Warum wird die Compute-Power der Clients nicht genutzt?
Trotz Virtualisierung auf allen Ebenen wird in der Unternehmens-IT nie die gebündelte Compute-Power genutzt, die auf den Clients potentiell zur Verfügung stünde.
Verteiltes Rechnen auf normalen Computern a la SETI@Home wurde nie zum Thema. Außer bei Kriminellen, die die Rechner ihrer Opfer für Crypto-Mining-Aktivitäten nutzen.
Fehlt es an entsprechender Workload, dass man TeraFLOPS installierter Leistung brachliegen lässt ?
6 Antworten
Das Problem ist eher, dass so ein System eigentlich nur mit definierbaren Arbeitspaketen durchgeführt verwendet werden kann.
Bei SETI und Fold@Home usw werden den PCs ja einzelne Pakete zugeordnet die in sich geschlossen sind.
Viele Probleme erlauben allerdings Computing auf so einer Ebene nicht und je kleiner die Arbeitspakete werden desto größer wird das Synchronisierungs und Abhängigkeitsproblem und es wird mehr Bandbreite benötigt.
Es ist also eher Problemabhängig ob so ein Ansatz überhaupt sinnvoll wäre.
Das andere Problem ist dabei oft dass die entsprechende Software so etwas gar nicht erlaubt.
Es mangelt halt sehr selten am reinen "Compute". Betriebliche Applikationen nehmen sich nicht ein Bröckerl Daten und rechnen daran stundenlang mit glühender CPU (oder gar GPU) still vor sich hin, bis sie etwas ausspucken.
Da geht es viel mehr um viele Datenbank- und Serviceabfragen mit hohen Anforderungen an Konsistenz und Integrität. Die willst du also sicher nicht auf hunderte Clients verteilen, das macht alles nur langsamer und komplexer (Berechtigungen, Netzwerksicherheit...). Davon abgesehen musst du ja auch für strikte Isolation sorgen. Bei Folding@Home & Co. geht es nicht um persönliche oder unternehmenskritische Daten, da muss nur die Integrität gesichert werden.
Das kostet Strom ⇒ mehr Kosten. Zudem sind dies ja meist Laptops, die man auch mal abseits einer Steckdose nutzt. Da soll der Akku natürlich genügend lange halten.
Das würde in unserem Unternehmen gar nicht mehr funktionieren. Wir haben alles auf Thin clients und damit virtuelle Clients umgestellt.
Das ist natürlich auch eine Strategie, mit der man viel sparen kann.
Aber was habt ihr dann zu Corona-Zeiten gemacht, die Thin Clients mit nach Hause genommen? Oder die Anwender haben ihren eigenen Computer genutzt?
Verteiltes Rechnen auf normalen Computern a la SETI@Home wurde nie zum Thema.
Verteiltes Rechnen ist aber kein Modell für SAP Anwender, für die Response-Zeiten von über 1s einen SLA-Breach bedeuten - nur um ein klassisches Beispiel zu nennen.
Gesetzt den Fall, Betriebssystem und SAP-Architektur würden so etwas unterstützen, könnten die Clients ihre Compute-Power ja den SAP Batchjobs zur Verfügung stellen und damit die Server entlasten.
Beim Druck auf LOCL ist das ja schon so: Der Client druckt anstelle des Servers.
SAP wäre sicherlich in der Lage, so etwas zu programmieren.
Setzten halt nur ihre Prioritäten ganz anders: "alles in unsere Cloud" statt "nutze die Möglichkeiten des Clients".
Nunja, wenn anderswo gerechnet wird, dann braucht es dort ebenfalls Strom.
Das mit den Laptops auf Akku ist ein Argument, wenn man tatsächlich irgendwo ohne Netzteil in freier Wildbahn unterwegs ist.