Wäre es (moralisch) gerechtfertigt gewesen, wenn Polen Nazi-Deutschland angegriffen hätte?

6 Antworten

Angriff und Verteidigung sind oft nicht symetrisch.

Um zu vermeiden, dass die Deutschen einmarschieren, hätte man erstens die Aufrüstung von Deutschland ab 1933 and die Vergrösserung der Armee verhindern müssen. Das wäre an den Siegermächten des ersten Weltkrieges gewesen, insbesondere Frankreich und England.

Vielleicht hätte man auch mit Minenfeldern, Panzersperren, Gräben, Mauern, Stacheldrähten entlang der Grenze etwas ausrichten können. Doch die Grenze ist lang, das hätte sehr viele Ressourcen verschlungen. Und ich weiss nicht, wie lange es gedauert hätte, so eine Infrastruktur zu erstellen.

Und vielleicht war in Polen damals gar nicht klar, von wo die grössere Bedrohung kommt, von der UdSSR im Osten oder von Nazi-Deutschland in Westen. Also hätten sie die ganze Grenze absichern müssen?


Schwuttcke 
Fragesteller
 19.12.2023, 14:02

Polen sollte nur ein Beispiel sein. Es geht generell um die Frage, ob nicht auch ein Angriffskrieg unter bestimmten Bedingungen moralisch gerechtfertigt sein kann.

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Freaking0ut  19.12.2023, 23:28
@Schwuttcke

Und meine Antwort ist, dass man mit einem Angriffskrieg die Ziele der Verteidigung nicht unbedingt erreicht. Wenn Polen 1939 Deutschland angegriffen hätte, wäre es genauso fatal ausgegangen, wie es dann ab 1. September 1939 ausging, weil das Ungleichgewicht zu gross war.

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Schwuttcke 
Fragesteller
 20.12.2023, 00:59
@Freaking0ut

Natürlich garantiert ein Angriffskrieg keinen Sieg, doch er kann evtl. die eigenen Chancen verbessern. Schon alleine deswegen, weil man damit den Zeitpunkt des Kriegs selbst bestimmt, dem Gegner Zeit zur weiteren Aufrüstung und Vorbereitung raubt, und den Überraschungseffekt auf seiner Seite hat.

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Hätte nichts geändert, außer dass sich Hitler und die Nazis noch mehr als Opfer hätten darstellen können.

Mit der Kavallerie hat man wenig Chancen gegen eine Panzerarmee.

Die Nazis haben den Überfall auf Russland als Präventivkrieg gerechtfertigt. Das Völkerrecht sieht diesen aber nur als erlaubt an, wenn ein Angriffskrieg unmittelbar bevorstehen würde. Das war bei Russland aber nicht der Fall. Im Gegenteil, wog sich Stalin in Sicherheit durch den Hitler-Stalin Pakt.


Schwuttcke 
Fragesteller
 19.12.2023, 14:19

Das Argument des "Präventivkriegs" wird von Kriegstreibern natürlich sehr gerne missbraucht. Selten bezeichnen sich Kriegstreiber als "Kriegstreiber", alle wollen angeblich nur den Frieden. Doch kann es Präventivkriege durchaus geben. Nazi-Deutschland ist ein gutes Beispiel, wo mit einem Präventivkrieg gegen Nazi-Deutschland viel Leid hätte verhindert werden können.

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Nofear20  19.12.2023, 14:26
@Schwuttcke

Aber nicht von Polen. Da hätte es schon eines Kalibers wie die Amerikaner benötigt. Die waren aber vor Pearl Harbour nicht dazu bereit, schon gar nicht präventiv.

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Natürlich nicht. Angriffskriege sind niemals gerechtfertigt. Es gab ab 1938 allerdings tatsächlich eine überwiegende Stimmung in Polen für einen Krieg gegen Deutschland. Vor allem in den Kreisen von Militärs und rechtsgerichteten Politikern. Diesen Polen war das NS-Deutschland aus verschiedenen Gründen ein Dorn im Auge:

a) Waren diese Polen erzkonservativ und die neue, sozialistische Regierung in Deutschland, die eine Abschaffung der Klassen versprach, wurde ideologisch ebenso als Gefahr gesehen wie in östlicher Richtung der Kommunismus (Bolschewismus in Russland).

b) Schielten die Polen neidisch auf den Wiederaufstieg Deutschlands unter Hitler.

c) Machten sie sich Sorgen aufgrund dessen Aufrüstung. Polen hatte seit seiner Staatsgründung in den 20er Jahren etliche Angriffskriege gegen Nachbarn (Ukraine, Sowjetunion usw.) geführt, um sein Territorium zu erweitern. Nach polnisch-nationalistischer Ideologie aber würde Polen angeblich bis an die Nordsee gehen. Um diese Gebiete zu erobern war also ein Angriffskrieg gegen Deutschland notwendig. Da Deutschland selbst wieder dabei war, eine Armee aufzubauen, lief den Polen die Zeit davon. 1938 waren sie militärisch noch stärker als Deutschland. Ein Jahr später allerdings nicht mehr.  So verkündete der polnische Marschall Rydz-Śmigły im Sommer 1939:

„Polen will den Krieg mit Deutschland, und Deutschland wird ihn nicht verhindern können, selbst wenn es das wollte.“

Alle diese kühnen und vermessenen polnischen Pläne haben sich zerschlagen, da Hitler ab Anfang September 1939 im Bunde mit Stalin in Polen einfach einfiel und sich Nazis und Kommunisten diesen erzkonservativen Staat einfach aufteilten, ohne dass dieser von England und Frankreich entgegen aller Zusicherungen irgendwie unterstützt wurde.


ASparrow  20.12.2023, 03:10

Gegen Deutschland war (und ist) nur die eine Hälfte des polnischen Chauvinismus gerichtet. Die andere richtet sich gegen Osten, gegen die Russen und Ukrainer.

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Tja die Sache ist bringt es etwas jemanden anzugreifen der dich Vernichtet ? Polen hatte Deutschland nichts in gegen zu setzen gehabt. Ein angriffs Krieg hätte das nicht geändert, aber den Verlauf der Geschichte schon weil Frankreich und England dann Deutschland nicht den Krieg erklären hätten können

Woher ich das weiß:Hobby – Interessiere mich dafür

Erstmal. Die Moral spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Entscheidend ist das Völkerrecht.

Somit, nein.