten etc kann man sicher die generelle Eignung verschiedener Baumarten ermitteln. Wichtig sind aber auch zB Eindrücke bezüglich bereits vorhandener Naturverjüngungsansätze, Potenzial der Naturverjüngung (Samenbäume auf der Fläche und in der Nachbarschaft) bereits stattgefundene "Verwilderung", Verbissituation, Beschattung durch Nachbar- und Restbestand, kleinstandörtliche Besonderheiten,...

Bei einer Größe von zwei Hektar kann sich auch die Situation in verschiedenen Ecken der Fläche ganz unterschiedlich darstellen.

Aus verschiedenen Gründen, teilweise auch aus Zwangslagen heraus, wurden in der Vergangenheit große Flächen ohne Berücksichtigung solcher Aspekte mit einer einzigen Baumart, der Fichte, bepflanzt. Soweit ich weiß, war das auch im Sauerland so. Die Konsequenzen treffen uns nun mit voller Wucht. Wir sollten jetzt aber die notwendige Neubegründung des Waldes anders, sehr gezielt angehen und ins streng daran orientieren, was am jeweiligen Standort am besten geeignet ist.

In meinem eigenen Wald kämpfe ich gerade mit einer solchen Borkenkäferfläche, die aber nur ein Zehntel so groß ist wie bei dir. Aufgrund der geringen Größe und vorhandener geeigneter Samenbäume in der Umgebung ist es dort leider notwendig, aber immerhin ausreichend, die vorhandenen Pflänzchen aus Naturverjüngung (es gibt einen dichten Teppich aus kleinen Ahornen, Eichen, Buchen auf einem Kalkverwitterungslehm) mit einem Zaun zu schützen. Hier bin ich zuversichtlich, in wenigen Jahren einen Jungbestand aus standörtlich geeigneten Baumarten zu haben. Bei zwei Hektar komplett kahl und einer möglicherweise ähnlich gestalteten Umgebung sähe es allerdings ganz anders aus. Was soll an Baumarten kommen, wenn es zuvor auf großer Fläche ausschließlich Fiche gab? Sich selbst überlassen wird sich dort selbstverständlich irgendwann genau der Wald einstellen, der von Natur aus dort wachsen sollte. Vielleicht kommt aus dem Kraut- und Strauchwuchs wieder Fichte heraus, ihre Samen werden vor Ort vorhanden sein, und die Fichte ist eine "Katastrophenbaumart" und kommt mit solchen Kahlflächensituationen gut zurecht. Wahrscheinlich stirbt sie aber nach wenigen Jahren erneut ab. Vielleicht macht sie nacheinander mehrere solcher Anläufe, bis endlich von weit her die ersten besser geeigneten Baumsrten zuwandern, die dann aber natürlich vom Wild viel lieber verbissen werden... Kurz, es kann auch durchaus ein paar Jahrhunderte dauern. Und ich prohezeie, dass in den nächsten Jahren kein Mangel an sich selbst überlassenen Flächen geben wird. Pionierarten, die auf solchen Zusammenbruchsflächen leben, wird es bestimmt besser gehen als solchen, die auf andere Altersphasen von Wäldern angewiesen sind. Wenn einem die Natur am Herzen liegt, dann ist es für mich auch ein Aspekt, was mit dem CO2 passiert: zusammenbrechende Wälder binden zunächst keines mehr, setzen durch Verrottung, Humusabbau sogar welches frei, bis eine neue Waldgeneration wieder effektives Wachstum zeigt. Gerade in der jetzigen Situation ist es aber doch geboten, möglichst schnell dorthin zu kommen, dafür zu sorgen, dass der Atmosphäre kein zusätzliches CO2 zugeführt, sondern welches entzogen wird!

Ich weiß nicht genau, wie es in NRW funktioniert, Forst ist Ländersache, aber auch dort wird es die Möglichkeit geben, dich von eine/m/r Kollegen/in von mir neutral beraten zu lassen und gemeinsam die beste Lösung zu finden. Hier bei uns gäbe es für Wiederafforsungen etc auch staatliche Fördermittel.

Pomophilus  05.08.2023, 21:42

Vielen Dank für 🌟, und Dir viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben in Deinem Wald!!

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Hallo

Ob es dir hilft und bei dir möglich ist, weiß ich nicht aber wir haben vor gut vier Jahren, im Wald eines Freundes, eine Windwurffläche aufgearbeitet.

Der Freund stand dann auch vor der Entscheidung, was er denn nun mit den knapp vier Morgen machen soll und hat sich dann für eine Naturverjüngung entschieden.

Es ist schon erstaunlich, wenn man sieht, was da inzwischen wächst und wieviel Arten von Samen entweder im Boden steckten oder angeweht wurden.

Früher war es ein reiner Fichtenbestand und jetzt wird es mal ein schöner Mischwald werden.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung und sehr vielseitige Interessen

Ich würde erstmal warten, welche Pflanzen sich da von alleine ansiedeln. Solch ein buntes Durcheinander ist für den Boden und für zahlreiche Tierarten das Beste was passieren kann. In ein paar Jahren würde ich die Fläche dann genauer unter die Lupe nehmen und nur partiell hier und da evtl was freischneiden oder ein paar andere Bäume anpflanzen, die nicht von allein gekommen sind. Du musst nur darauf achten, dass die Fläche nicht komplett vergrast, weil die Gräser alle anderen Pflanzen verdrängen.

Sauerland ist ja sehr waldig. Ich würde auf jeden Fall fünf Eichen pflanzen. Die werden groß und alt. Buchen sind prima. Bei Nadelbäumen ist fraglich, ob Fichten zukunftsfähig sind. Zedern aus dem Nahen Osten sollen besser sein..