Verändert eine Depression den Charakter nachhaltig?

8 Antworten

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Du musst dir vorstellen, dass eine Depression einen unglaublichen Druck auf den Körper ausübt: Damit meine ich auch die Stimmung. Natürlich wirft eine Depression das Leben eines Betroffenen völlig durcheinander. Es kann deshalb zu starken Veränderungen kommen. Größtenteils verstecken sich die Betroffenen vor ihrem Schicksal, haben Angst, mit anderen Menschen darüber zu reden, fühlen sich ausgegrenzt. Sie verlieren immer mehr Kontakt zur Außenwelt, sie werden ´verschroben´. Deshalb ist es sehr wichtig, dass deine ehemalige Mitbewohnerin auch betreut wird. Denn wenn man aus der Depression raus ist, heißt das noch lange nicht, dass deine Probleme dadurch verschwunden sind. Die Medikamente können im Übrigen natürlich auch Nebenwirkungen hervorrufen. Man sollte also Betroffene einfach ganz normal behandeln, denn mit der ´Mitleidsnummer´ macht man alles nur noch schlimmer, glaub mir.

P.S.: Ich danke dir, dass du diese Frage gestellt hast und du dir auch darüber Gedanken machst, denn mit so einem Thema sollte sich jeder befassen, denn jeden kann es treffen. Noch einen schönen Sonntag und großes Lob! :D

bernd4567834  21.07.2014, 17:18

Vielen Dank für den Stern :D!

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Es ist nicht unmöglich das sich die Depression dauerhaft im Verhalten bemerkbar macht. Selbst wenn sie überwunden ist. Vor allem wenn eine Depression lange angedauert hat sind manche Negative Verhaltensweisen bereits automatisiert und der Betroffene bemerkt sie mit unter nicht mal.

Depressionen Selbst können den Charakter von Menschen sehr beeinflussen aber auch die Medikamente die eigentlich helfen sollen können üble Wirkungen haben.

Was ist hier passiert? Ist es die Krankheit? Sind es die Medikamente?

Wenn sie seit 8 Monaten Antidepressiva nimmt, seit wann hat sie Depressionen und seit wann verhält sie sich so? Wenn das verhalten nach der Einnahme der Tabletten geändert hat dürften diese mit schuld sein. Leider ist meiner Meinung eines der Hauptprobleme, das Ärzte zu selten eine Genaue Ursachendiagnose stellen und gleich Medikamente geben. Mitunter ist die Ursache der Depression organisch und die Antidepressiver wirken nicht wie erwartet.

Allerdings können, so weit ich weiß, manche Medikamente auch ähnliche Symptome verursachen, wie die Erwähnten.

Wenn sie antworten wollen, wieso? Bleibt ihnen nur ein ruhiges Gespräch mit ihr und die Hoffnung das sie Ehrlich ist.

Lichtpflicht 
Fragesteller
 13.07.2014, 16:48

Vielen, vielen Dank für diese Antwort. Die Verhaltens- und Wesensänderung setzte etwa 2-3 Monate nach Beginn der Tabletteneinnahme ein. Erkrankt ist sie seit etwa 10 Monaten, Tabletten seit 8 Monaten. Sie wurde untersucht, großes Blutbild, Schilddrüse, Neurologie.

Ich habe bereits zahlreiche Gespräche mit ihr geführt. Manchmal gab sie zu, dass sie anders ist, meist stritt sie vehement ab. Ihre Meinung war ebenso, dass die Depression sie gar nicht mehr beeinflusst.

ich möchte es aus dem Grund wissen, den ich schon VirtualSelf gegenüber gesagt habe:

"Weil es mich unfassbar trifft und es mir große Angst macht, was da passiert. Wenn ein Mensch, den du sehr gern hast, den du zu kennen glaubst, sich so unfassbar schnell und stark verändert, ist das extrem schmerzhaft und beängstigend, und es stellt sich mir die Frage, wie das sein kann."

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PlueschTiger  13.07.2014, 17:22
@Lichtpflicht

Das schwierige ist das wir nicht sie sind und natürlich nicht wissen was in deren Leben und letzten Jahr so Passiert ist. Zudem ist die Psyche Komplex und gerade bei Frauen kommt noch der Faktor Hormone dazu. Wenn sie selbst eine Frau sind sollten sie, wenn sie Pech haben, alle 2 Wochen die auftretenden Stimmungsschwankungen kennen.

Sie wurde untersucht, großes Blutbild, Schilddrüse, Neurologie.

Diese Untersuchungen sind für mich Kinderkram. Ärzte hören das zwar nicht gern von Patienten, aber es ist so. Und wenn man bereits etwas Fachwissen mitbringt wird auch gerne mal die Hypochonder Keule geschwungen. Von Vergiftungen (Schwermetalle Z.B.), Organ Schäden, Stress, Seelische Probleme und selbst ein schönes Erlebnis können Ursache für Depressionen sein.

Da die Veränderung nach der Medikamenten Einnahme Passiert ist liegt es nahe das diese Verantwortlich sind oder zumindest eine Mitschuld tragen. Denn im Schlimmen Fall kommt noch die Komponente Alkohol bzw. Drogen dazu und das Zusammen ist ein heikles Gemisch. Ich denke das die Veränderung an ihr eine Mischung aus mehreren Faktoren ist, welche weiß ich natürlich nicht.

Das sie ihr helfen ist gut, aber wie sie bereits bemerkt haben bringt es nichts wenn sie sich selbst fertig machen. Da sie früher anders war, schlage ich vor das sie nicht ihre Freundin die ganze schuld an der Veränderung aufhalsen. Versuchen sie ihr weiter beizustehen, aber ziehen sie Rechtzeitig die Reißleine, bevor sie selbst wieder Probleme bekommen.

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Lichtpflicht 
Fragesteller
 13.07.2014, 17:44
@PlueschTiger

Hm. Ich weiß eigentlich recht gut, was in ihrem letzten Jahr passiert ist, da ich sie jeden einzelnen Tag gesehen habe als ihr Mitbewohner. Die genannten Untersuchungen halte ich keineswegs für Kinderkram.

Ich hoffe doch sehr, dass hier nicht der Eindruck entsteht, dass ich meiner Freundin "die ganze schuld an der Veränderung aufhalse", denn das Gegenteil ist der Fall.

Ich weiß inzwischen, was ihre Depression ausgelöst hat, doch darum geht es mir ja nicht, sondern um ihre Wesensveränderung danach. Ich habe mich auch recht gut herausgezogen. Nur gedanklich wohl noch nicht.

Der Hinweis auf Alkohol und Drogen ist verständlich, ich glaube es zwar absolut nicht, da sie niemals Alkohol trinkt, nicht raucht, Vegetarierin ist und Angst vor Drogen hat, aber vlt. wirken manche Antidepressiva ähnlich einschneidend, wie Sie auch sagten.

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PlueschTiger  13.07.2014, 21:20
@Lichtpflicht

Die genannten Untersuchungen sind für mich deshalb Kinder kram weil es viele mögliche Ursachen gibt und durch die Untersuchungen sind halt nur einzelne Ursachen ausschließbar.

Beispiel: Als ich zur Psychiaterin kam um die Ursache meiner Depression heraus zu finden, war das erste was sie gemacht hat, noch bevor wir überhaupt ein Richtiges Gespräch geführt haben. Der Rezeptblock. Tabletten! Habe ich aber abgelehnt. Mein Hausarzt gab mir da recht, da es keinen sinn macht Medikamente zu geben bevor die Ursache nicht fest steht. Ich musste erst drängen das sie mehr untersucht und selbst das hat nur bedingt geklappt.

Vitamin B12, zum Beispiel, wird im Blut nur auf verlangen des Arztes und bei Notwendigkeit bei einer Blut Untersuchung gemessen. Daher Taucht sie im Normalen Blutbild nicht auf. Ein Mangel an dem Vitamin kann auch zu Depressionen führen.

Von einem Mittel wird sogar behauptet das es zu Selbstmord führen kann. Wird vom Hersteller aber vehement abgestritten. Als ich den Bericht gesehen habe soll die zahl der Opfer bei fast 50 gelegen haben.

Vielleicht sollte sie die Tabletten in Absprache mit dem Arzt absetzen sofern sie es nicht schon hat.

Ich hoffe doch sehr, dass hier nicht der Eindruck entsteht, dass ich meiner Freundin "die ganze schuld an der Veränderung aufhalse"

Ich bekomme ehr den Eindruck das sie die angst, das es nicht die Tabletten sind, nicht los werden. Versuchen sie sich zu beruhigen. Helfen sie ihr so weit sie wollen und beobachten sie was geschieht.

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Wer leidet, und die Depression ist ein sehr großes Leid für den Betroffenen, ist dazu gezwungen, sich den Umständen anzupassen.

Auf der Basis eigener Erfahrungen und Möglichkeiten bastelt sich der Depressive ein Schlupfloch, woraus er aus seiner seelischen Krankheit entkommen kann.

Dabei gilt:

Je länger und schwerer die Depression, desto verzweifelter und kurzfristiger die Versuche des Depressiven.

Lichtpflicht 
Fragesteller
 14.07.2014, 13:21

Danke für die Antwort, auch diese Erklärung klingt für mich plausibel, weil es irgendwie erklärt, warum sie zb plötzlich nur noch feiern gehen will und auch tut, obwohl es ihr den ganzen Tag schlecht ging.

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Wie soll ich oder ihre Freunde mit ihr umgehen, kann sie überhaupt verantwortlich sein für ihr momentanes Verhalten?

Ja

Ändert sich das wieder?

Möglicherweise.

Vielleicht ist aber der Zustand, den DU als angenehm empfunden hast, nicht der Zustand, den sie will und braucht, quasi ihr Normalzustand - wie immer man den auch definieren mag.

Ist es die Krankheit?

Möglicherweise ist ihre "Gesundheit".

Sind es die Medikamente?

Das wird dir hier mit Sicherheit niemand beantworten können.

Ich bin sehr dankbar für Wissen, Erfahrung und Ratschläge.

Überprüfe DEINE Erwartungen.
Möchtest DU eine bequeme Freundin oder bist DU bereit, einen Menschen mit möglicherweise signifikanten Ecken und Kanten zu ertragen?

UInd ja, selbstverständlich wirkt sich jede ernste Erkrankung auf den Charakter aus, der auch die Summe der Erfahrungen eines Menschen ist.

Lichtpflicht 
Fragesteller
 13.07.2014, 16:27

Ecken und Kanten hatte sie bereits vorher :). Doch lügen, beleidigen und jemandem Geld abziehen wollen würde ich jetzt nicht unbedingt als "signifikante Ecken und Kanten" bezeichnen...

Dennoch verstehe ich, was du damit sagen willst, du hast Recht mich darauf hinzuweisen. Und nein, ich bin nicht bereit, sie so zu ertragen, daher bin ich ausgezogen.

Ich würde nun jedoch gerne wissen, ob die Depression selbst für diesen Charakterwechsel verantwortlich ist oder ob das nicht der Fall sein kann.

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VirtualSelf  13.07.2014, 16:32
@Lichtpflicht

Es kann sein, dass die Depression oder die Therapie für Änderung verantworlich ist.

Was bringt dir das Wissen um die Ursache, wenn du ohnehin nicht bereit bist, sie so zu akzeptieren, wie sie jetzt ist und vielleicht auch sein muss?

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Lichtpflicht 
Fragesteller
 13.07.2014, 16:38
@VirtualSelf

Weil es mich unfassbar trifft und es mir große Angst macht, was da passiert. Wenn ein Mensch, den du sehr gern hast, den du zu kennen glaubst, sich so unfassbar schnell und stark verändert, ist das extrem schmerzhaft und beängstigend, und es stellt sich mir die Frage, wie das sein kann.

Eine Erklärung würde mir dabei helfen, mich damit abzufinden und damit klarzukommen, auch damit, wie sie sich nun verhält, denn von seinen besten Freunden erwartet man kein solches gemeines Verhalten.

Ich will einfach nicht glauben, dass sie einfach ein Mensch ist, der eben lügt und beleidigt und betrügen will, sondern wenn es eine Chance gibt, dass es von der Krankheit kommt, dann will ich das wissen, denn dann wäre ihr Verhalten entschuldigt, und ich muss nicht denken, dass meine beste Freundin einfach so ein Mensch geworden ist. Verstehst du?

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Depression bezeichnet man auch als Aggression gegen sich selbst. Es klingt, als ob sich die Aggression der Freundin nun nach außen verlagert hat. Schlimm für dich, denn offensichtlich kriegst du ganz viel davon ab. Die Frage ist, wieviel davon hältst du aus, nachdem du selbst ein burn-out hattest bzw. ob es nicht vernünftig ist, sich zuerst einmal selbst zu schützen. Die Frage, ob sich das ändert, ist schwer zu beantworten. Ich habe Menschen erlebt, die nicht mehr aus dieser Spirale gekommen sind, aber genauso dass sich die Menschen, mit Hilfe von Therapie und Medikamente, wieder "normalisiert" haben, i.S. wieder die "alte" Persönlichkeit, aber auch von der Krankheitserfahrung gestärkt mit anderen Prioritäten.

Lichtpflicht 
Fragesteller
 13.07.2014, 17:03

Vielen Dank, das ist sehr interessant. Ja, was du sagst, beschreibt es irgendwie ganz gut. Sie wirkt trotzig und wütend, aggressiv eben. Ich bin schon dabei, mich zu schützen, ich bin ja bereits ausgezogen. Nun möchte ich nur noch nach Erklärungen suchen, denn ich kann immer noch nicht fassen, was da passiert ist.

Ich hoffe sehr, sie wird wieder die Alte, zumindest ein bisschen. Nachdem sie nun leider aus der Therapie geflogen ist, mache ich mir nur Sorgen, dass sie aus Trotz keine Neue suchen wird :/

Von selbst oder nur durch Medikamente wird es kaum besser, oder doch?

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bikerin99  13.07.2014, 23:09
@Lichtpflicht

Vermutlich sind die Medikamente zu wenig, denn die Selbstreflexion wird fehlen.

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