Studium an FH trotz Vollabitur?
Hallo,
ich habe dieses Jahr mein Abi mit 2,0 bestanden und immer sehr gute Noten in den MINT Fächern gehabt, studiere nun allerdings Wirtschaftsingenieurwesen an der TH Ingolstadt aufgrund ihres sehr guten Rufes in der Wirtschaft.
Meine Familie allerdings ( Fast alles Uni Akademiker) kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen und hat stattdessen auf ein Studium an der TUM gedrängt.
Ansonsten hätte ich gleich an eine FOS gehen können, verschwendetes Talent, oder der klassische Vorwurf, dass Uni eh viel besser sei bekomm ich deswegen zu hören.
Wie würdet ihr meine Entscheidung rechtfertigen? Hauptgrund ist für mich ist der gute Ruf der Th den an vielen Berufsmessen sogar andere FHs erwähnt haben. Zitat eines Vertreters der Fh Nürnberg : „ Sie wollen an die TH Ingolstadt? Da haben sie sich aber was ganz hohes ausgesucht“.
Ansonst ist die TH unglaublich modern und praxisnah was mir auch gefällt.
Beide Argumente ziehen aber bei meiner Familie nicht. Was kann ich sonst noch sagen um das FH Studium nicht schlecht reden zu lassen? Unabhängig von der Wahl unterstützen mich meine Eltern trotzdem
6 Antworten
Eine FH-Ausbildung ist nicht besser und nicht schlechter als eine Uni-Ausbildung. Es ist halt ein anderer Weg.
Eine FH ist mehr auf Lehre und Praxis ausgerichtet, eine Uni mehr auf Forschung und Theorie. Eine FH ist ein guter Platz für dich wenn du mehr an Anwendungen als an Forschung interessiert bist.
Auch als FH-Absolvent bleibt dir der Weg in die Forschung offen, der Praxisbezug öffnet aber auch viele Wege in die Wirtschaft.
Neben all dem, was schon gesagt wurde, solltest du wissen, dass FH-Absolventinnen und Absolventen wegen der deutlich größeren Praxisanbindung und z.B. das Verfassen von Abschlussarbeiten direkt in Zusammenarbeit mit Unternehmen ein höheres durchschnittliches Einstiegsgehalt haben als Absolventinnen und Absolventen von Unis. Außerdem geht dadurch die Jobsuche schneller und es gibt unter Umständen eine größere Auswahl an Unternehmen.
Außerdem studieren an sehr vielen FHs überwiegend Leute mit Abi, einfach weil die Anzahl an Leuten mit Fachhochschulreife in Deutschland deutlich unter deren Zahl liegt. Es ist also völlig normal, auch mit Abi an die FH zu gehen.
Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg und Freude beim Studium!
- Nichts hindert dich, nach dem Bachelor auf die TUM oder sonst eine Uni zu wechseln.
- Im Bachelor ist die Qualität der Lehre wichtiger als die wissenschaftliche Reputation. Vielleicht ist diese FH persönlicher und weniger Massenbetrieb als große Unis, was zu besserer Lehre führt.
Es ist aber nun mal so, dass solche Hochschulen eher nur regional bekannt sind. Die TUM hat internationale Strahlkraft und entsprechendes Prestige (ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht), die TH Ingolstadt dürfte dagegen nichtmal überall in Deutschland bekannt sein. Dementsprechend würde ich diese Geschichten von "Reputation in der Wirtschaft" auch ein bisschen vorsichtig aufnehmen - die (Fach-)Hochschulen sind meist etwas aggressiver im Eigenmarketing als die Unis.
Halte ich für übertrieben. Ein Einserkandidat von der FH wird sowieso nicht schlechter dastehen als ein Uniabsolvent, der sich mit Ach und Krach über die Aufnahmelimits geschleppt hat.
Habe selbst BWL an einer Uni studiert.
In der Praxis ist es nun so, dass gute bis sehr gute Leute sich immer irgendwie durchsetzen, egal wo die herkommen.
Die FHs bieten heutzutage auch so gut wie alle einen Masterabschluss an. Leute, die allerdings eine wissenschaftliche Hochschul-Karriere machen wollen, sind an den FHs weniger gut aufgehoben.
Eine Freundin von mir hat Abitur und ist jetzt leidenschaftliche Tierpflegerin. Da das Abitur als höchster Schulabschluss mehr Barrierefreiheit auf dem Arbeitsmarkt bietet, ist es vorteilhaft, ihn zu besitzen.
Es heißt aber nicht, dass man mit ihm auch die Hochschulreife ausnutzen muss. Das wird leider gesellschaftlich impliziert.
Ich finde, dass man die beiden Institutionen auch kaum miteinander vergleichen und somit eine Hierarchie erzeugen kann, da sie beide verschiedene Schwerpunkte haben.
Die Uni ist für Forschungsinteressierte dufte, die FH für praxisangewandtes Wissen.
Darüber hinaus: Wer an der Uni ist, ist ja nicht da, um seinen Studentenstatus zu zeigen („Seht her, ich studiere an einer Universität.“), sondern um später seinen Beruf ausüben zu dürfen bzw. zu forschen. An der FH wird meines Wissens nach eher nicht geforscht, sondern gezielter auf den Beruf mit Praxisanteil vorbereitet. Wenn man weniger theoretisch angelegt ist und lieber sein Wissen durch Anwendung lernt, wäre es fatal, wenn man an eine Universität ginge, wo es doch eine bessere Alternative gibt.
(Ich sehe an meiner Uni mit dem mangelnden Praxisanteil auch Schwächen, vor allem hinsichtlich des Lehramtes 👀, es ist also nicht immer alles Gold, was glänzt.)
Bezüglich deiner Eltern könntest du ihnen vielleicht sagen, dass dein Berufswunsch nur durch die Studiumsabsolvierung an einer FH realisierbar ist.
Bevor du später deine Entscheidung bereust mit: „Warum habe ich mich nicht durchgesetzt?“, ziehe dein eigenes Ding durch. Es sind nicht deine Eltern, die deinen Weg gehen, sondern Du.
Das mit Master an Uni war auch ein Argument meiner Eltern. Laut ihnen wird der Übergang fast unmöglich da einem zu viel wissen fehlt. Kannst du das was dazu sagen ob das soweit stimmt oder übertrieben ist?