Warum ist aktive Sterbehilfe für jedermann und das Recht, über sein Leben frei zu entscheiden, in DE so verpönt?
10 Antworten
In Deutschland hat das sehr mit der Vergangenheit zu tun. Die Leute fühlen sich an den Euthanasie-Erlass im Dritten Reich erinnert. Denn ab dem Jahr 1939 wurden viele unheilbar kranke Menschen getötet, da sie als "lebensunwertes Leben" galten. Sie wurden dafür in verschiedene Vernichtungslager gebracht. Für weitere Details empfehle ich diesen Artikel: https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Euthanasie-Programm-Die-Rassenhygiene-der-Nationalsozialisten,euthanasie100.html
Nun argumentieren viele Gegner der Sterbehilfe hier in Deutschland, dass sie nicht noch mal Zustände wie im dritten Reich möchten. Sterbehilfe wird hier als eine Art Einstiegsdroge betrachtet, die auf Dauer in die totale Auslöschung kranker Menschen führen wird.
Eine Argumentation die ich albern finde. Denn die Euthanasie der Nazis ist nicht ansatzweise mit einem frei selbstbestimmten Tod zu vergleichen. Ausländische Modelle zum Thema Sterbehilfe zeigen auch, dass derartige Sorgen unberechtigt sind.
Es ist nicht verpönt und sicher wären viele dafür das es je nach Fall erlaubt sein könnte zb. bei kranke Personen bei denen man weiß das sie nicht mehr lange leben würden durch ihre Krankheit bzw. sehr schwere körperliche Beeinträchtigungen haben die dafür sorgen das man irgendwann gefangen im eigenen Körper wäre und nur noch durch Geräte am Leben bleibt. Da wäre es besser sie könnten entscheiden Sterbehilfe in anspruch zu nehmen damit sie entscheiden wann sie gehen und nicht die Krankheit bei der man nicht genau weiß wann sie einen gehen lässt und man bis dahin große schmerzen hat.
Auch muss man an die Person denken die dabei helfen soll. Für sie ist es keine leichte Aufgabe und da kommt es auf die Fälle an und bei vielen würden sie danach noch lange daran denken müssen. zb. bei MS Patienten würde es ggf. nicht so schwer fallen da man weiß das diese Personen sonst sehr lange leiden würden aber auf jeden Fall sterben würden aber bei einem der Depressionen hat würde man dann immer denken: Hätte man ihn/sie nicht anders hätte helfen können usw. und derjenige würde dann noch leben.
Aus meiner sicht sind das 2 verschiedene Themen die man Differenzieren müsste. Aktive Sterbehilfe bei totkranken die eh nur noch Palliativ behandelt werden ist die eine sache. Und das volle recht über sein leben frei entscheiden ist die andere.
Zu punkt 1 würde ich mich einfach mal Bodhgaya anschliessen.
Zu punkt 2 möchte ich entsprechend was sagen.
Wenn wir jetzt nicht von den Spezialfall ausgehen das jemand wirklich totkrank ist und dem nicht mehr geholfen werden kann.
Sondern er einfach sein leben beenden will. Dann ist das oft eine entscheidung die eben nicht nur einem selbst bestrifft sondern eben auch andere negativ beinflussen wird. Und kann.
Die meisten menschen leben in einer sozialen struktur mit menschen für die die eigene existienz eine bedeutung hat. Und das beenden dieser kann sie durchaus schlimm verletzen.
Diese verletzung der anderen menschen muss man bedenken. Weil: die eigene freiheit hört da auf wo die andere freiheit anfängt.
Das ganze ist jetzt keine sache die man einfach lösen kann.
Hinzu kommt noch das dies nur eine der 2 möglichen philosophischen sichtweisen sind.
Die alternative ist es so zu sehen das eine Freie entscheidung über das eigene leben nicht möglich ist.
Da wird doch einen ziemlich grossen selbsterhaltungstrieb haben. Selbst für suizidale menschen ist es nicht einfach sich das leben zu nehmen. Selbst wenn die entscheidung durchaus schon fest steht.
Folglich sieht man das bedürfniss nach dem tode wie ein Symptom einer krankheit. An. Die person ist quasi nicht mehr sie selbst. Und sie entscheidet sich nicht frei dafür zu sterben.
Vergleichbar damit wie ein magersüchtiger sich nicht frei entscheiden kann einfach damit aufzuhören und wie ein drogensüchtiger sich nicht frei entscheidet sich den nächsten schuss zu setzen. Auch sie sind opfer ihrer krankheiten.
Entsprechend dieser ansicht kann man jemanden nicht das recht geben sich Frei zu entscheiden sein leben zu beenden.
Udn verpönt ist es imgrunde deswegen weil im falle 1 den menschen ihr umfeld schlichtweg egal ist. Sie kann man quasi als Egoisten sehen. Oder im falle 2. eben aufgefordert wird ein tödliches symptom zu ignorieren.
Wenn man das ganze bedenkt kann man denke ich auch sehen warum der fall einer anderen tödlichen krankheit bei dem man den menschen nicht mehr helfen kann und es nur noch darum geht das leiden zu vermindern. Durchaus noch argumentieren kann. Denn hier trifft beides ja nicht zu.
Logischerweise fällt auch die zweite sichtweise unter diesem fall. Wenn jemand der z.b. Depressionen leidet an einem Punkt angekommen ist bei dem selbst eben die profis sagen: Wir können dir nicht mehr helfen.
Dann kann man denke ich diese situation durchaus mit dem krebskranken gleichsetzen der nur noch palliativ behandelt wird und im endeffekt auf seinen tod wartet.
Missbrauch und Euthanasie argumente etc. Kommen da durchaus noch oben drauf.
Ist halt heikel, weil man genaustens prüfen muss, ob das wirklich der gut überlegte Wunsch des Patienten ist und ob ihm nicht von der Verwandtschaft oder anderen dabei "gut" zugeredet wird.
In den Niederlanden sind bis zu 5% der Todesfälle aktive Sterbehilfe, das hat mich schon ziemlich verwundert, aber wenn dich das Thema interessiert, kannst du ja die Diskussion darüber dort verfolgen. Da gibts auch so (nicht umgesetzte) Vorschläge, dass ein Grund für aktive Sterbehilfe auch ein "gelebtes Leben" sein kann. Also, dass jemand sagt: Ich hatte ein schönes Leben, jetzt ist es an ein Ende gekommen, obwohl ich körperlich noch so recht oder schlecht weiterleben könnte, also Auf Wiedersehen.
Das finde ich auch falsch jeden Menschen das freie recht sterben zu können wenn sich die Person dafür entscheidet.
Eigentum anderer vorbei
Ich stimme zu. Freiwilliger Tod hat meiner Meinung nach auch nichts mit bewusstem Morden an bspw. Menschen mit Behinderungen oder sonstigen Krankheiten zu tun. Sterbehilfe soll ja nur ein Angebot für Menschen sein, dass sie die Möglichkeit haben, sich auf "humane" Weise von ihrem Leiden zu bereiten, statt es auf eine andere Weise zu tun, bspw. vor den Zug springen. Oder eben bei unheilbaren Krankheiten wie bspw. Krebs nicht unter elenden Schmerzen leiden zu müssen.