Seid ihr für einen Industriestrompreis?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Bin dagegen 74%
Bin dafür 26%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Bin dagegen

Es ist ein großes Problem in Deutschland, dass einfache Leute zu wenig Geld in der Tasche haben und große Industriekonzerne zu wenig zur Staatskasse beitragen.

Ich sehe keinen Grund, weshalb man das jetzt noch weiter verschärfen müsste, indem man der Großindustrie günstigeren Strom zur Verfügung stellt und damit für normale Menschen noch höhere Strompreise provoziert (wer finanziert denn bitte die Subventionen?)

dantes  06.09.2023, 13:08

Die Subventionen brauchst du nicht finanzieren. Der Strom ist nur deswegen günstiger, weil der Staat nicht mit einer Flut von Steuern und Abgaben diesen künstlich verteuert.

Und du meinst die Konzerne tragen zu wenig zum Allgemeinwohl bei? Na dann freut es dich bestimmt, dass BASF ein wunderschönes neues Werk baut - in Indien. Dann können die zukünftig in Indien zu wenig zu deinem sozialistischen Märchen finanzieren. Jetzt haben wir es aber BASF so richtig gezeigt, wa?

Wenn du ganz ruhig bist und der Wind richtig steht, kannst du die Inder lachen hören.

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RedPanther  06.09.2023, 13:54
@dantes
Die Subventionen brauchst du nicht finanzieren. Der Strom ist nur deswegen günstiger, weil der Staat nicht mit einer Flut von Steuern und Abgaben diesen künstlich verteuert.

Doch, natürlich muss das finanziert werden! Wenn der Staat an einer Stelle freiwillig auf Einnahmen verzichtet und die Ausgaben nicht reduziert, muss das Geld von woanders kommen. Logisch, oder?

Und du meinst die Konzerne tragen zu wenig zum Allgemeinwohl bei?

Nun wir bringen in Deutschland das Kunststück zustande, dass ein erschreckend hoher Teil der Menschen von Armut bedroht ist, ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung unter einer hohen Steuerlast leidet und wir gleichzeitig im europäischen Vergleich eine unterdurchschnittliche Steuerquote in Relation zum BIP haben.

Unsere Löhne sind so niedrig, dass die Hälfte der Deutschen der Ansicht ist, das Arbeiten lohne sich eigentlich nicht mehr. Ja, ganz klar: Da macht es Sinn, den Mindestlohn gering zu halten. Und wenn der Staat mehr Geld braucht, ist auch absolut sinnvoll, dass dies bei den kleinen Leuten geholt wird... es darf ja nicht sein, dass Industriekonzerne weniger Gewinn machen.

Na dann freut es dich bestimmt, dass BASF ein wunderschönes neues Werk baut - in Indien.

Indien ist ein aufstrebendes Schwellenland, in dem u.a. ein gigantischer Markt für Chemikalien aller Art herrscht. Wo aber klar ist, dass man nicht aus deutscher Produktion anliefern kann, weil zu teuer und zu umständlicher Transport. Also ist es betriebswirtschaftlich logisch, einen günstigeren Produktionsstandort vor Ort zu errichten.

Ändern deutsche finanzpolitische Entscheidungen irgendwas an diesem Zusammenhang? Nein. Selbst wenn die BASF ihre Energie gratis bekäme und keine Steuern zahlen bräuchte, würds keinen Sinn machen, den indischen Markt aus Deutschland heraus zu beliefern.

Wenn du schon so ein Argument nennen willst, dann wähle doch bitte ein Beispiel eines Unternehmens, das in Deutschland die Zelte abbricht und nach Frankreich oder Dänemark umzieht.

Dann können die zukünftig in Indien zu wenig zu deinem sozialistischen Märchen finanzieren. Jetzt haben wir es aber BASF so richtig gezeigt, wa?

Ich hoffe, du bist als Mensch nicht so kindisch, wie du dich hier ausdrückst.

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dantes  06.09.2023, 15:06
@RedPanther

Wieso sollte man nach Dänemark oder Frankreich? Vom Regen in die Traufe. USA, Indien, usw. das ist lukrativ. Aber doch nicht Frankreich, das regelmäßig von Streiks gebeutelt wird.

Wegen dem Strompreis: Du gibst also zu, dass der Staat nicht bezuschusst, sondern lediglich weniger raubt.

Das Kunststück der „relativen Armut“ willst du nun aber nicht verteidigen, oder? Schon mal mit der Definition der rel. Armut auseinander gesetzt? Sie hat die Folge, dass in einem wachsenden Land mit wachsendem Wohlstand die relative Armut kurioserweise steigt, bei wirtschaftlichem Niedergang sinkt die Armut interessanterweise. Noch nie gefragt, wieso wir mittlerweile einen riesigen Umverteilungsapparat haben, die angebliche Schere zwischen Arm und Reich jedoch komischerweise immer größer wird? Nein, es liegt nicht an den Gewinnen, denn weltweit ist die Armut seit Jahrzehnten rückläufig, insbesondere durch den Kapitalismus. Diese kuriose Definition der relativeb Armut ist so gewollt, denn davon lebt unsere Wohlfahrt und auch einige Parteien. Daher kann man sie nicht ernst nehmen.

Ich empfehle dir dringend das Buch „Der Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“ von Dr. Dr. Rainer Zitelmann zu lesen. Er räumt mit deinen sozialistischen Märchen schnell auf.

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RedPanther  07.09.2023, 10:29
@dantes

Oh ja, stimmt!

In einem liberalen Kapitalismussystem wie den USA leben die Menschen viel besser! Sie haben eine bessere Gesundheitsversorgung, sie sind besser gegen Arbeitslosigkeit abgesichert, sie haben eine bessere Altersversorgung...

Ja, dumm von mir dass ich das nicht gesehen habe.

/Sarkasmus aus.

Mal ehrlich: Wir haben so viele Systeme auf der Welt, die weitaus kapitalistischer orientiert sind als Deutschland. Schaue nur zum Beispiel nach Gehts den Menschen dort besser? Nein.

Wo sind die Menschen glücklicher als in Deutschland? In Finnland, Schweden, Dänemark... Na, sind das alles maximal liberale Kapitalismussysteme?

Bitte erkläre mir, inwiefern es der breiten Bevölkerung nützt, wenn sich das Geld bei den Wohlhabenden weiter anhäuft und bei den Leistungen für die weniger wohlhabenden gespart wird, wo es nur geht.

Also ich hab z.B. noch keinen Industriekonzern gesehen, der bei "betriebsbedingten Kündigungen", welche im Grunde nur der Gewinnmaximierung dienen, wirklich dafür gesorgt hat dass die gekündigten Mitarbeiter weiterhin gut versorgt sind... Dafür soll der Staat zuständig sein, aber natürlich nicht von dem Geld, das der Konzern erwirtschaftet.

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dantes  07.09.2023, 11:40
@RedPanther

Du hast das typische Bild der 80er/90er der USA. Das haben aber die meisten Deutschen. Blöd nur, dass es kaum mehr etwas mit den USA gemein hat.

Das öffentliche Rentensystem der USA „Social Security“ OASDI umfasst mehr Gruppen , als das deutsche. Beispielsweise auch Selbstständige. Es ist sogar so sozial, dass es anders als das dt. Rentensystem von oben nach unten umverteilt. Bedeutet Geringverdiener bekommen mehr Rente, Gutverdiener prozentual zu ihrem Beitrag weniger.

Mit 401k hat die USA ein hervorragendes privates Alterssicherungssystem, Lichtjahre besser als das der Deutschen.

Fast alle US Bürger haben eine Krankenversicherung, ebenfalls ergänzt durch Medicare.

Arbeitslosenversicherung

Sozialhilfe AFDC, Medicaid, SSI, Lebensmittelmarken, uvm.

usw. Leider wird darüber in Deutschland kaum berichtet. Der Sozialstaat ist in den USA wesentlich ausgebaut worden.

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Bin dagegen

Hey!

Ich kann keine konkrete Antwort geben, weil mich das innerlich spaltet: Den Staat würde die Finanzierung der Subventionen etwa 30 Mrd. Euro kosten (Capital: Industriestrompreis - Pro und Contra):

30 Milliarden Euro könnte die Subvention den Staat kosten, so das Wirtschaftsministerium.

Wir haben zwar das Geld, und das ist auch nicht viel, gemessen am BIP, aber man muss sich auch vor Augen führen, dass der Industriestrompreis nur bis 2030 gelten würde. Die Tagesschau schrieb unter dem Artikel einen Satz, den ich persönlich für zutreffend halte (Tagesschau: Was ein Industriestrompreis unserer Wirtschaft bringen würde):

Die Gegner kritisieren, dass nach den Plänen vom Wirtschaftsminister Robert Habeck nur besonders energieintensive Unternehmen profitieren sollen - das wären rund 2.500 Betriebe. Im Umkehrschluss würden also die meisten Unternehmen leer ausgehen, zum Beispiel der Mittelstand.

Allerdings müssen wir auch bedenken, dass die Industrie die Basis unseres Wohlstandes ist, und das sehr viele Unternehmen sich ins Ausland absetzen (Manager-Magazin: Jeder sechste Industriebetrieb verlagert Jobs und Produktion ins Ausland):

Wegen hoher Energie- und Rohstoffkosten wandert jeder sechste Industriebetrieb ins Ausland ab. BDI-Präsident Siegfried Russwurm verlangt mehr Entlastungen und weniger Bürokratie vom Bund.

Und wenn wir Industrie verlieren, verlieren wir auf Dauer auch Wohlstand. Über den Industriestrompreis sagt man aber auch (B4BSchwaben: Pro und Contra: Ist der Industriestrompreis ein falsches Signal?):

Außerdem sind die Energiekosten nicht der Hauptwettbewerbsfaktor, sondern qualifizierte Fachkräfte. Wir sollten eher in Standortvorteile investieren, als Geld dafür auszugeben, die Nachteile abzufedern.

Eine Gefahr, die ich persönlich sehe: Wenn der Strompreis günstiger wird durch den Industriestrompreis, dann bestünde die Gefahr, dass die Unternehmen mehr Strom verbrauchen und das wiederum würde die Strompreise erhöhen.

Was schlage ich stattdessen vor? Ganz klar (ZDF: Stärkt Industriestrompreis die Wirtschaft?):

So würde die Abschaffung der Stromsteuer künftig allen Unternehmen in Deutschland helfen, Nachteile im internationalen Wettbewerb spürbar zu mindern.

Außerdem ein Ausbau der regenerativen Energiesysteme. Dieser sind billiger und umweltschonender als fossile Brennstoffe, und wir brauchen bis 2045 sowieso eine ökonomische Dekarbonisierung. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung sagt:

Nicht sinnvoll ist es dagegen, dauerhafte Kostennachteile an einem Standort durch Subventionen auszugleichen. Falls man davon ausgeht, dass Strom in Deutschland dauerhaft teurer bleibt als an anderen Standorten, sollte man davon absehen, diesen Standortnachteil für die Industrie durch Subventionen auszugleichen.

Damit haben sie Recht, zudem sorgt der Europäische Emissionshandel sowieso für steigende Strompreise. Ein weiterer Nachteil aus dem oben verlinkten ZDF-Artikel:

Deutschland wird auch mit Industriestrompreis kein Land mit günstiger Energie. Auch grünen Strom können andere Länder günstiger herstellen.

Das Problem ist allerdings, wenn sich die Chemie ins Ausland verlagert, dann sinkt automatisch unsere Chance klimaneutral zu werden, denn die Chemiebranche ist für die Energiewende unabdingbar.

Die Ampel zickt sich zudem auch gegenseitig an, Dr. Robert Habeck ist dafür, Christian Lindner klar dagegen. Also auch eine politische Einigkeit zu finden ist schwierig, und von einer Umsetzung sprechen wir noch nicht einmal. Ein anderes Argument, das vom WDR unter (WDR: Billiger Industriestrom: Neuer Streit um Hilfe für Unternehmen):

Er könne Bundeskanzler Scholz aber verstehen, sagte Ott dem WDR. "Wenn man im Norden oder im Osten Unternehmen subventionieren soll, damit sie weniger Strom einspeisen, und im Westen und Süden Unternehmen subventionieren soll, weil der Strom zu teuer ist, dann macht das kaum Sinn."

Dabei stimme ich zu. Es ist unsinnig eine Lösung für zwei Probleme anzusetzen und es ist naiv zu glauben, dass automatisch weniger Strom verbraucht werden würde. Zudem verschwindet die energieintensive Industrie sowieso auf Dauer. Eine Alternative, die ich für praktischer erachte, ist neben der Abschaffung der Stromsteuer auch ein Direktliefervertrag (IHK: Geförderte Direktlieferverträge als Alternative zum Industriestrompreis):

Die DIHK hat daher einen Alternativvorschlag entwickelt, der der gesamten deutschen Wirtschaft zugutekommt, dabei deutlich weniger Bürokratieaufwand verursacht und unterm Strich den Staatshaushalt weniger belastet.

Für mich klingt das gut, wobei ich keine Wirtschaftswissenschaftlerin bin.

Fazit: Für mich persönlich klingt der Industriestrompreis nicht gut. Er ist mehr ein Schnellschuss als ein Vorteil. Die Nachteile überwiegen in meinen Augen die Vorteile, daher sollte auf Alternativen gesetzt werden.

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Meteorologie-Studium
Bin dafür

Wenn daraus resultierende Gewinne nicht abgeschöpft werden, sondern in z.B. neue Technologien investiert werden, bin ich schon dafür.

Ich fürchte aber, dass sich die Unternehmen nicht darauf einlassen und es am Ende an den Steuerzahlern hängen bleibt.

Bin dagegen

Mag ja sein, dass der Wirtschaft die Energiekosten zu hoch sind, das sind sie jedoch auch für jeden Bürger.

Wenn dann gleiches Recht für alle, der Staat sollte allgemein die Energiesteuern senken.

Mit etwas Nachdenken kann man sich die Antwort selbst geben wenn die Industrie schon ganz offen drüber gesprochen hat, wegen Energiekosten abzuwandern. Schön blöd wenn man da dagegen ist... und hinterher die Wirtschaft immer mehr in Schieflage gerät. Aber wir haben ja auch genügend, die dafür gesorgt haben, dass die AKWs abgeschaltet werden - und wir nun den dreckigsten UND teuersten Strom haben. Alleine dafür reicht es ja schon bei der Masse nicht um sowas zu erkennen. Heulen geht aber immer!