Warum nennen wir Kaliningrad nicht Königsberg?

10 Antworten

Wir nennen zwar Warschau und Moskau so, aber nur weil das größere Städte sind. Für die kleineren verwende ich in der Regel die einheimischen Namen. So sage ich z.B. "Poznan" und nicht "Posen", obwohl das sogar mehr Einwohner hat als Kaliningrad.

Das alte Königsberg und das neue Kaliningrad sind mehr noch als andere Städte verschieden, sodass die deutsche wie auch die englische und russische Wikipedia für beide Namen eigene Artikel hat. Ich kenne keine andere Stadt, bei der das noch der Fall ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsberg_(Preu%C3%9Fen)

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaliningrad

Kaliningrad sollte auch weiter so heißen, wie das bisher der Fall ist. Eine Minderheit in der Stadt will den Namen weghaben und entweder den alten oder einen anderen, weil der Namensgeber Michail Kalinin "Staatsoberhaupt" zu Stalins Zeiten war, jedoch tatsächlich nicht mal genügend Macht hatte, seine eigene Frau vor der Internierung zu schützen. Aber Kalinin ist ein häufiger Nachname in Russland. Man könnte auch bei demselben Stadtnamen einen anderen neuen Namensgeber wählen, z.B. den verdienten Flugzeugkonstrukteur Konstantin Alexejewitsch Kalinin, ein Opfer des Stalinismus, der posthum rehabilitiert wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Alexejewitsch_Kalinin

Weil Königsberg nicht Kaliningrad in der Übersetzung ist. Die Stadt hat einen vollkommen neuen Namen bekommen. Wir nennen Chemnitz ja auch nicht Karl-Marx-Stadt, nur weil es mal so hieß.

Es wäre Ausdruck von reaktionärer Geisteshaltung, ewig gestriger Rückholgelüste, (Revanchismus, Revisionismus) würde der Ausdruck Königsberg wieder Einzug halten. Ein Teil des einstigen Ostpreußens ist nun mal ein Gebiet Russlands und das soll auch weiterhin so sein. Die SU umbenannte 1945 bewußt das einstige Königsberg in Kaliningrad, benannt nach deren Staatsoberhaupt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Innerhalb meines Studiums hatte ich viel mit Politik z utun

Heute wird dort praktisch nur Russisch gesprochen, der deutsche Name erscheint somit unpassend. Nun könnte man einwenden, dass wir auch "Danzig" sagen statt "Gdansk" oder "Swinemünde" statt "Świnoujście" oder "Stettin" statt "Szczecin" - das ist wohl auch der polnischen Aussprache geschuldet, die uns ja nicht gut über die Lippen kommt.

"Kaliningrad" ist aber auch "aussprachetechnisch" unproblematisch.

PS: Eine polnische Stadt ist auch in Polen selbst u.a. wegen des Zungenbrechers bekannt, in dem sie vorkommt, Szczebrzeszyn (die hat aber keinen deutschen Namen). Das polnische Äquivalent von "Fischers Fritze fischt frische Fische" ist dann "W Szczebrzeszynie chrząszcz brzmi w trzcinie".

MarcusTangens  11.06.2020, 12:33

Ja, das ist richtig. Viele polnische Namen sind kaum aussprechbar. Wenn man nicht weiß, wie sie ausgesprochen werden, kann man hilfsweise die russische Wikipedia nehmen. Da werden Eigennamen nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern lautmäßig in kyrillisch wiedergegeben. Das ist dann meist näher am wahren Klang, als wenn wir den Namen im Original lesen würden. Ganz genau ist es oft aber auch nicht.

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OlliBjoern  11.06.2020, 12:48
@MarcusTangens

Ja, stimmt.

Щебжешин ist viel eleganter als die polnische Schreibweise mit szcz- oder brz-.

Auch die kroatische Schreibweise ist kürzer, mit

ž č š

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Warszawa und Moskwa sind die korrekten Übersetzungen in die Landessprache.

Kaliningrad ist dagegen keine Übersetzung, sondern die Russen haben den Namen Königsberg geändert und die Stadt nach dem Politiker Kalinin benannt.