Sieht die Bibel vor Vegan zu Leben?

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Das ist ein sehr interessantes und umstrittenes Thema. Kann aber jeden Christen nachvollziehen, wenn dieser auf Fleischkonsum verzichtet. Es ist durch und durch eine christliche Sichtweise zu sagen, dass man zum Wohle eines Lebewesens keines sterben sehen will. Ich bin Christ und Fleischesser. Während der Fastenzeit verzichte ich gänzlich auf Fleischkonsum und mir wird diese Frage auch erst wieder bewusst. Ich kann mir vorstellen, dass es Asketen gibt oder gab die in diese Richtung leben.

An sich erlegt uns das NT keine Speisevorschriften auf. Lediglich sollten wir uns in der Tugend der Mäßigung üben.

Solche Hinweise gibt es in der Vielzahl. Allerdings sagt die Bibel auch was anderes. Ich kopiere etwas von einem anderen Beitrag von mir hier rein. Ich kann dir diesen Link mit dem Interview nur ans Herz legen. Es ist wie maßgeschneidert für das Thema, da es Vegetarismus im Christentum behandelt. Letztendes bleibt es doch eine Gewissensfrage. Teilweise war sogar unter den Urchristen die Diskussion und umstritten ob man nicht besser gänzlich auf das Schlachten von Tieren zum Verzehr verzichten sollte. Man hat sich darauf geeinigt Essgewohnheiten des anderen zu tolerieren.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ich-habe-keinen-gefallen-am-blut-der-stiere-der-laemmer-und-100.html

Jesus sagte auch:

"Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht. Und als er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger nach diesem Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig? Merkt ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann? Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und kommt heraus in die Grube. (Mt 15,11)."

Da streiten sich tatsächlich die Geister. Eine Pflicht zumindest ist nicht gegeben. Eher als Gewissensfrage, die ebenso eine christliche sein kann. Diese Freiheit selbst zu entscheiden gehört wohl dann doch zu einen der wichtigsten Merkmalen in unserem Glauben. Andere Stimmen wiederum sagen, Lebewesen sind beseelt und haben eine Würde wie wir Menschen - das sehe ich genauso. Du siehst, das ist alles sehr gespalten. Wobei ich selber als Fleischesser sagen würde, dass der Fleischverzicht die weisere Entscheidung ist. Vielleicht raff ich mich irgendwann vollständig dazu auf vegetarisch zu leben.

Bei Sprüche 12,10 geht es nur um Tierschutz. Bei Jesaja 1,11 und 1,13 geht es nur um Tieropfer. Bei Jesaja 1,7 geht es nicht um die Gegenwart.

Dafür isst Jesus Fisch, Lukas 24,42:

42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43 Und er nahm’s und aß vor ihnen.

https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas24%2C42

Das Essen von Fleisch ist explizit erlaubt, Römer 14,3:

2 Der eine glaubt, er dürfe alles essen. Der Schwache aber isst kein Fleisch[1]. 3 Wer isst, der verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, der richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen.

https://www.bibleserver.com/LUT/R%C3%B6mer14%2C3

Darum berufen sich christliche Vegetarierer auf Genesis 1,29-31, mit der Betonung auf "es war sehr gut" und "alles grüne Gewächs zur Nahrung":

 29 Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.
30 Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich
alles grüne Gewächs zur Nahrung.
Und so geschah es.
31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte:
Und siehe, es war sehr gut.

https://www.bibleserver.com/EU/1.Mose1%2C29-30

Dieser (vegane bzw vegetarische) Zeitpunkt der Schöpfung war "sehr gut":

In this passage, God prescribes a plant-based diet not just for humans, but for all land-based non-human animals.
Christian vegetarians and vegans point out that it was this creation—where all creatures ate plants—that God then declared "very good" in verse 31.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Christian_vegetarianis

Fleischlos ist also nur ein Ideal, aber kein Gebot.

Am Anfang war das so geplant (1.Mose 1,29).

Später gab es auch Fleisch und Fisch (3.Mose 11,2-10).

Woher ich das weiß:Recherche

Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig. Sprüche 12, 10

Dazu mal die Einheitsübersetzung:

10 Der Gerechte weiß, was sein Vieh braucht, / doch das Herz der Frevler ist hart.

Das spricht eher für eine vernünftige Tierhaltung als für Veganismus.

Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamt, auf der ganzen Erde, und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen, zu eurer Speise und allem Getier auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das da lebt auf Erden, dass sie allerlei grünes Kraut essen. Und so geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. 1. Mose 29-31

In der Tat hat Gott für Adam und Eva vor dem Sündenfall eine rein pflanzliche Ernährung vorgesehen. Damit war aber in dem Moment Schluss, als die Menschen aus dem Paradies vertrieben wurden. Gott selbst fertigt ihnen Kleidung aus Tierfellen, und erlaubt Abel offensichtlich die Nutzung von Herdentieren.

Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke. Jesaja 1, 11

Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Neumond und Sabbat, den Ruf zur Versammlung – Frevel und Festversammlung – ich mag es nicht! Jesaja 1, 13

Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut. Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen. Lasst ab vom Bösen, lernt Gutes tun! Jesaja 1, 15-17

Das muss man im Kontext lesen: Gott hat die Nase voll von Israel, und will weder Gebete, noch Gottesdienste, noch Brandopfer sehen, sondern echte Besserung. Wenn man das als Aufforderung zum Veganismus begreifen will, dann müsste man auch die Sonntage streichen, das Beten einstellen und jeglichen Gottesdienst aufhören. Also bitte, da ist ja wohl klar, dass es hier nicht um Fleischverzehr geht, sondern darum, dass Gott mal wieder schier am Verzweifeln ist mit seinem Volk, und Umkehr von schlechten Sitten und Einstellungen fordert.

Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es. Genesis, 1, 30

Irgendwie kann ich mir weder einen vegetarischen Adler noch vegetarische Katzen vorstellen. Wahrscheinlich war es vor dem Sündenfall wirklich anders geregelt, aber jetzt und hier essen sich Tiere halt gegenseitig auf.

Im Friedensreich, einer Art irdischem Paradies, das nach christlicher Vorstellung nach der Wiederkunft Christi erschaffen werden wird, soll es dann aber wieder kein Blutvergießen für die Nahrungsbeschaffung geben. Jesaja 11, 6-9

Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR. Jesaja 65, 25

Dann werden wieder die Zustände herrschen, wie vor dem Sündenfall. Das betrifft uns jetzt akut nicht wirklich. Unsere Realität ist, dass wir im Exil leben.

Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht eines vergessen. Lukas 12, 6

Da geht es mehr darum, dass Gott auch die geringsten Dinge, die kleinsten Menschen, die verborgensten Verfehlungen wahrnimmt. Dass die Sperlinge in der Bratpfanne landen, wird überhaupt nicht thematisiert.

Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben. Allein das Fleisch mit seinem Leben, seinem Blut, esst nicht! Euer eigenes Blut jedoch will ich einfordern. Von jedem Tier will ich es einfordern. Und das Leben des Menschen will ich einfordern von einem jeden anderen Menschen. 1 Mose 9, 3-5

Dazu auch mal wieder eine Übersetzung, die sich näher am Text hält, diesmal Schlachter 2000:

4 Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben[1], sein Blut, noch in ihm ist! 5 Jedoch euer eigenes Blut will ich fordern, von der Hand aller Tiere will ich es fordern und von der Hand des Menschen, von der Hand seines Bruders will ich das Leben des Menschen fordern. 6 Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht. 

Dazu muss man wissen, dass das Blut generell als Sitz des Lebens galt im Alten Orient. Alles Fleisch musste beim Schlachten grundsätzlich ausgeblutet werden, wobei man das Blut rituell auf eine Art Altar aus Steinen goß. So wurde jeder Schlachtvorgang gleichzeitig zu einem Opfer. Reste dieser Bräuche finden sich im Judentum und im Islam.

Also aus der Bibel Veganismus abzuleiten ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Du kannst natürlich jederzeit als Christ vegan leben, steht dir offen, aber es aus den Regeln und Gebräuchen der Bibel herzuleiten, das ist seltsam. Weil es vielfach Stellen in der Bibel gibt, die von einem ganz selbstverständlichen, wenn auch Regeln unterworfenen Fleischkonsum zeugen.

Sprüche 12,10: was sollte jemand mit Vieh anfangen der Veganer ist? Es geht nur darum, dass man das Vieh nicht zu schlecht behandelt, aber eben doch isst und "ausbeutet".

1, Mose 29-31: der Spruch für die Kreationisten. Der Mensch ist ein Abbild Gottes. Tiere nicht. Tiere sind da, damit der Mensch was zu herrschen hat. Quasi analog dazu: ein Kind hat Puppen zum Spielen. Tiere sind also wie "Spielzeug". Damit natürlich ist es unabhängig davon ob der Mensch vegan ist oder nicht. Wenn er aber nicht vegan ist, würde das darauf schließen lassen, dass Gott wohl das auch so macht.