Warum ist man so scheinheilig bei Beziehungen? Ewig leben ist nicht gut wegen Langeweile , aber ewig die gleiche Frau so echt das größte sein?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Scheinheiligkeit würde ich unterschreiben, aber aus anderen Gründen als Du.

Undzwar weil Monogamie sehr schwierig ist.

Kleiner geschichtlicher Hintergrund: Achtung, es wird wissenschaftlich:

Es ist noch nicht lange her, dass Frauen eben nichts anderes als Ehefrauen waren und der Mann regelmäßig zu "Dirnen" (Prostituierten) ging.

Auch damals gab es schon Liebe, aber Hochzeiten aus Liebe blieben wirklich selten.

Normalerweise hat man damals irgendjemanden geheiratet. Als Frau wollte man einen Versorger, als Mann wollte man eine zuverlässige Hausfrau.

Wir sind nicht plötzlich über Nacht zu treuen, emanzipatorischen Wesen geworden. Die ersten Ideen der Liebeshochzeiten stammen aus dem 18. Jahrhundert. Damals waren die meisten Frauen, mehr als Männer, sehr unglücklich über genau diese Norm wie oben beschrieben.

Sie sehten sich danach, den Mann zu heiraten, den sie liebten. Nach und nach schrieb man Liebesromane. Diese Liebesromane enthielten viele Vorstellungen, wie wir sie heute noch haben.

Jedoch sind manche dieser Vorstellungen mit der biochemischen Realität nicht vereinbar.

Beispiel: Der Botenstoff Dopamin ist für den Rausch zuständig, den man bei Liebe spürt, Serotonin für die Geborgenheit, die tiefe Verbundenheit.

Beide können nicht auf einem Level sein, man hat immer mehr vom einen als vom anderen.

Dann gibt es einen Stoff, Phenylethylamin genannt, der beide auf einem Level halten kann. Das ist die Verliebtheitsphase. Nach maximal 3 Jahren sinkt der Phenylethylaminspiegel, und es herrscht wieder Ungleichheit zwischen Serotonin und Dopamin. Das ist der Grund, warum so viele Paare in den ersten 3 Jahren wieder auseinandergehen.

Nach also maximal 3 Jahren lässt das Verliebtheitsgefühl unweigerlich nach, und man hat entweder eine von Serotonin dominierte Beziehung, oder eine von Dopamin dominierte Beziehung.

Heißt: Entweder viel Geborgenheit, Vertrauen, "Seelenverwandte", oder Abenteuer, guten Sex und immer was neues entdecken.

Die besten Beziehungen sind diese, bei denen sich Dopamin und Serotonin ungefähr gleich hoch halten. Einen Unterschied zwischen den beiden herrscht jedoch immer.

Daraus entwickelt sich im besten Fall Liebe. Bei anderen ist es aber einfach die Gewohnheit (3 Jahre), die zusammenhält.

Diese Liebe kann aber biologisch gesehen auf einen anderen Menschen übertragen werden, bei der man plötzlich seine Phenylethylamin-Phase entdeckt. Das kann zum Beispiel die tolle Kollegin oder der tolle Kollege aus dem Büro sein.

Heißt: Wir verlieben und nicht nur einmal, und lieben nicht nur einmal.

Und das gewünschte Gebilde aus:

  • Vertrauen
  • Geborgenheit
  • guter Sex
  • Nicht "einrosten"
  • Nicht langweilig werden
  • Eine Beziehung, die nur aus 2 Menschen besteht
  • Eine Beziehung für immer

ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei fast allen zum Scheitern verurteilt.

Wenn man sich damit abfindet, dass ein paar Punkte davon wegfallen, können Beziehungen gut bestehen bleiben. Also man versteht sich nicht so richtig, hat aber guten Sex und bleibt zusammen.

Oder man hat nicht viel Spaß im Bett, dafür ist man auf einer Wellenlänge.

Oder man hat guten Sex und ist auf einer Wellenlänge, dafür hält es nicht lange.

Oder man lebt nicht monogam, und bleibt mit wechselnden Sexualpartnern trotzdem zusammen.

Das heißt nicht, dass Liebe nicht etwas wunderbares ist, aber man muss es realistisch betrachten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc- / M.Sc-Studium Psychologie
user89467  12.03.2018, 19:43

Du hättest dir deine vielen Worte sparen können, denn Monogamie ist so gar nicht "sehr schwierig", sondern sehr einfach, wenn man weiß, wo das Herz hingehört.

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Micromanson  12.03.2018, 20:12
@user89467

Ändert aber nichts an den biochemischen Gegebenheiten. Außer natürlich Du stehst wieder über den Naturgesetzen, dann herzlichen Glückwunsch.

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user89467  12.03.2018, 20:33
@Micromanson

Ich vergleiche deine biochemischen Gegebenheiten mal mit einem Auto (du bist doch männlich, oder?): Du willst jeden Tag, dass dein Auto dich von A nach B bringt. Und deshalb tust du auch alles dafür, dass das Äutelinchen das tun kann, was du von ihm erwartest. Nämlich es gut und artgerecht behandeln, inclusive regelmäßiger Pflege.

Lässt du es vergammeln, wird es nicht mal drei Jahre unter dir aushalten.

Siehst du, so einfach ist das. Will ich etwas erhalten, tue ich etwas dafür. Und Treue in einer Beziehung ist nur ein Teil davon. Wer weiß, wo er hingehört, sieht darin kein Problem. Nicht mal ansatzweise.

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Micromanson  21.03.2018, 00:28
@user89467

Sorry für die verspätete Antwort, irgendwie wurde mir keine Benachrichtigung geschickt.

Erstmal vorweg: An Deiner Ausrichtung habe ich nichts auszusetzen.

Das Problem, das ich sehe ist, dass man wissen kann, wo man hingehört, und trotzdem werden diese Phänomene auftreten.

Ich sagte nur, dass "unsere" Vorstellung von Liebe nicht funktioniert.

Diese setzt sich zusammen aus:

Nur zwei Menschen, für immer, immer Abenteuer und gleichzeitig tiefe Verbundenheit. Das sind Wunschvorstellungen aus dem 18. Jahrhundert, die uns heute die Abermillionen Liebesfilme aus Kino und Fernsehen einreden.

Und alles zusammen ist biochemisch (!!) nicht möglich.

Entweder man bleibt auf Ewig zusammen, muss aber Abstriche machen, zum Beispiel beim Sex nach 10 Jahren.

Oder man hat dauerhaft Spaß im Bett, auch noch mit 60, dafür mangelt es aber an Vertrauen. Wie gesagt, an einer positiven Einstellung dem Ganzen gegenüber habe ich überhaupt nichts auszusetzen, nur ist es wenig realistisch.

Es gibt nicht DEN perfekten Partner. Nur DEN besten, den man bisher getroffen hat. Das ist ein riesen Unterschied.

Und auch wenn Du Deinen Partner als DEN EINEN siehst, wird nach 25 Jahren Ehe einiges anders sein als am Anfang. Nur auf diese Sachen weise ich hin!:)

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HenryKaufman 
Fragesteller
 12.03.2018, 19:43

Naja das mit dem Liebesdramen gab es schon vor Christus. Sogar Frauen im alten Griechenland haben geschrieben was für ein mieses leben es ist als Hausfrau unterdrückt zu werden.

aber wie dem auch sei das andere klingt sehr interessant, wenn ich nur wüßte ob es stimmt. Jedenfalls vielen Dank das sie sich dafür Zeit genommen haben .

hab mir aber auch gedacht das man nach 3 Jahren spätestens genug hat

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Micromanson  12.03.2018, 20:15
@HenryKaufman

Natürlich gab es das schon immer, das bestreite ich in dem Text auch gar nicht

Nur hat es sich erst im 18. Jahrhundert so durchgesetzt, dass es Eindrücke hinterlassen hat.

Außerdem, meine Antworten sind bis auf die Meinungsumfragen alle nachschlagbar in Büchern und im Netz!:) Kannst Du also alles nachlesen um zu sehen ob es stimmt.

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HenryKaufman 
Fragesteller
 12.03.2018, 20:24
@Micromanson

Nein ich glaube ihn schon . Warum sollten sie sich die Mühe machen und dann was unwahres erzählen.

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Ich bin absolut nicht scheinheilig. Das Wort "Langeweile" ist für mich ein Fremdwort. Seit 52 Jahren lebe ich mit meiner Frau zusammen - und wir fühlen uns in dieser Rolle sauwohl! Was dahinter steckt ? Vielleicht eine gesunde Lebensauffassung und auch ein bisschen geistiges Vermögen, das für eine interessante Lebensgestaltung genutzt wird.

PicaPica  13.03.2018, 00:48

Herzlichen Glückwunsch, schön, das zu lesen. LG.

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HenryKaufman 
Fragesteller
 13.03.2018, 19:00
@PicaPica

Eigentlich schreibt man das pikapika. Wenn falls du dich auf Pokémon beziehst

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Wer sagt denn dass du ewig die gleiche Frau haben sollst?

Es zwingt dich niemand zu einer festen Beziehung oder gar zur Heirat. Dass sind alles Dinge die man freiwillig macht.

Solltest du eine Frau interessant finden, dann klär mit ihr ab ob sie monogam leben will oder ob für sie z.B. eine offene Beziehung in frage kommt.

Was du aber auf keinen Fall machen solltest ist betrügen. Es ist in ordnung wenn das kunstrukt einer monogamen beziehung nichts für dich ist, aber dann sei so fair und geh so eine Beziehung auch nicht ein.

HenryKaufman 
Fragesteller
 12.03.2018, 18:49

Ich sage ja nicht das Monogamie schlecht ist aber dieses ewig und immer

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Ich finde, man kann ewiges Leben nicht mit Treue in Beziehung setzen.

Ewiges Leben ist ein großes Problem, wenn man der einzige Unsterbliche ist. Man kann doch psychsisch nicht damit klar kommen, das man immer zuschaut, wie die Freunde und Partner sterben. Heißt, entweder wird man apathisch oder depressiv. Das Argument "Langeweile" hab ich noch nie gehört.

Treue in einer Beziehung ist dagegen ein Konzept, das seit Jahrtausenden beim Menschen besteht. Es droht davon keine psychische Gefahr, wenn die Beziehung für beide einvernehmlich läuft, und keiner Probleme mit in die Beziehung bringt. Man strengt sich dann ja auch freiwillig für jemand an, den man liebt, damit man zusammen bleibt.

Dann stehen doch die beiden Sachen sogar in Einklang: Ewig Leben ist doof, weil man die Leute, mit denen man sein normales Leben glücklich verbringen könnte, verliert, immer und immer wieder.

Ewig leben ist langweilig? Dann könnte ich mir endlich meinen Traum erfüllen und zu anderen Sonnensystemen reisen auch wenn das Millionen Jahre dauert.

Was die Beziehung zu Frauen anbelangt: Ehrlich sein. Ich kenne Paare die sind über 80 und halten wie die Teenies noch Händchen miteinander und küssen sich. Da muss doch noch etwas sein außer Gewohnheit?

HenryKaufman 
Fragesteller
 12.03.2018, 18:56

wahrscheinlich Alzheimer , die lernen sich immer neu kennen

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verreisterNutzer  12.03.2018, 18:59
@HenryKaufman

Ich glaube nicht das jemand der mir die Heisenbergsche Unschärferelation explizit erklären kann an Demenz leidet.

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verreisterNutzer  12.03.2018, 19:44
@HenryKaufman

Wir duzen uns hier alle, ob Schüler oder Rentner. Mysteriös ist es keineswegs mit 80 noch fit zu sein, beim Berlin-Marathon ist einmal ein 86-jähriger Grieche mitgelaufen. Der hat die 42,2 km geschafft!

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