Was haltet ihr von Au Pairs Arbeit?

8 Antworten

Ich habe nach dem Abi AuPair gemacht und das war die beste Entscheidung überhaupt, obwohl nicht immer alles ideal gelaufen ist.

Ich habe mich für die USA entschieden, weil ich wirklich einen Bruch haben wollte zu Familie und zuhause um Dinge allein zu machen. USA geht meines Wissens nicht ohne Organisation und auch sonst würde ich das sehr empfehlen, man kann sonst wie Du sagst in blöde Situationen kommen, mir hat das zumindest enorm geholfen... Missbrauch wäre sehr krass, häufiger ist einfach die Ausbeutung als billige Arbeitskraft oder einfach schlechte Verhältnisse in der Familie. Die Organisation checkt die Familien und die Unterbringung, regelt zB was für ein Zimmer Du bekommst (so lebst Du nicht im Besenschrank), wieviel Du arbeitest, dass Du freie Tage hast, welche Tätigkeiten Du machen darfst, dass Du bezahlt wirst und vor allem hast Du einen Ansprechpartner vor Ort wenn mal was nicht klappt. Gerade wenn Du Angst hast wo du landen könntest, dann würde ich Dir die Organisation empfehlen.

Zuerst war ich in einer Familie, die in einer Kleinstadt lebte. Ich war das einzige AuPair im ganzen Großraum und hatte meinen Community Counselor (das war jemand von der Organisation) ganz für mich allein. Da ich nicht gleich aufs College konnte (In den USA muss man ein paar College-Credits machen) weil das Semester schon begonnen hatte gab es erstmal nicht viel zu tun für mich. Es war Winter, ich kannte niemanden, meine Familie war nett, aber das war halt auch mein Arbeitsplatz. Ich war noch nie im Leben so einsam. Da muss man sich dann eben selbstständig organisieren und selber aktiv werden, das war eine sehr gute Lehre für mich. Wer daheim sitzt und den Kopf in den Sand steckt und sich im Selbstmitleid suhlt ist selber Schuld. Trotzdem habe ich nach einem halben Jahr die Familie gewechselt. Wir waren uns nicht unsympatisch, aber es passte einfach nicht gut. Ich hatte bisher auch immer jüngere Kinder betreut und kam mit den älteren weniger gut zurecht. Da hätte ich mehr drauf achten sollen. Die Familie hatte außerdem ein behindertes Kind und die Herausforderungen davon hatte ich vollkommen unterschätzt. Wir haben uns einvernehmlich getrennt und ich bin dann in eine neue Familie mit zwei vierjährigen Kindern in eine Großstadt gezogen. Der Wechsel wurde durch meine Organisation begleitet und es gab keine Probleme damit (Suche nach neuer Familie, Flüge etc), da war ich wirklich heilfroh.

Das war dann am neuen Ort was ganz anderes! Es gab andere AuPairs mit denen ich viel unternommen habe, meine Familie dort erlaubte mir auch mit den Kindern Auto zu fahren und wir konnten in den Zoo und zu vielen anderen Dingen hinfahren (in den USA geht ohne Auto wirklich nichts). Irgendwie fühlte ich mich da mehr als Teil der Familie. Besonders wichtig war aber wirklich das Umfeld mit mehr Leuten. Dabei sind AuPairs eine Art Zweckgemeinschaft, ich habe heute mit keiner davon noch Kontakt, wir waren alle sehr verschieden. Aber Du bist AuPair, hast das gemeinsame Interesse nicht allein sein zu wollen und da unterstützt man sich halt. Wenn jemand Neues in Deine Gegend zieht, dann sagt einem die Organisation Bescheid und dann meldest Du Dich bei Ihr und zeigst Ihr was es vor Ort so gibt. Man hat also gleich von Anfang an Anschluss. Trotzdem musst Du auch selbst schauen was Du machen willst, nicht immer hat jemand Zeit. Man ist gerade in den ersten Monaten abends unglaublich müde durch das ständige Denken in der anderen Sprache und die vielen neuen Eindrücke. Vokabular war anfangs ein Thema. Ich konnte mich nach dem Abi über Umweltschutz und Weltwirtschaft unterhalten, war aber völlig verloren im Haushalts- und Kindersachenvokabular. Schublade? Windeln? Schnuller? Wippe? Stofftier? Buntes Haarband? Anlegbesteck? Fußabstreifer? Es lohnt sich da ein bisschen Vokabeln zu lernen vorher.

Ich habe viele Dinge gelernt in der Zeit die mir bis heute helfen. Die Sprache natürlich, die mir so keine Schwierigkeiten mehr bereitet, aber vor allem Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen, dass ich ganz gut alleine zurecht kommen kann und auch schwierige Dinge machbar sind und ich das hinbekomme. Wenn Mama und Papa nicht da sind um zu helfen, dann merkt man plötzlich, dass man das auch so schafft. Ein Bankkonto eröffnen, einen Reifen wechseln, rausbekommen wie man in die Nachbarstadt kommt, einen Flug buchen, Zurechtkommen mit anderen Arten Dinge zu sehen und anzugehen, Leben in einem Arbeitsverhältnis, Umgang mit Personen, Lösung von Konflikten, Klärung von Unsicherheiten, Verantwortung übernehmen, mal einen wirklich miesen Tag haben und ihn gemeinsam mit anderen in zwei Kübeln Eiscreme ertränken, sich selbst Informationen beschaffen und so viele kleine Herausforderungen täglich (wie schnallt man diesen Kindersitz ins Auto? Wo bekomme ich eine neue Brille? Was kostet es eine Augenenzündung zu haben? ...).

Wenn Du mit der Erwartung ins Ausland gehst das alles nur toll sein wird und Du einfach so alles vorgesetzt bekommst und Dein Leben wie in der Schule für Dich organisiert wird, dann wirst Du vermutlich enttäuscht werden. AuPair ist Selbstständigkeit mit sicherer Basis und Deiner Gastfamilie als Hilfestellung. Es ist nicht Ferien im Ausland. Es wird sicher auch schwierige Momente geben in denen man sich überlegt, ob man nicht heimfliegt. Da muss man eben durchhalten und konstruktiv denken.

Ich würde das auf jeden Fall sofort wieder machen und jedem empfehlen. Es ist eine Erfahrung, die Dich als Person sehr beeinflussen wird und Dir eine neue Sichtweise auf Dinge eröffnet.

Ich finde es gut, auch viel sicherer als Work and Travel, was ja vor Corona auch viele gemacht haben. Da bist du vor Ort ziemlich auf dich allein gestellt.

Wenn du dich über eine der großen und anerkannten Agenturen vermitteln lässt, hast du vor Ort Ansprechpartner, die du kontaktieren kannst, wenn in der Gastfamilie etwas schief läuft. Erkundige dir vorab über die Qualität der Agenturen.

Außerdem werden die Gastfamilien bei den Agenturen vorab überprüft und oftmals bist du auch nicht das erste Au Pair, in der Familie sodass sie bereits erprobt sind.

Kenne solche Geschichten von Missbrauch oder Affären nur aus dem Fernsehen.

Mein au pair Vater ist irgendwann Mal spät abends nur mit Unterwäsche aus der Küche gekommen, während ich zur Toilette wollte..

Habe ihn danach 3 Wochen nicht gesehen..dem war das so unangenehm, dass er zugesehen hat, dass wir uns nicht begegnen. 😄

Ich würde mir da wenig Gedanken drum machen.

Ich selbst habe das nicht gemacht aber eine gute Freundin von mir war als au pair für ein Jahr in den USA und erzählt auch heute noch ganz begeistert davon.

Wichtig ist der Anbieter, da solltest du dich schlau machen. Es gibt da wirklich gute die sehr darauf achten das sie nur wirklich gute Gastfamilien im Program haben und das es auch vor Ort Ansprechpartner gibt.

Meine Tochter war mit der Agentur Ayusa Intrax drüben. Es hat alles super gepasst! Es gab keinen Missbrauch bei den anderen AuPairs etc. Natürlich gibt es Einzelfälle, in denen sowas passiert.

Aber über eine Agentur bist Du schon mal relativ sicher. Aber bedenke, es gibt einen Haufen Voraussetzungen, um überhaupt in das Programm zu kommen. Babysitter-Erfahrungen, Gesundheit etc. Einfach ist es nicht. Meine Tochter hat beinahe 2 Jahre dafür vorbereitet. Musste ihr Visum in der Botschaft in München beantragen etc.

Aber es hat sich definitiv gelohnt. Eine Erfahrung fürs Leben!