Warum gehen Muslime nicht öfter demonstrieren?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo jiva87,

Wirklich eine wichtige Frage und ich finde, es liegt auch in der Verantwortung der Muslime, mehr zu bekennen, dass sie sich abgrenzen von extremen Ansichten.

Eine Demonstration als "Friedensmarsch" der Muslime wäre so hilfreich als Zeichen. Für die Muslime selbst, und auch für alle anderen Menschen im Land.

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Aber da müssen nur "wenige Starke" Böse sein in der islamischen Gemeinde, der direkt Druck aufbaut, sobald sich jemand für einen liberalen Glauben einsetzt. Und schon haben sie alle Angst und lassen sich "diktieren" anstatt mutig eine eigene Meinung zu vertreten.

Wer sich aber einschüchtern lässt, der wird selbst zum Teil des Problems. 😥 Ich vermute das "Gehorsam sein" wird schon von Kindheit auf trainiert, und der Druck wird von oben nach unten weiter gegeben.

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Es müsste von oberer Stelle im Islam eine initiative geben, mit Kraft und Durchsetzungsgewalt, der erlaubt wird, einen liberaleren Muslimischen Glauben zu praktizieren & einzufordern.

KEINER will sich wegen seiner Religion rechtfertigen müssen oder sich gezwungen fühlen müssen etwas zu tun.

Ich kann das auch nicht ab.

Die friedlichen Muslime immer mehr verteufelt.

Dann liegt hier das Problem in den Köpfen der Menschen, die generalisieren und alle über einen Kamm scheren. Ihr Denken ist das Problem. Das ist aber nicht mein Problem.

Diskussionen über Religion und Politik führen leider meist nur zu Streit.

Ich mag es z.B überhaupt nicht, nur auf meine Religion reduziert zu werden, aber leider passiert das bei solchen Diskussionen ganz oft und zeigt nur wie dumm Menschen doch sind.

Man ist dann kein Mensch mehr, sondern ein Vertreter einer Religion, Rasse, Gruppe etc. wie ein Diplomat/Pressesprecher, der sich für nur irgendwas rechtfertigen soll, was irgend ein Idiot getan hat, aber ohne Diplomatenausweis und -vergütung.

Nicht wenige sind eh nur solche NPD-Wähler, die provozieren wollen und die uns gerne als Ersatz für eine andere religiöse Gruppe hernehmen möchten, die hierzulande bei weitem nicht mehr so stark vertreten ist wie noch früher. *hust* *hust*

Außerdem erwarten manche Deutsche, dass sich Leute, die ihrer Meinung nach nicht Deutsch seien und dies auch niemals sein könnten (nicht-Mitteleuropäischer-Typ) sich aus der nationalen Politik komplett raushalten müssten und erwarten, dass man neutral ist und schön die Füße still hält.

Das Hauptproblem ist: uns, den Gemäßigten bis Liberalen, fehlt der Rückhalt in der Gesellschaft.

Das ging schon in den 70ern los, als man türkische, muslimische Gastarbeiter in Gastarbeiterheime isolierte, damit die türkischen Kindern ja nicht mit den deutschen Kindern spielen und sie sich hoffentlich nicht integrieren und bald wieder „abhauen".

Wenn die Leute merken, dass sie hier nicht willkommen sind, laufen die nicht selten Rattenfängern wie Erdogan oder anderen radikalen Islamisten in die Arme.

Deswegen wählen z.B nicht wenige Deutsch-Türken Erdogan. Er gibt ihnen das Gefühl von nationaler Zugehörigkeit und deswegen sind viele Deutsch-Türken in Deutschland derart fanatisch nationalistisch. Sie sind innen tief verletzt und haben Minderwertigkeitskomplexe, die sie durch Nationalismus kompensieren.

Aber Erdogan, wie andere Islamisten, geißelt sie für seine politischrn Zwecke und nutzt die Leute nur als politisches Kapital aus, um seine Fänge bis nach Deutschland und damit nach Europa auszubreiten.

Es ist sehr wichtig zu wissen, wie ursprünglich die Anfänge losgingen und wie genau sich das entwickelt hat . Die Isolation war staatlich gelenkt. Dieses Versäumnis der deutschen Politik führte unweigerlich zu „Paralellgesellschaften", dem haben wir auch diesen ständigen „Kulturkampf" zu verdanken haben.

Man hat die Rückführung von türkischen Gastarbeitern gefordert und die Politik versprach genau das um die erhitzten Gemüter zu beruhigen.

Mit anderen, einfacheren Worten: Nicht wenige Deutsche wollten insbesondere die Muslime nicht hier haben. Wollen sie immernoch nicht. So schaut die Realität aus. Das ist die unausgesprochene Wahrheit.

Die Islamisten werden immer stärker und die moderaten, gemäßigten, nicht streggläubigen und liberalen Muslime immer weiter von BEIDEN Seiten (von islamistischer und deutscher) unter Druck gesetzt. Das führt auf Dauer zu Abgestumpftheit und Teilnahmslosigkeit.

Egal was wir machen, es wird nie genug sein. Dann wollen wir wenigstens in Ruhe leben.

Finde es trotzdem gut, dass du das ansprichst, aber ich muss jetzt auch mal kritisieren: es ist und bleibt Gratis-Mentalität der Deutschen. Du bist ja selber wohl nicht bereit was zu tun, oder doch?

Die Lösung für diese ganze Angelegenheit ist erschreckend einfach: Diese „Toleranz" der Gesellschaft gegenüber den Muslimen muss sich in Akzeptanz umwandeln.

Man muss ihre Deutsche Nationalität, sofern sie über die deutsche Staats- und Volkszugehörigkeit verfügen, bedingungslos annerkennen, was im Grundgesetz bereits so ist, was uns als Fundament dienen wird um darauf etwas aufzubauen. Genauso müssen alle anderen Persönlichkeits- und Grundrechte und insbesondere die freie Entfaltung voll und ganz gesellschaftlich annerkannt werden. Nur so geht es. Nur so kann man sie von den Islamisten befreien und sie immunisieren.

Sonst ergeht es den Muslimen wie den Sinti und Roma in Osteuropa und insbesondere in Rumänien... Das klingt jetzt übertrieben, ist aber vom Prinzip her gleich. Ewige Isolation.

Die Toleranz besagt, dass man etwas hinnimmt/ erträgt was einem zu wider ist. Man muss die Gesellschaft im Zuge einer politischen Kampagne soweit sensibilisieren, dass die Muslime breit in die Gesellschaft aufgenommen werden und endlich aus der Isolation , aus der Außenseiterrolle heraus kommen können überhaupt!

Diese Politkampagne der Liberalen über „liberale Muslime" war schon mal ein guter Anfang, aber es reicht nicht.

Gruß


jiva87 
Beitragsersteller
 09.09.2024, 08:01

Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung deiner Sichtweise. Ich werde darüber nachdenken

Wenn jemand (Extremisten die alles falsch auslegen)

Wer sagt dass sie das falsch auslegen?

die Extremisten werden lauter und mehr.

Worauf bezieht sich das? Auf die Kundgebungen von Musliminteraktiv?

Alle 6 Rechtsschulen

Hanafi

Maliki

Shafi'i

Hanbali

Zahiri

Jafari

Sehen die Scharia und ein Khakifat inklusive islamische Jurisprudenz als Pflicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil wir in deren Augen Terroristen sind und wenn wir dann alle rausgehen….uhuh..


jiva87 
Beitragsersteller
 04.06.2024, 08:57

Ist die Antwort ernst gemeint? Also ist das wirklich eine Angst die da offen vorherrscht?

miilah  05.06.2024, 20:13
@jiva87

Ja definitiv!

(Ich mag es nicht, Terroristen genannt zu werden.)

jiva87 
Beitragsersteller
 06.06.2024, 07:21
@miilah

Kannst du mir noch verraten wen du mit "deren" meinst?

Die radikalem Muslime die sich dann auch gegen friedliche Muslime so verhalten würden wie gegen komplett Ungläubige?

Oder glaubst du die Christen, Atheisten, etc. würden dich dann als Terroristin bezeichnen? Also wenn du für den Frieden auf die Straße gehst?

Ich bin verwirrt

Als Muslima glaube ich, dass es wichtig ist, auf friedliche und konstruktive Weise auf Missverständnisse und Vorurteile über den Islam zu reagieren. Das Verhalten von Extremisten repräsentiert nicht die Lehren des Islam, und es ist bedauerlich, dass sie oft die meiste Aufmerksamkeit erhalten.

Viele Muslime werden auf verschiedene Weisen aktiv, um positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. Dies kann durch Bildungsarbeit, interreligiösen Dialog, soziale Projekte und humanitäre Arbeit geschehen. Muslime sind auch Teil der Gesellschaft und engagieren sich in politischen Prozessen, um für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einzustehen.

Es gibt auch Situationen, in denen Muslime friedliche Demonstrationen und Kundgebungen abhalten, um gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Islamophobie zu protestieren. Ein Beispiel dafür ist die "Nicht mit uns" - Bewegung, die du erwähnt hast. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass nicht alle muslimischen Gemeinschaften die Ressourcen, Organisation oder Unterstützung haben, um große Demonstrationen abzuhalten.

Bedenke auch, dass der Islam die Gewaltlosigkeit und den friedlichen Dialog fördert. Muslimische Gelehrte betonen oft die Bedeutung des Dialogs, der Aufklärung und der positiven Beiträge zur Gesellschaft, anstatt sich in Konfrontationen zu engagieren. Jeder Muslim hat die Verantwortung, durch sein eigenes Verhalten und seine Taten die Lehren des Islam zu leben und ein positives Beispiel zu setzen. Jeder Muslim kann dazu beitragen, indem er auf friedliche Weise für Gerechtigkeit, Toleranz und Verständnis eintritt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

jiva87 
Beitragsersteller
 04.06.2024, 09:32

Braucht man für eine große Demonstration so viele Ressourcen? Wenn gegen Rechts oder für das Klima demonstriert wird, da gehen doch tausende normale Bürger auch einfach hin.

zu der "Die Nicht mit uns"-Demo habe ich gelesen:

Nach Angaben der Veranstalter waren es 3.000 bis 3.500 Menschen, die sich zum „Marsch von Muslimen und Freunden gegen Gewalt und Terror“ in Köln versammelten – Medien hingegen berichten von rund 1.000 Teilnehmern. (Protest gegen Islamismus - Muslime setzen Zeichen gegen Terror (deutschlandfunk.de))

Das ist doch lächerlich bei über 5 Millionen Muslimen? Wo waren die alle?

Danke für deine anderen Erläuterungen.

Bodesurry  04.06.2024, 18:41
Jeder Muslim kann dazu beitragen, indem er auf friedliche Weise für Gerechtigkeit, Toleranz und Verständnis eintritt.

Nur macht es eben kaum ein Muslim der schweigenden - friedlichen - Mehrheit. So ist die Visitenkarte des Islam meist eine andere.