Hat Franco irgendwas Bedeutendes für Europa getan?
Hallo, meine Frage bezieht sich auf den ehemaligen Diktator Spaniens, Francisco Franco.
Ich muss ein Referat über ihn halten und herausstellen, was Franco für Europa getan hat. Leider bin ich im Internet nicht wirklich fündig geworden. In einem Wikipedia-Artikel konnte ich auch keine eindeutigen Informationen dazu finden.
Vielen Dank und viele Grüße,
SP3AR
6 Antworten
Wenn man es positiv sehen möchte - er zeigte Hitler die kalte Schulter. Er hat lediglich die blaue Division für die Ostfront entsandt, als Entgelt für die Legion Condort im Spanischen Bürgerkrieg. Dafür liessen ihn die Westmächte in Ruhe.
Klar, der hat den westlichen Demokratien nach dem Zweiten Weltkrieg einen schönen rechtsfreien Rückzugsraum geboten, wo die alle möglichen schmutzigen Geschäfte erledigen konnten. Damals musste man seine Folterknäste noch nicht nach Marokko oder Bulgarien verlegen...
http://www.haaretz.com/israel-news/1.711115
Auch die alte Mauser-Belegschaft konnte dort in Ruhe das machen, was sie am Besten kann, und auf die Weise die Gründung von Heckler & Koch vorbereiten. und wo wären wir heute ohne diese Firma?
ER hat sich von den Nazis helfen lassen (siehe Guernica)
Er hat sein Volk unterdrückt
Er blieb an der Macht, bis er starb
König Juan Carlos hat dann gegen Francos Willen Spanien in eine Demokratie verwandelt.
Viel Positives kann ich alledem nicht abgewinnen. Warum will euer Lehrer, dass ihr ihn toll findet?
Nichts.
Franco war ein lupenreiner nationalistischer Diktator.
Stimmt eigentlich. Aber eine Doppeldeutigkeit hatte ich nicht im Sinn.
Franco hat für Europa Bedeutendes getan, allerdings nur in negativem Sinn. Er hat Hitler und Mussolini zusammengebracht, die im spanischen Bürgerkrieg erstmals gemeinsam gekämpft haben (z.B. Zerstörung der baskischen Stadt Gernika!), er hat die katholische Kirche als Kampfgenossen gegen die Demokratie eingespannt, er hat die Unfähigkeit der demokratischen Staaten aufgezeigt, ihre Werte zu verteidigen und dafür auch ein wenig auf ihre Egoismen zu verzichten, und er hat damit den Weg zum Zweiten Weltkrieg geebnet, aus dem er selbst sein Land dann schlau herausgehalten hat.
Stimmt, das mit Hitler und Mussolini könnte ich reinbringen, wusste gar nicht das die beiden dort das erste Mal gemeinsam gekämpft haben?
Das mit der katholischen Kirche ist auch wichtig. Stimmt.
Aber wie hat er denn den Weg zum zweiten Weltkrieg geebnet? Indem er den Bürgerkrieg gewann?
Auf jeden Fall schonmal Danke für deine Antwort! Hilft mir schon etwas weiter. :)
Zunächst hat Mussolini 1935 mit viel Giftgas seinen Vernichtungskrieg gegen Äthiopien geführt. Die Welt hat zugeschaut und nichts dagegen getan, sondern teilweise noch gut daran verdient (z. B. die USA mit Erdöl- und Fahrzeuglieferungen). Dann haben Hitler und Mussolini gemeinsam mit Franco den Bürgerkrieg gegen die demokratisch gewählte Regierung Spaniens geführt. Die Welt hat zugeschaut, die katholische Kirche hat applaudiert, und außer ein paar lauen Protesten und halbherzigen Hilfen hat kein Staat etwas dagegen getan. Es liegt auf der Hand, dass Hitler und Mussolini nach diesen Erfahrungen glaubten, auch weiterhin verbrecherische Kriege führen zu können, weil sich niemand entschließen oder getrauen würde, dagegen etwas zu unternehmen.
Okay, du scheinst dich mit dem Thema besser auszukennen. Aber haben die Sowjetunion und Mexiko die Republik im Bürgerkrieg nicht unterstützt? Jedenfalls habe ich von Waffenlieferungen seitens der Sowjets gelesen.
Mir ist grade eingefallen das Franco ja auch eine wichtige geografische Lage im Ost-West-Konflikt hatte und dort mit der USA verhandelt wurde. Vielleicht kann ich das auch reinbringen.
Die Unterstützung der Sowjetunion war sehr bescheiden. Während Italien zur Unterstützung Francos 80.000 Soldaten schickte und Deutschland 18.000 (von denen aber nie mehr als 6000 zugleich in Spanien waren, weil man mit der Rotation möglichst vielen die Möglichkeit der Kampferfahrung geben wollte), kamen aus der Sowjetunion nur 2000 Soldaten. Zudem lieferten Italien und Deutschland den Franco-Rebellen Waffen auf Kredit (großteils nie zurückgezahlt), während sich die Sowjetunion ihre Hilfe teuer bezahlen ließ. Die spanische Regierung lieferte über 500 Tonnen Gold in die UdSSR, die gelieferten Waffen hatten jedoch weit geringeren Wert. Die Unterstützung Mexikos war mehr moralischer Art.
Die Zusammenarbeit mit den USA ergab sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg und war situationsbedingt. Einerseits war Spanien nach der Niederwerfung Deutschlands und Italiens außenpolitisch isoliert, andererseits veranlasste der beginnende Ost-West-Konflikt die USA zur Revision ihrer anti-spanischen Politik. Damals war jeder Gegner des Kommunismus als Bundesgenosse willkommen, auch solche, die ihrerseits die Menschenrechte missachteten.
Falsch. Auf Baskisch schreibt man Gernika, und da es eine baskische Stadt ist, verwende ich die Originalform des Namens.
Das Wörtchen "lupenrein" hat ein sog. Geschmäckle, seit Altkanzler Schröder seinen Freund Putin als"lupenreinen Demokraten" bezeichnete...