Was ist schlimmer Lebens oder Todesangst?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Lebensangst 64%
Todesangst 32%
andere Antwort 4%
weiß nicht 0%
weder das eine noch das andere gibt es wirklich. 0%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Lebensangst

Todesangst führt zu mehr Vorsicht und hängt mit dem Adrenalinspiegel in absoluten Ausnahmesituationen zusammen - diese körpereigene Reaktion führt in der Regel dazu, dass der Mensch etwas tut, was mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Überleben hilft. Sofern es nicht mit einem Trauma verbunden ist, führt ein Adrenalinrausch auch kurzfristig zu euphorischen Gefühlen.

Lebensangst führt dazu, dass es einem dauerhaft schlecht geht - und zwar so, dass man es nicht genießen kann - und eventuell führt es dazu, dass jemand stirbt. Es lähmt, während das andere aufputscht.

Todesangst

Von "Lebensangst" wird nach meiner Erfahrung kaum einmal gesprochen. Was damit gemeint sein könnte, sind diffuse Gefühle, dass man "seine Bestimmung verfehlen könnte", oder dass man am "eigentlichen Leben vorbeigehen könnte". Dahinter stehen meist Vorstellungen, die aus der philosophischen Tradition des "Carpe Diem!" hervorgegangen sind. Im christlichen Sinn steht da die bekannte Mahnung: "Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werde!" Es geht also immer um die Aufforderung, seine Lebenstage nicht mit Banalitäten zu vergeuden, sondern sich zu existentiellen Erfahrungen und Begegnungen aufzuschwingen, etwas mit bleibendem Wert zu schaffen, etwas wirklich Bedeutungsvolles in Angriff zu nehmen, sich selbst zu verwirklichen.

Damit ist klar, dass es sich hier nicht um eine reale Angst handelt, sondern eher um eine existentielle Sorge, "am eigentlichen Leben vorbei zu gehen". Das kann soweit führen, dass Menschen, die feststellen, dass sie jetzt bereits so alt geworden sind, dass eben diese Umorientierung auf ein "bedeutungsvolles Leben" nicht mehr möglich ist, und die deshalb den sog. "Bilanzselbstmord" begehen.

Die "Todesangst" auf der anderen Seite ist etwas total normales. Besonders bei massiver physischer Bedrohung auf Leib und Leben (Krieg, Beraubung mit lebensbedrohlichen Ankündigungen, unheilbare Krankheit, usw.) werden solche Todesängste aktiviert. Sie können außerordentlich belastend und selbstschädigend sein, wenn man durch solches Erleben in Angststarre verfällt, alle Aktivitäten einstellt und sich nur noch gedanklich und erlebensmäßig mit der möglichen eigenen physischen Vernichtung beschäftigt.

Bilanz: Es ist ganz eindeutig, dass die reale Todesangst als weit "schlimmer" für einen Menschen einzustufen ist als die Sorge seinem Leben keinen ausreichenden Sinn geben zu können.

Huflattich 
Fragesteller
 01.03.2023, 12:15

Wer die "Lebensangst" kennt, braucht vor dem Tod keine Angst mehr zu haben. Es ist quasi eine "Erlösung" für ihn nicht mehr zu leben - leben zu müssen.

Es ist doch schlimm andauernd Angst zu haben, zu versagen nicht dazuzugehören, krank zu werden, etc.

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andere Antwort

Beides gleich schlimm,
denn habe ich Angst vor Tod, habe ich zeitgleich auch immer Angst vorm Leben und umgekehrt.

Das Wort Angst kommt aus dem lat. angustus und meint eng.
Egal, ob man nun über das Leben oder den Tod zu eng und eingeschränkt denkt, heraus kommt dabei immer das Gefühl von Angst.

Lebensangst

Ich wähle mal die Lebensangst als schlimmeres - obwohl beide Ängste riesig sein können. Aber bei dieser hier geht es potenziell weiter, es fühlt sich "aktiver" und länger an, man muss diese aktiv überwinden, bearbeiten und überwinden im besten Fall.
Man steckt eben mittendrin~

Die Todesangst ist gigantisch, aber wenn's passier, passiert es und ist dann vorbei - entweder haste doch überlebt oder die Lichter sind aus und dann ist dir da eh alles egal.

Lebensangst

Hinter der Todesangst, wie man sie in Panikattacken zum Beispiel erlebt, steht meist eine Lebensangst.

Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Die Angst vor dem Leben kann einen zu Tode ängstigen.

Huflattich 
Fragesteller
 01.03.2023, 12:18

...und auch den Tod willkommen heißen. Nicht umsonst gibt es so viele Suizide...

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Ginkgo926  01.03.2023, 12:20
@Huflattich

Klar, weil man das (diese Todesangst) nicht mehr aushalten will und der reale Tod sie beenden würde. Verständliche, aber fatale Schlussfolgerung finde ich.

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Huflattich 
Fragesteller
 01.03.2023, 12:26
@Ginkgo926

Ich würde die von Dir beschriebene "Todesangst" mit dem Begriff "Lebensangst" tauschen wollen.

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Ginkgo926  01.03.2023, 12:27
@Huflattich

Wie meinst Du das jetzt genau? Weil, wie ich das jetzt verstehe, hätte ich das auch so geschrieben....stehe grade auf dem Schlauch sozusagen! ;-)

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Huflattich 
Fragesteller
 01.03.2023, 12:37
@Ginkgo926

Du schreibst :

Klar, weil man das (diese Todesangst) nicht mehr aushalten will und der reale Tod sie beenden würde.

Ich würde schreiben:

Klar, weil man diese Lebensangst nicht mehr aushalten will - der reale Tod sie beenden würde.

Das Leben in seinen möglichen bedrohlichen Form also :

  • Existenzangst
  • Angst vor Arbeitslosigkeit
  • Angst vor der Einsamkeit
  • Angst vor Unfällen
  • Angst vor Überfällen
  • Angst vor dem verlassen werden
  • Angst vor dem Alter
  • Angst vor Krankheit/Siechtum
  • Angst vor Gebrechlichkeit
  • Ängste aller Art

sind zusammengefasst alles Lebensängste, denn wer nicht lebt braucht keine Angst davor zu haben. Somit ist mMn der Begriff der "Todesangst" am Ende geringer zu bewerten.

Denn mit dem Tod endet individuell betrachtet alles.

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