War Kaiser Nero genauso verrückt wie Hitler?

9 Antworten

Nein, Nero war relativ jung als er an die Macht kam. Seine Mutter war sehr herrschsüchtig und versuchte die Macht an sich zu ziehen. Sie ging dabei so weit, dass sie sogar Münzen mit ihren Bildnis und ihrem Sohn dahinter nur als Umriß prägen ließ.

Das negative Bild, welches viele heute von ihm haben wurde von Eusebius https://de.wikipedia.org/wiki/Eusebius_von_Caesarea geprägt. Der hat nachweislich dazu gedichtet und weg gelassen, wie die BILD-Zeitung, um es spannender zu machen und um seinen extrem negativen Herrn, Constantinus I. (Konstantin der Große) in einem positiv Licht erstrahlen zu lassen.

Der große Brand in Rom war eine Katastrophe die er mit sehr großer Sicherheit nicht zu verantworten hatte. Er war während des Brandes weit weg und es gab keinen wirklichen Grund für ihn so eine Katastrophe erbei zu führen. Rom brannte vor seinem großen Neubau öfter ab, denn es war dicht bebaut mit teilweise auch Holzhäusern errichtet gewesen. Bodenspekulanten scheinen zuvor teilweise "Brandrodungen" vorgenommen zu haben, um billig Boden aufzukaufen für Insulaebebauung mit kurzfristig hohen Gewinnen. Das Feuerwehrsystem war vor dem Neubau der Stadt nicht ausreichend gewesen, denn Rom war historisch sehr gewachsen. Es gab viele Feuerstellen in Rom z.B. Bäckereien etc. da könnte ebenfalls der Brand ausgebrochen sein.

Das es innerhalb einer Herrscherfamilie Intrigen gab, war normal. Seine Mutter hat Nero tatsächlich aller Wahrscheinlichkeit nach beseitigen lassen. Das ist jedoch im Vergleich zu Constantinus I. gering, siehe Wikipedia

"Die Verwandtenmorde von 326

326 befahl Konstantin die Ermordung seines ältesten Sohns Crispus und kurz darauf die seiner Frau Fausta. Der Hof hat dieses dunkle Kapitel in der Biografie Konstantins gezielt unterdrückt. Eusebios erwähnt die Vorgänge mit keinem Wort,[74] in anderen Quellen wird darüber nur spekuliert.

Der um 360 schreibende Aurelius Victor berichtet nur knapp von der Ermordung des Crispus, die Konstantin aus einem unbekannten Grund befohlen habe.[75] In der Epitome de Caesaribus wird erstmals der Tod des Crispus mit dem Faustas verknüpft: Weil seine Mutter Helena Crispus, den sie sehr schätzte, betrauerte, habe der Kaiser auch seine Ehefrau hinrichten lassen.[76] Von dieser Kernerzählung ausgehend schmückten spätere Autoren die Geschichte aus. So präsentiert im frühen 5. Jahrhundert der arianische Kirchenhistoriker Philostorgios Einzelheiten einer Skandalgeschichte: Fausta soll Crispus sexuell begehrt haben und, als er ihre Avancen ablehnte, aus Rache ihren Mann dazu bewogen haben, den Stiefsohn zu töten. Als Fausta dann bei einer anderen Gelegenheit untreu geworden sei, habe der Kaiser auch sie töten lassen.[77] Dem paganen Geschichtsschreiber Zosimos zufolge wurde Crispus beschuldigt, ein Verhältnis mit Fausta gehabt zu haben. Daraufhin habe Konstantin seinen Sohn ermorden lassen und, als sich seine Mutter Helena darüber bestürzt zeigte, auch Fausta beseitigt, indem er sie im Bad ersticken ließ. Da sich der Kaiser von diesen Taten nicht reinwaschen konnte, sei er Christ geworden, da er annahm, dass im Christentum alle Sünden getilgt werden könnten.[78] Der um 500 schreibende Zosimos (bzw. seine Vorlage Eunapios von Sardes) hatte aber offenbar keine genaueren Informationen über die Vorgänge; so wurde Crispus nicht, wie Zosimos berichtet, in Rom, sondern sehr wahrscheinlich in Pula ermordet.[79] Zosimos nutzte die Gelegenheit, den Kaiser und seine Bevorzugung des Christentums in ungünstigem Licht darzustellen. Er stimmt mit Philostorgios hinsichtlich der Todesumstände Faustas überein, was wohl den wahren Kern beider Berichte darstellt.

Die verworrenen und teils erkennbar tendenziösen Berichte der Quellen gestatten keine zuverlässige Rekonstruktion der Vorgänge, die modernen hypothetischen Erklärungsversuche variieren.[80] Die Skandalgeschichten tragen topische Züge und ihre Glaubwürdigkeit ist sehr fraglich, denn Crispus residierte bis 326 vor allem in Trier und hatte daher schwerlich Kontakt zu Fausta. Die spätantiken Berichterstatter bzw. ihre Quellen können kaum Zugang zu zuverlässigen Informationen über Vorgänge im Palast gehabt haben.

Plausibler als persönliche sind politische Hintergründe. Seit 324 trugen Helena und Fausta den Augusta-Titel. Nach Erringung der Alleinherrschaft konnte sich Konstantin der Absicherung seiner Dynastie zuwenden. Crispus empfahl sich durch mehrere militärische Erfolge.[81] Als möglicher künftiger Herrscher kann er das Opfer einer Intrige rivalisierender Kräfte um Fausta geworden sein; die Aufdeckung der Intrige hätte dann zum Vorgehen gegen Fausta geführt. Denkbar ist auch, dass Crispus ehrgeizig und mit seiner Stellung unzufrieden war und sich daher in einen Machtkampf verwickeln ließ, den er verlor, da Konstantin seine legitimen Kinder für die Nachfolge favorisierte. Nach den Regeln der Tetrarchie, die einst Diokletian eingeführt hatte, hätte ein Kaiser nach zwanzig Jahren eigentlich zurücktreten müssen; es ist denkbar, dass Crispus und seine Unterstützer daher gefordert hatten, dass Konstantin dem Caesar spätestens 327 den Aufstieg zum Augustus ermöglichen solle. Unerklärt bleibt dann aber der Mord an Fausta, der in diesem Fall wohl in einen anderen Zusammenhang gehört. Jedenfalls handelte es sich um dramatische, wahrscheinlich politische Konflikte am Hof, die anschließend vertuscht wurden.[82]"

Seine Söhne führten dieses mit Hilfe der Soldaten weiter https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article231286347/Kaiser-Konstantin-I-Auf-seinen-Tod-folgte-ein-Massenmord.html. Constantinus I. kam nur durch Intrige an die Macht. Er war nicht als Herrscher vorgesehen. Er spielte die eigentlichen Augusti gegeneinander aus und Verbündete wurden ebenfalls von ihm beseitigt, wenn sie ihm nicht mehr nützlich waren. Constantinus I. hat jedoch das Intrigenspiel immer zu seinen Vorteil nützen können und Eusebius schaffte mit seiner Geschichtsschreibung es, dass er in der griechisch-orthodoxen Kirche sogar als Heiliger gilt.

Wäre Nero wirklich so negativ, wie immer noch von vielen heute gedacht wird, hätte Otho sich bei seiner Machtergreifung 69 nicht auf ihn berufen und Galba beseitigen können mit der Begründung, dass dieser mit verantwortlich für den Tod von Nero gewesen sei.

Woher ich das weiß:Hobby
Roland22  20.11.2022, 10:57

Hast du das aus dem Ärmel geschüttelt oder liegt das griffbereit in Deiner Schublade ... 😉

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Neugier4711  20.11.2022, 11:03
@Roland22

Ich liebe die römische Antike, da habe ich gleich geantwortet ohne viel zu überprüfen. Danke für dein Lob.

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Eine geschichtliche Person als "verrückt" zu bezeichnen, ist im Nachhinein sehr schwierig. Aber Nero hat zwar Senatoren und später Christen drangsaliert, doch Angriffskriege eben nicht geführt, auch Europa nicht verwüstet oder Menschen wegen obskurer Rassen"theorien" umgebracht.

. Wenn man sich etwas von Rom entfernt, und nach Pompeji sieht, dort war ich erstaunt über die ganzen Dankesschriften der Bürger wegen des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Erdbeben - da tritt einem ein ganz anderer Nero entgegen.

Hitler war im klinischen Sinn nicht gestört, wahrscheinlich auch Nero nicht.

Größenwahn war bei Hitler stark, bei Nero gegen Ende möglicherweise auch.

Der Vergleich ist aber ganz daneben: Hitler = Mord an Millionen, Weltkrieg entfesselt, rassistischer Wahn. Nichts davon bei Nero.

Weder der eine noch der andere. Im nachhinein sagt und schreibt sich alles leicht. Und viele werden - sogar zu Lebzeiten - als "verrückt" defamiert.

Und bevor sich jetzt jemand genötigt sieht: Nein, ich bin kein Hitler- oder Nero-Fan. Aber Recht sollte auch bei diesen beiden Personen Recht bleiben. Und es wird einfach zu viel getrascht und verleumdet.