Von Chef zurechtgewiesen und "gedemütigt" - ist das okay?
Mein Chef hat heute morgen eine Besprechung mit drei weiteren Herren in unserem Büro. Er bat mich, dem einen Kunden einen Kaffee zu machen und diesen sodann in das Besprechungszimmer zu bringen.
Als ich den Kaffee gerade absetzen wollte auf dem Tisch (links von dem Herrn, für den der Kaffee bestimmt war), wies mein Chef mich etwas rechtshaberisch und "von oben herab" darauf hin, dass der Kaffee immer auf die rechte Seite neben die Person gehöre und man die Tasse auch immer von rechts dort hinstelle. Da ich dadurch extrem nervös wurde (leider eine blöde Eigenschaft von mir), stellte ich den Kaffee von links nach rechts, blieb jedoch dabei links neben dem Herrn stehen.
Daraufhin sagte mein Chef „Ach Mensch, man stellt den Kaffe immer rechts hin und stellt sich dafür auch rechts neben denjenigen. Das müssen wir aber nochmal üben! Wir machen mal nen Grundkurs!" Er lachte dabei und die drei Herren lachten ebenfalls. Ich fühlte mich in dem Moment irgendwie ziemlich gedemütigt, da ich finde, dass man "wir machen mal nen Grundkurs" nicht hätte sagen müssen, das war ziemlich von oben herab. Es fühlte sich an, als machen sich alle über mich lustig. Darf man nicht mal nen Fehler machen?
Schon klar, dass ich vielleicht hätte nach rechts gehen sollen, sodass ich neben dem Herrn stehe, um den Kaffee neben ihm abzusetzen, aber ist das wirklich jetzt so dramatisch, dass man in einer Besprechung zu mir sagen muss, dass ich nen Grundkurs zwecks Knigge brauche?
Ich bin schließlich keine 13 mehr, dass man mit mir reden muss, als wäre ich noch heranwachsend.
17 Antworten
Sprich doch mit deinem Chef darüber und sag ihm, wie du dich gefühlt hast, als er so mit dir geredet hat und wie es für dich besser wäre.
Bist du eigentlich die Kaffeetante?
Warum eigentlich nicht? In Zeiten von Kaffeevollautomaten in fast allen Büros ist es keine große Kunst mehr, einen vernünftigen Kaffee zu kochen. Und es gibt immer mehr Chefs, die es tatsächlich schaffen, sich und ihren Gesprächspartnern den Kaffee selbst aus so einem Automaten zu ziehen. Nicht jeder Chef hat es nötig, sich und den anderen zu demonstrieren, dass er der Obermacker ist, für den alle sofort springen, wenn er mit dem Finger schnippst ;).
Klar, sie ist Büroangestellte, das ist nicht gleichbedeutend mit Kaffeebedienung.
Stuhlkreis ist unnötig, aber eine klare Ansage welches Verhalten der Chef sich erlauben darf und was nicht ist Recht jedes Arbeitnehmers. Man wirft es dem Chef allerdings nicht vor sondern benutzt eine ganz andere Ebene der Kommunikation.
Du schreibst, was Du nicht bist; nämlich: keine 13 mehr. Das Alter spielt bei dieser Frage überhaupt keine Rolle. Welche Position hast Du im Unternehmen? Ob es gerechtfertigt war, Dir den Hinweis (von rechts servieren) zu geben, hängt davon ab, ob Du es hättest wissen müssen.
Eine ganz andere Frage ist der Ton des Chefs. Den Hinweis - wenn er denn gerechtfertigt war - hätte er Dir anschließend unter vier Augen geben können.
Ich bin schließlich keine 13 mehr, dass man mit mir reden muss, als wäre ich noch heranwachsend.
Wenn Du nicht möchtest, dass man mit Dir so spricht, dann erwarte nicht, dass man mit dreizehnjährigen Heranwachsenden so reden darf. Das Einzige, was die dadurch lernen, ist, dass Chefs so mit ihren Angestellten reden dürfen. Genau das ist Deinem heutigen Chef auch mal widerfahren und dadurch hat er gelernt, dass man mit Untergebenen so reden darf. In hierarchisch strukturierten Gesellschaften wie der unsrigen, saugen wir dieses Verhalten unbewusst mit der Muttermilch auf.
Es hätte von Deiner Seite verschiedene Möglichkeiten der Reaktion gegeben:
- Sie, lieber Chef, konnten den Gast schon eine Weile beobachten und feststellen, dass er Rechtshänder ist. Ich nicht.
- Dann sollten Sie mich vielleicht zu einem Gastronomiekurs schicken. Üben muss ich dann nicht mehr.
- Ich wusste nicht, dass ich Serviererin bin
Wie Du Dich gefühlt hast und ob Du gedemütigt bist, hängt nicht vom Verhalten Deines Chefs ab, sondern von Dir. Es ist eine Frage des Selbstwertgefühls. Man wird nicht beleidigt, sondern man ist es. Die Entscheidung darüber liegt bei einem selbst.
Sehr wahrscheinlich ging es Deinem Chef bei dieser Aktion darum, sich in ein bestimmtes Licht zu rücken. Allerdings weißt Du nicht, ob er dabei tatsächlich gepunktet hat. Die drei Herren haben möglicherweise nur höflich mitgelacht. Wir wissen es nicht. Vielleicht war es einfach nur Imponiergehabe. Eine billige Art, die drei Herren für sich zu gewinnen.
Gruß Matti
Ich finde es nicht ok, schon gar nicht vor den anderen Herren und so herablassend.
Ok wäre für mich, wenn er dich danach darauf angesprochen hätte.
Ich könnte mir vorstellen, dass er das wirklich nicht böse gemeint hat. Vielleicht ist er gewöhnt, dass Mitarbeiter auch flappsig antworten. Eine Antwortmöglichkeit wäre gewesen, "sorry, bin kein Kellner!"
Ich denke, für deinen Chef war das eine unbedeutende Situation, in der er dich etwas flappsig an seinem Wissen hat teilhaben lassen. Vielleicht könntest du später irgendwann mal sagen, dass dich der Kommentar sehr nervös gemacht hat; vermutlich war ihm das weder bewusst noch von ihm beabsichtigt.
Er konnte nicht wissen, dass du nervös wirst, andere hätten einfach den Kaffee auf der anderen Seite abgestellt und sich nichts weiter dabei gedacht oder gesagt "danke für die Info, ich merk's mir fürs nächste Mal!" Es kommt natürlich auf die Erfahrungen an, die man mit dem Chef schon gemacht hat! Außerdem kommt es ein bisschen darauf an, wie viel Platz rechts von dem Herren war, ob du überhaupt die Möglichkeit hattest, den Kaffee da problemlos abzustellen.
Versuche, jetzt an etwas anderes zu denken und übe mal bewusst/e Entspannungsübungen (Youtube etc.), so dass du nach und nach in Stress-Situationen immer entspannter reagieren kannst und dich nicht so leicht verunsichern lässt.
Ich bin schließlich keine 13 mehr, dass man mit mir reden muss, als wäre ich noch heranwachsend
Dann benimm dich eben auch entsprechend!
Man kanns ja auch wirklich übertreiben! Du machst einen Fehler - Tasse links - und er weist Dich darauf hin. Anstatt - wie es die Etikette und Höflichkeit, vor allem auch die LOGIK gebietet - geht man um den Gast herum und stellt dann die Tasse richtig ab. Und schiebt die Tasse nicht vor der Schnauze des Gastes mal eben quer über den Tisch!
Das mit dem Grundkurs war weder böse noch Mobbing. So hat Dein Chef versucht, etwas die Spannung aus dem ersten Satz herauszunehmen.
Wer den Knigge im Erwachsenenalter immer noch nicht beherrscht, darf sich nicht wundern, wenn er negativ auffällt und darauf hingewiesen wird.
Soviel zum Thema "keine 13 mehr".
Sowas hat man früher im Elternhaus gelernt. Ist ja nicht so schlimm. Ich würde meinen Chef darauf ansprechen und ihm bestimmt aber freundlich darauf hinweisen, dass Er das in Zukunft lassen soll. Wenn ihm etwas missfällt, dann wird das unter vier Augen besprochen. wäre ich in der Situation gewesen, hätte ich den Raum verlassen.
ist doch ein typisches Verhalten für die Generation mimimi. Als nächstes dann der #metoo weil der Chef so böse ist.
Ja, stimmt, es wächst eine neue Generation Arbeitnehmer heran - eine, die nicht mehr lebt, um zu arbeiten, die nicht mehr als Leibeigene der Chefs behandelt werden möchte, sondern auf gegenseitigen (!) Respekt besteht. Ich kann nur echt nicht erkennen, wo das etwas Schlechtes sein soll.
Da ist ein wenig was dran. Ich halte es für eine Flapsigkeit des Chefs, aber nicht für eine Frauenverachtung. Dass Männer sich gerne mal aufspielen vor anderen Männern, ist ja durchaus nicht ungewöhnlich. Aber auf Kosten Anderer, hier einer Angestellten, ist schon schlechter Stil,. Der Chef wäre mit nem mönnlichen Sekretär genauso umgegangen.
Es gibt eine Menge Erwachsene, die nicht wissen, von welcher Seite der Kaffee serviert wird. Die Fragestellerin arbeitet ja nicht als Bedienung.
Meinen Chefs wäre das jeweil strunz-egal gewesen, von welcher Seite ich den Kaffee hinstelle. Die hätten nur "Danke" gesagt.
Rechts vom Teller, ja. Aber wenn da gar kein Teller steht? Wenn es nur darum geht, jemandem einen Kaffee zu servieren? Wüsstest du da echt, ohne jemals in der Gastro gearbeitet zu haben, spontan, von welcher Seite du den anreichst? Und würdest du da echt drüber nachdenken und drauf achten, wenn du einfach nur 'ne Tasse Kaffee in eine Besprechung zu einem Kunden an den Konferenztisch bringst?
Soll der Chef jetzt noch nen Stuhlkreis veranstalten???
Ach? Soll der Chef seine Gäste selbst bewirten?