Wann findet ihr ein Pferd gut ausgebildet?

11 Antworten

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Eine sehr schöne Frage! Und absolut gar nicht einfach zu beantworten.

Ich sag mal, im FN-Turniersport so ab L-Dressur wenigstens.

Abseits davon gibt es aber so viel mehr!

Ein Pferd, was sich weitestgehend über den Sitz reiten lässt, welches fein und sensibel reagiert, ohne zu überreagieren, ist schon sehr gut ausgebildet.

Aber auch die Vielfältigkeit gehört dazu - die meisten wollen doch ein Freizeitpferd. Die wenigsten Reiter sind überhaupt fein ausgebildet. Daher ist die Frage, was man denn eigentlich sucht. Ein Pferd, was im Gelände ein gleichmäßiges Tempo läuft, in einer nicht allzu schlechten Haltung, ist für mich auch gut ausgebildet. Quasi eines, mit dem man jeden Blödsinn veranstalten kann - was auch sehr viel von Ausbildung hat.

So können sehr viele Freizeitpferde gut ausgebildet sein, ohne eine L-Dressur zu laufen. Und es ist nicht falsch - es kommt halt echt drauf an, was man sucht und was man will.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
Urlewas  01.02.2024, 11:10

Ein Pferd, das freizeitgemäß weitgehend über den Sitz reitbar ist, und so weit gradegerichtet ist, dass es den Reiter unbeschadet trägt, befindet sich meiner Meinung nach auf beginnendem L- Niveau, auch wenns keine entsprechenden Prüfung gelaufen ist.

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Punkgirl512  01.02.2024, 11:12
@Urlewas

Auf L-Niveau sind ja viele schon mit Seitengängen beschäftigt, die viele dieser Freizeitreiter gar nicht erarbeiten - von daher, so "richtig" L, ne. Ich empfinde die Ausbildung dahingehend sozusagen schlichtweg als etwas anderes, weder besser noch schlechter.

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Urlewas  01.02.2024, 11:18
@Punkgirl512

In den ersten L - Aufgaben werden noch keine Seitengänge abgefragt x außer Kurzkehrt. Und dies zu beherrschen, um auch mal an einer engen Stelle wenden zu können, ohne die Gelenke des Pferdes zu beschädigen, finde ich schon wichtig. Und ohne sich wenigstens ansatzweise mit Seitengängen befasst zu haben, ist es eher unwahrscheinlich, Graderichtung, Geschweige den Tragkraft, erarbeitet zu haben. Und soviel Ausbildung sollte ja schon sein, damit das Pferd gesund bleibt.
Ich sag ja, BEGINNENDES L-Niveau. Dazu braucht man ja keine kompletten Aufgaben durchexerzieren zu können 😉

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Punkgirl512  01.02.2024, 11:21
@Urlewas

Dann: schön umschrieben! das eine Wort hatte ich schlichtweg überlesen.

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Ich kann jetzt nur für meine Sparte der Reiterei reden (Western Reining und Cutting, sowie Freizeit) und da gehört für mich dazu, dass das Pferd in allen Punkten sauber bemuskelt und schmerzfrei da steht, heißt, alle 3-6 Monate eine Physio/ Osteo Behandlung zu sehen bekommt, gutes Futter, dauerhaft Zugang zu Raufutter und Wasser hat und viel selbstständig draußen an der frischen Luft ist.
Das hat auch einen Grund, denn so ein Pferd ist ruhig, augelastet und entspannt und kann deutlich besser trainiert werden und reagiert auch bei der Arbeit viel besser, nicht so angespannt innerlich.

Das Pferd sollte rittig sein, gut an den Hilfen stehen, die ich nur sehr fein geben möchte, das Tier soll mitdenken und Freude an der Arbeit zeigen, ohne mir Befehle vorweg zu nehmen, das mag ich gar nicht.

Gehorsam ohne "tot" zu sein, steuerbar ohne dass es ein Fahrrad ist und man muss einfach merken, das Tier hat Bock auf seinen Job.

Im Reining muss es natürlich noch die entsprechenden Manöver können, Sliding Stop, Spin, etc. Es muss jetzt kein Weltmeisterniveau haben, aber sollte die Lektionen schon so gut es geht abrufen können.
Im Cutting muss das Pferd für seine Aufgabe geboren sein, wenn ich merke, da fehlt das Zünglein Feuer der Leidenschaft, wird dieses Pferd als Freizeitpferd in ein für das Tier glücklichereres Leben geschickt.

Im Freizeitbereich muss das Pferd auch rittig sein, brav, souverän, ruhig, fein an den Hilfen, bremsbar, mitdenken.
Kaum ein Unterschied ;)

  • wenn es gerne mitarbeitet
  • wenn es zuverlässig ist
  • wenn es von einem entsprechend ausgebildeten reiter jederzeit zu händeln ist
  • wenn es gelernt hat, zu kooperieren
  • wenn es umgänglich ist
  • wenn es das service-abc beherrscht
  • wenn es sich problemlos aus der gruppe holen lässt
  • wenn es auf dem reitplatz nicht versucht, andern pferden hinterherzulaufen, sondern sich auf den reiter konzentriert, der draufsitzt
  • wenn es kommunikativ ist
  • wenn es gut mit menschen und pferden sozialisiert ist
  • wenn es sich anstandslos satteln und zäumen lässt
  • wenn es die ansprüche erfüllt, für die es gekauft wurde
  • ein kinderpony oder ein anfängerpferd muss zudem rücksicht auf den reiter nehmen - von sich aus. es muss reagieren und es muss im zweifelsfall auch agieren, also z.b. unsicherheit oder schwächen des reiters nicht ausnutzen.
  • es muss rittig sein.
  • etc.
Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Vermutlich habe ich da sehr geringe Anforderungen im Gegensatz zu manch anderen. Mir reicht es wenn das Pferd mit jeglichen Umweltreizen gut klarkommt, sicher im Gelände, Platz, Straßenverkehr ect. ist. Sich eben gut händeln lässt. Am Boden wie auch beim Reiten. Ein gefestigten, sicheres Wesen ist mir wichtiger als hohe Dressur. Wenn das Pferd sicher E geht reicht das mir persönlich.

Sagen wir es so, für mich ist ein so ausgebildetes Pferd gut ausgebildet genug. Sich weiter hoch arbeiten kann man immer!

Es hat aber nunmal jeder seine eigene Meinung diesbezüglich.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Baroque  31.01.2024, 23:30

So geht es mir auch. Es muss keine Lektionen abrufbar können. Die kann ich selbst erarbeiten. Auch gutes Tragen kann ich selbst erarbeiten. Aber ich bin nicht mehr beweglich genug, sicher abzuspringen. Deshalb muss eine Grundsicherheit gegeben sein und ein wirklich gut ausgebildetes Pferd hat auf jedem Ausbildungsstand vom Fohlen ABC bis zu hohen Lektionen einfach eine Grundsicherheit und dennoch eine gute Einstellung zur Arbeit und genug Energie, entspannt seine Kraft und Kondition zu nutzen.

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Urlewas  01.02.2024, 11:25
@Baroque

Somit das Pferd aber erst dann „gut ausgebildet“, wenn du ihm den letzten Schliff verpasst hast…😉

Wenn ein Pferd grade mal so in der gewünschten Gangart in die gewünschte Richtung läuft, ist das dann schon „gut“? Ich finde, von „gut“ kann man erst reden, wenn es sowohl rittig ist, als auch gesundheitsfördernd ausgebildet wurde.

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Baroque  01.02.2024, 15:36
@Urlewas

Gut = keine Fehler gemacht in der bisherigen Ausbildung, also den derzeitigen Stand auf sinnvolle Art und Weise erreicht.

Höherer Ausbildungsstand = weit ausgebildet und das kann auch einhergehend mit schlecht ausgebildet sein.

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Wenn es etwa L Dressur gehen kann, vernünftig über zumindest einen E Parcours kommt, im Gelände/ Straßenverkehr sicher ist, vernünftig erzogen, schmiede- und verladefromm, hat es eine solide Grundausbildung.