Sprechen im den baltischen Ländern viele Menschen russisch?

5 Antworten

Ja, es wird, weil sehr viele Russen dort leben(die allerdings meist rechtlos sind. Scheint in der EU normal zu sein) und die ältere Generatrion spricht noch Russisch wegen der SU. Aber nicht untereinander versteht sich. Das heisst, die Russischkenntnisse der eigentlichen Balten halten sich in Grenzen. Es ist aber auch unterschiedlich verteilt. In den Hafenstädten wird normalerweise viel mehr Russisch gesprochen, in den Grosstädten auch. In einem kleinen Dorf oder auch in bestimmten Städten könnte es schwierig werden jemanden zu finden, der Russisch auch nur ansatzweise versteht, geschweige denn spricht. 

Baltische Sprachen ist ein fester Begriff, der allerdnigs nicht bei allen 3 Sprachen der 3 Länder zutrifft. Esten sprechen eine finno-ugrische Sprache, also eher mit dem Finnischen verwandt. Litauisch und Lettisch gehören zu baltische Sprachgruppe. Baltische Sprachen sind tatsächlich mit den slawischen Sprachen am engsten verwandt. D.h. slawische Sprachen untereinander liegen sehr eng beieinander. Slawen käönnen sich untereinander fast verständigen ohne die jeweilige Sprache lernen zu müssen. Das würde bei baltischen Sprachen nicht funktionieren, aber dennoch sind sie viel näher an den Slawischen Sprachen dran als alle anderen.

earnest  13.07.2015, 06:52

Von mir rundherum (bis auf das Eingeklammerte) ein DH.

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Hibernator  15.07.2015, 09:58
@earnest

Das ist das Problem mit Europa. In der Ukraine gibt es keine Nazis und in den baltischen Staaten werden Russen icht iherer natürlichen Rechte beraubt, nicht wahr? Traut euch mal mit der Wahrheit umzugehen.

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Litauisch und Lettisch gehören zu den baltischen Sprachen und sind wie die slawischen, germanischen und romanischen Sprachen Teil der indoeuropäischen Sprachfamilie. Litauisch und Lettisch sind also nicht direkt mit Russisch vewandt.

Estnisch ist eine finno-ugrische Sprache und gehört nicht zur großen Gruppe der indoeuropäischen Sprachen.

Da die baltischen Staaten schon zum russischen Zarenreich gehörten, Litauen und Lettland seit 1795 und Estland bereits seit 1710, hatte Russisch dort einen besonderen Stellenwert. 1918 schlugen deutsche Truppen in den baltischen Ländern die bolschwistische Revolution nieder und errichteten dort formal unabhängige Staaten. 1940 kamen diese infolge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes zur Sowjetunion und waren bis 1990 Teil der Sowjetunion.

Du kannst also davon ausgehen, dass in den baltischen Ländern die meisten Einwohner russisch verstehen können und sprechen. In Lettland und Estland ist außerdem jeder vierte Einwohner Angehöriger der russischen Minderheit. Nur bei den jüngeren, die nicht der russischen Minderheit angehören, wird das mit dem Verstehen und Sprechen langsam anders.

In bewusster Abgrenzung zu ihrer russisch-sowjetischen Geschichte verschwand Russisch aus dem öffentlichen Raum. Besonders in Estland und Lettland wurde und wird seitdem die russisch sprechende Minderheit diskriminiert. Ethnischen Russen, die nach 1940 innerhalb der Sowjetunion dorthin zogen, wurden 1990 nicht automatisch Staatsbürger, womit ihnen grundlegende politische Rechte, wie z. B. das Wahlrecht, verwehrt wurden. Russen wurden aus öffentlichen Ämtern und Führungspositionen verdrängt

Sie können Staatsbürger werden, wenn sie an einem Kurs teilnehmen wo sie nicht nur die Amtssprache lernen müssen, sondern auch die neue umgeschriebene Geschichte, wonach z. B. estnische und lettische Kollaborateure der deutschen Faschisten während des Zweiten Weltkrieges Freiheitskämpfer waren und sie als Angehörige der russischen Minderheit die Okkupanten. Nicht alle ethnischen Russen unterziehen sich einer derart entwürdigenden Prozedur mit anschließendem Test. Das betrifft vor allem die älteren Angehörigen der russischen Minderheit.

So leben etwa die Hälfte der ethnischen Russen in Estland und knapp ein Drittel der ethnischen Russen in Lettland ohne estnischen bzw. lettischen Pass ohne oder nur mit eingeschränkten Rechten auf gesellschaftliche Teilhabe und Mitbestimmung.

Du könntest in den baltischen Staaten mir Russisch sehr weit kommen. Die meisten werden Russisch verstehen. Die Frage ist nur, ob die Nichtrussen Russisch verstehen wollen. Die letzten 25 Jahre antirussische Hetze im Baltikum ist nicht spurlos an der Bevölkerung vorübergegangen.

Hibernator  13.07.2015, 03:34

Litauisch und Lettisch sind also nicht direkt mit Russisch vewandt. 

Das ist so nicht ganz richtig. Baltische Sprachen sind mit den Slawischen eng verwandt. Viel enger als mit allen anderen indo-germanischen Sprachen. Es gibt auch viele Gemeinsamkeiten.

Da die baltischen Staaten schon zum russischen Zarenreich gehörten, Litauen und Lettland seit 1795 und Estland bereits seit 1710, hatte Russisch dort einen besonderen Stellenwert. 1918 schlugen deutsche Truppen in den baltischen Ländern die bolschwistische Revolution nieder und errichteten dort formal unabhängige Staaten. 1940 kamen diese infolge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes zur Sowjetunion und waren bis 1990 Teil der Sowjetunion.

Das ist noch ein wenig vereinfachend. Zwischen 1918 und 1940 haben sich auch sozialistische Staaten dort etabliert, die von von Deutschen und Polen unterstützten rechten Umstürzlern verinnahmt und es wurden nationalistische Diktaturen errichtet, die dann eben 1940 von der SU aufgelöst wurden.

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Varton 
Fragesteller
 13.07.2015, 08:16

Vielen Dank für deine sehr gute Antwort, PeVau, ich hätte nur noch eine Frage: gibt es denn in Litauen nicht so viele Russen wie in Lettland und Estland und wird in Litauen die Russische Minderheit auch derartig diskriminiert?

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PeVau  13.07.2015, 11:40
@Varton

In Litauen machte die russische Minderheit 1990 nur ca. neun Prozent aus und fällt tendenziell. Damit wurde diese Minderheit nicht als "Gefahr" für die litauische Kultur gesehen. Dementsprechend wurden allen Gebietsansässigen 1991 auch die litauische Staatsangehörigkeit gewährt.

Die Integration der ethnischen Russen in Litauen ist vergleichsweise besser als in Lettland und Estland gelungen.

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Hibernator  13.07.2015, 16:56
@Varton

Obwohl die russische Minderheit in Litauen vielleicht etwas besser gestellt ist als in Lettland und Estland, aber das ist nur eine Relation. Die Frage ist doch besser als was.

Es gibt in Litauen z.B. noch Schulen, in denen auf Russisch unterrichtet wird aber sie werden geschlossen. Es gibt imemr weniger davon und man nutzt auch jede Gelegenheit um die Finanzierung zu streichen usw. Meine Verwandten in Litauen trauen sich nicht offen am Telefon zu sprechen über die Politik. Das ist einfach eine Tatsache. Das mag für jemaden, der in Russland lebt absurd erscheinen aber sowas gibt es in der EU in Jahr 2015. Die Probleme in Litauen liegen woanders. Die Russen in Litauen haben die Staatsbügerschaft, dürfen also wählen usw.

Aber Litauen wird von einer nationalistischen Regierung geführt, die das Land auf amerikanische anweisung auf dem typischen Wege in den Ruin führt. Das Land wurde in einen reinen Markt für den Westen umfunktioniert, deindustrialisiert und die Bürger sind meist auf der suche nach Arbeit im Ausland. Das ganz überdacht von eben sehr restriktiven Methoden der Regierung. Wenn man sichnicht linientreu äussert kann man eben leicht den Job verlieren.

Als Paradebeispiel die Biogrfie der Präsidentin. Vater war ein NKWD Offizier. Sie selbst war Mitgleid der KPdSU und nach neulichen Informationen IM beim KGB. Sie hat an der Parteikaderschule unterrichtet. Nach dem Zerfall der SU hat sie aber eine Schulung in den USA gemacht in Washington D.C. wo sie auch wohl schnell in den Orbit der amerikanischen Kaderschmieden für Marionettenregierungen kam.

Sie hat schon das Zeug um einen Übnerwachungsstaat zu leiten.

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Ich war vor einigen Jahren dort, die allermeisten sprechen russisch.

Und Kaliningrad ist keine Kolonie, merk dir das.

Varton 
Fragesteller
 14.07.2015, 16:53

Wie kann man denn Kalingrad sonst bezeichnen?

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JamesGordon  15.07.2015, 15:19
@Varton

Als Exklave. Eine Kolonie ist ein von Fremdherrschern besetztes Gebiet, welches zur Ausbeutung von Ressourcen oder Besiedlung oder sonstiges genutzt wird. Das Gebiet um Königsberg oder heute Kaliningrad wurde nach dem 2.Weltkrieg rechtmäßig der Sowjetunion, heute Russland, zugeteilt, und die Einwohner dort sind mehrheitlich Russen, das Gebiet selbst ist verwaltungstechnisch gesehen gleichwertig mit allen anderen Regionen Russlands, also ist das keine Kolonie. 

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etoes  23.01.2016, 01:19

Tut mir Leid:) Kaliningrad hat Adolf verloren

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Sprache ist das eine , aber ich unterstelle das viele dorthin importierte Nicht- Balten, inzwischen das liberale kapitalistische Leben dem EX-Kommunismus vorziehen. 25 Jahre ohne Diktat ist denen auch recht .

Hibernator  13.07.2015, 03:42

aber ich unterstelle das viele dorthin importierte Nicht- Balten, inzwischen das liberale kapitalistische Leben dem EX-Kommunismus vorziehen.

Was für eine unglaublicher proapagandaversuchter Schmarrn. Die Länder sind zur Zeit viel näher einer Dikatatur als sie es zur Zeit der SU je waren. Die Leute trauen sich nicht am Telefon zu sagen was sie denken. Ich habe Verwandte dort. Ich weiss wovon ich rede. Sie leben dort in Angst und Diktatur. Ja, es ist nicht die Angst verhaftet zu werden, aber es ist die Angst den Job zu verlieren, wiel man ideologisch nicht auf der Linie ist. Erzähle deine Märchen über das liberale Paradies woanders. Und die heimischen Kulturhüter klagen schon über den Untergang der eigenen Sprache und Kultur. Die US hat erhebliche Mittel zur Erhaltung der ethnischen Vielfalt bereitgestellt und Kulturen und Sprachen aller Völker der SU gefördert. Die neue liberal-kapitalistische(von dir so angepriesene Gesellschaftsordnung) Macht will kein Geld für die eigene Kultur ausgeben. Logisch, wenn die Präsidenten und Präsidentinen allesamt aus den USA kommen. Warum sollen sie sich um die Sprache und Kultur kümmern? Hauptsache die US-Botschaft ist zufrieden.

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earnest  13.07.2015, 06:51
@Hibernator

Hibernator - und wie er die Welt sieht. Durch sie sehr eigene Brille. Und mit sehr starken Worten vorgetragen.

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In den baltischen Staaten gibt es große russische Minderheiten, teilweise bis zu jedem vierten. Diese Menschen sprechen natürlich alle russisch und deswegen sind auch russische Medien, z.B. Zeitungen, Fernsehen, Radio weit verbreitet. Viele Menschen lernen deswegen Russisch, um dazuzugehören oder sich verständigen zu können.

Die baltischen Sprachen sind teilweise wie Russisch, aber nur Litauisch und Lettisch. Estnisch ist mit der Finnischen Sprache verwandt und gehört zu einer anderen Sprachfamilie. Obwohl Litauisch und Lettisch mit Russisch verwandt sind, sind die Sprachen doch sehr unterschiedlich - vergleichbar mit Russisch und Polnisch oder Russisch und Serbisch.