3 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Uff, ich denke du bist hier sehr linksklischeebehaftet.

Franco nutzte die katholische Kirche aus, wenn es darum ging, die Menschen mit Brot und Spielen zu beruhigen.

Allerdings machst du den Fehler und betrachtest nicht, warum es überhaupt zur Diktatur kam und wie die Verhältnisse eben vorher waren.

Ende des 19. Jahrhunderts kam in Spanien die Demokratie auf. In der ersten Wahl gewannen die Königstreuen. Das Wahlergebnis erkannten linke Gruppierungen nicht an. Nicht, dass sie daran zweifelten, sondern sie wollten an die Macht.

Das gelang. Die Königstreuen leisteten keinen Widerstand. Es installierte sich eine Republik. Die Bevölkerung war durch diese antidemokratischen Vorgänge polarisiert.

So kam es, dass über Jahre und verschiedene Wahlen hinweg, keine Partei ihre Legislatur beenden konnte. Nach 2 Jahren war jeweils Schluss, es wurden Neuwahlen angesetzt und die Macht ging mal an rechts, mal an links.

Es vereinigte sich dann das komplette linke Spektrum, von Sozialdemokratisch über Sozialistisch und Kommunistisch bis hin - nach Eigenbezeichnung - zu Anarchisten. Es sind hier keine von mir gewählten Kategosierungen, sondern die Parteinen nannten oder definierten sich so selbst.

Dieser (nach Eigenbezeichnung) "rote" Verbund räumte mit dem politischen Gegner auf. Es kam tagtäglich zu Hinrichtungen politisch Andersdenkender und Christen und vermeintlich Gutbürgerliche wurden ermordet. Kirchen brannten, Viertel der oberen Mittelklasse wurden brandgeschatzt. Es reichte, jemanden als gutsituiert oder mit ausreichenden Mitteln vorhanden anzusehen, um ihn zu ermorden.

Dieser linke Klassenkampf alamierte weite Teile der Bevölkerung. Als es dann noch zu einem Attentat gegen den Oppositionsführer kam und damit jegliche demokratische Möglichkeit genommen wurde, diesem Leid ein Ende zubereiten, wurden verschiedenste Pläne für einen Militärputsch durchdacht.

Letztendlich wurde Franco, der auf den Kanaren verweilte von militärischen Befehlshabern im Norden Afrikas (spanisches Protektorat und Spanisch Sahara) dazu berufen, einen Militärputsch zu begehen. Dieser endete dann in einem Bürgerkrieg, denn Spanien war in zwei Hälften gespalten.

Dass hier die katholische Kirche Franco in die Hände spielte oder gar mit an der Macht wäre, ist völlig falsch. Die Kirche war bis dato verfolgt, konnte nun ihre Religionsfreiheit wieder ausführen. Spanien - wie alle Latinoländer - ist ein römisch-katholisch geprägtes Land. Und die Kirche wurde hier instrumentalisiert.

Wobei, als der Bürgerkrieg vorbei war, die Diktatur gelockert wurde. Protestanten gibt es in Spanien praktisch nicht. Homosexuelle wurden zwar nicht anerkannt und manche versucht umzuerziehen, aber ich habe auch Filme aus der Francozeit gesehen, wo Homosexuelle z. B. in Bars vorkamen. Die Zeit war weitaus freier, als oft erzählt wird. Einfach mal die Bücher wie Wir Kinder von Torremolinos etc. darüber lesen, wo die Hippiekommune mitten in der Francozeit in Spanien geduldet wurde und Unterschlupf vor dem Vietnamkrieg oder den kalten Wintern im Norden fand.

Natürlich ist eine Diktatur nicht zu rechtfertigen. Allerdings waren die Zustände vorher ähnlich bzw. schlimmer. Sieht man vom Bürgerkrieg selbst ab.

PaulSmart  08.07.2023, 09:45

Sehr interessant 👍🏻

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bailandoxaqui  08.07.2023, 10:03
@PaulSmart

Hier auch eine Quelle (Wikepedia) zum Thema "Terror rojo" (roter Terror), der die Zeit vor dem Bürgerkrieg umfasst, die schließlich in den Militärputsch Francos führte:

https://es.wikipedia.org/wiki/Terror_Rojo_(Espa%C3%B1a)

Es wurden unter der roten Regierung 13 Bischöfe, 4184 Pfarrer, 2365 Mönche und 283 Nonnen ermordet. Zusammen mit der Ermordung Adeliger, Inhaber industrieller Firmen, konfessionsloser Andersenkender und Konservativen belief sich die Opferzahl auf zwischen gerundet 38.000 und 72.000, je nach Schätzung, am wahrscheinlichsten ist eine Ziffer zwischen 50.000 und 60.000 politisch bedingten Morden durch die sozialistisch-kommunistisch-anarchistische Regierung vor Franco.

Dass hier die katholische Kirche erst einmal aufatmete, als Franco dem ein Ende bereitete, ist klar.

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Nein, Spanien war schon immer ein katholisches Land, unabhängig wer gerade an der Macht war.

Blueorange25 
Fragesteller
 08.07.2023, 08:00
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Blueorange25 
Fragesteller
 08.07.2023, 08:06
@naaman

Ich habe nicht behauptet das alle Spanier Muslime geworden sind.Ich habe nur erwähnt das Spanien mal unter islamischer Herrschaft war.

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naaman  08.07.2023, 08:10
@Blueorange25

Wozu, ändert sich dadurch für den Spanier etwas. Der Spanier blieb dennoch katholisch.

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bailandoxaqui  08.07.2023, 09:32
@Blueorange25

Spanien wurde von den Muslimen überfallen und besetzt. Es gab auch kein unblutiges Ende, wenn man von der Übernahme Granadas selbst absieht, wo die Muslimen schließlich aufgaben. Aber alle anderen Schlachten um diese Zeit und im restlichen Königreich Granadas waren blutig

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bailandoxaqui  08.07.2023, 10:09
@Blueorange25

Spanien war nie unter muslimischer Herrschaft, denn der christliche Teil der iberischen Halbinsel nannte sich auch unter der maurischen Besetzung weiterhin Spanien (Hispania, Spania, nun España), in Abgrenzung zur besetzten Zone (Al-Andalus), welche jedoch zu Beginn weite Teile der iberischen Halbinsel einnahmen, dann relativ schnell nur noch die Südhälte, später nur noch das, was heute Andalusien ist.

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Ruenbezahl  08.07.2023, 08:19

Der nationalistische, rechtsextreme Francisco Franco hat mit Unterstützung durch die katholische Kirche gegen die von der Bevölkerung gewählte laizistische Volksfront-Regierung geputscht und seine klerikalfaschistische Diktatur errichtet.

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naaman  08.07.2023, 08:20
@Ruenbezahl
Unterstützung durch die katholische Kirche 

Na also, da haben wir es Ja.

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bailandoxaqui  08.07.2023, 10:13
@naaman

Da hast du gar nichts. Die katholische Kirche wurde vorher verfolgt. Unterstützt hatten Franco 50% der Bevölkerung. Es war ein Bürgerkrieg.

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Ne, der Papst hatte in Spanien nichts zu sagen.