Warum gibt es keine Nieder-, Unterpfalz?

6 Antworten

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Geographische und politische Namen sind oft nicht durch eine zentrale Planung und Entscheidung nach logischen Kriterien entstanden, die alles nach einem gleichen Muster bezeichneten (hier im Beispiel eine Unterteilung nach Ober- und Unter- bzw. Nieder- für alle Regionen in Deutschland. Die Namen haben sich in vielen Fällen historisch entwickelt.

Für eine einzelne Region ist prüfen, ob Bezeichnungen mit Unterteilungen bestimmter Art geographisch sinnvoll sind und wie die geschichtliche Entwicklung (wichtig für politische und verwaltungstechnische Einteilung) verlaufen ist. Oft besteht ein Zusammenhang mit Teilungen in einzelne Staaten. Dies kann mit einer Aufteilung an verschiedene Zweige einer Familie verbunden gewesen sein.

Sachsen war ein altes Stammesherzogtum. 1180 wurde Herzog Heinrich der Löwe aus der Familie der Welfen abgesetzt und das Herzogtum geteilt. Dadurch entstand ein Bedürfnis nach Unterscheidung. Der alte, westlich gelegene Teil zerfiel in mehrere Einzelgebiete. In der frühen Neuzeit gab es dort den Niedersächsischen Reichskreis. Weiter östlich von der Region Niedersachsen (lateinisch Saxonia Inferior) gab es in einem anderen, vorher von Slawen bevölkerten Siedlungsraum Obersachsen (lateinisch Saxonia Superior) mit dem Herzogtitel und später der Würde als Kurfürst (im Einzelnen kam es dabei auch zu Erbteilungen). Die einfache Variante Sachsen hat sich wohl durchgesetzt, weil es über lange Zeit keinen Teilstaat Niedersachsen zur Abgrenzung gab.

Franken war ebenfalls ein altes Stammesherzogtum, das im Mittelalter in Einzelstaaten zerfiel. Eine Zeit lang gab es dabei die Herzogtümer Westfranken (Francia Orientalis), auch Rheinfranken (Francia Rhenensis) genannt, und Ostfranken (Francia Orientalis). Auch der Name Mainfranken entstand (19. Jahrhundert). Im 19. Jahrhundert kamen die östlichen fränkischen Gebiete an Bayern. Die nördliche Region Bayern wurde dann in Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken eingeteilt.

Das alte Stammesherzogtum Bayern wurde 1255 unter verschiedene Zweige der Familie Wittelsbach aufgeteilt. Dadurch entstanden die Herzogtümer Oberbayern und Niederbayern.

Bei der Pfalz gab es zunächst das Amt des Pfalzgrafen bei Rhein, der ein Kurfürst wurde. Dazu gab es die Rheinische Pfalzgrafschaft bzw. die Pfalzgrafschaft bei Rhein als Gebiet und Staat (auch Kurpfalz genannt). 1329 kam es zu einer Erbaufteilung in der Familie Wittelsbach, die dieses als Reichslehen erhalten hatte. Ein pfälzischer Zweig der Wittelsbacher (oft mit den bayerischen Wittelsbachern verfeindet) erhielt den Nordgau (um Amberg) in Altbayern. Er wurde zunächst „das Land der Pfalz zu Bayern“ genannt. Die Pfalz bildete kein geschlossenes Territorium, sondern bestand aus zwei getrennten Gebieten. Weil das vorher zu Bayern gehörende Gebiet geographisch weiter oben (höher; nördlicher) lag, entstand die Bezeichnung „Obere Pfalz“ und daraus der Name „Oberpfalz“. Das andere Gebiet (an Rhein und Neckar um Heidelberg) wurde unter anderem als „Untere Pfalz“ bezeichnet. Daneben gab es aber auch die Namen „Kurpfalz“ und „Rheinpfalz“. Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz erlitt eine Niederlage im Dreißigjährigen Krieg und 1623 erhielt Herzog Maximilian I. von Bayern die Oberpfalz. Diese Bezeichnung ist geblieben, während für das andere Gebiet der Name „Unterpfalz“ nicht beibehalten wurde. Er war ja nur einer unter mehreren, nicht der hauptsächliche und eine Unterscheidung zu einem anderen Teil war nicht mehr nötig.

Der Staat Baden hat sich ausgedehnt. Württemberg war nur kurzfristig in Württemberg-Stuttgart und Württemberg-Urach geteilt (1442 – 1482). Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in der Region eine amerikanische und eine französische Besatzungszone und die Verwaltungseinheiten Südbaden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern (Südbaden verstand sich selbst als Baden). 1952 wurde ein Südweststaat gegründet (das Bundesland Baden-Württemberg). Es gab von 1952 – 1972 die Regierungsbezirke Nordwürttemberg, Südwürttemberg-Hohenzollern, Nordbaden, Südbaden (diese Einteilung gab es auch schon 1951 als Abstimmungszonen in einem Bundesgesetz).

Warum heiß eine Flasche "die" und nicht "der oder das"? Diese Gegenfrage sollst Du als Spaß verstehen!

Die Namensgebung hat mit den früheren Besitzverhältnissen zu tun und so ergab es sich, daß die Kurpfälzischen Grafen Ländereien in Nordbayern erbten, die fortan mit "Oberpfalz" bezeichnet wurden. Unter nachstehendem Link kannst Du Details nachlesen!

http://de.wikipedia.org/wiki/Oberpfalz

es gibt mehr Namensmöglichkeiten als Ortschaften. Gründe erst neue Ortschaften, dann kannst du sie so nennen

wgabauer 
Fragesteller
 24.06.2009, 12:04

Sowas wie Neugablonz und Neu-Ulm?!

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user8743  25.06.2009, 09:17
@wgabauer

Genau, von denen gibts ja auch das "originale" Gablonz und Ulm.

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Also Ober und Niederbayern gibt es (letzteres um Passau nahe Österreich). Und häufig sind die annderen Begriffe verloren gegangen, oder es gab wie in Niedersachsen durch Auswanderung der Originalen Sachsen nur die eine Variätät. Genau wie bei der Pfalz, die Ober Pfalz ist ein zusätzliches pfälzer gebiet.

user8743  25.06.2009, 09:19

g Ich behaupte jetzt mal einfach, die Oberpfälzer sind besondere Pfälzer. Sie können pf sagen und haben noch jede Menge andere Laute, die es sonstwo nicht gibt. ;o)

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Das Leben wird dir noch viel mehr zusetzen, wenn Du erst mal merkst, dass auch kein Schloß Altschwanstein, kein Altfundland, kein Old York gibt! Es gibt die Regionen Norrhein und Mittelrhein, aber nicht Ostrhein oder Westrhein! Und nach Mecklenburg Nachpommern wirst Du auch vergeblich suchen!
Ungerechte Welt!

wgabauer 
Fragesteller
 24.06.2009, 12:05

:-))) Dafür ein DH

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