Warum werden Flugzeuge nicht stabiler gebaut für Notlandungen?

9 Antworten

Die Konstruktion von Flugzeugen ist ein komplexes Thema, das viele Aspekte der Sicherheit, Aerodynamik und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Flugzeuge werden tatsächlich mit einer Vielzahl von Sicherheitsmerkmalen gebaut, die darauf abzielen, die Überlebenschancen bei Notlandungen zu erhöhen. Hier sind einige Gründe, warum Flugzeuge so gebaut werden, wie sie sind:

  1. Strukturelle Integrität: Flugzeuge müssen leicht sein, um effizient fliegen zu können. Eine übermäßige Verstärkung würde das Gewicht erhöhen, was wiederum den Kraftstoffverbrauch und die Kosten steigern würde. Die Struktur ist so ausgelegt, dass sie normalen Betriebsbelastungen standhält, aber bei extremen Unfällen kann keine Struktur garantieren, dass sie intakt bleibt.
  2. Energieabsorption: Bei einer Notlandung ist es oft besser, wenn die Struktur des Flugzeugs teilweise nachgibt oder “zerbricht”, da dies Energie absorbiert, die sonst auf die Insassen übertragen werden würde. Dies kann paradoxerweise die Überlebenschancen erhöhen.
  3. Redundante Systeme: Moderne Flugzeuge verfügen über redundante Systeme, um die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls zu minimieren. Dazu gehören mehrere unabhängige Hydrauliksysteme, mehrfache elektrische Systeme und mehrere Triebwerke.
  4. Notfalltraining: Piloten werden intensiv in Notfallverfahren geschult, einschließlich Notlandungen auf Wasser oder Land. Dieses Training hilft ihnen, die besten Entscheidungen in schwierigen Situationen zu treffen.
  5. Evakuierungsausrüstung: Flugzeuge sind mit Rutschen und Schwimmwesten ausgestattet, um eine schnelle Evakuierung zu ermöglichen.

Es ist wichtig zu beachten, dass trotz der dramatischen Darstellungen in Fernsehsendungen die meisten Notlandungen erfolgreich sind. Nehmen wir Sully als Beispiel. Die Geschichte des US-Airways-Flugs 1549, auch bekannt als das “Wunder vom Hudson”, ist eine bemerkenswerte Begebenheit in der Luftfahrtgeschichte. Am 15. Januar 2009 startete der Flug von LaGuardia Airport in New York City nach Seattle mit einer geplanten Zwischenlandung in Charlotte, North Carolina1. Kurz nach dem Start kollidierte das Flugzeug, ein Airbus A320, mit einem Schwarm Kanadagänse, was zu einem kompletten Ausfall beider Triebwerke führte1.

Der Pilot, Chesley ‘Sully’ Sullenberger, und sein Erster Offizier, Jeffrey Skiles, entschieden sich für eine Notwasserung auf dem Hudson River. Trotz der extremen Herausforderungen gelang es ihnen, das Flugzeug sicher zu landen, und alle 155 Menschen an Bord überlebten1. Diese Notwasserung wird oft als das erfolgreichste Ditching in der Geschichte der Luftfahrt bezeichnet. Hier ein Originalbild:

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Und auf Äckern Klappen Notlandungen noch besser. Das aktuellste Beispiel kommt aus Russland. Am 12. September 2023 musste ein Airbus A320 von Ural Airlines, Kennung RA-73805, aufgrund von Treibstoffmangel spektakulär in einem Kornfeld in der Nähe des Dorfes Kamenka notlanden. Die Crew hatte mehrere Fehler gemacht, darunter das Nichtbemerken, dass das Fahrwerk und die Klappen nach einer Fehlermeldung im Cockpit ausgefahren blieben. Die Entscheidung, zum Flughafen Tomaltschowo in Nowosibirsk weiterzufliegen, wurde als ungerechtfertigt bezeichnet, da die Landebahn in Omsk ausgereicht hätte.

Trotz der Umstände überlebten alle 167 Menschen an Bord des Flugzeugs den Unfall2. Die Passagiere konnten die Maschine über die Notrutschen verlassen und wurden in nahegelegenen Siedlungen versorgt3. Das Flugzeug wird nicht mehr abheben und stattdessen an Ort und Stelle abgewrackt, um als Ersatzteillager für die Flotte zu dienen.

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Wie du siest: So schlimm ist es Gar nicht.Und ein Beweis dafür, wie Robust Flugzeuge heutzutage sind, liefert Japan Airlines Flug 516

Am 2. Januar 2024 ereignete sich auf dem Flughafen Haneda in Tokio, Japan, eine Kollision auf der Landebahn zwischen einem Airbus A350-900, der als Japan Airlines Flug 516 (JAL516) unterwegs war, und einem De Havilland Canada Dash 8-Q300, der von der japanischen Küstenwache betrieben wurde. Während JAL516 auf dem Flughafen landete, kollidierte es mit dem Flugzeug der Küstenwache auf der Landebahn, und beide Flugzeuge fingen Feuer.

Fünf der sechs Besatzungsmitglieder an Bord des Dash 8 starben bei der Kollision, nur der Kapitän überlebte. Alle an Bord des A350 überlebten1. JAL516 war ein planmäßiger Inlandsflug von New Chitose Airport in der Nähe von Sapporo, Japan, nach Haneda Airport in Tokio, und das Flugzeug der Küstenwache war auf einer Hilfsmission als Reaktion auf das Noto-Erdbeben von 2024, das am Tag zuvor stattgefunden hatte1.

Die Kollision löste Brände aus, die beide Flugzeuge zerstörten. Der A350 brannt eine halbe Ewigkeit, aber die Struktur fiel nicht zusammen, weshalb sich alle über 300 Personen an Bord retten konnten.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Flugzeug-Experte&Vielflieger- Komme aus einer Pilotenfamilie
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VChristian90 
Fragesteller
 12.04.2024, 15:15

Die Notwasserung auf dem Hudson River damals war ein Glücksfall. Hier hat alles gestimmt. Solche Landungen auf dem Wasser gehen normalerweise zu 99 Prozent immer schief. Die Sendung die ich regelmäßig schaue nennt sich "Mayday Alarm im Cockpit".

Es ist sehr beunruhigend was es alles für Auslöser gibt, die zu Problemen bzw. Abstürzen führen. Da braucht nur jemand bei der Wartung einen Fehler zu machen und schon kommt es zu einer Panne.

Wenn ich mir die Statistik anschaue, gibt es immer noch zu viele Abstürze von Passagierfliegern. Zwar hat die Anzahl in den letzten 50 Jahren enorm abgenommen, ist jedoch meiner Meinung nach immer noch zu hoch.

Es gibt sicher Möglichkeiten die Flugzeuge stabiler zu bauen sodass die Kosten sich nicht so sehr erhöhen. Ich bin jedes mal schockiert darüber wenn ich sehe wie ein Flugzeug Notlanden muss und dabei komplett zerschellt obwohl die Gegebenheiten relativ gut waren, wie z.b auf einem Acker oder Wiese.

Die Hersteller spielen auf kosten der Menschen. Denn es muss immer alles billig sein. Selbst beim Fliegen wird immer nur auf die Kosten geschaut. Die Flugzeuge bekommen nur so viel Kerosin um die Strecke zu schaffen. Wenn es allerdings länger dauert aus diversen Gründen, dann fehlt der Sprit.

Außerdem sollten die Piloten viel aufmerksamer sein und aus Sicherheit bei jedem Problem einen Pan Pan auslösen und am nächsten Flughafen landen. Denn was ich in der Sendung sehe ist, das es meistens ignoriert wird. Man geht Checklisten durch usw.

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CodeRed911  12.04.2024, 23:09
@VChristian90

Jeden Tag bringen weltweit über 200.000 Flugzeuge ihre Passagiere und auch Fracht sicher von einem Flughafen zum anderen. Piloten durchlaufen umfangreiche Schulungen und müssen regelmäßige Prüfungen bestehen, um ihre Fähigkeiten auf dem neuesten Stand zu halten.

Du musst mal bedenken was für extrem hohe Sicherheitsstandards in der Luftfahrt herrschen.

Insgesamt verzeichnet die ICAO für das Jahr 2023 in der kommerziellen Fliegerei weltweit drei Unglücke mit Todesopfern. Insgesamt starben bei diesen Unfällen laut der Statistik 80 Menschen. In Deutschland und den Ländern der EU gab es keinen Unfall mit Todesopfern. Jedes Jahr sterben allerdings ca.1,35 Millionen menschen durch unfälle mit Autos oder Fahrrädern. Dein Schul/ Arbeitsweg ist deutlich gefährlicher. 180 Menschen werden jedes jahr durch von Palmen herabfallenden Kokosüssen getötet. Das sind 100mehr als die Flugzeug-Toten.Den vergleich hab ich hier mal entdeckt und finde ihn ziemlich gut.

Blöd ist halt, dass die Serie NUR UNFÄLLLE zeigt. Und die meisten davon sind vor 2006 passiert. Das ist so, als würdest ein Fußballteam bewerten wollen, guckst dir aber nur jahrealte aufnahmen von Spielen an, die sie verloren haben.

Das geht nicht.

Die Landung auf dem Hudson war kein Glücksfall. Das war massives fliegerisches können.

Und das Notwasserungen in 99% der Fälle schiefgehen stimmt auch nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Notlandung auf dem Wasser schiefgeht, ist relativ gering. Eine amerikanische Untersuchung von 179 Notwasserungen über acht Jahre hinweg hat ergeben, dass 88 Prozent ohne Verlust eines Menschenlebens verliefen. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass Notwasserungen in der modernen Luftfahrt äußerst selten vorkommen.

Aber die Serie kenne ich, die ist toll, gucke das selber manchmal. Ist sehr gut aufbereitet.

Aber wenn du dir NUR Unfälle anguckst, ist dein Blick automatisch etwas getrübt.

Und übrigens: Flugzeuge nehmen IMMER mehr Kerosin mit als sie brauchen. Es mag Einzelfälle geben, wo das nicht der Fall war, aber mein Vater zum Beispiel war mehr als 10 Jahre Pilot bei der Luftwafffe und fliegt inzwischen bei Lufthansa. Die nehmen IMMER mehr Sprit mit als sie brauchen.

Piloten sind aufmerksam.

Du verurteilst allle Piloten auf dieser Welt anhand der Fehler von einigen.

Vielleicht solltest du nicht so schnell urteilen. Nur weil irgendein Pilot mal nicht aufmerksam war, heißt das nicht, dass alle anderen Piloten auf der Welt es auch sind.

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Bei jedem Versuch das Flugzeug auf Wasser oder Wiese zu landen, zerschellt das Flugzeug komplett in seine Einzelteile und keiner überlebt die Landung.

Das ist schlichtweg falsch. Es gibt reihenweise erfolgreiche Notlandungen auf Wiesen und Äckern oder auch auf dem Wasser.

Diese Fälle bekommst du nur nicht mit, wenn du dir eine Serie anschaust, die nur die Fälle thematisiert in denen Flugzeuge total zerstört wurden!

Es ist also keinesfalls so, als würde eine Notlandung zwangsweise die Zerstörung des Flugzeuges und viele Tote nach sich ziehen. Es ist nur so, dass zu viel Wucht beim Aufprall eben zu viel Wucht ist. Wie beim Auto: Dass man einen Aufprall am Baum bei 200 km/h nicht überlebt, bedeutet nicht dass ein Aufprall am Baum bei 30 km/h ebenfalls tödlich ist.

Wieso werden die Flugzeuge nicht sicherer gebaut?.

Weil es keinen Sinn macht.

Klar könnte man Flugzeuge stabiler bauen! Dann würden ein paar Prozent mehr Notlandungen ohne Zerstörung einher gehen... aber es wird trotzdem Bodenkontakte geben, bei denen die Wucht zu groß ist. Dann sind Flieger schwerer, damit können sie weniger Passagiere und Fracht mitnehmen, also wird das Fliegen pro Passager/Frachtstück teurer, dafür dass es bei einem einer Million Flügen vielleicht einen Vorteil bringt.

Okay, baust Flugzeuge nochmal stabiler, halten sie wieder ein paar Prozent mehr Notlandungen aus und ein paar Prozent weniger haben so viel Wucht, dass dabei der Flieger zerstört wird. Dann sind Flieger noch schwerer, damit können sie noch weniger Passagiere und Fracht mitnehmen, also wird das Fliegen pro Passager/Frachtstück noch teurer, dafür dass es bei einem einer Million Flügen vielleicht einen Vorteil bringt.

Irgendwann hast du das Flugzeug so schwer gepanzert, dass es schon ohne Passagiere und ohne Fracht am Gewichtslimit ist und beim besten Willen nicht wirtschaftlich betrieben werden kann... und es wird trotzdem nicht jeden Aufprall an einem Stück überstehen können.

Ich hoffe, du merkst selbst dass es von vornherein keinen Sinn macht, zu versuchen ein Flugzeug gegen jeden möglichen Aufprall abzusichern!

Nein, die Sicherheitsmaßnahmen sind andere: Man versucht, Notlandungen im freien Feld zu vermeiden. Flieger unter möglichst allen Umständen wieder zu Flughäfen zurück zu bringen. Wenn irgendwann keine Notlandungen im Grünen mehr stattfinden, ist auch völlig wurscht ob ein Flieger bei einer Notlandung im Grünen kaputt gehen kann.

Die Flugzeuge sind nach wie vor das sicherste Verkehrsmittel, mit den wenigsten Toten oder Verletzten. Die Hülle ist so stabil wie möglich gebaut. Eine Notlandung gehört nicht zu den Alltagsaufgaben eines Flugzeugs, und kommt je 1000 Maschinen eventuell einmal vor. Wenn der Vogel vom Himmel fällt, ist sowieso Hopfen und Malz verloren, bei einer Notlandung auf einem Acker besteht wenigstens eine geringe Chance, das einige mit dem Leben davonkommen. Wenn das Ding jedoch mit 200km/h + irgendwo einschlägt, hast du egal wie es gebaut ist sowieso keine Sonne

Wenn die Serie um Flugzeugabstürze geht, dann werden dir natürlich nur die Situationen gezeigt wo es nicht funktioniert hat. Es gibt aber durchaus Fälle, da haben Notlandungen funktioniert. Auch auf Wasser.

Deshalb basiert deine Frage auf einer selektiven Wahrnehmung.

Stabil heißt schwer. Davon ab ist es der Mensch, der die hohen Belastungen nicht abkann. Da reißen einfach die Organe ab.