Warum glaubten die Menschen im Mittelalter das sie sich von der Sünde freikaufen könnten?

20 Antworten

Hallo Mulano,

welchem Denksystem folgt die Kirche nach?

Wenn wir früher in meiner Kindheit in den 70er/Anfang 80er Jahre mal in die Kirche gingen, wurde in der Römisch-Katholischen Kirche (ich kürze sie gerne mit RKK ab) noch in Latein gebrabbelt. Ich verstand also kein Wort, und das was der da oben - damals wurde noch von der Kanzel aus "gepredigt" - redete, war mir nicht nur fremd.

Nun, in der Bibel wird berichtet, dass es im Himmel vor Schöpfung der Erde eine rebellion gegeben hat. Luzifer, der oberste der Engel, das höchste der geschaffenen Wesen, beklagte sich und lehnte sich gegen Gott auf.

In dem Buch "Der große Kampf" von Ellen Gould White lesen wir des weiteren, dass Luzifer behauptete, Gott sei ungerecht, ein Tyrann. Ja, die Geschöpfe würden Gott nur dienen, weil sie Gott besänftigen müssten. Sie seine nicht frei! Und er, Luzifer - Lucifer bedeutet Lichtträger - wüsste, wie man es besser macht, nämlich indem jedes Geschöpf wirkliche Freiheit bekäme.

Doch was steckte wirklich hinter dem Denken dieses Lucifer? Waren seine Absichten wirklich so lauter, wie er sie darstellte?

In Hesekiel 28,13-16 wird von Satanas, wie er danach bezeichnet wird, folgendes berichtet:

13Du bist im Lustgarten Gottes und mit allerlei Edelsteinen geschmückt: mit Sarder, Topas, Demant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Amethyst, Smaragd und Gold. Am Tage, da du geschaffen wurdest, mußten da bereitet sein bei dir deine Pauken und Pfeifen. 14Du bist wie ein Cherub, der sich weit ausbreitet und decket; und ich habe dich auf den heiligen Berg Gottes gesetzt, daß du unter den feurigen Steinen wandelst. 15Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, da du geschaffen wurdest, bis sich deine Missetat gefunden hat. 16Denn du bist inwendig voll Frevels geworden vor deiner großen Hantierung und hast dich versündigt. Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes und will dich ausgebreiteten Cherub aus den feurigen Steinen
verstoßen.

Wollen wir gerne mit jemandem zusammensein, der uns ständig verleumdet, schlecht von uns redet, ja sogar andere Wesen auf seine Seite zieht?

Gott hat ihn also aus dem Himmel hinausstoßen müssen. Seither versucht dieser Satanas - Satanas bedeutet Verleumder - Gottes Charakter auf dieser Erde falsch darzustellen, unter anderem indem er solche falschen Denkweisen der Menschen ausreifen läßt.

Was hat das alles mit dem Ablasshandel zu tun?

Nun, in der Geschichte dieser Erde sehen wir, dass dieser Satanas - auch Diabolos = Durcheinanderbringer genannt - genau solche Methoden anwendet, um Wesen auf seine Seite zu ziehen, die er Gott unterstellt: Machtgier, Erpressung, Verleumdung, Unterdrückung, Betrug, Bestechung,
Falschheit/Verheimlichung. Genau diese Eigenschaften zeigen sich auch in den Machenschaften der RKK.

"Glaubten" die Menschen im Mittelalter wirklich an den Ablass, oder "mussten" sie "glauben", mangels Alternativen?

Hierbei stellt sicha uch die Frage: Was ist wahrer Glaube? Ist Glaube einfach ein "Für-wahr-halten-ohne-weiteres-Nachdenken"?

Gern schreibe ich Dir mehr dazu, möchtest Du?

Herzliche Grüße, Moritz

Deshalb wollte die damalige katholische Kirche verhindern, dass die Bibel in die "Sprache des Volkes" übersetzt und vom Volk gelesen bzw. vorgelesen und gehört und ausgelegt werden kann.

Aus biblischer Sicht sind Ablassbriefe falsch und deshalb kann ich als gläubiger Christ solche Dinge nur ablehnen.

Sündenvergebung kann man nicht erkaufen - weder durch Geld für Ablassbriefe noch durch Bußwerke.

Gott vergibt uns unsere Schuld, wenn wir Ihn ernsthaft im Gebet darum bitten: "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit" (1. Johannes 1,9).

Natürlich sollen Christen auch "Buße" tun - das hat aber gar nichts mit Bußwerken zu tun. Ganz im Gegenteil bedeutet Buße eine "Änderung der Gesinnung", dass man also versucht, begangene Sünden zu unterlassen und nicht mehr zu begehen.

Dass es allerdings eine Hölle gibt, die in verschiedenen Bibelstellen beschrieben wird, belegt der Artikel aus dem Bibellexikon von Bibelkommentare: https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=1493

Die Kirche hat ursprünglich den Volksglauben vom Fegefeuer bekämpft, ihn dann aber genauso wie bei der Christianisierung einige der heidnischen Feste integriert.

Als es darum ging, Jakob Fugger finanzielle Sicherheiten für die Kredite, die geistliche Würdenträger von ihm bekommen hatten, zu leisten, kam der Gedanke des Ablasses von Sündenstrafen gerade recht. Da hatte man auch nichts dagegen, wenn - wiederum entgegen der kirchlichen Lehre - die Vorstellung entstand, damit seien schon die Sünden selbst abgebüßt. Hauptsache, es kam Geld in die Kasse.

Warum Ablässe? Auslegungen. Die Kirche rang schon damals intensiv um die richtige Auslegung. Die Schlussfolgerungen wurden vermittelt. Der Ablass war demnach Stand eines Verständnisses, das eine Lehre bildete.

Es mag überraschen, aber der Ablass war nicht gleich "von Sünde freikaufen". Das war nicht der Zweck und auch nicht die Lehre dahinter. Der Ablass war Teil der Bußpraxis; seinerzeit, jedem Christ bekannt.

Warum der Missbrauch akzeptiert wurde? Weil Menschen davon ausgingen, dass der Amtsträger vor Ort ihnen immer die Wahrheit aus der Kirche erzählte. Welche Möglichkeiten hatten die Menschen, dem Erzbischof oder dem Papst zu befragen?

Ist es nützlich, von heutigen Infrastrukturen auszugehen, um die damalige Verbreitung von Literatur zu kritisieren?

Der Handel war so ein Missbrauch. Die Zeit, als es auftauchte (Renaissance), erwies sich als günstig, um damit Handel zu treiben. Die Kirche reagierte seinerzeit ziemlich früh darauf und erklärte es für illegal, denn, für den Ablass wurden lediglich fromme Werke und Almosen verlangt.

Wahrscheinlich missbrauchte Papst Leo X es. Obwohl er keine Festbeträge auferlegte, sondern um Spenden bat. Es war die aggressive Vorgehensweise von Johann Tetzel in der Sache, die Luther zum bekannten Text veranlasste.

Es ist falsch, zu suggerieren, die Kirche sei seinerzeit eine allgegenwärtige, allsehende, allmächtige Einrichtung gewesen und deshalb, für alle Missachtungen der Lehre direkt verantwortlich.

Der Staat verfügt heute über unzählige Möglichkeiten und die Polizei schafft es trotzdem nicht, vor der Staftat vor Ort zu sein.

Bonifatius der IX, Clemens der IV, Johannes der XXII, Martin der V, Sixtus der IV - sie alle bekämpften nachweislich eine falsche Auslegung und den Missbrauch des Ablasses durch Amtsträger der Kirche.

Wenn dich Einzelheiten interessieren, dann über die Texte bezüglich den Kampf der Päpste gegen den Missbrauch. Die erwähnten Missbräuche darin offenbaren auch die Gründe für die Akzeptanz.

Wahrscheinlich beziehst du dich auf das Bild der Hölle lt. Kath. Kirche heute. "Die Kirche rang schon damals intensiv um die richtige Auslegung" - genauso ist es heute.

Die Kirche ist mit dieser unbiblischen Lehre reich geworden. Wer wollte schon in der Hölle schmoren? Also rasch das Vermögen an die Kirche vermacht.

Wer konnte vor Luthers Übersetzung und vor Guttenberg eine Bibel lesen und die Lügen aufdecken? Warum wohl wurden viele Bibelübersetzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt?

Die Kirche wollte verhindern, dass ihre Lügen auffliegen.