Welchen Sinn macht die Logik atheistisch eingestellter Physiker?
Genauer gefragt:
Was fast allen Gottesbildern heutiger Menschen, die an Gottes Existenz glauben, gemeinsam ist, besteht doch wohl aus der Meinung
- Gott existiert zeitlos (wurde also nicht geschaffen) und
- hat alles geschaffen, was über ihn hinaus zudem noch existiert.
Interessanterweise schreiben Physiker (Wissenschaft also) genau diese beiden Eigenschaften auch dem zu, was sie "Energie" nennen.
Kann es dann aber Sinn machen, als Physiker zu behaupten, man sei Atheist?
Statt dem Begriff Gott der Begriff "universele Energie"?
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Ich spreche hier nur über einen Gottesbegriff, der sich ausschließlich über die beiden von mir genannten Eigenschaften definiert.
11 Antworten
schön, dass jemand eine Definition anbietet, an was genau er glaubt - das ist selten. Leider bieten auch Atheisten ebenso selten eine Definition an, an was genau sie nicht glauben. Erst wenn beide Definitionen vorliegen, kann man vergleichen.
Von Paul Dirac war bekannt, dass er leidenschaftlicher Atheist war, aus dem einfachen Grunde, dass in einer geschlossenen physikalischen Theorie so ein Gottesbegriff nicht nötig sei - Dirac war auch Minimalist. Volkstümlich ausgedrückt: in einer perfekten physikalischen Welt ist niemand nötig, der allem hinterherläuft und die Schrauben nachzieht, damit war sein Gottesbegriff von dem in der Frage gegebenen abweichend.
Jedes Glaubensbekenntnis sagt mehr über das Begriffsvermögen des Bekennenden als über den wirklichen Gott, darum wird eine Einigung nicht zu erreichen sein - die Menschen sind nun mal verschieden.
Ich glaube an den Gott, der durch Urknall und Evolution Entwicklung ermöglicht hat, selbst aber außerhalb von allem bleibt. Wir begegnen im Universum seinem Willen in Gestalt der Gesetze, aber nicht ihm selbst.
Wenn aber jemand nur einen Hausmeister verstehen kann, der in seinem nach Menschenart gebastelten Universum herumläuft und auf Wunsch der Mieter Extrawürste brät, dann kann ich seinen Blick nicht ändern.
Den ersten beiden dieser Aussagen stimme ich zu.
Den die dritte darstellenden Vergleich verstehe ich nicht.
Du setzt Gott = Energie, also nur ein Synonym. Da wird Gott aber nicht glücklich sein darüber. Falls es ihn gibt.
Wir reden hier nicht über das, was wirklich ist, sondern das, was hinter unseren Begriffen steckt. Über Begriffsdefinition also.
Wer den (per Definition gegebenen) Begriff "Gott" auf die beiden in meiner Frage genannten Eigenschaften reduziert, wird durch Logik gezwungen, Gott und Energie als ein und dasselbe zu sehen.
Du kannst auch Fahrrad auf Gummi und Stahl reduzieren und mit einer Schubkarre vergleichen. Na, und?
Du setzt Gott = Energie, also nur ein Synonym.
Nicht ich tue das: Worauf ich hier aufmerksam mache, ist einfach nur, dass Physik — Wissenschaft also — vom selben unwahrscheinlichen Grundaxiom ausgeht wie Religion auch. Warum aber glauben dann nicht wenige, dass Physik Sinn mache, Religion aber nicht?
Interessanterweise schreiben Physiker (Wissenschaft also) genau diese beiden Eigenschaften auch dem zu, was sie "Energie" nennen.
Nein. Setze statt "Gott" einfach "Energie", dann steht folgendes
1. Energie existiert zeitlos (wurde also nicht geschaffen) und
2. hat alles geschaffen, was über sie hinaus zudem noch existiert.
1. Kann sein
2. Energie soll zusätzlich was erschaffen haben? Wie stellst du dir so eine Erschaffung vor, respektive wie soll das möglich sein? Es gibt keinerlei Hinweis, dass dem so ist. Soweit ich weiß, nichtmal eine physikalische These dazu. Gar Von einem Zuschreiben einer solchen Eigenschaft von Ernergie, kann nicht die Rede sein.
Zu 2: Beispiel: Stühle und Tische sind aus Holz – existieren aber noch lange nicht, solange nur dieses Holz existiert. Erst Bearbeitung des Holzes führt zur Existenz von Tischen und Stühlen.
Im Fall von Energie ist Evolution der Prozess, der mehr daraus macht: einfach nur, indem er sie in zunehmend spezifischerer Form verteilt und so "Mehrwert" schafft.
Man kann diesen "Mehrwert" sehen als zusätzliche Rollen, in denen Energie dann auftritt bzw. auftreten kann (abwechselnd oder auch gleichzeitig).
Im Fall von Energie ist Evolution der Prozess, der mehr daraus macht: einfach nur, indem er sie in zunehmend spezifischerer Form verteilt und so "Mehrwert" schafft.
Nein. Evolution bedeutet einfach nur Entwicklung. Evolution erzeugt nichts, weder Energie noch Materie noch sonst was. Da wird nichts "mehr". Es gibt keine These, geschweige denn eine Theorie. die sowas behauptet.
Ich behaupte ja gar nicht, dass Evolution Energie erzeuge. Was Evolution aber sehr wohl bewirkt ist zunehmend spezifischere Verteilung von Energie (so dass z.B. aus Teilen einer einzigen, zunächst nur Wasserstoff darstellenden Wolke Sterne recht unterschiedlicher Qualität werden und später vielleicht sogar biologische Lebewesen unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Charakters).
Na gut, lassen wir das mal so stehen.
Bleibt immer noch deine Behauptung, "Energie hat alles geschaffen, was über sie hinaus zudem noch existiert."
Was z.B. würdest Du denn als Gegenbeispiel sehen?
Kennst Du einen physikalischen Gegenstand, der - ohne einfach nur Begriff zu sein oder etwas rein Geistiges - nicht aus Energie bestünde?
"Gott würfelt nicht" - Albert Einstein.
Selbst sehr schlaue bekannte Physiker hatten an Gott geglaubt. Er konnte z. B. der Quantenmechanik nicht glauben, dass alles auf Zufall basiert. Deshalb hat er auch immer Versucht die Quantenmechanik zu widerlegen.
Physiker meinen, wenn sie von Energie sprechen es immer im wissenschaftlichen Kontext. Die Energie, wie sie in der Physik verstanden wird, ist eine beobachtbare und messbare Größe. Diese sind ein fundamentaler Bestandteil der physikalischen Gesetze.
Wie Erkenntnisse in der Wissenschaft gewonnen werden, unterscheiden sich stark von den Religionen. Die Wissenschaft gewinnt ihre Daten aus empirischen Daten und logischer Analysen, während die Religionen diese aus Offenbarungen, persönlicher Erfahrungen und dem allgemeinen Glauben ziehen.
Was die die Zeit konkret überhaupt ist aktuell wissenschaftlich noch nicht abschließend in der Quantenmechanik z. B. geklärt. So kann man hier auch die Zeit rückwärts laufen lassen. Das Energie "zeitlos" ist, ist eine wissenschaftliche Beschreibung wie sich Energie verhält und basiert auf Beobachtungen und theoretischen Modellen. Es wird nicht behauptet, das Energie seinen eigenen Willen oder Bewusstsein oder ähnliches hätte.
Ein Physiker kann also durchaus Athehist sein, wobei er die Konzepte von Energie in seinem Wissenschaftlichen Verständnis akzeptiert oder auch an Gott glauben.
Energie kann nicht zeitlos existieren, da es ohne die Zeit-Symmetrie keine Energieerhaltung gäbe. Das sieht man schon an der Photonenstreuung im Vakuum.
Mit "zeitlos" meine ich "zu jedem Zeitpunkt in gleicher Menge existent".
Obgleich ich mal Mathematiker war, verstehe ich inzwischen zu wenig von Mathematik, um Noethers Papier verstehen zu können. Etwas konkreter von Dir genannte Quellen und Erklärungen, wären hilfreich (sicher auf für andere Besucher dieser Seite, denen es ähnlich geht wie mir).
Was mir auffiel ist einfach nur, dass die Annahme, Gott habe die beiden in meiner Frage genannten Eigenschaften, kein Argument gegen seine Existenz sein kann (jedenfalls nicht für Physiker, die an den Energie-Erhaltungssatz glauben).
Wenn nämlich eine dieser Eigenschaften gegen Gottes Existenz spräche, spräche sie ja auch gegen die Existenz von Energie und/oder Energie-Erhaltungssatz.
Auch ich bin jemand, der denkt, dass alles Geschehen im Universum letztlich Folge mathematischer Gesetze ist, insbesondere dem immer und überall gegebenen Drang, Gleichgewicht herzustellen.
Das ist aber kein Argument gegen die Existenz eines Willens, der diese Gesetze geschaffen haben mag bzw. ihre Gültigkeit garantiert (dann "Gott" genannt).
Ganz allgemein würde ich sagen: Die meisten Atheisten bezeichnen sich als solche, da sie nicht an einen Gott glauben können, der die eine oder andere Eigenschaft hat, die sie ihm unterstellen wollen. Aber schließt das einen allmächtigen, immer schon existenten Willen aus, der andere Eigenschaften hat, auch solche, die wir gerade noch als möglich erachten?