Waren die deutschen Soldaten im ersten Weltkrieg gut ausgebildet?

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Ja, die Soldaten aller kriegstteilnehmenden Länder waren selbstverständlich nach den modernen und aktuellen Erkenntnissen ausgebildet.

Aber der Krieg geriet bald nach Ausbruch ins Stocken, es ging nicht mehr weiter, nach dem Bewegungskrieg folgte der Grabenkrieg. Diese Gräben waren, im Gegensatz zu den Filmbildern, mit ausufernden Stacheldrahtfeldern und MG Stellungen gesichert und mit damaligen Mitteln kaum einzunehmen. Der Grund dafür: Das Maschinengewehr.

Um dennoch Geländegewinne zu erzielen, und wenn es nur 200 m waren, begann man tagelang die Stellungen der Gegner mit Artillerie zu bombardieren, 3 Tage Trommelfeuer Tag und Nacht. Dann erfolgte üblicherweise der Angriff auf breiter Linie.

Die Darstellung im Film ist größtenteils richtig: dir Soldaten wurden tatsächlich auf diese Weise gegen die feindlichen Gräben gehetzt mit eben verheerenden Verlusten. Die Felder waren voller Leichen, die niemand bestattet. Im Trommelfeuer kam es oft vor, dass die Leichen des letzte Jahres wieder an die Oberfläche kamen. Diese Angriffe forderten eine enorme Anzahl von Toten, 30.000 Menschen an einem Tag in sind da keine Seltenheit.

Die Darstellung der Panzer ist halbwegs gut, auch wenn es sich um umgebastelte russische BMP Schützenpanzer handelt. Falsch ist für 1918, dass die Soldaten nicht wussten, wie man sie bekämpft. Das wussten sie sehr genau und nutzten Kanonen, Granatemwerfer oder Handgranaten auf das Dach. Die Filmpanzer müssten eigentlich eine Art Zusatzdach haben, dass Handgranaten runterfallen, weil das eigentliche Dach flach war, gingen so viele Panzer verloren.

Man hat sehr wohl auf die Panzer mit Gewehren geschossen. Durch das tausendfach Treffen war das moralisch für die Besatzung extrem schwierig. Außerdem können so Gewehrprojektile durch die Sehschlitze gelangen und im Innenraum tödliche Wirkung entfalten.

Die deutschen Soldaten waren gut ausgebildet; es fehlte aber an der Logistik.

Die deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg wurden als gut ausgebildet angesehen. Vor dem Krieg hatten sie eine umfassende militärische Ausbildung erhalten, die Disziplin, Drill und taktische Fähigkeiten umfasste.

Die deutsche Armee war dann im Laufe des Krieges mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, u.a. Materialknappheit, Verluste, Material/Personal- Erschöpfung, die sich auf die Kampffähigkeit der Soldaten auswirkten.

Das Deutsche Reich war auf keinen längeren Krieg vorbereitet, denn die Militärstrategen in allen am Krieg beteiligten Staaten hielten bis 1914 gut ausgebildete und schnell einsetzbare Truppen für erheblich wichtiger als eine gut organisierte Kriegswirtschaft.

LeMO Erster Weltkrieg - Industrie und Wirtschaft

Deutsches Historisches Museum

https://www.dhm.de › lemo › kapitel › industrie-und-wir...

VOR dem Krieg war das Heer des deutschen Kaiserreichs mit Sicherheit eine der besten Armeen in Europa was Ausrüstung und Organisation betraf.

Der Grabenkrieg stellte die Führung auf beiden Seiten allerdings vor völlig neue Probleme, denen man vorher auf allen Seiten nicht genug Beachtung geschenkt hatte.

Es lag eine gewisse taktische Hilflosigkeit vor auf der Suche nach einer geeigneten Methode, die Front wieder in Bewegung zu bringen.

Das Anstürmen mit Infantrie gegen MG-Stellungen machten alle Seiten, mit schweren Verlusten.

Der Ausbildungsstand der Soldaten war auf beiden Seiten vergleichbar. Grundausbildung, den Rest lernte man vor Ort, wenn man denn lang genug überlebte.

Letzendlich gab der Einstieg der USA, neue Technik (Tanks) und die besssere Versorgungslage der Westmächte ab August 1918 den Ausschlag zugunsten der Westalliierten.

Es gab irgendwann nicht mehr "mehr Männer, Waffen, Munition". Wenn du dir den Verlauf des 1. Weltkrieges bzw aller Kriege durchliest, wirst du feststellen, dass jeder Machthaber im Laufe eines Krieges auf immer "unfähigeres" Kanonenfutter (nämlich Menschen) zurück gegriffen hat bzw zurück greift. Alte Menschen, Kinder, Verletzte. Alles wird und wurde zum Krieg rangezogen. Da ist nichts mit "könnte man nicht EINFACH..."

Auch die militärische Führung war von dem ersten, industriellen Krieg der Menschheitsgeschichte völlig überfordert. Die Soldaten wurden gezwungen, dem gegnerischen Sperrfeuer ungeschützt entgegen zu laufen. Wer wieder Schutz im eigenen Graben suchte, hatte schlechte Karten. Es gab Grabenwachen, die Befehl hatten, auf die eigenen Soldaten zu schießen, die Deckung im Graben suchten. Wer nicht direkt erschossen wurde, bekam ein Schnellverfahren wegen Feigheit vor dem Feind und wurde dann erschossen.