Was tun, wenn sich erwachsener Sohn auf immer von seinen Eltern verabschiedet?
Vorab, es gab keinerlei Differenzen zwischen Eltern und 37 jährigen Sohn.
Sohn lebt seit ü. 10 Jahren in der Schweiz, seine geschiedenen Eltern in D. Regelmäßiger Kontakt (telefon., Besuche) bestand immer zu seinen Eltern. Zu mir als Mutter intensiver.
Es bahnten sich für ihn unüberwindliche Probleme an, die mit Alkohol betäubt wurden. Workaholicer, gut bezahlter, mit Freude ausgeübter Job, tolle Wohnung, schickes Auto, Freizeitmusiker usw. Beziehung zerbrochen, Zweifel am Dasein, Lebensmüde oder midlife crisis?!
Bei einem Telefonat voller Verzweiflung und Suizidandrohung vor einigen Wochen, brach das Gespräch durch bedenkliches Fallgeräusch ab. Daraufhin habe ich die Polizei in Zürich um Kontrolle gebeten. Er wurde alkoholisiert im bewusstlosen Zustand vorgefunden. Notarzt, Spital, Verlegung in Psychiatrie. Aus Letzterem hat er sich nach zwei Tagen selbst entlassen und ging wie gewohnt auf Arbeit.
Andere Folge des Einsatzes war Führerscheinentzug, aufgrund des Verdachtes auf Alkoholabhängigkeit und labiler Psyche. Zumal er noch eine 5 jährige Bewährungsfrist wegen eines vor 3 Jahren schweren Motorradunfalls unter Alkoholeinfluss hat. Seitdem nie wieder Alkohol am Steuer oder sonstige Verkehrsdelikte.
Er braucht für seinen Job den Führerschein, weshalb er mittels Anwalt darum kämpft. Verkehrsamt hat sich auf Einschätzung seines Hausarztes, hinsichtlich Alkoholmissbrauch eingelassen, Psychothema vom Tisch. Die Einschätzung vom Hausarzt ist völlig i.O. , nur dass der entscheidende Satz, vom Anwalt vorgegeben, fehlt und vom Arzt nicht nachgetragen wird. Vielleicht das Zünglein an der Waage.
Abwarten hielt er nicht mehr aus. Was ihm bei weiterer Verwehrung des FS droht, ist ihm bekannt. Sein Arbeitsplatz steht seit Einzug FS auf der Kippe, dazu die persönliche Krise.
Montagnacht gab es div. Ankündigungen bei einem mehrstündigen Telefonat mit mir. Am Dienstag hat er seinen Job gekündigt, sich gestern für ein oneway ticket irgendwohin entschieden und uns Eltern darüber informiert.
Er hat seine Wohnung offen gelassen, Autoschlüssel und sämtliche Papiere für jedermann zugängig gemacht. Sollen sich andere um seine Verbindlichkeiten kümmern. Verwertbares Vermögen sei reichlich vorhanden. Es gibt nur einen bereits zur Hälfte abbezahlten Kredit für sein Auto.
Seine privaten Schulden bei mir sind absolut nachrangig. Der Verlust tut mir trotzdem sehr weh, weil ich stets mein letztes Hemd für ihn gegeben habe und er bisher immer zurückzahlte. Er weiß es und deshalb soll ich sein Auto und Wohnungsgegenstände verwerten. Das geht nicht, es wäre Diebstahl.
Er entzieht sich jeder Verantwortung und wir Eltern sollen mit Ungewissheit und hinterlassenem Scherbenhaufen klar kommen.
Es gibt keine Worte für derartige Ohnmacht und was noch kommt.
Ist die Verabschiedung Loslösung für Neustart oder Hilferuf? Er hat so sehr geweint und arge Angst signalisiert. Wir sind hilflos und schockiert.
7 Antworten
Das tut mir sehr leid und ich kann nur erahnen, wie du dich fühlen musst.
Er macht es sich da schon etwas gar einfach und ich glaube auch, dass das so nicht einfach so einfach geht, wie er sich das vorstellt.
Denn du hast keine schriftliche Vollmacht von ihm, dass du eben mal seine Wohnung kündigen und seinen ganzen Haushalt auflösen kannst. Da wirst du wohl die Behörde einschalten müssen.
Das wird wohl einige Zeit dauern bis das geregelt werden kann, was nicht gerade einfach ist, dies aus dem Ausland zu mangen.
Denn du musst ihn ja auch abmelden ohne den neuen Wohnort zu kennen. Von daher würde ich mal im Vorfeld telefonisch mit dem Einwohneramt kontakt aufnehmen und ihnen den Fall schildern. Fragen was zu tun ist und wie du vorgehen musst.
Da du ja auch die Wohnung kündigen musst, wofür du sicher einen Titel brauchst, dass du legitimiert bist dafür.
Und in all dem bleibt die bange Sorge, dass er sich nichts angetan hat. Allerdings denke ich das kaum, sondern eher, dass er irgendwo nach Südamerika flog in der Hoffnung sich dort was Neues aufzubauen.
Er mutet da dir/euch schon einiges zu. Etwas das man eben nur erahnen kann, wie schlimm das für dich/euch ist. Ich hoffe doch, du hast wenigstens deinen Exmann an deiner Seite, damit ihr dies gemeinsam stemmen könnt.
Sei umarmt. Ich wünsche dir, dass dein Sohn doch noch ein Einsehen hat, sich meldet und seine Angelegenheiten selbst oder mit eurer Hilfe in Gemeinsamkeit, sauber regeln wird.
Wie gesagt, ich kann ahnen wie du dich fühlst. Vor allem die Ungewissheit macht einem hilflos und raubt einem die innere Ruhe. Von daher wünsche ich dir viel Kraft und hoffe, dass dein Wunsch in Erfüllung geht, dass dein Sohn sich besinnt und diesen sauberen Schnitt macht.
Denn du hast natürlich recht, das wird sonst zum Bumerang, er wird nicht daran vorbei kommen, da man nicht vor sich selbst fliehen kann.
Neu beginnen schon aber dann muss das Alte abgeschlossen sein, sonst trägt man es stets mit.
Dass er aus der Schweiz weg will, das verstehe ich, wenn er den Führerschein weg bekommen hat, aus den benannten Gründen, dann ist das ein sehr langer mühsamer Weg, ihn wieder zu bekommen.
Es gibt kurzfristig angesagte Blutkontrollen, zum Teil auch Haarproben. Du musst also trocken sein und darfst dir nie mehr die Kante geben, denn das sieht man.
Allerdings denke ich eher, als er dich anrief, da wurde er wohl das zweite Mal mit Alkohol am Steuer erwischt und wusste, was auf ihn zukommen wird, darum der verzweifelte Anruf.
Auch wenn du die Polizei, Notruf ausgelöst hast, zu recht, denn er lag ja bewusstlos in der Wohnung. So bekam er den Führerschein nicht weg über, deswegen, wie auch ?
Die Geschichte humpelt, denn es gibt ein Arztgeheimnis und die Polizei hakt auch nicht selbst nach, da er zu Hause war, ein Notruf wie jeder Andere, die studieren nachher sicher nicht, seinen Leumund.
Ich denke eher, er kam an jenem Abend in eine Kontrolle und hatte mehr als die Erlaubten 0,5 Promille, wusste was ihm nun blüht.
Ging heim, soff sich ins Koma und rief den Hafen an, dich, bevor er hinüber segelte. In jenem Moment wollte er wirklich sterben, doch ein Funke Lebenswille war da, sonst hätte er dich nicht angerufen. Das musst du schon so sehen.
Du hast alles richtig gemacht. Und er hat das Billett sicher nicht weg und schon gar nicht auf unbestimmte Zeit, weil er zu Hause komatös besoffen war.
Sondern er hat wirklich ein Problem, wo er die Hilfe darin auch ablehnte.
Einen Rat an dich, zahle ihm diesmal die Zeche nicht, denn es ist sein Bier, auch wenn es weh tut. Traue ihm dies auch zu, dass er es ausbaden kann.
Der Hafen ist offen, der Lotse da für ihn. Das ist alles, was du tun kannst. Und ich weiss, das ist verdammt schwer und tut extrem weh.
Darum bin ich grad in Gedanken bei dir und wünsche dir die nötige Kraft und Lichtblicke für dich.
In dem Sinne alles Gute dir/euch.
Lieben Dank für den Stern, er möge auch für euch stets hell leuchten, euch begleiten, auf dass man auch in der Nacht oder im Nebel, einen sicheren Pfad findet und nie den Mut verliert. Ich glaube, ihr braucht gerade den fahlen Schein eines Sterns sehr gut. In dem Sinne alles Gute in der unwegsamen Steilwand, in der ihr euch gerade bewegt. Ich umarme dich fest, einfach weil ich erahne, wie schwer das alles für dich ist.
Hast du Kontakt zu einer Al-Anon Gruppe aufgenommen? Dann solltest du auch zwischen den Treffen die Möglichkeit heben, jemanden aus der Gruppe anzurufen und jetzt diese Möglichkeit nutzen.
Habe ich bisher nicht. Muss erstmal versuchen mit der derzeitigen Situation irgendwie zurecht zu kommen. Momentan kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Mein Dasein funktioniert wie auf Autopilot geschaltet.
Ich denke viele von uns, mich eingeschlossen, können nicht annähnernd empfinden, was du hier schreibst. aber es tut schon mal gut, sich den ganzen Mist von der Seele zu reden oder zu schreiben. Wenn du immernoch meinst, dass es dir schlecht geht, such dir hilfe bei einem psychologen!
es hilft, glaub mir! ich habe das, aus anderen Gründen auch hinter mir.
lg, Nicki
Hmmmm mein Ex hat auch getrunken und wenn er betrunken war hat er auch geweint wie ein Kleinkind. Ohne Witz...
Auch mit Suizid gedroht uvm. Natürlich hat er nur 💩 gelabbert! Du kannst wegen deinem Sohn nicht schlafen und machst dir große Sorgen, verständlicherweise.
Ich wäre da auch total überfragt, fühle dich umarmt. Du kannst da jz nicht viel machen, rufst du wieder eine Leitstelle an, könnte er noch mehr sauer auf dich sein. Tuest du es nicht, könnte er sich ggf. doch was an tun. Da er einfach alles verloren hat und durch den Alk keine Hemmungen mehr hat.
Ich würde sicherheitshalber anrufen und er bekommt dann seine Hilfe die er braucht da alles ja momentan schlimmer als zu Beginn scheint.
Danke für dein Verständnis. Mein Ex hat die Polizei eingeschaltet, ich hatte versprochen es nicht wieder zu tun. Sie hat ihn ohne Auffälligkeiten angetroffen und ist wieder abgezogen. Mein Sohn ist nicht sauer auf mich. So manch Krise konnte vorher bewältigt werden, so lange ich 90 km (Feldberg BW) entfernt war. Seit 3 Jahren bin ich 700 km weit weg. 1-2 mal jährlich war Sohn zu Besuch bei mir. Via Internet regelmäßige, ausführliche Kontakte.
Ich glaube auch Eltern haben das Recht sich von ihren Kindern abzunabeln, im Sinne loslassen, ohne fallen zu lassen. Das ist bereits ein sehr schwieriger Prozess und beiderseits nicht einfach einzulösen.
Wo Mutti, da unser Zuhause. Das ist vollkommen i.O., irgend einen Heimathafen braucht fast jeder.
Nichts gegen Glück in der Ferne suchen, Abenteuer erleben, sich erproben, andere Wege gehen. Doch normal bespricht man seine Absichten vorher mit Angehörigen und Freunden, klärt seine Angelegenheiten usw. Mit so einer völlig unvorbereiteten Ankündigung, die verschieden ausgelegt werden kann, sind Eltern überfordert und im Extremzustand. Sohn natürlich auch.
Da ich meinen Sohn kenne, um seine instabile Psyche, Alkoholkonsum u.v.m. weiß, steht es Spitz auf Knopf wegen seiner tiefsten Verzweiflung. Bin mir nicht sicher, ob er sich alles Weitere gut überlegt hat. Erst paar Wochen her, als er nach Notaufnahme ins Spital, in die Psychiatrie verlegt wurde. Das wäre der Punkt um nachhaltig Hilfe zu finden gewesen. Er wollte es nicht.
Er bräuchte Hilfe, aber er lehnt sie ab. Glaubt immer noch an Selbsthilfe durch Flucht und Neustart. Vielleicht gelingt es ihm diesmal, was ich ihm sehr wünsche.
Ich würde erneut die Polizei informieren und mich sofort auf den Weg zu meinem Sohn machen.
Giwlalato
Sein Vater hat diesmal die Polizei alarmiert. Es gab aus polizeilicher Sicht keinen Grund zum Handeln. Für innere Zerrissenheit ist sie nicht zuständig. Persönliche Erscheinung und Wohnung im tadellosem Zustand.
Bei ersten Impuls wollte ich mich stehenden Fußes 700 km weit auf dem Weg zu meinem Sohn machen. Kein Problem meins zu organisieren. Muss nur Hunde- und Katzensitter sowie Hühnerversoger und einen Beifahrer auf die Schnelle finden. Beifahrer ist das Schwierigste, weil ich so viele km nicht mehr alleine am Stück packe. Bis dahin ist Kind über alle Berge.
Habe mir viele Gedanken darüber gemacht, wie ich mit verlassenen Wohnung, teuren Auto in der Garage usw. umgehen sollte. Ohne hinterlegte Vollmachten bin ich handlungsunfähig. Ich kann als Ausländer in der Schweiz nichts tun.
Gut, daß er sich nichts angetan hat. Das war meine Befürchtung, als ich Deinen Text gelesen habe.
Du machst Dir aber mehr Gedanken über sein Vermögen.
Um solche Dinge kümmert sich aber, wenn er nicht mehr fähig ist, Dinge selbst zu regeln, die Behörden, ähnlich wie bei uns in Deutschland, wenn keine Vorsorgevollmacht vorhanden ist.
Auch wenn er selbst entscheiden muss, würde ich Deinem Sohn therapeutische Unterstützung empfehlen, ambulant oder stationär.
Da er in der Schweiz wohnt, kann er trotzdem eine Klinik in Deutschland wählen.
Ich wünsche Deinem Sohn, daß er sich stabilisiert und glücklich wird.
Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte. Diese Trauer, Ohnmacht, Verzweiflung, Ungewissheit und z.T. Wut ist kaum auszuhalten. Stürze mich in Arbeit, versuche zu verdrängen, funktioniere irgendwie. Im Bezug mit unseren zwei Söhnen, ist mein Ex stets mit im Boot. Wir haben nie verlernt miteinander zu reden wenn es brennt. Unsere zwei Kinder haben allerdings von jeher mehr Bezug zu mir als zu ihrem Vater. Hafen und seelischer Mülleimer ist Mutti.
Mir bleibt nur zu hoffen, dass mein Sohn sein Glück und Seelenfrieden findet. Bestenfalls hat er sich auf einen sauberen Schnitt doch noch besonnen und klärt seine Angelegenheiten. Denn nicht auszudenken, wenn Rechnungen, Kredit nicht beglichen, also als Schuldner die Schweiz verlässt und seine Pensionsansprüche verliert.