Warum wurden Juden schon immer gehasst von der Gesellschaft?

6 Antworten

Warum wurden Juden schon immer gehasst von der Gesellschaft?

Wurden sie nicht. Die Etappen der Judenverfolgung, so schlimm sie waren, waren immer nur Epochen. Es gibt Jahrhunderte von friedlichen zusammenleben zwischen den Religionen auf der Welt.

Warum hatten gerade die immer nur den schwarzen Peter was Rassismus und Ausgrenzung angeht?

Ich vermute dass einer der Gründe ihre fehlende Integration die die damaligen Gesellschaften war. Juden waren nicht missionarisch unterwegs und um zu überleben habe sie sich sehr von dem Rest der Gesellschaft abgeschottet. So kam es dann vor, dass Juden trotz ihrer Jahrhunderte langen Anwesenheit sich kaum mit den Einheimischen vermischten. Somit waren sie immer etwas anders als der Rest, was schnell zu Dämonisierung einlädt.

Dazu kamen die religiösen Spannungen. Der Islam enthält ganz klar antisemitische Äußerungen und viele Christen sahen Juden als die Henker Jesus an.

Sie waren deshalb unbeliebt weil sie anders waren. Die ersten Juden kamen mit den Römern. Damals waren die Germanen noch keine Christen. Sie lebten noch in Stämmen und haben sich gegenseitig bekämpft. Die Juden lebten aber nicht in ihren Dörfern, sondern in den Städten der Römer. Nach der Vertreibung der Römer blieben die Juden in Germanien zurück.

Sie passten sich auch danach nicht an die einheimische Bevölkerung an und machten sich selbst durch ihre fremdartige Sprache und ihre Kleidung kenntlich. Obwohl es den Juden verboten war, vermischten sie sich stark mit den Germanen. Heute hat ca. jeder zehnte Deutsche auch jüdische Vorfahren. Das kann man genetisch nachweisen. So haben sich die Juden unfreiwillig doch an die Deutschen angepasst.

Im Mittelalter waren die Juden gezwungen sich kenntlich zu machen. Sie mussten zum Beispiel gelbe Hüte tragen und so kam es immer wieder zu Pogromen. Bei diesen Pogromen wurden sehr viele Juden nach Osteuropa vertrieben. Ihre Sprache war damals Jiddisch und diese Sprache nahmen sie mit. Jiddisch hat sich in Deutschland entwickelt und das kann man noch heute hören.

Bis zum Kaiserreich hatten sich die hier gebliebenen Juden durch die Vermischung mit den Deutschen optisch so weit an die Deutschen angenähert, dass man sie nicht mehr von ihnen unterscheiden konnte. Sie sahen aus wie die Deutschen, sie sprachen wie die Deutschen, sie hatten sogar viele Sitten übernommen. Nur ihre Religion legten sie nicht ab. Viele von denen sprachen noch nicht einmal mehr Hebräisch und selbst Jiddisch war ihnen fremd.

Der Deutschen Bevölkerung waren diese Juden vollkommen egal, weil sie die nicht unterscheiden konnten. Diese Juden haben im Kaiserreich auf der Seite der Deutschen gegen die Franzosen gekämpft und auf französischer Seite gegen die Deutschen. Sie waren zu Deutschen und Franzosen geworden.

Die Bevölkerung hat sich an ganz anderen Juden gestört. Die kamen zu dieser Zeit in großen Massen aus dem Osten, aus Russland, Polen, Ungarn, Rumänien und so weiter. Diese Juden sahen vollkommen anders aus, als die angepassten deutschen Juden. Sie trugen andere Kleidung, andere Frisuren, sie sprachen kein Deutsch und sie hatten andere Sitten. Diese Juden wurden von den Deutschen auch als Juden wahr genommen. Diese Juden waren die Nachfahren derer, die im Mittelalter aus Deutschland vertrieben wurden. Jetzt kamen die Nahfahren also zurück.

Dabei wollten diese Juden gar nicht in Deutschland bleiben. Sie kamen aus dem Osten, weil sie dort durch die ständigen Pogrome vertrieben wurden. Dort erschlug man sie auf offener Straße oder hängte sie an die Bäume, weil sie sich einfach nicht anpassen wollten. Sie haben sich selbst kenntlich gemacht durch ihre Andersartigkeit und so bald etwas Schlimmes eintrat, wie eine Dürre oder ein Hagelsturm, dann waren die Juden Schuld. Aber auch wenn jemand sein Land verlor oder wenn jemand einen schlechten Tag hatte, dann waren die Juden schuld. Die waren eigentlich immer Schuld, egal was passierte. Also hat man sie aus diesen Ländern in immer wiederkehrenden Wellen, mit einem dauerhaft aufrecht erhaltenen Druck und immer wieder kehrenden Pogromen vertrieben.

Sie sind nach Deutschland geflohen um von Hamburg und Bremen aus, nach Amerika weiter zu fahren. Allerdings hat es nur ein kleiner Teil der Juden auf die Schiffe geschafft. Viele hatten gar nicht das Geld für eine Überfahrt. Anderen gefiel es so gut in Deutschland, dass sie geblieben sind. Denn hier gab es zu dieser Zeit schon lange keine Pogrome mehr. Gegen wen hätten sich die auch richten sollen? Die Juden die hier lebten, waren ja nicht zu erkennen.

Natürlich haben die neuen Juden aus dem Osten sich auch hier nicht angepasst, sondern sind so herum gelaufen wie in ihrer alten Heimat. Das hat selbst die Juden gestört, die schon seit ca. 1700 Jahren hier lebten. Darüber gibt es Augenzeugen Berichte aus dieser Zeit.

Der deutschen Bevölkerung gefiel es natürlich gar nicht, dass die Juden sich jetzt in ihrem Land breit machten. Es gab eine allgemeine Ablehnung, die von der Presse aufgegriffen und sehr verstärkt wurde. Die waren Fremde und Fremde bedeuteten nie etwas Gutes. Die konnten eigentlich nur gekommen sein um sich hier ein feines Leben zu machen, auf Kosten der deutschen Bevölkerung. So wurde es in der Presse dargestellt und so war das Empfinden der Deutschen. Antisemitismus war weit verbreitet und niemand störte sich daran, wenn jemand in der Zeitung gegen die Juden hetzte.

So etwas gab es aber nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen Ländern in Europa. Auch in den USA gab es einen starken Antisemitismus. In Deutschland und Frankreich gab es so gut wie keinen Unterschied in der Wahrnehmung der Juden.

Als dann die Nazis an die Macht kamen, benutzten sie genau diese Juden aus dem Osten als Projektionsfläche, dabei meinten sie aber die Juden, die schon lange angepasst unter den Deutschen lebten. Denn die hatten Geld und politische Macht. Die anderen waren nur arme Bauern aus dem Osten. Die hatten gar nichts.

Diesen Irrtum der eigenen Bevölkerung haben die Nazis nie aufgeklärt. Im Gegenteil! Sie haben alle Juden in einen Topf geworfen und wurden so auch die Juden los, die seit 1700 Jahren unter den Deutschen lebten. Denn an deren Geld wollten sie heran. Die Juden aus dem Osten waren ihnen eigentlich vollkommen egal.


Ploppy8888  07.10.2023, 16:53

Dazu darf ich noch hinzufügen, dass Juden eben so wie Sinti und Roma eigentlich nur Heimatvertriebene sind. Man muss sich ja nur selber mal vorstellen, dass wir aus unserer Heimat vertrieben werden, und anderswo nicht willkommen sind, das ist sicher schwierig und kann immer und überall auf der Welt zu Konflikten führen.

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Letztlich wohl, weil sie überall eine Minderheit waren, ähnlich wie Sinti und Roma.

Minderheiten mit anderer Kultur werden von vielen mit Argwohn betrachtet. Ist nicht unbedingt Hass, aber eine gewisse Abneigung kann man schon erkennen.

Ist dämlich, aber leider nicht selten.

Aus dem gleichen Grund, weshalb bei uns Afrikaner, Araber oder in Berlin die Schwaben oder in Bayern die Norddeutschen gehasst werden. Fremdenfeindlichkeit gab es schon immer in jeder Gesellschaft und leider sind besonders die einfach gestrickten Geister anfällig dafür, alles zu hassen, was nicht so ist wie sie.