Was tun wenn die Psychotherapie nichts bewirkt?

8 Antworten

Eine Therapie dauert relativ lange bis Du eine Wirkung erkennen wirst. Du solltest Dich vollkommen auf die Therapie einlassen und den Anweisungen des Therapeuten Folge leisten. Die aktive Mitarbeit von Dir ist wichtig in der Therapie. Verliere nicht die Geduld, öffne Dich mit allen Gefühlen und Sorgen den Therapeuten.

es gibt dazu keine Standardtherapie. In Berlin zum Beispiel bieten die Sozialpsychiatrischen Dienste der Bezirksämter Einzelfallhilfe an, die erheblich praxisnäher und meist wirksamer ist als endlose psychotherapeutische Sitzungen beim psychologischen Psychotherapeuten. Also eher dann Verhaltenstherapie oder Gestalttherapie, manchmal auch Gruppentherapie in Gesprächsgruppen, die von nichtstaatlichen Vereinen oder Initiativen angeboten werden.

Bei Einzelfallhilfe kommt ein psychologisch und soziologisch geschulter Helfer zu dir nach Hause, der mit dir Wegetraining und soziale Kompetenz vor Ort übt, und dich desensibilisiert gegen Phobien, Panikattacken und dergleichen. Gibt es aber leider nicht in jeder Stadt. Jedenfalls nicht kostenlos.

extrapilot351  12.07.2018, 18:15

Kostenlos? Das wäre ja auch noch schöner.

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suziesext12310  13.07.2018, 05:09
@extrapilot351

in Berlin kriegt der Einzelfallhelfer derzeit 19,00 €/Stunde. Er ist Honorarkraft und muss somit für alles selber aufkommen, also Rentenbeitrag, Arbeitslosen/Krankenversicherung. Wenn Feiertage sind oder wenn er krank ist, hat er kein Einkommen. Sozial hochwertige Dienste sind in Merkels Deutschland nicht hochvergütet, gell? Besser man wird Fußballer oder Politiker oder verschweigender Erziehungsschurnalist, da knisterts dann aufm Konto.

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extrapilot351  13.07.2018, 06:38
@suziesext12310

Da diese 19 Euro nach Abzug KV und RV auch noch zu versteuern sind liegt der Nettobetrag unter dem Mindestlohn. Dabei ist diese Tätigkeit sehr Anspruchsvoll und Verantwortungsvoll. Warum studieren wenn man danach auf dem Mindestlohnniveau liegt?

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Mein Sohn steckte auch voller Ängste. Am schlimmsten war es, als er noch zusätzlich Cannabis rauchte. Ich schleppte ihn zur Therapie, aber er ließ sich nur ungern von der "Psychotante" was sagen. Schon gar nicht die Wahrheit.

Als er in die Ausbildung kam, nahm niemand Rücksicht darauf. Da hieß es: "Mach es, oder geh nach Hause." Oh, Wunder... plötzlich klappte, was jahrelang ein riesen Problem war. Er wuchs mit seinen Aufgaben.

Wenn er heute andere Jungs sieht, die sich genauso verhalten (wie er früher) grinst er nur und erkennt, wie viel Lebensqualität er sich selber genommen hat. Gleichzeitig ist er sehr froh und stolz, dass das alles hinter im liegt. Er sagt von sich selber: "Ich war dumm und naiv, es nicht wenigstens ernsthaft versucht zu haben. Das Meiste hat nur in meinem Kopf statt gefunden. Das Übelste war die Angst vor der Angst."

medQuestions  27.02.2020, 20:27
Da hieß es: "Mach es, oder geh nach Hause." Oh, Wunder... plötzlich klappte, was jahrelang ein riesen Problem war.

Woah, wie herablassend du das schreibst. Als hätte er sich dafür entschieden, dieses Problem zu haben.

Er sagt von sich selber: "Ich war dumm und naiv

Klaaar. Schön. Ist natürlich soo viel besser sich selbst als dumm zu bezeichnen.

Na, wenn das mal nicht Heilung und gute Lebensqualität ist (:

Hab heute wieder was gelernt:

Sozialphobie = Dummheit

Wie lehrreich.

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Realisti  27.02.2020, 20:33
@medQuestions

Deine Reaktion zeigt ganz genau das Ausmaß dieses Problemes. Kein Anderer kann dich ändern. Kein Anderer kann es für dich aushalten. Du musst es wollen und versuchen. Jahrelang versuchten wir es bei unsere Sohn mit guten Worten und viel Liebe/Rücksicht. Das war alles vergebene Liebesmühe. Es war völlig falsch ihm eine Wahl zu lassen. Wer die freie Wahl hat entscheidet sich selten für den harten Weg.
Ein Arbeitgeber hat weder die Lust noch das Geld auf Ängste Rücksicht zu nehmen. Somit gab es keine Wahl.
Zum Durchhalten gezwungen, merkte er, dass die Angst vor der Angst viel Schlimmer war als die Realität. Es war unglaublich schön zu erleben, wie glücklich er war, als er das entdeckte und überwand.

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medQuestions  27.02.2020, 20:37
@Realisti
Kein Anderer kann dich ändern.

Wo habe ich das Gegenteil behauptet??

Und was ändert das an deinem Unverständnis?

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Realisti  27.02.2020, 20:40
@medQuestions

Unverständins? Das ist wohl eher Verärgerung. Wer es nicht mal versucht und sich in seinen Ängsten einrichtet macht mich sauer.
Glaubst du etwa andere Menschen hätten in ihrem Leben keine Ängste gehabt und überwunden? Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Wenn es ein großes ist, dann arbeitet man hartnäckig daran, bis es tragbar oder weg ist. Alles andere ist inakzeptabel.

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medQuestions  27.02.2020, 20:43
@Realisti

Ja. Andere Menschen haben keine Sozialphobie.

Normale Ängste sind NICHT mit einer Angststörung zu vergleichen.

Das wäre genau so falsch, wie die Behauptung "jeder hat mal schlechte Laune in seinem Leben" beim Thema Depressionen.

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das ist eine self fullfilling prophecy ... wenn du schon drüber nachdenkst, dass es nichts bringen könnten, dann wird es ganz sicher nichts bringen !

Therapie ist kein Wundermittel. Du kannst nicht erwarten, dass deine Sozialphobie nach einer Therapie kuriert ist.