Sind Heilige immer katholisch?

Das Wort "heilig" ist ersteinmal ein Adjektiv, das man - je nach eigenem Gutdünken - auf die verschiedensten Menschen anwenden kann. Es ist kein "geschützter Begriff".

Aber: die katholische Kirche hat einen Prozess, bei dem sie Menschen zuerst "selig" und dann "heilig" spricht. Das ist ein sehr festgelegter Prozess. Zum Beispiel muss eine bestimmte Anzahl von Wundern nachgewiesen werden, und es gibt einen "Advocatus Diaboli", der Argumente gegen die Heiligsprechung der Person sammelt und vorbringt.

Das ganze kommt daher, dass die katholische Kirche den Anspruch erhebt, die "allein seligmachende" zu sein. Wenn die katholische Kirche jemanden Exkommuniziert, dann kommt er (nach ihrem Verständnis) nicht in den Himmel. (Die Protestanten allerdings denken, dass Gott da noch ein Wörtchen mitreden wird ...).

Insofern gehe ich davon aus, dass die katholische Kirche nur Katholiken heilig spricht. Andere Religionsgemeinschaften mögen ebenfalls besondere Menschen als Heilige bezeichnen, aber diesen offiziellen Titel (mit dem Zusatz "Sankt") kenne ich persönlich nur aus der römisch-katholischen Kirche und von den Orthodoxen. Protestanten würden jedenfalls nie von "Sankt Luther" sprechen.

Hallo LineJoshi,

nein, Heilige gibt es auch in den Evangelischen Kirchen.

Im Augsburger Bekenntnis (einem Glaubensbekenntnis aus der Reformationszeit, welches in allen größeren Evangelischen Kirchen in Deutschland noch in Geltung ist) heißt es dazu:

"Vom Heiligendienst wird von den unseren also gelehrt, dass man den Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, so wir sehen wie ihnen Gnade widerfahren und wie ihnen durch den Glauben geholfen ist..."

Die protestantische Heiligenverehrung ist jedoch ausschließlich ein Heiligengedächtnis. Während manche katholische Christinnen und Christen die Heiligen anrufen, ist dies im protestantischen Christentum nicht erlaubt.

Im Kirchenjahr der Evangelischen Kirchen in Deutschland gibt es auch einige Gedenktage für Heilige - z.B. diejenigen Personen, die in der Bibel vorkommen (Maria, Johannes der Täufer, die Apostel, Maria Magdalena). In den meisten protestantischen Gemeinden hier wird jedoch nur Sonntags Gottesdienst gefeiert, so dass die Gedenktage und Feste, die weniger wichtig sind, als die Sonntage, praktisch ausfallen. Viele protestantsiche Gemeinden feiern allerdings einen (besonders auf Kinder zugeschnittenen) Gottesdienst zum Gedenktag des Heiligen Martin von Tours.

Ein moderner Heiliger, der Christinnen und Christen aus verschiedenen Konfessionen inspiriert, wäre z.B. der evangelisch-lutherische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer.

Am sträksten dürfte wohl die Verehrung Martin Luthers ausgeprägt sein. In früheren Jahrhunderten gab es sogar einen Handel mit Luther-Reliquien - eine gewisse Ironie der Geschichte, da Martin Luther eine entschiedener Gegener des Reliquienhandels war^^ Letztes Jahr war das Luther-Jubiläum ja eher eine ziemlich eigenartige Mischung aus Pomp und Kitsch: Playmobil-Heiligenfiguren, Luther-Kekse, Luther-Bier, Luther-Kondome...

Naja... das Luther-Bier war gut...

Jeder Mensch, der „im Stand der heiligmachenden Gnade“ ist, wird auch nach katholischer Ansicht (nach Paulus) als Heiliger betrachtet – im engeren Sinn dann alle, die nach dem Tod bei Gott in der Ewigkeit leben.

Und das könnte grundsätzlich jeder Mensch sein, der nach seinem Gewissen gelebt hat und nach seinem Tode bei Gott ist, unabhängig von jeder Religion.

Seligsprechung heißt dann zunächst nur, dass die Kirche zustimmt, dass ein Mensch regional verehrt werden darf.

Heiligsprechung bedeutet, dass die Kirche zustimmt, ihn weltweit zu verehren.

So gesehen ist z.B. mein Großvater ein Heiliger, obwohl er nicht weltweit verehrt wird.

Nein - Katholische sind immer heilig.
Spaß beiseite - wieso sollte vor Gott eine Konfession über die "Heiligkeit" eines Menschen befinden ? Wie kommst du darauf ?
"Heilig" (würdig für das "Heil" = "Reich Gottes") sind alle, welche ihr Handeln an Gottes Willen orientieren - sogar wenn sie Gott nicht (er-)kennen ! Ihnen ist Gottes Wille ins Herz geschrieben.(Gewissen)
Diese Vorstellung hat sich schon am Anfang des Christentums gestaltet. Auch wenn sie im Laufe der (Kirchen-) Geschichte teils verdrängt oder vergessen wurde, so ist dieses Denken heute wieder präsent . Die letzten Päpste haben sich auch dahingehend geäußert.

Nein.

Zwar gibt es nur in der katholischen Kirche ein Heiligsprechungsverfahren.

Aber auch in der evangelischen Kirche kennt man vorbildliche Glaubenszeugen und auch Märtyrer, z. B. Martin Luther King und Dietrich Bonhoeffer.

Interessant ist der Fall der vier Lübecker Märtyrer, die gemeinsam wegen Widerstandes gegen die Nazidiktatur hingerichtet wurden. Einer von ihnen war ein evangelischer Pastor, die anderen katholische Geistliche. Man gedenkt ihrer gemeinsam in ökumenischer Verbundenheit.

Im übrigen dürfen sich alle Christen als Heilige/Geheiligte betrachten, egal ob besonders vorbildlich oder nicht. Paulus redet die Christen in seinen Briefen so an.