Welchen Sinn macht die Logik atheistisch eingestellter Physiker?

11 Antworten

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schön, dass jemand eine Definition anbietet, an was genau er glaubt - das ist selten. Leider bieten auch Atheisten ebenso selten eine Definition an, an was genau sie nicht glauben. Erst wenn beide Definitionen vorliegen, kann man vergleichen.

Von Paul Dirac war bekannt, dass er leidenschaftlicher Atheist war, aus dem einfachen Grunde, dass in einer geschlossenen physikalischen Theorie so ein Gottesbegriff nicht nötig sei - Dirac war auch Minimalist. Volkstümlich ausgedrückt: in einer perfekten physikalischen Welt ist niemand nötig, der allem hinterherläuft und die Schrauben nachzieht, damit war sein Gottesbegriff von dem in der Frage gegebenen abweichend.

grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 16:17

Auch ich bin jemand, der denkt, dass alles Geschehen im Universum letztlich Folge mathematischer Gesetze ist, insbesondere dem immer und überall gegebenen Drang, Gleichgewicht herzustellen.

Das ist aber kein Argument gegen die Existenz eines Willens, der diese Gesetze geschaffen haben mag bzw. ihre Gültigkeit garantiert (dann "Gott" genannt).

Ganz allgemein würde ich sagen: Die meisten Atheisten bezeichnen sich als solche, da sie nicht an einen Gott glauben können, der die eine oder andere Eigenschaft hat, die sie ihm unterstellen wollen. Aber schließt das einen allmächtigen, immer schon existenten Willen aus, der andere Eigenschaften hat, auch solche, die wir gerade noch als möglich erachten?

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 16:23
@grtgrt

Lies "als solche" statt "auch solche".

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hologence  17.06.2023, 17:51
@grtgrt

Jedes Glaubensbekenntnis sagt mehr über das Begriffsvermögen des Bekennenden als über den wirklichen Gott, darum wird eine Einigung nicht zu erreichen sein - die Menschen sind nun mal verschieden.

Ich glaube an den Gott, der durch Urknall und Evolution Entwicklung ermöglicht hat, selbst aber außerhalb von allem bleibt. Wir begegnen im Universum seinem Willen in Gestalt der Gesetze, aber nicht ihm selbst.

Wenn aber jemand nur einen Hausmeister verstehen kann, der in seinem nach Menschenart gebastelten Universum herumläuft und auf Wunsch der Mieter Extrawürste brät, dann kann ich seinen Blick nicht ändern.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 17:58
@hologence

Den ersten beiden dieser Aussagen stimme ich zu.

Den die dritte darstellenden Vergleich verstehe ich nicht.

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hologence  17.06.2023, 20:29
@grtgrt

der dritte Absatz ist der persönliche Gott, der von den Gesetzen eine Ausnahme macht wenn man recht schön bitte bitte sagt. Der mit dem Rauschebart. Der, der in der Sixtinischen Kapelle seine Hand ausstreckt.

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Du setzt Gott = Energie, also nur ein Synonym. Da wird Gott aber nicht glücklich sein darüber. Falls es ihn gibt.

grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 13:21

Wir reden hier nicht über das, was wirklich ist, sondern das, was hinter unseren Begriffen steckt. Über Begriffsdefinition also.

Wer den (per Definition gegebenen) Begriff "Gott" auf die beiden in meiner Frage genannten Eigenschaften reduziert, wird durch Logik gezwungen, Gott und Energie als ein und dasselbe zu sehen.

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WilliamDeWorde  17.06.2023, 14:32
@grtgrt

Du kannst auch Fahrrad auf Gummi und Stahl reduzieren und mit einer Schubkarre vergleichen. Na, und?

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grtgrt 
Fragesteller
 18.06.2023, 14:38
Du setzt Gott = Energie, also nur ein Synonym.

Nicht ich tue das: Worauf ich hier aufmerksam mache, ist einfach nur, dass Physik — Wissenschaft also — vom selben unwahrscheinlichen Grundaxiom ausgeht wie Religion auch. Warum aber glauben dann nicht wenige, dass Physik Sinn mache, Religion aber nicht?

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Interessanterweise schreiben Physiker (Wissenschaft also) genau diese beiden Eigenschaften auch dem zu, was sie "Energie" nennen.

Nein. Setze statt "Gott" einfach "Energie", dann steht folgendes

1. Energie existiert zeitlos (wurde also nicht geschaffen) und

2. hat alles geschaffen, was über sie hinaus zudem noch existiert.

1. Kann sein

2. Energie soll zusätzlich was erschaffen haben? Wie stellst du dir so eine Erschaffung vor, respektive wie soll das möglich sein? Es gibt keinerlei Hinweis, dass dem so ist. Soweit ich weiß, nichtmal eine physikalische These dazu. Gar Von einem Zuschreiben einer solchen Eigenschaft von Ernergie, kann nicht die Rede sein. 

grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 20:52

Zu 2: Beispiel: Stühle und Tische sind aus Holz – existieren aber noch lange nicht, solange nur dieses Holz existiert. Erst Bearbeitung des Holzes führt zur Existenz von Tischen und Stühlen.

Im Fall von Energie ist Evolution der Prozess, der mehr daraus macht: einfach nur, indem er sie in zunehmend spezifischerer Form verteilt und so "Mehrwert" schafft.

Man kann diesen "Mehrwert" sehen als zusätzliche Rollen, in denen Energie dann auftritt bzw. auftreten kann (abwechselnd oder auch gleichzeitig).

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Elementarer  17.06.2023, 20:59
@grtgrt
Im Fall von Energie ist Evolution der Prozess, der mehr daraus macht: einfach nur, indem er sie in zunehmend spezifischerer Form verteilt und so "Mehrwert" schafft.

Nein. Evolution bedeutet einfach nur Entwicklung. Evolution erzeugt nichts, weder Energie noch Materie noch sonst was. Da wird nichts "mehr". Es gibt keine These, geschweige denn eine Theorie. die sowas behauptet. 

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 21:08
@Elementarer

Ich behaupte ja gar nicht, dass Evolution Energie erzeuge. Was Evolution aber sehr wohl bewirkt ist zunehmend spezifischere Verteilung von Energie (so dass z.B. aus Teilen einer einzigen, zunächst nur Wasserstoff darstellenden Wolke Sterne recht unterschiedlicher Qualität werden und später vielleicht sogar biologische Lebewesen unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Charakters).

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 21:15
@grtgrt

Emergenz kann dazu führen, dass manchen dieser Teilportionen von Energie schließlich sogar Geist innewohnt, der über sich selbst nachzudenken in der Lage ist oder mathematische Gesetze als solche erkennt und zu nutzen weiß.

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Elementarer  17.06.2023, 21:18
@grtgrt

Na gut, lassen wir das mal so stehen.

Bleibt immer noch deine Behauptung, "Energie hat alles geschaffen, was über sie hinaus zudem noch existiert."

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 21:20
@Elementarer

Was z.B. würdest Du denn als Gegenbeispiel sehen?

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 21:39
@Elementarer

Kennst Du einen physikalischen Gegenstand, der - ohne einfach nur Begriff zu sein oder etwas rein Geistiges - nicht aus Energie bestünde?

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"Gott würfelt nicht" - Albert Einstein.

Selbst sehr schlaue bekannte Physiker hatten an Gott geglaubt. Er konnte z. B. der Quantenmechanik nicht glauben, dass alles auf Zufall basiert. Deshalb hat er auch immer Versucht die Quantenmechanik zu widerlegen.

Physiker meinen, wenn sie von Energie sprechen es immer im wissenschaftlichen Kontext. Die Energie, wie sie in der Physik verstanden wird, ist eine beobachtbare und messbare Größe. Diese sind ein fundamentaler Bestandteil der physikalischen Gesetze.

Wie Erkenntnisse in der Wissenschaft gewonnen werden, unterscheiden sich stark von den Religionen. Die Wissenschaft gewinnt ihre Daten aus empirischen Daten und logischer Analysen, während die Religionen diese aus Offenbarungen, persönlicher Erfahrungen und dem allgemeinen Glauben ziehen.

Was die die Zeit konkret überhaupt ist aktuell wissenschaftlich noch nicht abschließend in der Quantenmechanik z. B. geklärt. So kann man hier auch die Zeit rückwärts laufen lassen. Das Energie "zeitlos" ist, ist eine wissenschaftliche Beschreibung wie sich Energie verhält und basiert auf Beobachtungen und theoretischen Modellen. Es wird nicht behauptet, das Energie seinen eigenen Willen oder Bewusstsein oder ähnliches hätte.

Ein Physiker kann also durchaus Athehist sein, wobei er die Konzepte von Energie in seinem Wissenschaftlichen Verständnis akzeptiert oder auch an Gott glauben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Aktuelles Studium B.Sc. Angewandte Künstliche Intelligenz

Energie kann nicht zeitlos existieren, da es ohne die Zeit-Symmetrie keine Energieerhaltung gäbe. Das sieht man schon an der Photonenstreuung im Vakuum.

Woher ich das weiß:Hobby
grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 13:10

Mit "zeitlos" meine ich "zu jedem Zeitpunkt in gleicher Menge existent".

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Zetsu286  17.06.2023, 13:19
@grtgrt

Ja das habe ich schon verstanden. Die Zeit-Symmetrie gilt aber nicht komplett, wie ich eben schon mit dem Beispiel "Photonenstreuung im Vakuum" angedeutet habe.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 13:22
@Zetsu286

Diese Aussage verstehe ich nicht.

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Zetsu286  17.06.2023, 13:23
@grtgrt

Gucke dir dazu mal ein paar Youtube Videos an und mache dich mal mit dem Noether Theorem vertrauter.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 13:30
@Zetsu286

Obgleich ich mal Mathematiker war, verstehe ich inzwischen zu wenig von Mathematik, um Noethers Papier verstehen zu können. Etwas konkreter von Dir genannte Quellen und Erklärungen, wären hilfreich (sicher auf für andere Besucher dieser Seite, denen es ähnlich geht wie mir).

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Zetsu286  17.06.2023, 13:33
@grtgrt

Grob erklärt bedeutet das Noether Theorem, dass es für jede Symmetrie eine Erhaltungsgröße gibt und umgekehrt. Die Zeit kann in der ART gekrümmt und gestaucht werden, weshalb die Energieerhaltung nur in Spezialfällen möglich ist.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 13:39
@Zetsu286

Ja, so weit ist mir das Theorem schon auch noch klar. Wieso aber sollte es meine Frage oben als keinen Sinn ergebend brandmarken?

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Zetsu286  17.06.2023, 13:43
@grtgrt

Weil die Energieerhaltung eben nicht allgemeingültig ist, sondern Energie sehr wohl zerstört werden kann. Das war doch oben deine erste These.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 14:06
@Zetsu286

Nein, das war nicht meine These.

Energie im Sinne der Physik kann nicht zerstört werden, sie kann sich lediglich zu unterschiedlicher Zeit in unterschiedlicher Form manifestieren.

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Zetsu286  17.06.2023, 14:13
@grtgrt

Meine Behauptung habe ich jetzt wohl ausreichend begründet. Vielleicht sollte ich mal Deine hinterfragen. Bist du hier, weil du dir eine Meinung bilden willst oder bereits hast? Im letzteren Fall werde ich nicht weiter diskutieren.

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grtgrt 
Fragesteller
 17.06.2023, 14:26
@Zetsu286

Was mir auffiel ist einfach nur, dass die Annahme, Gott habe die beiden in meiner Frage genannten Eigenschaften, kein Argument gegen seine Existenz sein kann (jedenfalls nicht für Physiker, die an den Energie-Erhaltungssatz glauben).

Wenn nämlich eine dieser Eigenschaften gegen Gottes Existenz spräche, spräche sie ja auch gegen die Existenz von Energie und/oder Energie-Erhaltungssatz.

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