War Kaiser Nero ähnlich verrückt wie Hitler?

3 Antworten

Von Experte Neugier4711 bestätigt

Nero würde im Nachhinein dämonisoert. Vieles wurde von seinen Gegner bewusst falsch dargestellt. Allerdings war er für seine Zeit schon ein extremer Charakter, welche nicht für Personen seines Standes nicht angebracht war. Z.b. war das Schauspiel bzw. Die Schauspieler nicht sehr angesehen. Sie gehörten zum niedersten Stand, wie Prostituierte. Seine Leidenschaft für Schauspieler und Musik war dementsprechend recht heftig für die Leute.

Tatsächlich wurde inzwischen in der Fachwelt einiges richtig gestellt. Nero hat viel gutes gemacht, auch hat er bei dem Brand recht besonnen gehandelt. Er hatte der Bevölkerung zu bereichern gewährt, wo sie normalerweise nichts zu suchen hatten, dort konnten sie erstmal unterkommen. Er kümmerte sich um die medizinische Versorgung und die Verpflegung. Managte den Aufbau und hat Brandschutzvorschriften erlassen, die man selbst heute in Deutschland teilweise wieder findet.

Hitler einzuordnen ist schwierig... Normal war er definitiv nicht. Teilweise größenwahnsinnig, realitätsfern, radikal, Besserwisserrisch, wechselmütig, und so vieles. Ich würde es mehr Persönlichkeitsstörung nennen. Durch den Stress als Diktator, geriet er immer öfter in wahnhafte Zustände. Er verlor mit den Jahren auch immer mehr den Bezug zur Realität, wurde cholerischer und hatte etwas, was ich nicht benennen kann.... Eine Art Gottkomplex. Er hielt sich für den größten, nur er hatte Recht, er konnte und wusste alles besser. Zum Schluss sagte er sinngemäß, das Deutschland ihn nicht verdient hätte und es verdient hätte unterzugehen.

Roland Sperling  20.03.2024, 11:08

In einer antiken Schrift über die römischen Kaiser heißt es, Nero habe, wenn er als Schauspieler aufgetreten ist, die Türen abschließen lassen, damit niemand den Saal verlässt. Daraufhin hätten einige Besucher so getan, als seien sie gestorben, um sich aus dem Theater tragen zu lassen ...

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SirAndiusNr2  20.03.2024, 13:36
@Roland Sperling

Ja, das habe ich auch mitbekommen 🤣

Nicht jeder mag derartiges Schauspiel oder Gesang. Man darf auch über die Qualität seiner Fähigkeiten zweifeln.

Ich sage auch nicht das er gänzlich frei von Macken war, was ehrlich gesagt wohl den größten Teil der Cäsaren betrifft.

Doch man muß davon ausgehen das es eine Schmähschrift ist die sehr übertrieben ist. Das würde man mitbekommen, wenn jemand mehrmals im Jahr das zeitliche segnet. Krankheit kann ich mir allerdings tatsächlich vorstellen.

Wahnsinn, Verwirrung und neurologische Krankheiten und Auffälligkeiten waren ab einem gewissen Alter im alten Rom tatsächlich nicht ganz so ungewöhnlich.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Defrutum

Defrutum war in der antiken römischen Küche ein unvergorener, eingekochter Traubenmost, der als Süßstoff für Saucen, als allgemeines Süßmittel (Zucker war sehr selten und teuer, Honig war die einzige brauchbare Alternative) oder als Süßreserve beim Wein eingesetzt wurde. Nach Plinius[1] wurde der Most auf die Hälfte, nach Varro[2] und Columella[3] auf ein Drittel seines ursprünglichen Volumens eingekocht. Um die Süße zu verstärken, wurde empfohlen, den Traubenmost in Bleigefäßen zu kochen (Bleizucker); dies ist allerdings nach heutigem Wissensstand gesundheitsschädlich.

Im alten Rom wurde Wein praktisch nicht pur getrunken. Der Bedarf war groß, weil Wasser teilweise als ungesund galt ( was tatsächlich im Mittelalter sein Höhepunkt erreicht und dünn Bier war da das tägliche normale Getränk. Heute haben wir mehr Ahnung wie es über Trinkwasser Hygiene). Um den hohen Bedarf an Wein nachzukommen (es wurden Trauben aus Regionen verwendet die sehr sauren Wein erzeugen) und weil es damals so üblich war, wurde es mit eingekochten Früchten gesüßt welche man in Bleikessel gekocht hatte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bleivergiftung

Schaue dir mal die Folgen einer Bleivergiftung an.

Wegen der hohen allgemeinen Sterblichkeit, der geringen Lebenserwartung und vermehrten Auftreten von neurologischen und psychischen Problemen "im Alter" (Drogen, Inzucht, schwermetallvergiftung) wurde die Gefahr von Bleizucker massiv unterschätzt. Man wusste allerdings das es Probleme bereitet, nur nicht wie gefährlich es war.

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Der Augustus Nero erhielt erst vom Kirchengeschichtsschreiber Eusebius das negative Abbild, was heute noch im allgemeinem im Gedankengut ist. Eusebius lebte etwa 250 Jahre nach dem Augustus Nero und hat absichtlich ein negativ verzerrtes Bild von Nero beschrieben, um einen Gegenpol zu seinen Herren den Augustus Constantinus I. (genannt der Große) zu installieren.

Der Augustus Nero war relativ jung in die Machtposition gelangt. Er war sicher charakterlich noch nicht gefestigt genug, um wirklich umsichtig und besonnen zu regieren und sicherlicht kam es auch zu Machtmissbrauch. Dennoch ist heute fast sicher, dass Augustus Nero nichts mit den letzten Großbrandt zu tun hatte, jedoch kam es durch seinen umsichtigen Wiederaufbau danach in Rom für Tausend Jahre zu keinen weiteren Großbrand.

Bei Herrscher sind meines erachtens nicht miteinander zu vergleichen. Systematische Massenmorde hat es während der Regierung von Nero nicht geben können. Die systematische Verfolgung unter ihm ist eine Erfindung von Eusebius. Hätte es zurzeit von Nero eine Christenverfolgung gegeben, dann würde es heute keine Christen geben. Nero regierte 54-68, also zu einer Zeit, als das Christentum erst im entstehen war.

Woher ich das weiß:Hobby

Über Nero wurde viel erzählt, wenig ist gesichert überliefert, er hat die Christenverfolgung im grossen Stil eingeleitet, das hat wohl die Geschichtsschreibung über sein Leben beeinflusst.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nero

Calugula muss schlimmer gewesen sein.

Seine Leibwächter haben ihn schließlich umgebracht.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Caligula

Aber letztendlich verbietet sich ein Vergleich mit der Bestie Hitler.

Neugier4711  19.03.2024, 20:27

Bei Caligula stimme ich zu, mit Christenverfolgung im großen Stil unter Nero nicht. Das ist eine Dichtung von Eusebius. Nero hat eventuell nach den Brand Juden dafür verantwortlich gemacht und umbringen lassen und die Christen waren noch eine jüdische Sekte, da können also ein paar Tote dabei gewesen sein. Es gab sicher zu Neros Zeiten noch nicht so viele Christen und erst recht nicht in Rom und Umgebung.

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wyooo  19.03.2024, 20:36
@Neugier4711

Der juristisch gebildete christliche Apologet Tertullian (ca. 160–220) wies im Jahr 197 eindringlich darauf hin, dass die Christenheit keine provinzielle Sekte gewesen sei, sondern dass die Bezeichnung „Christ“ von Anfang an die Aufmerksamkeit der kaiserlichen Behörden auf sich gezogen habe. Dabei gibt er an, dass das einzige Dekret Neros, das bei seinem Tode nicht aufgehoben wurde, dasjenige gegen die Christen gewesen sei.[38]

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