Was sind grob die unterschiede zwischen einer kirche und einer sekte?

22 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Sekten und den beiden Kirchen?


Wenn man sich um Aufklärung und Information über die verschiedenen Sekten bemüht, dann kommt man u.a. zu dem Punkt, wo nach den Unterschieden zwischen den beiden Kirchen und den verschiedenen Sekten gefragt wird.

Der AVAS (Arbeitskreis von Angehörigen Sektengeschädigter) hat sich anhand eines Faltblattes des Berufsverbands deutscher Psychologen mit dieser Frage einer Diskussion gestellt. Beim Lesen des folgenden Berichts sollte jedoch beachtet werden, daß eine Sekte heute nicht mehr als Sekte bezeichnet wird, nur weil die Gruppe ein „Segment", d.h. einen Teil aus der Bibel betont oder weil sie sich von einer der beiden großen Kirchen getrennt hat. Der heutige Begriff „Sekte" bezieht sich auf „Kulte" und „Praktiken" innerhalb einer solchen Gruppe, die die Mitglieder seelisch, körperlich, finanziell, etc. abhängig macht, d.h. sich „destruktiv" auf die Mitglieder auswirkt.

Das Gespräch konzentrierte sich auf die Bereiche

"Die zentrale Figur" und "Gruppenstruktur".

  1. Die zentrale Figur

Der Sektenführer bzw. die Sektenführerin setzt sich selber ein. Sektenführer erfinden ihre Lehre selbst. Sie beanspruchen unanfechtbare Autorität und lassen Kritik nicht zu. Die betonte Hierarchie dient vor allem der strikten Durchsetzung der reinen Lehre sowie von Regeln, Ordnungen und Gewohnheiten. Methode der Sektenführer ist das Abhängigmachen der Mitglieder in geistiger, seelischer und materieller Hinsicht. Das Ziel der eindeutigen Machtausübung bleibt unklar, ebenso Umfang und Verwendung der Mittel der Sekte.

"Die Gurus sind die Hirten, die sich selber weiden ' " (Haack)

Die Hierarchie in den Kirchen, auch der katholischen, ist offener. Das hierarchische Prinzip wird gegenüber den Gemeindemitgliedern weniger streng angewandt als innerhalb des Klerus. Im Gespräch wurden Beispiele dafür gebracht, daß katholische Pfarrer in persönlichen Notlagen von Gemeindemitgliedefn (z.B. Eheschließung mit geschiedenem Ehepartner, Beerdigungen) - nach eigenem Ermessen vor Ort seelsorgerlich gehandelt haben.

Das Druckmittel ewiger Verdammnis, das zum Repertoire der Sektenführer gehört, ist nicht mehr charakteristisch für die Praxis der katholischen Kirche.

Im Gegensatz zu den z.T. unmenschlichen Regeln und Vorschriften der Sekten haben die zentralen "Zehn Gebote" der Bibel auch den menschlichen Charakter einer "Lebenshilfe", die ihre Wirkung nicht verfehlen, wenn sie beachtet werden.

Die Sekten dienen in Wahrheit nicht den Menschen, sondern den selbstgemachten Zielen ihrer Führer.

Es wurde der Gedanke geäußert, daß eigentlich kein Mensch den Anspruch auf den Besitz der absoluten Wahrheit geltend machen kann. Für Sekten entlarvend ist es aber, daß sie sich im Besitz der Wahrheit glauben oder so tun, als seien sie es.

Es konnte im Gesprächsverlauf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, daß die katholische Kirche ihren alleinigen Heilsanspruch nach wie vor dogmatisch vertritt.

  1. Gruppenstruktur

Der Vergleich von Sekten mit dem Leben in der klösterlichen Gemeinschaft eines christlichen Ordens zeigt wesentliche Unterschiede.

Wer in eine Sekte hineingerät, tut dies nicht infolge einer unabhängigen Entscheidung und langer reiflicher Überlegung, sondern als Opfer einer subtilen Täuschung über das wahre und totale Abhängigkeitsverhältnis, das ihm bevorsteht. Er verzichtet auf eine materielle Sicherung und Versicherung seines Lebens, auf berufliche Ausbildung, auf die Erhaltung menschlicher Verbindungen außerhalb der Sekte, auf freien Informationszugang und ein eigenes unabhängiges Urteil.

Dies gilt jedoch nicht für den freien Lebensentwurf eines Ordensmitgliedes. Er wird nicht zum Opfer bewußter Lügen und für ihn undurchschaubarer Manipulation.

Im Gegensatz zu Sekten dienen Orden in der Regel auch im weitesten Sinne diakonischen Zwecken und damit den Menschen auch außerhalb der eigenen Organisation.

Das zerstörerische Element der ständigen gegenseitigem Kontrolle, Meldung von Fehlern nach oben und unwürdigste Strafen - in unterschiedlicher Ausprägung Merkmale von Sekten - entfallen.

Dennoch darf nicht übersehen werden, daß manche Motive, für den Eintritt in eine christliche Ordensgemeinschaft ebenso gelten wie für den in eine Sekte: die Suche nach enger tragender Gemeinschaft, nach Geborgenheit. Der Wille zur Hingabe an eine große Aufgabe; wohl auch der Wunsch, einer Lebenskrise zu entkommen. Was aber hier freier Wille und bleibende freie Entscheidung ist, bedeutet dort das unkontrollierbare Hineingeraten in eine ohne seelischen Zusammenbruch nicht lösbare bedingungslose Abhängigkeit.

Das Erkennen dieser Unterschiede kann auch dazu dienen, Mißbräuche und Unarten zu identifizieren, die selbst in Kirchengemeinden vorkommen können. Auch dadurch können Druck und Zwänge entstehen, sich möglichst unauffällig zu verhalten, um Sanktionen, weicher Art auch immer, zu entgehen.

Als wesentlich wurde die Feststellung gesehen, daß die Kirche seit dem Mittelalter in Form und Leben gewaltige Veränderungen durchlaufen hat, so daß es als unfair bezeichnet werden muß (so Pfr. Nauhauser), wenn man die Sekten von heute mit der Kirche des Mittelalters vergleicht. Ein Vergleich muß die Kirchen von heute ins Auge fassen.

Hans-Jürgen Wilhelmi

Support15  18.12.2009, 23:57

Liebe/r Benny6474,

bitte achte in Zukunft darauf die Quelle anzugeben, wenn Du zitierst. Die Beachtung der Urheberrechte ist uns wichtig! Bitte schau diesbezüglich noch einmal in unsere Richtlinien unter http://www.gutefrage.net/policy. Die Beiträge werden sonst gelöscht.

Vielen Dank für Dein Verständnis.

Herzliche Grüße,

Karina vom gutefrage.net-Support

0

Da wir nicht mit zweierlei Maßmessen wollen, betrachten wir die Kirche im "Lichte" ihrer eigenen"Sekten"-Kriterien: 1. Absolutheitsanspruch (*) 2. Heilslehre (**) 3. Autoritäre Struktur (***) mit 4. Führungsperson / Charismatische Leitgestalt (****) Abgesehen davon, daß diese Kriterien auch auf die meisten Firmen, Parteien, Vereine etc. zutreffen: Was spricht dagegen, die Kirche mit den eigenen, von ihr selbst erstellten, Maßstäben zu messen - die sie hier ja hoffentlich wohl nicht plötzlich selbst in Frage stellen wird ? Bewerten wir also die Kirche mithilfe eines Standardwerkes anhand der obigen Kriterien nach ihrem eigenen, kirchenrechtlichen Selbstverständnis. Hier einige Zitate: (Model, Creifelds, Lichtenberger, Staatsbürger-Taschenbuch, Verlag C.H.Beck, München, 24.Aufl. 1989 ): "Nach katholischer Auffassung ist die Kirche die von Christus (***) zum Heil der Menschheit (**) gestiftete(*), von ihm (*) und seinen Nachfolgern auf dem Stuhle Petri (****) regierte Anstalt, eine hierarchische Ordnung (***) im Dienste des Reichs Gottes (*/**). " (Seite 797) "Die Kirchengewalt beruht auf den der Kirche durch göttliche Anordnung (*!) gegebenen Vollmachten (***). Sie äußert sich in der Verwaltung der Sakramente (*/**) durch den Klerus, d.h. durch Bischöfe und Priester (***) und in der Regierung der Kirche durch Papst (****) und Bischöfe(***)." (Seite 798) Der Papst ist nach kath. Auffassung das von Jesus Christus (****) selbst eingesetzte (*) Oberhaupt (****) der gesamten (*) kath. Kirche (***). Er ist Bischof von Rom, Erzbischof der römischen Kirchenprovinz, Primas von Italien, Patriarch des Abendlandes und erster der Patriarchen, Primas der Gesamtkirche (*) Gesetzgeber der Kirche (*/***/****), Inhaber der obersten Lehrgewalt (*/**), und als solcher nach röm. kath. Lehre unfehlbar (*/**/***/****!!!) (Seite 800)Wagt irgend jemand, zu bestreiten, daß die Kriterien Absolutheitsanspruch, Heilslehre, Hierarchie, Leitfigur hier erfüllt sind ?Damit ist die kath. Kirche , so wie ich es verstanden habe, nach dem Kirchenrecht anhand ihrer eigenen Kriterien als Sekte (dieses mal o h n e Anführungsstriche) einzustufen. Wir wollen sie daher wie in den vorangegangenen Betrachtungen nachgewiesen, fortan korrekt als Kirchensekte bezeichnen. (Übrigens: Wie steht es denn mit Bibelzitaten wie: "Macht euch die Erde untertan" oder: "Niemand kommt zu Gott denn durch mich" ? Die Kirche behauptet, daß, es sich hier um das "Wort Gottes" handelt, obwohl nicht einmal die Urheberschaft Jesu nachgewiesen ist.Die Verfassungstreue kirchlicher Lehren ist - wenn man dieses Thema in der "Sekten"- Diskussion schon unbedingt auf den Tisch bringen nicht immer zweifelsfrei. Dies gilt insbesondere z.B. für die Rolle des Papstes oder Luthers antizionistische Äußerungen. Die sog. evangelische Kirche ist bekanntlich (im Sinne des Wortes "secare") ohnehin eine Sekte, nämlich eine A b s p a l t u n g von einer (soeben als Sekte erkannten Organisation ). Wir brauchten daher über deren Weltanschaulichen Status eigentlich keine weiteren Betrachtungen anstellen, denn: Damit dürften dann ja wohl auch nach Ansicht des Bundes-Frauen-und-Jugend-Ministeriums "alle Merkmale einer Sekte erfüllt" sein. (TAZ 26.10.93 Seite 19)". Denn wenn das Ministerium diese Kriterien für andere Gruppierungen gelten läßt, dann muß das Ministerium nach unserem Grundgesetz die gleichen Kriterien auch auf die Kirche anwenden und konsequenterweise auch diese als "Sekte" einstufen, und wenn das Ministerium das nicht tut, dann ist das ein klarer Verfassungsbruch.

Alphaomega568  20.09.2022, 12:44

Sehr kompetente Antwort von Detlev Wulf. Vielen Dank .. das waren auch genau meine Gedanken als ich den Text von Benny las.

Benny ist wohl selber Katholik oder vertritt mindestens deren Interessen, so wie es sich anhört.

Nur weil sich diese Kirchen (in der Schweiz !!) "Staatskirchen nennen dürfen, .. viele Anhänger haben, .. es sie schon lange gibt, .. sind das noch lange keine Kriterien die sie nicht als Sekte entlarven würden.

Es sollte schon lange hinterfragt werden ob es sinnvoll ist dieser Organisation soo viel Macht einzuräumen nur nur wegen ihrer so gepriesenen Diakonie.

Ohne Sekten gutheissen zu wollen, sind diese ja oft auch Diakonisch aktiv .. also müssten sie theoretisch den selben Respekt und Status erhalten wie Staatskirchen in einem Land das sich der Religionsfreiheit lobt oder konsequenterweise die Staatskirchen abschaffen ..

.. aber das sind natürlich Tabuthemen und niemand getraut sich darüber zu sprechen .. da damit ja die traditionelle Grundfeste der Schweiz erschüttert werden könnte.

0

Sekten sind gekennzeichnet durch Personenkult, Ausbeutung und Problemen beim Ausstieg. Alles Dinge, die auf eine Kirche nicht zutreffen.

Grob genommen keiner... Allenfalls die Anzahl der Anhänger. Ein weiterer Unterschid ist die juristische Anerkennung. Sekten zählen als eingetragene Vereine oder als Unternehmen (z.B. Scientology). Kirchen werden steuerlich anders behandelt. Eine Sekte kann natürlich den Status einer Kirche beantragen (z.B. Zeugen Jehowas).

Eine Kirche gründet sich auf den Auftrag Jesu Christi, damit sie Sein Werk unter Seinem Geist weiterführen kann. Eine Sekte ist reines Menschenwerk der jeweiligen Gründer ohne jede Grundlage, meist legt sie den Mitgliedern Lasten auf, die sie unfrei machen.