Warum haben so viele Leute Haustiere und behandeln die wie Menschen?

13 Antworten

Es muss nicht zwangsläufig sein dass man ein Tier "vermenschlicht" nur weil man es im Bett schlafen lässt.

ich habe mein Leben lang eine sehr Bindung zu meinen Tieren. Sie leben mit mir und sind einfach ein Teil von mir. Man kennt mich nicht ohne Hund. Früher hatte ich auch noch Katzen und Pferde und mein ganzes Leben drehte sich immer darum. Meine kleinen Hunde schlafen bei mir im Bett -und werden trotzdem nicht "vermenschlicht".

Es hat mich immer fasziniert mit Tieren zu kommunizieren - alles darüber zu lernen, mir Wissen anzueignen etc. Es gibt viele Menschen die eine Leidenschaft für etwas haben - der eine geht leidenschaftlich gerne segeln, hat ein Boot und kennt sich wirklich gut aus - bei anderen ist es die Musik oder sonstwas. Und bei manchen sind es halt die Tiere die einen faszinieren. Das ist völlig normal und bedeutet ja nicht dass dieser Mensch deshalb keine Beziehung zu anderen Menschen eingehen kann. Es müssen halt nur die richtigen Menschen sein.

Schwierig wird es wenn Menschen keine Sozialpartner mehr haben und die Tiere alles sind was bleibt. Das kann man oft bei älteren Menschen beobachten aber auch zunehmend bei jungen Menschen. Aber auch hier habe ich Verständnis. Unsere Gesellschaft ist so kalt und herzlos geworden, Besitz, Reichtum, Schönheit, Erfolg - das ist alles was zählt. Wer da nicht oder nicht mehr mithalten kann ist abgemeldet. Und viele wenden sich dann den Tieren zu. Tiere urteilen nicht, Tiere lügen und betrügen nicht, Tiere verlangen und erwarten nichts. Denen ist es egal ob Du alt oder hässlich oder arm bist - sie lieben Dich trotzdem - wenn Du ein gutes Herz hast.

Du kannst das sehr oft beobachten wenn sich Leute z.B. aufregen wenn ein Obdachloser oder ein alter Mensch einen Hund hat. Dann schreien alle - "dem Hund muss geholfen werden und der muss dem Menschen weggenommen werden usw". Keiner kümmert sich um den Menschen - alle stürzen sich auf den Hund ?

"Vermenschlichung" ist für mich wenn man versucht einem Tier menschliche Eigenschaften anzudichten. Also wenn Leute denken der Hund wäre ein Kind oder ein Partner und würde z.B. auch so reagieren. Wenn man nicht mehr weiss dass ein Hund ein Raubtier ist, wenn man seine Bedürfnisse missachtet und menschliche Eigenschaften von ihm erwartet - dann wird es schwierig. Tiere werden auch zunehmend "missbraucht" als "Therapeuten" oder sehr beliebt - Assistenten für menschliche Unzulänglichkeiten und Krankheiten. DAS finde ich schlimm. Einem Tier sein Leben zu verweigern und zu erwarten dass es dem Menschen immer zu Diensten ist - das ist moderne Sklaverei.

Also Vermenschlichen von Tieren sollte man definitiv lassen, da das Tier dadurch nicht artgerecht behandelt wird. Man muss sich als Tierhalter immer bewusst sein, dass es ein Tier ist und eben zum Teil andere Bedürfnisse als ein Mensch hat. Als Tierhalter ist man meiner Meinung nach verpflichtet, die Bedürfnisse des Tieres zu erfüllen.

Bei Hunden gehört da auch dazu, dass man ihnen Orientierung gibt, sie beschäftigt, auslauf gibt und anständig füttert.

Aber: Hunde im Bett schlafen lassen ist nicht vermenschlichen. Im Gegenteil! Ein Hund hat das Bedürfnis bei seinem Familienverband zu sein, in der Nähe zu sein. Hunde möchten (die meisten zumindest) beim Schlafen Körperkontakt, den man dadurch gewährt. Es ist legitim, dass nicht jeder Mensch das mag wenn der Hund im Bett liegt, dann sollte man dem Hund aber erlauben mindestens auch im Schlafzimmer zu schlafen. Einen Hund nachts auszusperren wäre keine artgerechte Haltung.

Auch mit den Hunden einfach mal quatschen muss nicht unbedingt vermenschlichen sein. Der Hund versteht natürlich nichts, aber der Klang der Stimme und ein ruhiger Tonfall kann beruhigend auf das Tier wirken und somit Sicherheit bringen. Damit meine ich aber nicht dass man den Hund mit seinen Problemen vollquatscht und hofft dass er einem Hilft, das wäre tatsächlich vermenschlichen. Ich meine zum Beispiel, wenn man mit einem Hund in eine Situation gerät, wo er sich unsicher fühlt, dass man ihm dann ruhig sagt "Alles ist gut, du brauchst keine Angst zu haben" wobei die Worte fast egal sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe zwei Labrador-Mischlings Hündinnen.

Na hör mal, so ein Hund ist auch nur ein Mensch. Es soll ihnen genau so gut gehen wie den anderen Familienmitgliedern. Es stört sie nicht, wenn sie unter dem Tisch fressen müssen, oder in den überall in der Wohnung verteilten Körbchen schlafen sollen. Jedoch wollen sie immer dabei sein. Egal wo. Wir haben extra ein großes Auto angeschafft und einen Wohnwagen. Denn sie wollen auch mal etwas anderes sehen von der Welt. Kettchen oder Klamotten tragen sie nicht, denn das würde dem Fell schaden und Hunde sind nicht eitel.

Wo bei mir die Vermenschlichung aufhört? In der Tierarztpraxis. Man kann von einem Hund nicht verlangen, daß er sein neues Hüftgelenk schont. Beim ersten Ball/Rivale/Katze wird er es sich ruinieren.

Die Frage ist halt, wo genau beginnt Vermenschlichung. Ich bevorzuge daher lieber den Begriff: übertriebene Tierliebe.

Das Tier mit im Bett schlafen lassen ist soweit ok. Aber wenn ein großer Hund das halbe Bett einnimmt, würde ich das nicht mitmachen.

Abnormal wird es, wenn einer der Partner drunter leidet, man aber das Tier den Vorgang lässt. Manche lassen ihren Hund sogar zwischen sich schlafen...also da frage ich mich ernsthaft....

Ich habe eine Freundin, bei deren Eltern sich alles nur um den Hund dreht. Den ganzen Tag. Das ist nicht nur nervig, sondern auch ziemlich armselig.

Abgesehen davon, dass der Hund überhaupt keinen festen Platz hat und daher unter vielen Ängsten leidet.

Ein Tier muss ein Tier bleiben. Alles andere ist extrem egoistisch oder einfach nur einfältig. Denn dem Tier tut man dabei absolut nichts Gutes.

Ich liebe meine Tiere auch. Und ich würde sie vielen Menschen vorziehen. Aber niemals der Familie oder engen Freunden. Wenn man das tut, dann hat man ein echtes Problem.

Aber ups, ich habe deine eigentliche Frage gar nicht beantwortet. Nun ja, wer Tiere vermenschlicht, ist höchstwahrscheinlich sehr einsam in seinem Leben.

Warum man aber eine enge Bindung, gerade zu Hunden und Katzen, haben kann, ist die, dass diese Tiere wirklich sehr treu sein können und sogar lieben.

Wenn man sich richtig auf ein Tier einlässt, kann man eine wunderbare Bindung eingehen, die man wirklich nicht verpasst haben sollte.

Auch wenn die geliebte Katze, der geliebte Hund irgendwann stirbt, und es noch so schmerzt...die vielen Jahren waren es wert.

Vielleicht bist du einfach kein Tiermensch. Jeder ist ja anders. Aber falls du doch mal vor hast, dir eine Fellnase anzuschaffen, dann scheue dich nicht und lass das Tier am dich ran. Ich verspreche dir, es ist wirklich etwas wunderbares.

Viele liebe Grüße, Maya.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Besitzerin eines Chihuahua/Russkiy Toy Mädchens

Weil Menschen Verhaltensweisen zeigen, die Du nicht nachvollziehen kannst, siehst du bei ihnen Defizite, Traumata und die Notwendigkeit einer therapeutischen Behandlung?

Ich finde, dass die Haltung "jeder, der anders denkt und lebt, als ich es tue, sollte eine Therapie machen" ja deutlich bedenklicher.

Aber sei es drum: um es ganz unemotional zu erklären lautet die Antwort Oxytocin. Das ist ein Bindungshormon, das im Kontakt zwischen Mensch/ Mensch, aber auch Tier/ Mensch für soziale Bindung sorgt und das Belohnungssystem anspielt. Genau deshalb mögen Mensch und Tier den Kontakt zueinander. Es tut ihnen gut.

SgtEmerald 
Fragesteller
 15.01.2023, 23:47

Hi danke für deine Antwort!
Da hast du mich missverstanden, ich wollte nicht unterstellen dass es so ist sondern wissen OB das so ist und wenn ja worin der Vorzug eines Tieres gegenüber einer Therapie bestünde. Aus meiner Perspektive würde es wenig Sinn machen sich so eng an ein Lebewesen zu binden von dem ich ausgehen muss es zu überleben und dann einen schweren Verlust zu erleiden. Deshalb bin ich eben neugierig, was Menschen mit einer engen Mensch/Tier Bindung darüber denken. 😊

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Naninja  16.01.2023, 08:22
@SgtEmerald
Aus meiner Perspektive würde es wenig Sinn machen sich so eng an ein Lebewesen zu binden von dem ich ausgehen muss es zu überleben

Mit dieser Argumentation dürften Kinder sich auch nicht eng an ihre Eltern oder Großeltern binden. Und Frauen sollten auch keine langfristige Partnerschaft eingehen, weil sie statistisch ihre Männer überleben.

Verluste sind Teil des Lebens.

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