Seid Ihr Akademikerkinder?
Hallo,
soll nicht arrogant klingen, aber ich bin in meiner Familie die einzige, die studiert und Abi hat. Meine Freunde, die mit mir studieren kommen alle aus Elternhäusern, in denen es zumindest eine Person gibt, die studiert hat und mit denen ein Austausch stattfindet.
Ich fühle mich manchmal etwas alleine gelassen, weil ich mich mit meiner Familie nicht austauschen kann und oft auch als 'Übermensch' angesehen werde, was uns irgendwie distanziert.
Ich habe das Gefühl, meine Familie denkt in 'Gesellschaftsschichten' und dass ich sozusagen nicht dazu gehöre mehr, weil ich nicht mehr in der Schicht bin...weil meine Mutter zum Beispiel auch gerne studiert hätte und ich ihr sozusagen immer widerspiegel, was sie nicht erreicht hat und bekomme deshalb ein schlechtes Gewissen...
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
6 Antworten
Kann ich so nicht bestätigen, obwohl ich auch aus einer Arbeiterfamilie komme.
Meine Eltern sind auch "nur" einfache Arbeiter (Mutter in der Pflege, Vater Klempner). Ich dagegen habe ein Diplomstudium erfolgreich abgeschlossen.
Zu meinen Eltern habe ich dennoch ein sehr inniges Verhältnis und merke da keine Distanz. Im Gegenteil meine Eltern freuen sich und sind stolz, dass ich es geschafft habe dahin zu kommen, wo ich bin, obwohl sie mir dabei vom inhaltlichen nicht helfen konnten.
Ich merke also kein Schichten denken bei meinen Eltern, obwohl wir so gesehen ja auch in unterschiedlichen Schichten sind.
Jap, ähnliche Erfahrungen im Sinne von Erwartungshaltung und Anspruch an mich. Beide Elternteile Akademiker, Großeltern dto., Onkel, Tanten, bis hin zu Großonkels usw. d.h. Juristen, Ärzte, Techniker usw.
Diesbezüglich war es anstrengend Kind zu sein, Abi war ein Muss - habe mir dafür aber persönliche Freiheiten ausgehandelt, Studieren Pflicht! Der Bekanntenkreis der Ellis widerum Akademiker, Geschäftsleute, Leute mit Geld, Leute mit Einfluss!
Abi habe ich gemacht, Studium läuft, ansonsten bin ich nicht auf Linie, nicht das was sie sich gewünscht hätten. Du Überbleibsel kennst nicht die Partys und Events, die unendlich langweiligen Abende des Geldadels, die Arroganz den Untergebenen gegenüber, die Überheblichkeit und der Standesdünkel von solchen Leuten.
Sei froh, dass du einer einfacheren Schicht entstammst, die wenigstens einen Nagel in die Wand hauen können und dass du nicht ständig mit anderen gemessen wirst!
Für deine Leute bleibst du ein Idol zu dem sie aufschauen und auf das sie stolz sind!
Na ja, das eine ist so. Aber das andere ist, dass auch an mich hohe Erwartungen gestellt werden, ohne mich emotional dabei zu unterstützen, weil keinen Plan...und dazu wird bzw. wurde schon immer viel Verantwortung auf mich abgewälzt, die ich als Kind oft überfordernd fand.
Ich kann dich da sehr gut nachvollziehen. Allerdings ist eine Lösung da schwierig. Sie können vieles nicht nachvollziehen, weil sie es selbst nie erlebt haben. Ich denke, dass es gut wäre, falls du die Beziehung verbessern willst, dass du versuchst dich in die Lebenslagen von ihnen hineinzuversetzen. Rede weniger über dich, sondern interessiere dich für sie. Versuche hochtrabende Sätze zu vermeiden. Was "adäquat" oder "kongruent" ist, muss nicht jeder wissen. Ignoriere es, wenn Anspielungen auf dich kommen. (Wie "Na wir haben ja nicht studiert!") Versuche Fragen zu stellen, die auf das persönliche Leben abspielen und vermeide Tipps zu geben. Um dir nochmehr Tipps zu geben, müsste ich mehr über die Konflikte wissen.
Ja tatsächlich habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Das mit diesen "Gesellschaftschichen-Denken" kommt meiner Meinung nach einfach aus mangelndem Wissen bzw. fehlenden Erfahrungen in manchen Familien.
Weil bei uns niemand studiert hat, dachten alle, nur weil man studiert verdient man plötzlich Unsummen, gehört zur Oberschicht, bekommt ne Leitungsfunktion und was weiß ich - einfach wiel diese aufgrund mangelnder Erfahrung den Wert und die "Besonderheit" eines Studiums massiv überschätzten.
Anders herum habe ich nicht nur einmal erlebt dass Leute aus gehobenen Akademikerfamilien denken, mit einer Ausbildung ist man nur ein Hilfsarbeiter der macht was man ihm sagt, jemand bei dem es für ein Studium nicht gereicht hat und jetzt als Handlanger seine Tage fristen muss - einfach weil diese aufgrund mangelnder Erfahrung den Wert und Umfang einer Ausbildung massiv unterschätzten.
Ich halte gar nichts von dieser scharfen Trennung Ausbildung/Studium bzw. Arbeiter/Akademiker.
Nein. Mein Vater war Maurer, meine Mutter Hausfrau und Nebenerwerbslandwirtin.
Mich hat das bei meinem Studium nicht gestört.