Warum ist es typisch für Asperger, dass man andere Leute anrempelt?

6 Antworten

Das liegt am fehlenden Körpergefühl. Der Körper fühlt sich regelrecht taub an. Man weiß nicht, wo er anfängt und aufhört und wie man ihn bewegen muss, um nirgendwo "anzuecken".

Außerdem haben manche Schwierigkeiten, ihr Gleichgewicht zu halten und "kippen" deshalb ausversehen in andere hinein oder können Entfernungen (zu Objekten) nicht gut einschätzen.

Mir ist das selbst total unangenehm und tut teilweise auch richtig weh (man stößt ja nicht nur mit "weichen" Menschen zusammen, sondern auch mit Tischbeinen, Häuserecken, Straßenschildern usw.), aber es gibt schlimmeres.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – diagnostizierter (Asperger-)Autist
Pramidenzelle  23.06.2017, 23:31

Du sprichst mir aus der Seele! Menschen sind eigentlich das, was ich am wenigsten "treffe", weil ich von denen noch eher bewusst Sicherheitsabstand halte. Aber Türrahmen nehme ich eigentlich so ungefähr bei einem von 5 Türdurchgängen mit, und von Tischbeinen, verpassten Stühlen und Stolpern-über-Kantsteine will ich gar nicht erst anfangen!

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Eventuell sind die sehr in ihrer Welt, mit ihren Themen und Wahrnehmungen befasst - achten auf bestimmte Sachen, z.B. Automarken, und nicht auf Menschen - und dann bekommen sie nicht mit, dass sie jemanden anrempeln oder es ist ihnen egal, weil sie halt nicht so sehr auf andere Menschen achten. Das wäre jetzt aber nur meine persönliche Überlegung; ob das so stimmt, weiß ich nicht! Man rempelt aber versehentlich eher Leute an, wenn man abgelenkt oder in Gedanken ist. Um in einer großen Menge keinen anzurempeln, muss man sich bewusst Mühe geben, also registrieren, wo jemand ist und wie man dem aus dem Weg geht - evtl. ist das schwierig, wenn man eine Reizüberflutung hat (zu viele Reize: Menschen, Sachen, Gerüche, Farben, Geräusche etc.) und auch, wenn man versucht, Menschen eher auszublenden, weil sie einen stressen. 

Man rempelt auch in größeren Mengen z.B. eher kleine Hunde oder manchmal kleinere Kinder an als andere Erwachsene - weil man nicht gewohnt ist, auf etwas unterhalb der Hüfte oder gar der Knie zu achten. Jedenfalls nicht so routinemäßig, wie man auf andere Menschen in Kopf- bzw. Brusthöhe achtet (je nach Größe).

"Hupps, da stand ja noch ein Dackel!" kommt häufiger vor als "Hupps, da stand ja noch jemand direkt neben mir". Bei Aspergern könnte es je nach Interesse umgekehrt sein.

kiniro  03.05.2017, 19:30

Du kennst anscheinend keine kleinen Menschen.
Und damit meine ich keine Kinder, sondern Erwachsene.

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ein mensch ohne asperger kann genau so leute anrempeln und dies nicht einmal bemerken. das passiert nunmal wenn man in gedanken versunken ist und die umgebung ausblendet.

da menschen mit asperger häufig mit reizüberflutung zu kämpfen haben ist es also auch nciht wunderlich wenn ihnen das anrempeln von leuten wesentlich häufiger passiert, das hat nichts mit bosheit oder so zu tun.

geh mal in die großstatt und rempel da jemanden an, eher wenige werden das bemerken. mach das in einer ländlichen gegend und du bekommst was zu hören. das liegt daran das großstätter eben auch die übermäßigen reize ausblenden, wo ländler nicht so viel zum ausblenden haben und das wesentlich schneller bemerken.

außerdem haben manche mit asperger auch probleme mit der koordination und so kann es eben auch leichter passieren.

Woher hast du denn das Wissen, dass Asperger (deiner Meinung nach offenbar ständig) andere Leute anrempeln?

Vielleicht hat sich der Angerempelte auch bloß unerwartet seitlich bewegt?

Vielleicht hat der "Rempler" eine ausweichende Bewegungsrichtung des Angerempelten nicht erwartet oder nicht oder zu spät wahrgenommen?

Es gibt zig Möglichkeiten der Erklärung, warum das EINEM Asperger häufiger passiert, aber nichts davon lässt sich 1:1 auf alle Personen mit einer Autismus Spektrum Störung übertragen.

Ich habe schon Leute gesehen, die haben in Gedanken versunken einen Laternenmast angerempelt. Oder ein Freund von uns, mit einer ausgeprägten Rechts-Links-Schwäche, weicht fast immer in die "falsche" Richtung aus und steht dann dem ebenfalls Ausweichenden erneut gegenüber ...

Solche Erklärungen, dass Asperger eine kaum vorhandene Körperwahrnehmung haben und desahlb wie gefühlt körperlos durch die Gegend rennen, kommt - das würde ich sogar wetten - von einer neurotypischen Person.

Das würde kaum ein Autist so beschreiben.

Ich habe mir allerdings die Mühe gemacht, mal deine Fragen hier zu lesen und habe zwei Vermutungen:

- entweder hast du - warum auch immer - ein massives Problem mit solchen Menschen.
- oder aber du hast die Diagnose selbst bekommen und lehnst sie massiv ab für dich. Und nun suchst du hier Bestätigung, dass Aspergern dieses und jenes stets und ständig passiert und dir vielleicht nur manchmal, so dass du Erklärungen suchst, warum es bei dir nicht sein kann.

Mit deinen Fragen outest du dich in meinen Augen als jemand, der nicht wirklich Ahnung hat von Asperger-Autismus, das klingt alles eher wie eine Hetzkampagne, wobei ich nicht versteh, was dir das gibt.

Und bevor du wissen willst, woher ich mein Wissen habe - ich habe einen 30-jährigen Sohn, der Asperger ist, lt. Facharzt  mit einem voll ausgeprägten klinischen Bild. Und durch sein Umfeld und die Kollegen aus seiner geschützten Werkstatt kenne ich seit Jahren zahlreiche Autisten.

Ich weiß, also, wovon ich rede ...

Pramidenzelle  23.06.2017, 23:36

Jeder Autist ist anders und so - dass die Erklärung, dass es am schlechten Körpergefühl liegt zum ersten Mal von einem NT aufgebracht wurde, ist ja gut möglich. Für mich persönlich fühlt sie sich aber durchaus richtig an - und ich stoße ständig mit Allem und Jedem zusammen und habe das immer als ganz normalen Teil meines Körpergefühl-und-Koordinationsproblems gesehen...
Aber dass ich deshalb nicht 'gefühllos durch die Gegend laufe' das unterschreibe ich sofort - mir tun diese Zusammenstöße nämlich in aller Regel mehr weh, als meinen "Partnern" ...

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Es ist gar nicht typisch. Im Gegenteil: Autisten versuchen in der Regel, zufällige Berührungen zu vermeiden.

Wenn es trotzdem vorkommt, liegt es wahrscheinlich an unzureichendem motorischem Koordinationsvermögen.