Was haltet ihr von Leihmüttern?

7 Antworten

Ich hatte mal das Privileg einen echten Leihmutterschaftsvertrag zu lesen und bin seither strikt gegen Leihmutterschaft. Die ganzen Eventualitäten und Risiken, die dann mit einem höheren Preis bedacht werden, suggerieren, dass das Kind zur Ware wird. Die gebärende Frau begibt sich für Jahre in Abhängigkeit, muss ihre Gesundheit genaustens nachweisen und auf jedes Tröpfchen Alkohol verzichten.

Aber der ausschlaggebende Satz, warum ich Leihmutterschaft definitiv ablehne, war:

Die Auftraggeber verpflichten sich das Kind geborene Kind in jedem Fall zu nehmen, sofern sie nicht dessen Abtreibung angeordnet haben.

Das ist ein Satz, der sowohl Feministinnen als auch Abtreibungsgegner aufschreien lassen sollte. Die einen lehnen Abtreibung komplett ab, die anderen kämpfen für "Mein Körper, meine Entscheidung." Hier entscheiden Fremde über den Körper einer Frau und über höchstpersönliche Entscheidungen wie Schwangerschaft oder Abtreibung.

Davon abgesehen ist eine solche Haltung massiv behindertenfeindlich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sozialer Dienst (Jugendamt)
Feministin87  05.12.2023, 20:26

Dazu kommt, dass Frauen für Geld ihren Körper verkaufen. Ich sehe aus diesem Grunde auch Prostitution kritisch. Eine existenzielle Notlage wird ausgenutzt, um an Sex oder an ein Kind zu kommen. Welche Frau würde freiwillig und ohne Gegenleistung eine Schwangerschaft für wildfremde Menschen austragen und das Risiko dabei gesundheitlich Schaden zu erleiden in Kauf zu nehmen?

Die Frau als Brutkasten für Menschen mit Geld. Ich würde da nicht von Freiwilligkeit sprechen.

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Ein schwieriges Thema.

Eine Schwangerschaft und Geburt oder ein Kaiserschnitt sind schwerwiegende Eingriffe in die Gesundheit und den Körper der Frau.

Dazu kommt dann noch ein kleines Risiko, dass die Leihmutter während der Geburt verstirbt.

Die Leihmutter wird in irgend eine Form Gefühle für das Kind haben, dass sie letztendlich abgeben soll.

Schwierig wird es auch, wenn das Kind nicht gesund ist.

Sehr problematisch ist auch der Grund für die Leihmutterschaft. In der Regel wird das auf der Seite der Leihmutter das Geld sein. Oftmals weil die Leihmutter und ihre Familie in Armut leben und das Geld durch die Leihmutterschaft dringend brauchen, um sich über Wasser zu halten.

Eine Leihmutterschaft ist nur dann in Ordnung, wenn sie zwischen nahe Verwandte geschieht und freiwillig ist. z.B. wenn eine Schwester für die Andere austrägt. Oder eine Mutter für ihre Tochter.

Meinst du die Möglichkeit zu einer normalen Adoption oder tatsächlich Leihmutterschaft?

Der Unterschied ist: die Schwangerschaft der Leihmutter kommt nur deswegen zustande, weil Dritte (die Wunscheltern) es so wollten, ggf. mit einer Spender-Eizelle und Spendersamen oder auch mit Eizelle und oder Samen der Wunscheltern.

Bei einer normalen Adoption ist dies nicht der Fall.

Leihmutterschaft sehe ich jedenfalls sehr kritisch.

Eine Leihmutterschaft ist eine große Belastung für die schwangere Frau. Ich finde es sehr problematisch, den Körper eines anderen Menschen für neun Monate zu "mieten". Denn in dem Moment, in dem jemand sehr viel Geld für eine Schwangerschaft zahlt, wird die Schwangerschaft zur Dienstleistung und das Kind zur Ware.

Ein Kind sollte keine Ware sein, die man sich kaufen kann wie ein Tier vom Züchter. So sehr ich den Wunsch nach einem Kind verstehen kann, frage ich mich doch, ob man wirklich alles tun muss, was technisch oder biologisch möglich ist.

Und wir alle wissen, dass man für Geld, das man dringend braucht, Dinge tut, die man freiwillig nicht tun würde.

Daher ist schon auch die Frage, wieviel Selbstbestimmung bei einer Leihmutterschaft noch gegeben ist, wenn eine Frau damit in einem Land wie der Ukraine einfach das Dreifache von dem verdient, was ihr Mann in einem ganzen Jahr verdient.

Man stelle sich vor, jemand würde öffentlich erklären, er habe eine Niere oder einen Teil seiner Leber an einen reichen Westler verkauft, weil er das Geld so dringend brauche. Der Aufschrei wäre zu Recht riesig. Also warum soll es in Ordnung sein, seine Gebärmutter zu verkaufen?

Und was ist, wenn zB vorgeburtlich schon eine Behinderung diagnostiziert wird? In ausländischen Verträgen steht sogar teilweise, dass Frauen dann abtreiben müssen. Und wenn die Behinderung aber erst nach Geburt diagnostiziert wird? Da gab es schon Fälle, wo Eltern nur den gesunden Zwilling mit nach Hause genommen haben und den behinderten bei der Leihmutter in Thailand gelassen haben.

Sowas passiert, wenn man Schwangerschaften als Dienstleistung kauft. Man möchte die Ware bitte einwandfrei geliefert haben als zahlender Kunde.

Dann noch die Risiken für die Leihmutter: Die Frau kann Komplikationen bis hin zur Lebensgefahr (z.B.Gestose) oder auch lebenslange gesundheitliche Probleme durch Schwangerschaft und Geburt davontragen. 

Von den Gefahren bezüglich Menschenhandel und so weiter möchte ich gar nicht erst anfangen: Die andere Seite der Leihmutterschaft

Ich habe jedes Verständnis für Menschen mit einem starken Kinderwunsch.

Unerfüllter Kinderwunsch ist belastend und existenziell und es ist sicher sehr sehr schwer, wenn man damit konfrontiert wird, dass eine natürliche Sache, etwas, das bei anderen problemlos klappt, bei einem selbst einfach nicht geht.

Aber der Wunsch nach etwas enthält ja noch nicht das Recht darauf, den Wunsch erfüllt zu bekommen.

Es gibt halt einfach keinen Rechtsanspruch auf ein Kind. Und das ist auch gut so.

Es gibt auch eine sehr interessante Reportage zum Thema: https://www.ardaudiothek.de/episode/das-feature-deutschlandfunk/babys-fuer-die-welt-das-geschaeft-mit-ukrainischen-leihmuettern/deutschlandfunk/95315656/

Kann sich vielleicht jeder hier mal zu Gemüte führen, der Leihmutterschaft für eine tolle Idee hält.

Und nur so am Rande: es gibt ja immer mal wieder Promis (zuletzt Paris Hilton), die durch ihren Umgang mit Leihmutterschaft suggerieren, das wäre alles ganz einfach und es brauche nur das entsprechende Kleingeld. Finde ich problematisch.

In Deutschland verbietet zum Glück das Embryonenschutzgesetz Leihmutterschaften. Jegliche ärztliche Leistung sind dann Straftaten und werden mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet.

Auch die Vermittlung von Leihmüttern ist in Deutschland nach dem Adoptionsvermittlungsgesetz gesetzlich verboten.

Jedoch werden die Leihmutter oder die den Auftrag erteilenden Personen nicht bestraft. Die meisten Staaten weltweit verbieten aber die Leihmutterschaft.

Die Leihmutterschaft steht unter vielfacher Kritik. Zentrale Vorwürfe sind ethische aber auch rechtliche Bedenken sowohl im Hinblick auf das Kind als auch die austragende Leihmutter.

Im Falle einer kommerzieller Leihmutterschaft wird das Kind zum Objekt eines Rechtsgeschäfts. Das Kindeswohl, sonst ein zentrales Kriterium für Entscheidungen über Adoptionen, medizinische Eingriffe etc. spielt dabei keine Rolle. So enthalten Verträge zur Leihmutterschaft in den USA regelmäßig auch die Pflicht der Leihmutter, das Kind auf Wunsch der Besteller abzutreiben.

Nicht zuletzt steht hier mitunter auch der Vorwurf des Kinderhandels im Raum, da ein Kind gegen Zahlung eines Entgeltes von einer Person an eine oder mehrere andere übergeben wird.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Leihmutter

Der häufigste Grund, warum Frauen sich in „armen“ Ländern dazu entscheiden, ihren Körper herzugeben, wird wohl der finanzielle Aspekt sein - gegebenenfalls die einzige Chance sich und bereits vorhandene Kinder durchzubringen. 

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
z.B eine Frau kann keine Kinder bekommen ist unfruchtbar

In diesem Fall wäre die Adoption aus akzeptabler und möglicher Weg um den Kinderwunsch zu erfüllen.