Warum hat Japan noch einen Kaiser, China aber nicht?

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Der japanische Kaiser durfte bleiben, weil man ihn im beginnenden Kalten Krieg als Bollwerk gegen den Kommunismus brauchte. Man fürchtete, eine Abschaffung der Monarchie würde Japan nach dem verlorenen Weltkrieg so sehr destabilisieren, dass die Sowjets die Situation ausnutzen könnten.

Der letzte Kaiser von China (übrigens ein Mann mit sehr spannender Lebensgeschichte) wurde von seinem eigenen Volk verjagt. Er träumte wohl immer wieder davon, eines Tages den Thron zurückzugewinnen, aber das war völlig unrealistisch.

Norbert981  06.04.2022, 19:02

"aber das war völlig unrealistisch"

Aber mit Hilfe und Unterstützung von Japaner wurde ein Staat namens "Mandschukuo" (auch Mandschurei) zwischen 1932 und 1945 im Nordosten Chinas gegründet.

Das war leider vollkommen ein Marionettenstaat von Japan.

Chinas letzter Kaiser war Staatsoberhaupt (wenig später auch Kaiser) dieses Marionettenstaates:

Es bestand vom 1. März 1932 bis zum 18. August 1945, wurde aber international nur von 23 Staaten anerkannt.

Zum Herrscher wurde Puyi eingesetzt, der als Kleinkind von 1908 bis 1912 der letzte Kaiser von China war; 1932 zunächst als Präsident und ab 1934 als Kaiser von Mandschukuo.

Das Staatsgebiet von Mandschukuo ist heute Teil der Volksrepublik China.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mandschukuo

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Indecisive  06.04.2022, 19:05
@Norbert981

Richtig, der Ex-Kaiser durfte noch einmal ein paar Jahre Mini-Kaiser spielen - aber nur unter japanischer Aufsicht.

Ich habe gelesen, dass seine "Berater" (natürlich allesamt Japaner) die eigentlichen Entscheidungen trafen. Er war nur eine hübsch anzusehende Puppe, die den Leuten zuwinken und ein angenehmes Leben führen durfte.

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Die letzten chinesischen Kaiser waren gar keine Chinesen, sondern Mandschu - und hatten daher nicht nur nicht das Mandat des Himmels, sondern auch weniger Rückhalt im chinesischen Volk.

In Japan ist das anders.

TaiFei  14.04.2022, 21:28

Das ist Quatsch. Das alte China kannte kein Konzept von Blut und Boden. China hat sich seit jeher über den Kulturraum definiert. Alle Fremdherrscher wurden sinisiert. Die Qing hatten solange das Mandat des Himmels, solange es ihnen gelang, den Frieden im Reich zu erhalten und relativen Wohlstand zu verwalten.

Davon abgesehen hatte der chin. Kaiser sehr oft auch relativ wenig Macht. Er war i.d.R. nur ein Symbol. China war und ist bis heute eher ein Mittelding aus Meritokratie und Plutokratie. Der west. definierte Begriff des orient. Despotismus war schon immer ein Mythos genauso die die Behauptung, dass China heute autokratisch sei.

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Anastasia65  14.04.2022, 21:41
@TaiFei

Die Mandschu-Dynastie wurde - in mehreren Schritten - im Zwanzigsten Jahrhundert gestürzt, als die damals moderne europäische Idee des Nationalismus auch China erreicht hatte.

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TaiFei  14.04.2022, 22:09
@Anastasia65

Die Qing regierten China über 300 Jahre. Wie soll das gehen ohne das Einverständnis mit den Han? Wie schon gesagt, China definierte sich damals als Kulturraum und sofern fremde Herrscher sich den anpassten hatten sie auch das Mandat des Himmels. Einen Han-Rassismus, wie du unterstellst, hat es NIE gegeben.

Die Krise begann im 19. Jh. mit mehreren Missernten, Bauernaufständen und den kolonialen Bestrebungen des imperial. Großmächte.

Und ja der westl. Nationalismus hatte einen gewissen Einfluss. Bis heute ist China aber ein Vielvölkerstaat mit über 50 Ethnien. China definiert sich also nach wie vor über den Kulturraum und nicht über das westl. Ethnienprinzip.

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So wie in allen Ländern, die keine Kaiser oder Könige mehr haben, hat sich die Staatsform geändert. In China war es wohl die Revolution um 1912.

Der Chinesische Kaiser, Puyi der Qing Dynastie wurde gestürzt. Er dankte 1911 ab.

Sie haben eine andere Staatsform. Auch in Europa gibt es noch Könige.