Warum sagt Jesus, dass wenn man geschlagen wird, auch die andere Wange hinhalten soll?

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Ein Schlag auf die Wange ist eine Beleidigung, die oft dazu gedacht ist, zum Kampf herauszufordern. Der Christ kann Unheil abwenden, wenn er in einem solchen Fall nicht mit gleicher Münze heimzahlt. In der Bibel heisst es: „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Spr. 15:1).

LG ...

OhNobody  27.05.2018, 14:12

Danke für das Sternchen ...

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Ich denke, Jesus meinte offensichtlich, dass jemand, der durch einen buchstäblichen Schlag ins Gesicht — oder durch beißende Worte — provoziert wird, sich nicht dazu hinreißen lassen sollte, es dem anderen heimzuzahlen. Er sollte vielmehr versuchen, zu verhindern, dass die Sache eskaliert und in einem Teufelskreis des Bösen endet.

Die andere Wange hinzuhalten bedeutet nicht, dass sich Christen überhaupt nicht gegen tätliche Angriffe wehren würden. Jesus wollte nicht sagen, wir sollten uns nie verteidigen, sondern wir sollten nie jemanden angreifen, uns nicht dazu verleiten lassen, es anderen heimzuzahlen. Es ist zwar klug, sich möglichst zurückzuziehen, um Handgreiflichkeiten aus dem Weg zu gehen. Aber wenn man Opfer einer strafbaren Handlung wird, dann ist es in Ordnung, sich entsprechend zu schützen und die Polizei einzuschalten.

https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/102010324

Ich möchte Dir mal ganz unreligiös antworten:

Wenn ich auf eine Gewalttat mit einer Gewalttat reagiere, dann schaukelt sich das hoch und tut auch mir nicht gut.

Wenn ich auf eine Gewalttat nicht reagiere, dann nehme ich dem Gewalttäter auf jeden Fall mal Macht über mich.

Laut Friedrich Hacker, Mitbegründer der Friedensforschung, ist Gewalt immer Ausdruck eines Mangels.

Gehe ich davon aus, kann ich doch das arme gewalttätige Würstchen nur bedauern. Und mir überlegen, unter welchem Mangel es wohl leiden mag. Und dann versuchen zu helfen, diesen Mangel zu beseitigen.

Schau mal, wie Indien die Engländer los wurde. Sicherlich gab es da auch die eine oder andere gewaltsame Auseinandersetzung. Aber unter dem Strich war es eben gerade die Tatsache, dass auf Gewalt nicht mit Gegengewalt reagiert wurde, welche die Engländer vertrieb. Was uns zeigt, wie viel Macht friedliches Verhalten hat.

Oder schau Dir an, wie die deutsche Wiedervereinigung tatsächlich zustande kam. Komme mir da ja nicht mit dieser verlogenen Geschichte, ausgerechnet Kohl habe da auch nur den geringsten Anteil dran gehabt. Hat er nämlich nicht. Der war zwar mal da zu Besuch, aber von den dortigen Verhältnissen hatte er nicht die mindeste Ahnung. Passiert nur, wenn Desinteresse vorhanden ist. Und das hatte er laut Genscher. Desinteresse.

Nein. Die Wiedervereinigung konnte nur durch die friedliche Willensäußerung zustande kommen, durch ehrliches Zeigen der eigenen, persönlichen Verzweiflung.

Oder jetzt aktuell Armenien.

Gewalt ist kein Argument. Es ist ein Zeichen von Schwäche.

Immer mehr Menschen, vor allen Dingen Wissenschaftler, geht davon aus, dass Gewalt ein Zeichen von Bildungsmangel ist. Für Juden, zu denen Jesus nun mal gehörte, war Bildungsmangel gleich Glaubensmangel. Denn Juden lernen lesen und schreiben, die Überlieferungen lesen, über sie diskutieren, sie hinterfragen, über sie schreiben. Schon zu Jesu Zeiten war das so.

Zunächst mal von der rechtlichen Seite: Notwehr ist erlaubt als Abwehr eines Angriffs. Wenn dich aber jemand geschlagen hat und du schlägst zurück, dann ist das keine Notwehr mehr sondern Rache. Und das ist als Selbstjustiz eine eigene Straftat. Euer wechselseitiges Verhauen würde danach für jeden einzelnen getrennt behandelt.

Zum Bibeltext: Jesus hätte als westlicher Europäer sagen können: Wenn dir jemand Unrecht tut, dann versuche es zunächst einmal mit einer Maßnahme der Eskalation und verzichte auf eigene Gewalt, um dem Gegner den Boden für eine Aggression zu entziehen.

Jesus ist allerdings kein juristischer Formulierer, sondern er ist Jude, er ist Orientale. Und der Orientale äußert sich nicht in einer abstrakten Formulierung, sondern spricht in Geschichten und Bildern.

Ziel ist es, den Sinn zu verstehen und sinnvoll anzuwenden.

Mit dieser Frage habe ich mich lange beschäftigt. Gott ist Liebe und Jesus - Gott - kann von sich sagen, dass er sanftmütig und von Herzen demütig ist und wir sollen von ihm lernen. Wenn du im Sinne der Liebe Gottes Unrecht erträgst, damit ein Mensch von der Liebe und Sanftmut Gottrs berührt wird, dann hat das Hinhalten der anderen Wange seinenen Sinn erfüllt, aber nur dann.

Wenn ein Mensch durch DEINE Duldsamkeit nur in seiner Bosheit bestärkt wird, dann ist das nicht im Sinn Gottes. Als Jesus wider alles Recht von einem Gerichtsdiener ins Gesicht geschlagen wird, hält ER nicht die andere Wange hin, sondern weist ihn zurecht. Als Paulus einmal gefangen genommen wurde und zur Auspeitschung im Sinne seiner Hasser angebunden wurde, wies er den zuständigen Römer darauf hin, dass er, Paulus ein Römer von Geburt ist, den man nicht geißeln durfte

Deine Reaktion in solch einer Situation wird wohl von deiner Gesinnung abhängig sein und ob du dich gewöhnlich in allen Dingen vom Geist Gottes leiten lässt.