Wäre eine Trennung richtig?
Ein guter Freund von mir ist schon lange verheiratet. Seit über 30 Jahre. Er hat zwei erwachsene Kinder. Mittlerweile streitet er sich nur noch mit seiner Frau. Die beiden gehen sich im Haus aus dem Weg, haben seit 20 Jahren auch keinen Sex mehr. Sie ekeln sich fast schon voreinander. Er leidet darunter, dass seine Frau ihm so aus dem Weg geht. Mittlerweile geht er ihr aber auch aus dem Weg. Er sitzt jeden Abend in der Kneipe und er hat sie mittlerweile auch schon öfters betrogen (was ich wirklich schlimm finde, aber ich merke, dass er manchmal die Nähe einer Frau will).
Eine Scheidung ginge nicht, sagt er. Seine Frau kam aus einem anderen Land nach Deutschland, aus Liebe zu ihm und spricht bis heute nicht gut deutsch. Sie war hier Hausfrau, hat keinen Führerschein, lebt in seinem Haus und ist von ihm abhängig. Er fühlt sich 100% für sie verantwortlich. Er sagt auch, sie war eine super Mutter. Auch dafür ist er unglaublich dankbar und will auch seine (erwachsenen) Kinder nicht enttäuschen. Deshalb spielen sie immer harmonisches Pärchen. wenn die Kinder kommen.
Irgendwie, sagt er, mag er seine Frau schon noch manchmal. Manchmal hat er aber auch fast Angst, sie könne ihm etwas ins Essen mischen, so bösartig kann sie sein.
Ich selbst habe eine Scheidung hinter mir, aber bei mir war es nicht so eine vertrackte Situation. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wenn wir bei einem Bier zusammensitzen. Was würdet ihr jemanden in so einer Situation raten?
2 Antworten
Ich bin früher viel per Autostopp gereist. da erzählen einem dann die Autofahrer oft die intimsten Dinge, wissend, dass man sich dann nie mehr sehen wird.
Ein Mann, etwa Anfang 70, hat zu mir gesagt, dass er für seine Frau nichts mehr empfindet außer abwechselnd Gleichgültigkeit und Hass, und er weiß, sie empfindet genau so, udn dass sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Und dann sagte er: ic wünsche weder ihr noch mir den Tod, udn es wäre mir egal, wer von uns als erstes stirbt - aber ich hoffe, dass einer von uns beiden bald stirbt, denn dann hat der andre wenigstens noch ein paar schöne Jahre...
Es gibt Menschen, für die ist eben Trennung auch in einer schrecklichen Beziehung einfach keine denkbare Option.
ich weiß nicht: ist es Mangel an Kraft, oder die Gewalt des "bis dass der Tod euch scheidet"...
Ich denke so ähnlich ist es bei ihm auch. Er hat schon öfters gesagt: "Naja, vielleicht verlässt mich meine Frau ja doch mal." Und dabei weiß er, dass sie das nie tun wird/kann.
Und manchmal sagt er: "Sie ist stark übergewichtig. Ihr Atem rasselt manchmal. Wer weiß, wie lange sie noch lebt."
Oder auch: "Meine Eltern sind jung gestorben. Wer weiß wie lang ich noch lebe."
Ich denke der denkt da manchmal auch in diese Richtung. Affären sind anscheinend seine einzige Ausweichoption um mal nochmal sowas ähnliches wie Liebe zu haben.
Trennen kann er sich nicht, da würde ihn sein Gewissen auffressen, da die Frau ihre Heimat eben aus Liebe zu ihm vor über 30 Jahren aufgegeben hat und ohne ihn hier aufgeschmissen wär.
Er braucht nicht in dieser Hölle weiter zu bleiben.
Der erste Schritt wäre, mal mit seinen Kindern zu sprechen. Nichts zu beschönigen, aber auch nichts verteufeln.
Auch seine Frau hat Möglichkeiten offen, wenn es zu einer Scheidung kommt. So könnte sie retour in ihre Heimat.
Vermutlich könnte sie dort wunderbar leben, mit dem was ihr, ihr Exmann an Unterhalt bezahlt oder aber sich dort eine Arbeit suchen, um anständig davon leben zu können.
Ziemlich sicher, würde sie sich in ihrer eigen Kultur unter Landsleuten, wesentlich besser fühlen als hier.
Wenn er schon befürchtet, dass sie ihn vergiften könnte, sollte er bei der Eröffnung, dass er die Scheidung möchte, die Möglichkeit haben, irgendwo vorübergehend zu leben, bevor er was eigenes gefunden hat.
Das könntest du ihm offerieren, dass er so lange bei dir auf der Couch übernachten kann.
Genau das habe ich auch schon mal gesagt. Wir haben letztes mal lange darüber geredet. Er sagt, seine Frau sei die perfekte Mutter gewesen, wofür er ihr auch extrem dankbar sei. Die Kinder lieben sie. Sie würden das nie verstehen. Er wäre für immer der Böse und könne das nicht.
Seine Frau könne auch nicht in die Heimat zurück. Ihre Kinder leben hier. Das wäre jetzt ihr zu Hause. Die Kinder kommen jede Woche mehrmals mit Partnern zu Besuch.
Außerdem hatte seine Frau in ihrer Heimat ein Drogenproblem und war in etwas abgestürzt. Da hatte er sie rausgeholt. Er hat auch Angst, dass sie da rückfällig werden würde.
Trotz allem kann er seiner Frau auch bis heute nicht verzeihen, dass sie getrunken hat, als sie schwanger war, weshalb eines der Kinder etwas zurückgeblieben ist.
Und irgendwie glaub ich, mag er auf eine seltsame Weise seine Frau trotzdem noch. Zumindest schenkt er ihr wohl zum Valentinstag und Hochzeitstag was.