Was war vor dem Urknall?

11 Antworten

Hallo Ka167,

wenn Du Dich dafür interessierst, solltest Du Dir ein paar Vorträge von Wissenschaftlern dazu anhören. Dann hast Du hinterher eine gesunde Wissensbasis. Mir scheint nämlich, dass Deine Vorstellungen, was Wissenschaftler mit dem Begriff "Urknall" meinen, sehr vage sind.
Du schreibst hier z.B., der Urknall sei der Zusammenstoß zweier Himmelskörper gewesen - das hat nichts damit zu tun, was Wissenschaftler mit dem Urknall meinen. Die Himmelskörper sind erst laaaaange nach dem Urknall entstanden.

Wir wissen, dass unser heute beobachtbares Universum in einem heißen, dichten Anfangszustand begonnen hat. In diesem Anfangszustand war der Raum selbst winzig, winzig klein - und trotzdem war alles, was wir heute im Universum sehen auch schon in diesem winzigen Volumen enthalten. Allerdings in Form von Strahlung, weil die Dichte und die Temperatur viel zu hoch für stabile Materie waren.

Vor 13,8 Milliarden Jahren hat dieser heiße, dichte Anfangszustand begonnen, sich auszudehnen. - Also der Raum selbst dehnt sich aus, es entsteht neuer Raum. Diesen Anfang der Ausdehnung des Raumes bezeichnen wir als "Urknall". Es explodiert also nicht Materie in einen vorher leeren Raum hinein, es stößt nichts zusammen - es gibt einen heißen, dichten Raum, der gleichmäßig mit Strahlung voll ist und der sich ausdehnt.

Es gibt verschiedene Modelle, wie es zu diesem Anfang gekommen sein könnte. Diese Modelle sind allerdings anders als spätere Prozesse im Universum nicht beobachtbar und deshalb nicht über Beobachtungsdaten überprüfbar. Wir können einfach nicht über den Urknall hinaus blicken. Kein technisches, sondern ein grundlegend physikalisches Problem: Der Urknall ist die Grenze unserer Physik. Erst beim Urknall entstehen die Zeit und die uns bekannten physikalischen Kräfte im Universum.

Wir haben allerdings Beobachtungsdaten, die ins wenige Sekunden alte Universum zurückreichen. Dass es so losgegangen ist, ist also durch Daten gesichert.

In den ersten Minuten nach dem Urknall entstehen die Kerne der leichten Elemente - hauptsächlich Wasserstoff und Helium. Es ist aber noch zu heiß, dass diese Kerne Elektronen fest an sich binden könnten. Dafür muss sich das Universum länger ausdehnen und dabei abkühlen.

Erst etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall ist das Universum dazu kalt genug. Die Atome sind ab dann neutral. Das Licht kann sich nun frei ausbreiten. Dieses erste Licht, das sich ungehindert durch den Raum ausbreiten konnte, kann man nachweisen. Es war eine der wichtigsten Vorhersagen des Urknallmodells, dass man diese Strahlung finden würde. Mit den Satelliten COBE, WMAP und PLANCK wurde diese "Hintergrundstrahlung" bis heute sehr genau untersucht, was uns viele Informationen über das sehr junge Universum liefert.

https://map.gsfc.nasa.gov/media/121238/ilc_9yr_moll1024.png

Bis zur Entstehung der ersten Sterne dauert es sogar noch länger. Der Wasserstoff ist ja ziemlich gleichverteilt am Anfang. Ziemlich eben: Es gibt winzigste Dichteschwankungen, die sich über die dort höhere Schwerkraft dann allmählich aufschaukeln. Einige Millionen Jahre nach dem Urknall haben sich erste Sterne und erste Galaxien gebildet.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/sternsystem-forscher-entdecken-bisher-aelteste-galaxie-a-741753.html

Als diese ersten Sterne in Supernova-Explosionen verglüht sind, wurden dabei die ersten schweren Elemente fusioniert und ins All geschleudert. Außerdem erzeugen solche Supernovae Druckwellen, die in den Galaxien oft zu neuer Sternentstehung führen, wenn interstellares Wasserstoffgas dadurch komprimiert wurd. Es entsteht dann also eine zweite Generation Sterne, die einige schwere Elemente enthalten. Auch diese explodieren irgendwann in Supernovae.

Die Sonne dürfte zur dritten Sterngeneration gehören. Das verrät uns die Tatsache, aus welchen Elementen wir bestehen und in welcher Häufigkeit. Sie ist jetzt 4,56 Milliarden Jahre alt - und damit knapp 9 Milliarden Jahre jünger als der Urknall. Erste Spuren von Leben finden wir in Gesteinen, die etwas weniger als 4 Milliarden Jahre alt sind. Ab dann läuft dann die Evolution, die Du zur Zeit in der Schule lernst.

So, jetzt bin ich gemein und verlinke Dir drei leider sehr lange Vorträge:

Teil 1 über den Urknall

https://youtube.com/watch?v=k7P8XYM2jd4

Teil 2 über die Entwicklung des Universums seitdem

https://youtube.com/watch?v=J_jBnLw6_h4

Teil 3 Über die Entwicklung des Lebens auf der Erde

https://youtube.com/watch?v=_zHhqrMSOdw

Das ist wirklich viel zum Gucken. Ich finde alle 3 Vorträge aber toll und informativ. Danach weißt Du wirklich sehr viel zum Thema. Du kannst sie Dir ja immer in "kleinen Häppchen" ansehen...

Viel Spaß!

Ka167 
Fragesteller
 25.02.2017, 22:03

ich verstehe das nicht. unsere Lehrerin meinte der Urknall ist so entstanden, dass 2 Himmelskörper oder so zusammengestoßen sind

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matmatmat  26.02.2017, 07:55
@Ka167

Dann hat deine Lehrerin keine Ahnung oder Du hast sie mißverstanden. Himmelskörper gab es damals noch gar nicht, selbst Atome sind erst eine Weile nach dem Urknall entstanden... Ist das vielleicht eine Mathelehrerin die Vertretung in Physik gegeben hat oder so? Frag doch noch mal nach...

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Ka167 
Fragesteller
 23.03.2017, 15:19
@matmatmat

sie ist Bio und Chemie Lehrerin. und ja ich habe sie falsch Verstanden. im internet steht das der Urknall erst ein kleiner heißer Bereich war der sich halt mit der zeit ausdehnte und abkühlte.

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Was vor dem Urknall war, weiß man nicht. Wird man vielleicht/vermutlich auch nie erfahren.

Die Himmelskörper, also Galaxien, Sterne, Planeten entstanden nach dem Urknall.Und sie entstehen immer noch. Unsere Sonne ist gerade mal 4 Milliarden Jahre alt. Glaub ich, jedenfalls um den Dreh herum. Der Urknall dürfte aber mindestens 13 Milliarden Jahre her sein.

Ka167 
Fragesteller
 24.02.2017, 19:47

ja das ist korrekt. aber wir wissen das alles ja nicht. sind ja nur Theorien und Vermutungen

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uteausmuenchen  24.02.2017, 20:14
@Ka167

Ka167,

vorsicht, die Verwechslung von "THeorie" und "Vermutung" ist leider weit verbreitet. Eine naturwissenschaftliche Theorie ist aber etwas ganz anderes: Sie ist ein Erklärungsmodell, das über seine exakten Vorhersagen für Beobachtungssituationen an der Natur getestet werden kann - und in aller Regel auch sehr gut getestet worden ist.

Wir haben eine wahre Fülle an Daten zum Urknall, zur Entstehung von Sternen, Planeten,... Das ist "Wissen"

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davor ? Schwierig zu sagen. Eventuell wurden Sterne mit zu viel Bohnen Hülsenfrüchte gefüttert so dass gewisse innere Gase sich anstauten

Diese Frage ist ungeheuer komplex und daher nicht leicht zu beantworten. Jedenfalls nicht so, dass man die Antwort leicht versteht. =)

Genau genommen ist Zeit nämlich nur eine Illusion. Sie erscheint uns als eine Art Fluss, der unaufhaltsam immer von der Vergangenheit über die Gegenwart in Richtung Zukunft fließt. In der modernen Physik wird die Zeit aber inzwischen als etwas konstantes beschrieben: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Konstanten, deren Verhältnis zueinander einzig und allein auf unseren Blickwinkel ankommt.

Nach Einsteins Relativitätstheorie "vergeht" die Zeit für ein sich bewegendes Objekt langsamer als für ein stehendes. Die Abweichungen sind hier bei uns auf der Erde minimal, aber betrachtet man sie in kosmischen Dimensionen, so können sie gewaltig sein. Dieses Phänomen spielt im Film "interstellar" von Christopher Nolan eine entscheidende Rolle, falls du ihn noch nicht kennst, sieh ihn dir mal an, kann ich wirklich empfehlen. Was passiert nun aber, wenn ALLES steht? Es also noch gar keine Materie gibt, die sich zueinander verhalten kann? Für die Zeit eine Rolle spielt? Das wäre in etwa der Zustand vor dem Urknall. Und in so einem Zustand kann Zeit nicht existieren.

Deine Frage ist also nur damit zu beantworten, dass die Zeit vor dem Urknall schlicht und ergreifend noch nicht existent gewesen ist und es somit kein "vor" dem Urknall gibt.

Woher ich das weiß:Hobby – Die Beschäftigung mit der Urzeit ist seit Jahren mein Hobby.

1.) Evolution hat mit dem Thema ,,Urknall" nichts zu tun. Die Evolution macht Aussagen darüber, wie sich Lebewesen über Millionen Jahre hinweg durch zufällige Mutationen und Rekombinationen unter Kontrolle der natürlichen Selektion verändern. Daraus erklärt sich, warum die Lebewesen, die wir heute beobachten können, so gut an ihre Umwelt angepasst sind.

Evolution kann also erst ablaufen, sobald es ein sich selbst replizierendes Molekül gibt, wie bei uns die DNA. Man nimmt heute an, dass alles mit RNA begonnen hat (welches auch ein Molekül ist, dass zur selbständigen Replikation fähig ist. Unter Anwesenheit von bestimmten Enzymen). 

2.) Was vor dem Urknall war, kann man noch nicht sicher sagen. Es wird aber angenommen, dass alles in einer Singularität begonnen hat (Die gesamte Energie des heutigen Universums auf einem Punkt konzentriert). Man weiß heute auch, dass aus Energie Materie hervorgehen kann (E=mc^2) und dass durch Quantenfluktuationen Teilchen (ganz banal gesagt) aus dem Nichts entstehen können, die sich gegenseitig wiederum auslöschen können und dabei ,,zerstrahlen".  

ThomasJNewton  24.02.2017, 22:18

Danke für die RNA, für DNA hätt's einen DaumenRunter gegeben.

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matmatmat  26.02.2017, 07:58
@ThomasJNewton

Ich würde mal in den Raum stellen, das auch RNA kein ausreichend guter Replikator ist und alles mit Stoffwechselwegen und Lipidbläschen angefangen hat...

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