Was beachten im katholischen Gottesdienst?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Komm ein paar Minuten vor dem Beginn des Gottesdienstes. In den meisten Kirchen liegen Gesangbücher mit dem Namen "Gotteslob" aus - nimm dir eines und such dir einen Platz in der Bank aus. (Als Neuling würde ich mich irgendwo in die Mitte setzen. Dann kannst du an den Leuten vor dir sehen, wie alles abläuft, bist aber nicht so weit hinten, dass du kaum siehst, was am Altar geschieht.)

Wahrscheinlich wird die Orgel gespielt werden und es werden Lieder aus dem "Gotteslob" gesungen. Die Nummern werden in den meisten Kirchen elektrisch an die Wand projiziert, dann fangen alle an zu blättern. In manchen Kirchen stehen die Nummern auf einer Tafel an der Wand, oder sie werden vom Priester angesagt. Du kannst gern versuchen mitzusingen. Wenn du nicht kannst oder möchtest, kannst du zumindest die Texte mitlesen.

Im Gottesdienst gibt es einige sich jeden Sonntag wiederholende Texte, die vom Priester und von der Gemeinde auswendig gesprochen werden. Am häufigsten kommt vor, dass der Priester zu Beginn eines Gebetes "Der Herr sei mit euch" sagt und die Gemeinde "Und mit deinem Geiste" antwortet (ungefähr viermal in jeder Messe). Mach dir keine Sorgen, wenn du das nicht auswendig kannst - hör einfach zu, das musst du noch nicht können.

Im Gottesdienst wird teils gestanden, teils gesessen. Mach es einfach so, wie es die anderen Leute machen. In der zweiten Hälfte der Messe wird auch zeitweise gekniet. Auch das kannst du mitmachen, oder du bleibst stehen oder sitzen.

Auch wenn heute Samstag ist, wird heute Abend schon ein Sonntagsgottesdienst gefeiert (Vorabendmesse). Dies ist der Sonntag nach Pfingsten, er heißt Dreifaltigkeitssonntag. Welche Texte aus der Bibel heute in der Messe vorkommen, kannst du hier https://schott.erzabtei-beuron.de/herrenfeste/DreifaltigkeitB.htm?datum=2024-05-26&r=1 nachlesen. Es gibt die erste Lesung, die zweite Lesung und das Evangelium. Eine der beiden Lesungen kann weggelassen werden, das Evangelium wird auf jeden Fall kommen.

Nach dem Evangelium folgt die Predigt, eine Ansprache des Priesters mit Bezug auf die verlesenen Bibeltexte. Sie dauert in katholischen Kirchen meist zehn bis fünfzehn Minuten.

Zu Beginn der zweiten Hälfte der Messe (sie wird Eucharistiefeier genannt) wird Geld gesammelt. Der Verwendungszweck wird meist vorher angesagt, dann wird ein Körbchen durch die Reihen gegeben. Du kannst ein bisschen Geld einwerfen, du kannst es aber auch lassen, das ist nicht ungewöhnlich und wird niemandem auffallen.

In dem zweiten Teil der Messe verwandelt der Priester Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. (Äußerlich ändert sich an Brot und Wein nichts, aber wir glauben, dass in Brot und Wein Gott gegenwärtig wird.)

Ein kleines Stück Brot wird dann etwas später an die Gottesdienstbesucher verteilt, die das wollen. Diese gehen dazu nach vorne und bekommen dann vom Priester oder einem Helfer das Stück Brot gereicht, das dann sogleich gegessen wird. Man nennt das Kommunion.

Die Kommunion ist der einzige Teil im Gottesdienst, bei dem du als Ungetaufte nicht voll mitmachen darfst. Denn dafür muss man normalerweise katholisch sein und einen Vorbereitungsunterricht durchlaufen haben. Die meisten katholischen Kinder durchlaufen diesen Unterricht im Grundschulalter und feiern dann in der dritten Klasse mit einem großen Familienfest die Erstkommunion, also die erste Teilnahme an der Kommunion.

Du als Ungetaufte kannst bei der Kommunion in der Bank bleiben und den anderen zuschauen. Wenn du willst, kannst du auch mit nach vorne gehen, aber dann streckst du nicht wie die anderen die Hände aus, sondern kreuzt die Arme vor der Brust. Eventuell sagst du dazu: Ich bitte um den Segen. Der Priester (oder Kommunionhelfer) wird dich dann segnen, also ein ganz kurzes Gebet für dich sprechen und seine Hand über dich halten oder auf deinen Kopf legen.

Der Gottesdienst endet nach etwa einer Stunde. Du legst das Gesangbuch zurück an seinen Platz. Wenn du willst, kannst du dich noch ein bisschen in der Kirche umsehen, bevor du die Kirche verlässt. Wenn du Fragen hast oder etwas loswerden möchtest, kannst du gerne einen anderen Kirchbesucher vor der Kirche ansprechen.


Raubkatze45  25.05.2024, 19:05

Sehr schön und detailliert geschildert.

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lbtmy 
Fragesteller
 25.05.2024, 21:26

Vielen Dank! Ich plane auf jeden Fall nächste Woche wieder zu gehen und deine Antwort ist nicht nur sehr detailliert sondern auch total einfach zu verstehen.

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Du darfst alles machen was Du kannst, siehe die Antwort von RobertWeemeyer. Was Du nicht kannst (vor allem mitsprechen und wann wie das Kreuzzeichen gemacht wird) wird Dir nicht übel genommen.

Beim Friedensgruß sagt man: "Friede sei mit dir" und gibt den 4 oder 5 nächsten Menschen in der Bank vor und neben und hinter Dir die Hand.

An der Kommunion darfst Du allerdings nicht teilnehmen. Also nicht nach vorne gehen und Dir eine Oblate geben lassen. Das dürfen nur Katholiken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrungen mit Gott und Christentum

Einfach schauen, was die anderen machen. Es macht nichts, wenn jemand nur "zu Besuch" ist, und sich nicht auskennt. Nur bitte an der Kommunion nicht teilnehmen, also keine Hostie nehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Da gibt es keine Aufpasser, die dich bei einer falschen Handlung peitschen.

Geh einfach rein, fühl dich wohl und mach das, was die anderen machen. Wenn was seltsam erscheint - frag den Nachbarn. Hör mal zu, was Pfarrer / Priester sagen.

Bleib locker.

Geh hin, setz sich in die hintere reihe und beobachte einfach. Du musst da nichts tun. Weder singen, noch beten oder sonstiges.