Was könnte man eurer Meinung nach aus der deutschen Sprache entfernen und warum?

12 Antworten

Ich halte eigentlich überhaupt nichts von präskriptiven Eingriffen in eine natürlich gewachsene und sich fortlaufend verändernde Sprache. Wenn bestimmte Formen und Wörter von der Mehrzahl der Sprecher und Sprecherinnen nicht mehr verwendet werden, kommen diese irgendwann automatisch außer Gebrauch. Die Konvention regelt das dann.

Ich persönlich habe kein Problem mit dem Siezen, da Duzen und Siezen ein einfaches und probates Mittel sind, die Beziehungsebene zur angesprochen Person zu kennzeichnen. Wenn ich jemanden sieze, zeige ich zum einen Respekt und zum anderen höfliche Distanz. Andrerseits habe ich auch kein Problem, wenn Sprachen nur eine Anredeform haben. In der Regel gibt es dann andere Wege, ein eher vertrautes oder ein eher formelles, distanziert-höfliches Verhältnis zu signalisieren. So ist zum Beispiel im Englischen die Anrede mit Vor- oder Nachnamen oft das Äquivalent zum Duzen bzw. Siezen.

Deutlich schwieriger empfinde ich die Anreden "mein Herr" oder "meine Dame" - oder noch geschwollener "gnädiger Herr" bzw. "gnädige Dame", die Relikte einer überkommenen Ständegesellschaft sind ...

Vielleicht noch etwas zur Genderdebatte: Ich finde es gut, dass man sich bemüht, männliche und weibliche Vertreter einer Personengruppe ausdrücklich zu nennen. Unglücklich dagegen finde ich entstellende Schreibweisen wie Ärzte*innen oder ein*e hervorragende*r Arzt/Ärztin. Da kann man sich doch einfach die kleine Mühe machen, beide Geschlechter ausdrücklich zu nennen und diese mit dem seit Jahrhunderten gut etablierten "und" oder "oder" zu verknüpfen. Ein genderneutrales Pronomen für non-binäre Personen oder in Kontexten, wo das natürliche Geschlecht keine Rolle spielen sollte, wäre vielleicht eine sinnvolle Entwicklung - sowie eine geschlechtsneutrale Plural(!)-Form für alle Geschlechter (inklusiver non-binärer Personen). Diese könnte dann in vielen Kontexten verwendet werden, in denen zur Zeit über die genderkorrekte Form gestritten wird.

Und ein Letztes: Viele Sprachen unterscheiden zwei Arten von "wir": ein inklusives "wir" (= ich, du und eventuell andere) und ein exklusives "wir" (= ich und andere, aber nicht du). Gäbe es diese Unterscheidung auch im Deutschen könnten m.E. viele Missverständnisse vermieden werden.

LG

Ja, das "Sie" sollte verschwinden. Den Anfang könnte man mit einem Gesetz machen, dass das "Sie" bei amtlichen Texten bzw. im Sprachgebrauch der Beamten verbietet. Ein Polizist und ein Lehrer würde also im Dienst jeden Duzen müssen. Das würde in kürzester Zeit automatisch auf den Privatbereich übergreifen und das "Sie" verschwände schnell.

Dann sollte das ß aus der Sprache verschwinden und durch ein einfaches s (nicht Doppel-s) ersetzt werden. Ein Doppel-s zeigt an, dass der Vokal davor kurz gesprochen wird, ein einfaches s nicht. Hier würde sich auch endlich mal der süddeutsche Sprachgebrauch durchsetzen, der bei der Aussprache keinen Unterschied zwischen s und ß macht (hier in Bayern sprechen wir das s in Rose genauso wie das ß in Straße, nämlich stimmlos)

Das ganze Denglisch-Mode-Geaffe sollte man zuerst aus der Sprache entfernen und die Jugendlichen könnten damit anfangen, denn ihre Ausdrucksweise ist voll crazy. Dann müsste man sogar zu seinen absurden Ansichten stehen, die sich englisch so trendy anhören.

Ich finde es übrigens unerhört, wenn Kunden das Ladenpersonal einfach duzen als wären sie keine Menschen, sondern Bedienroboter, die ihnen gerne hinterherräumen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Da frage ich mich, antikerLucifer, ob ich in der indirekten Rede nicht auf den Konjunktiv verzichten könnte (kann).

Auf das Siezen möchte ich nicht so gern verzichten, da mir fast schlecht wird, wenn ich daran denke, wen ich dann alles Duzen müsste.

Das Siezen ist bei Ausländern ziemlich beliebt, da die Formen sehr einfach zu bilden sind, denn man muss nur "Sie" + Infinitiv nehmen. "Sie sagen" ist einfacher als "du sag-st", bei manchen Verben muss man auch den Umlaut beachten, so etwa bei "tragen" "du trägst".